Elf Eingangsklassen in Petershagen

Hat Zukunft: Die Grundschule in Friedewalde.

Petershagen. Eine schöne Nachricht gibt es aus Petershagen: Der Ausschuss für Schule und Sport unterstützt einstimmig den Vorschlag der Stadtverwaltung, im Schuljahr 2024/25 elf Eingangsklassen zu bilden. Das bestätigt Detlev Scheumann von der Sozial- und Schulverwaltung. “Im Moment ist alles Friede, Freude, Eierkuchen”, sagt Scheumann mit Blick auf stabile Zahlen bei den Grundschulen. Die Verteilung der Schülerinnen und Schüler auf die Grundschulen im Stadtgebiet sei “in Abstimmung mit den Schulleitungen” geschehen, wie es in der Sitzungsvorlage heißt.

Drei Eingangsklassen in Friedewalde

Der Grundschulverbund Eldagsen-Friedewale ist mit jeweils 20 Neuanmeldungen gesichert. “Ich bin den Eingangsklassen, Anmeldungen und Schülerzahlen zufrieden”, sagt Schulleiterin Alexandra Mohrhoff. In Eldagsen wird es eine Eingangsklasse geben, in Friedewalde aufgrund des jahrgangsübergreifenden Unterrichts zwei, da noch 20 Anmeldungen aus dem Schuljahrgang 2023/24 zu berücksichtigen sind.

Lahde-Frille der größte Grundschulverbund

Die meisten Anmeldungen hat der Grundschulverbund Lahde-Frille mit den Teilstandorten Frille (26 Anmeldungen/eine Eingangsklasse) und Lahde (78/3), gefolgt von Windheim (48/2), Petershagen (45/2) und Eldagsen-Friedewalde (40/3). Für das Schuljahr 2024/25 gibt es somit in der Stadt Petershagen 237 neu angemeldete Erstklässler. Formell besiegelt wird der Beschluss in der Ratssitzung am Donnerstag, 14. Dezember 2023.

Ein Erlebnis, das sie nie wieder vergisst

Zurück in Friedewalde: Claudia Heiden, die den New-York-City-Marathon gemeinsam mit mehr als 50.000 Teilnehmern und in einer Zeit von 4:35,23 Stunden gelaufen ist. Foto: Jürgen Krüger

New York/Friedewalde. Udo Jürgens besingt in seinem Lied “Ich war noch niemals in New York” die Sehnsucht, dem kleinbürgerlichen Leben zu entfliehen und nach New York zu reisen. Claudia Heiden hat diese Sehnsucht überwunden. Die 48-jährige Friedewalderin ist nämlich nach New York gereist, um dort einen Marathon (42,195 Kilometer) zu laufen. Dabei sei es gar nicht Sehnsucht gewesen, sondern nur die irre Idee ihrer Freundin Karolin Busch. Der 42-jährige Hamburgerin kommt es im Sommer 2022 in den Sinn, den legendären Marathon in New York zu laufen. “Da habe ich spontan gesagt: dann komme ich mit”, sagt Claudia Heiden. “Alleine hätte ich das nicht gemacht.” Kennen gelernt haben sich die beiden beim Hannover-Marathon vor fünf Jahren (2018).

Buchung ein Jahr im Voraus

Die Recherche ergibt, dass es nicht so einfach ist, am New-York-City-Marathon, wie die weltweit größte Laufveranstaltung offiziell heißt, teilzunehmen. Für Amateursportler bleibt im Grunde nur die Buchung über einen internationalen Reiseveranstalter, der sogenannte “Marathon-Pakete” vertreibt. Claudia Heiden und Karolin Busch entscheiden sich für Interair-Sportreisen und buchen im November 2022, inklusive Hotel “Romers Hells Kitchen“, Bootstour auf dem Hudson-River und geführter Busrundfahrt durch den “Big Apple”. Flug ab Hamburg über London nach New York und Transfer zum Hotel buchen sie extra. Hinflug ist Mittwoch, 1. November 2023, Rückflug am Montag, 6. November 2023. Den Marathon laufen sie am Sonntag, 5. November 2023.

Kurz nach dem Start: Claudia Heiden (links) und Karolin Busch auf der Verrazzano-Narrows Bridge in Staten Island. Foto: Karolin Busch

Begleitet von Polizisten mit Maschinenpistolen

Bereits die Anreise zum Start in Staten Island, mit der Fähre frühmorgens um 7.15 Uhr von der Südspitze Manhattans aus, vorbei an der Freiheitsstatue, ist ein Highlight. Doch nicht nur das. “Wir sind von Booten der Küstenwache begleitet worden, darauf Polizisten mit Maschinenpistolen”, sagt Claudia Heiden. Am Pier in Staten Island angekommen, bringen Busse die Sportler zum Startzentrum in einer Kaserne. Bei aller theoretischen Vorbereitung lässt sich nur erahnen, welch ein organisatorischer Aufwand hinter diese Veranstaltung steht. “Das ist gigantisch”, schwärmt Claudia Heiden. In diesem Jahr 2023 bringen 51.402 Läuferinnen und Läufer den New-York-Marathon zu Ende (Finisher), darunter Karolin Busch (Altersklasse W42) in 4:31,57 Stunden auf Platz 25.361 und Claudia Heiden (Altersklasse W48) in 4:35,23 Stunden auf Platz 26.508.

Beim Start fließen erste Tränen

Es gibt drei farblich sortierte Startgruppen, wobei die erste den Top-Läufern gehört. Claudia Heiden und Karolin Busch sind der zweiten Startgruppe (10.20 Uhr) zugeordnet. Auf die Strecke geht es mit großem Brimborium mit amerikanischer Nationalhymne und dem Song “New York, New York” von Frank Sinatra. Und die erste Hürde steht sogleich bevor: die Verrazano-Narrows Bridge – eine zwei Kilometer lange, zweistöckige Hängebrücke, die die New Yorker Stadtteile Staten Island und Brooklyn über die Meerenge “The Narrows” miteinander verbindet. “Der Start über die Brücke war emotional, da habe ich geweint”, gibt Claudia Heiden zu. Doch danach muss sie sich auf den sportlichen Teil konzentrieren, denn der New-York-Marathon ist anspruchsvoll. Die Strecke durch die fünf Stadtteile Staten Island, Brooklyn, Queens, The Bronx und Manhattan ist hügelig. Insbesondere die Anstiege der fünf zu überquerenden Brücken sind nicht zu unterschätzen. “Für Bestzeiten ist der New-York-Marathon jedenfalls nicht geeignet”, scherzt Claudia Heiden. Die Laufstrecke gibt es als Video auf Youtube zu sehen.

Mehr als zwei Millionen Zuschauer

Doch das hatte sie auch nicht vor. “Für mich war das ein bisschen wie ein Sightseeing-Lauf”, sagt Claudia Heiden. Auf der anderen Seite ist sie sportlich ehrgeizig. Die ersten 30 Kilometer läuft sie Seite an Seite mit Karolin Busch, dann bleibt sie hinter ihrer Freundin zurück. Unterwegs saugt sie Eindrücke auf, die sie nie wieder vergessen wird. Mehr als zwei Millionen Zuschauer säumen die Strecke. Es spielen Bands und Musikkapellen. Eurosport überträgt live, und fängt auch die laufende Friedewalderin kurz ein. Ab Kilometer 26 folgt eine sechs Kilometer lange Gerade auf der First Avenue in Richtung Norden durch Manhattan in den Stadtteil The Bronx. “Du kannst nur geradeaus gucken und siehst alles voller Leute, Läufer und Zuschauer, alles ist voll. Das kann ich gar nicht beschreiben”, sagt sie. “Laufen konnte man aber gut, jeder hatte seinen Tanzbereich.”

Keine Cola im Land von Coca-Cola und Weihnachtsmann

Nach der Kehrtwende in der Bronx geht es zurück, Richtung Süden. Ein läuferischer Tiefpunkt, denn jetzt muss sie die ganze Strecke wieder zurück. Aber, es geht durch den Central-Park. “Da kamen uns die Zuschauer immer näher, weil es dort keine Absperrungen gab. Das war teilweise abenteuerlich”, beschreibt sie die Situation. Die sieben letzten Kilometer bis ins Ziel redet sie sich gedanklich in Meilen schön. “Das sind dann nur vier, das hört sich einfacher an.” Im Ziel im Central-Park angekommen ist Claudia Heiden glücklich und enttäuscht zugleich. Glücklich, weil sie den New-York-Marathon in einer ordentlichen Zeit geschafft hat. Enttäuscht, weil sie sich eine Cola gewünscht hätte. Doch auch im Ziel gibt es, wie unterwegs, nur Wasser und Gatorade. Ein isotonisches Getränk, das Claudia Heiden nicht ausstehen kann. “Eine einfache, ordinäre Coca Cola – die hat mir wirklich gefehlt. Das kenne ich von den Marathonläufen hierzulande anders, da gibt es ab Kilometer 30 meistens auch Cola”, sagt Claudia Heiden, die zur Vorbereitung im Juni 2023 in Stockholm und im Oktober 2023 in Köln einen Marathon gelaufen ist.

Im Ziel angekommen: Claudia Heiden im Central-Park.

Das Startgeld beträgt 560 Euro

Jetzt sind Karolin Busch und Claudia Heiden zurück, im Gepäck wunderschöne Erlebnisse und Erfahrungen, die ihnen niemanden mehr nimmt. So sehr sie auch von der Reise fasziniert ist, so gerne ist Claudia Heiden aber auch wieder in Friedewalde. Den New-York-Marathon werde sie nicht noch einmal laufen, allein schon aus finanziellen Gründen. Das Startgeld beträgt 560 Euro, zuzüglich Reisekosten. “So etwas macht man ja auch nicht jedes Jahr, sondern vielleicht nur einmal im Leben”, sagt Claudia Heiden, die von sich aber sagen kann: “Ich habe es getan.” London könnte sie sich vorstellen, denn mit Berlin und New York hat sie bereits zwei Sterne der sogenannten “World-Marathon-Majors” gesammelt. Dahinter verbergen sich die sechs größten Marathonläufe der Welt: Boston, New York, Chicago, Tokio, London und Berlin.

Da ist das Ding: Die Medaille, fotografiert von Claudia Heiden am New Yorker Times Square.

Alles beginnt mit einem Anfängerkurs

Claudia Heiden macht 2003 beim zweiten Anfängerkurs des TuS Freya Friedewalde unter der Leitung von Uwe Bergner und Lisa Niedringhaus mit und ist fasziniert. 2009 läuft sie ihren ersten Marathon (Porta), der in New York war ihr fünfzehnter. Sie ist lizenzierte Laufinstruktorin, leitet den Lauftreff des TuS Freya Friedewalde und organisiert den Friedewalder Mühlenlauf.

TipTop-Reinigung bei Nicole Ruhe

Vorerst keine Reinigung mehr

TipTop-Reinigung bei Nicole Ruhe
Das Schild hängt noch: Die TipTop-Reinigung bei Nicole Ruhe ist momentan geschlossen. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Im Friseursalon von Nicole Ruhe an der Friedewalder Straße gab es bislang die Möglichkeit, Wäsche zur Reinigung abzugeben. Doch diesen Service könne sie ab sofort nicht mehr anbieten, da das Reinigungsunternehmen “TipTop” an der Königstraße in Minden ihr mitgeteilt habe, den Betrieb schließen zu wollen. “Sie haben mir gesagt, dass es eventuell eine Nachfolgeregelung geben wird. Doch soweit ist es noch nicht”, so die Friseurin. “Ich bitte um Verständnis, dass ich bis dahin leider keine Wäsche mehr annehmen kann.”

Der Countdown läuft

Er hat es nicht weit: Heino Prieß steht hier vor seiner Wohnung an der Friedewalder Straße. Im Hintergrund ist Autohaus Meier zu sehen. Das Unternehmen, für das er fast ein halbes Jahrhundert lang gearbeitet hat. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Wehrpflichtige kennen das Maßband. Und das dazugehörige Lied nach der Melodie von Jingle Bells natürlich auch: “Oberfeld, Oberfeld, hörst du das Geläut. 57 Tage noch und den Rest von heut”. Auch Heino Prieß hatte damals, als er bei der Bundeswehr war, ein solches Maßband. Und jetzt hat er wieder eines. Damit zählt er die Tage bis zu seinem Rentenbeginn herunter. Am Donnerstag, 30. November 2023, ist es soweit. Dann endet sein Berufsleben nach fast einem halben Jahrhundert bei Authohaus Meier. Genau sind es 48 Jahre und vier Monate, plus drei Wochen Praktikum in der 9. Klasse der Hauptschule Petershagen. “Eine lange Zeit”, sagt er 64-Jährige.

Nur 100 Meter bis zur Firma

Und noch etwas ist besonders: Sein Weg zur Arbeit ist keine 100 Meter lang. Heino Prieß wohnt mit seiner Lebensgefährtin Rita nämlich in einer Eigentumswohnung (zweiter Stock), die er 1997 seinem Freund Volker Drees abgekauft hat. Es ist das Haus, in dem Friseurin Nicole Ruhe im Erdgeschoss ihren Salon hat und die Bäckerei Ledig ihr Geschäft hatte, das aber seit einiger Zeit leer steht. Geboren ist Heino Prieß auch nur 100 Meter vom Autohaus Meier entfernt. Allerdings in die andere Richtung, im Haus der Familie Stehr. Er ist also ein waschechter Friedewalder, und das mit Überzeugung.

Nur einmal, als er nach der Lehre seinen Wehrdienst in Hamburg absolvierte und an Panzern herumschraubte, habe er überlegt, zu gehen. “Aber Hamburg war mir zu weit weg”, gibt Heino Prieß zu. Auch die Möglichkeit, sich bei den Mindener Pionieren zu verpflichten, verwarf er. Und so landete Heino Prieß nach dem Wehrdienst bei seinem Ausbildungsbetrieb – Autohaus Meier.

Von den Eltern unterschrieben: Der Vertrag zur Ausbildung als Kraftfahrzeugmechaniker vom 1. August 1975 bis zum 31. juli 1978. Foto: Jürgen Krüger

“Bernhard Brehmer war ein toller Mensch”

Schon damals radelte er mit dem Fahrrad zur Arbeit, denn seine Eltern hatten ein Haus am Pastorenfeld. Heino Prieß weiß noch, wie der damalige Inhaber und Geschäftsführer Bernhard Brehmer ihn und Ingo Weber, dem zweiten neuen Lehrling, am Montag, 4. August 1975, den Betrieb gezeigt und sie mit Fragen gelöchert hat. “Bernhard Bremer war ein toller Mensch”, sagt Heino Prieß rückblickend. “Er kam jeden Montag in die Werkstatt, klimperte mit Wallnüssen in der Hosentasche herum und fragte uns, was wir am Wochenende gemacht haben”. Ausbildungsmeister war Heinz Fricke, der kurze Zeit davor Rudi Kruse (Schroams) als Meister abgelöst hatte.

Goggomotoren in den NSU Prinz gebaut

Zu der Zeit hatte Autohaus Meier eine Schmiede und neben Marken wie Ford, Glas und BMW eine NSU-Vertretung. NSU gehörte seit 1969 zu Audi. Die ersten Modelle, an denen Heino Prieß gearbeitet hat, waren der NSU Prinz und der NSU Ro 80, der wegen seines futuristischen Designs und seines Kreiskolbenmotors im Jahr 1967 zum “Auto des Jahres” gewählt wurde. Außerdem hatte Autohaus Meier ein Patent. “Wir haben Goggomotoren in den NSU Prinz IV eingebaut. Der Goggomotor war ein Zweitakter mit zwei Zylindern und 250 Kubikzentimetern Hubraum, und dafür brauchte man keinen Autoführerschein”, verrät Heino Prieß. Prinz und Goggo hatten den Motor übrigens hinten. Nach der Vertriebskooperation zwischen Volkswagen und Audi wurde Autohaus Meier V.A.G-Vertragshändler für Volkswagen und Audi. Neue Modelle wie VW-Käfer, VW-Golf, K70 oder Audi 100 hielten Einzug in die Werkstatt.

Damit änderte sich auch das Anforderungsprofil an die Mitarbeiter, die begannen, sich zu spezialisieren. Heino Prieß trat 1985 in die Fußstapfen von Manfred Döbler als Fachmann für Getriebe. Das ist er bis heute. Mit der Arbeit von früher sei die heutige nicht mehr zu vergleichen, der technische Fortschritt gewaltig. “Um einen Käfer-Motor auszubauen, brauchte man früher nur fünf Kabel zu lösen. Heute gehen allein an das Motor-Steuergerät geschätzt 80 Kabel. Das ist unvorstellbar”, verdeutlicht Heino Prieß die Entwicklung.

Das Maßband: Hier zeigt es noch 57 Tage bis zum Rentenbeginn an. Foto: Jürgen Krüger

Nach dem Renteneintritt 520-Euro-Job im Visier

Wenn Heino Prieß am 30. November 2023 den letzten Abschnitt mit der Zahl 1 von seinem Maßband vernichtet, dann soll das aber nicht das endgültige Ende für Arbeit an sich sein. Der dreifache Großvater möchte sich gerne einen 520-Euro-Job besorgen. Möglicherweise bleibt er sogar bei Autohaus Meier. “Um in Rente gehen zu können, musste sich bei Autohaus Meier kündigen. Das war die erste Kündigung, die ich in meinem ganzen Leben geschrieben habe”, sagt Heino Prieß. In den nächsten Tagen werde er sich mit Geschäftsführer Marcel Borm zusammensetzen, um die Möglichkeiten der weiteren Zusammenarbeit zu besprechen. Dann wird er vielleicht auch künftig weiter die rund 100 Meter zu Fuß zu seiner Werkstatt laufen. Allerdings nicht mehr so häufig. Denn mit seiner Rita möchte Heino Prieß jetzt öfter mit dem Wohnwagen Berge und Meer besuchen und dort ausgiebig E-Bike fahren.

Gekommen, um zu bleiben

Herzlich Willkommen in Friedewalde: Unternehmer Matthias Witte, der hier vor seinem Firmengebäude an der Lavelsloher Straße 5 in Friedewalde steht. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Zu Friedewalde hat Matthias Witte einen besonderen Bezug. Vor fast zehn Jahren setzte er sich als Mitglied der Schulpflegschaft der Grundschule Eldagsen für die Kooperation mit Friedewalde ein. Damit war die von der Schließung bedrohte Grundschule Friedewalde gerettet. Seitdem blüht und gedeiht der Grundschulverbund Eldagsen-Friedewalde und seitdem ist auch noch kein Politiker, Bürgermeister oder Verwaltungsangestellter wieder auf die Idee gekommen, diese wunderbaren Standorte zu schließen.

Und Matthias Witte? Er wohnt immer noch in Eldagsen, hat sich jetzt aber mit seiner Firma VA-Engineering in Friedewalde niedergelassen – und zwar im ehemaligen Gebäude der Volksbank Herford-Mindener Land. Direkt am Tag der Veröffentlichung, dass die Volksbank den Standort Friedewalde aufgibt, habe er bei dem Geldinstitut angerufen. “Drei Stunden später hatte ich einen Besichtigungstermin hier vor Ort”, sagt Matthais Witte. Beide wurden sich einig. “Es gab noch weitere Interessenten, ab ich war der schnellste, und mein Konzept passte mit den Vorstellungen der Volksbank überein.”

Neugründung ehemaliger Mitarbeiter

Matthias Witte hat bei Schoppe & Faeser in Minden Dreher gelernt, bildete sich zum Maschinenbautechniker weiter und leitete beim Nachfolgeunternehmen ABB die Abteilung für Antriebe und Ventile. Als ABB die Abteilung aufgeben wollte, gründete Matthias Witte 2014 das Unternehmen VA-Engineering. “Es handelt sich um eine Neugründung ehemaliger Mitarbeiter”, erklärt Matthias Witte. Sieben Mitarbeiter sorgen nun für Ersatzteile, Umbauten und Lieferungen kompletter Armaturen mit Antrieben – und das weltweit. “Wir sind dort zu Hause, wo Wasser, Dampf und Gase durch Rohre fließen”, fasst Matthias Witte den Geschäftsbetrieb anschaulich zusammen. Beispiele: Brauereien, Biogasanlagen, Müllverbrennungsanlagen, Papierfarbriken oder Stadtwerke. Bislang war Minden Standort des Unternehmes, jetzt ist es Friedewalde.

Reichlich Platz: Das Hauptgebäude hat drei Etagen mit knapp 500 Quadratmetern Nutzfläche, der angrenzende Lagerraum hat eine Größe von 237 Quadratmeter. Foto: Jürgen Krüger

Aussicht auf schnelles Internet K.O.-Kriterium

Momentan sind Handwerker damit beschäftigt, das Gebäude mit knapp 500 Quadratmetern Nutzfläche (Erdgeschoss 175 qm; Obergeschoss 150 qm, Dachgeschoss 140 qm) auf drei Etagen zukunftsfähig umzubauen und zu sanieren. In den rund 15 einzelnen Räumen sollen Büros entstehen, sowohl für den Eigenbedarf als auch zur Vermietung. Die ehemalige Großraumfiliale nebenan (237 Quadratmeter), die momentan noch Meier-Medizintechnik nutzt, soll ab Januar 2024 als Lagerraum für VA-Engineering dienen. Auf dem Dach soll eine Photovoltaikanlage den Strom für eine Wärmepumpe liefern. Die alte Ölheizung verschwindet. Im Sommer 2024 soll alles fertig sein, und dann hofft Matthias Witte, dass auch endlich der Glasfaseranschluss in Betrieb ist. Momentan sei lediglich das Leerrohr verlegt. “Die Aussicht auf Glasfaser war übrigens ein K.O.-Kriterium. Wir schieben großen Datenmengen hin und her. Da ist schnelles Internet unverzichtbar”, so Witte. Momentan hält sich der 46-Jährige mit einer schnellen Richtfunkverbindung (Mobilfunk) über Wasser.

Sohn hat schon Interesse bekundet

Matthias Witte ist nach Friedewalde gekommen, um zu bleiben. “Ich plane hier langfristig, eigentlich für immer.” Er kann sich durchaus vorstellen, dass er mittelfristig auch neue Mitarbeiter braucht, im wesentlichen Techniker und gerne aus der Region. Außerdem studiert sein Sohn am Campus Minden der Fachhochschule Bielefeld Maschinenbau. “Er hat schon sein Interesse bekundet, in der Firma aktiv zu werden”, so Witte. Seine Tochter macht zurzeit eine Ausbildung zur Zahntechnikerin. Etwas traurig ist Matthias Witte, dass die Bäckerei Ledig geschlossen hat. “Da sind wir immer gerne hingegangen und haben uns mit Brötchen versorgt”, sagt er.

Bäckerei Ledig schließt

Schluss nach acht Jahren: Die Bäckerei Ledig schließt ihre Friedewalder Filiale. Letzter Öffnungstag ist Mittwoch, 30. August 2023. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Unser Dorf muss einen weiteren herben Verlust hinnehmen. Die Bäckerei Ledig schließt ihr Geschäft nach acht Jahren. Der letzte Öffnungstag ist Mittwoch, 30. August 2023. “Gehofft, gekämpft und trotzdem verloren. Wir möchten uns für eure langjährige Treue bedanken, es waren wirklich sehr schöne Jahre mit euch. Bleibt weiterhin gesund und ein ganz liebes Dankeschön für alles. Liebe Grüße Tatjana und Familie Ledig”, heißt es auf der Facebookseite der Bäckerei Ledig.

Bäcker- und Konditormeister Andreas Ledig musste vergangenens Jahr Insolvenz anmelden. Er versuchte die Sanierung in Eigenregie, wobei Friedewalde zu den umsatzschwächeren Standorten gehörte. “Entscheidend ist jetzt, dass die Bügerinnen und Bürger bei uns einkaufen”, hatte Andreas Ledig seinerzeit gesagt. Das ist offensichtlich nicht in dem Maße geschehen, wie erhofft.

Das Ende einer Abkürzung

Gesperrt: Autos und Traktoren haben keine Chance mehr, die Straße ohne Namen (hier an der Lavelsloher Straße beginnend) zu befahren. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Die Abkürzung zwischen der Lavelsloher Straße (gegenüber dem neuen Friedhof) und der Holzhauser Straße ist Geschichte. Die Stadt Petershagen hat Sperrpfosten aufgestellt, so dass kein Fahrzeug mehr die ohnehin ramponierte Straße benutzen kann. Radfahrer und Fußgänger dagegen schon. Die aufgestellten Schilder, die vor Straßenschäden warnen und eine Durchfahrt untersagen, hätten viele Autofahrer ignoriert, wie Kay Busche, stellvertretender Bürgermeister und Leiter der Bauverwaltung, sagt. Die Sperrung mit den Pollern sei in enger Abstimmung mit Ortsbürgermeisterin Jessica König und den angrenzenden Landwirten erfolgt.

Die Straße ohne Namen: Die Abkürzung zwischen Lavelsloher Straße und Holzhauser Straße wurde gebaut, um den Transport der Särge von der Kapelle auf dem neuen Friedhof zum alten Friedhof zu gewährleisten. Mit dem Auto benötigt man gut eine Minute, um auf die Holzhauser Straße zu gelangen, durch den Ort zu fahren dauert es 45 Sekunden länger. Foto: Jürgen Krüger

Straßenschäden für Radfahrer und Fußgänger ausbessern

“Der ursprüngliche Plan war eine Treckerschleuse, doch eine Überprüfung führte zu der Erkenntnis, dass die Seitenbereiche dafür nicht stabil genug sind. Außerdem ist eine Treckerschleuse nachts für Radfahrer nicht so gut zu erkennen wie ein Poller”, sagt Kay Busche. Auch das Kostenargument spreche für sich: Während eine Treckerschleuse durchaus mit 10.000 Euro zu Buche schlagen könne, seien Poller für 500 Euro haben, gibt Busche zu bedenken. Nun möchte die Stadt Petershagen die noch vorhandenen Schäden in der Straße ausbessern, um die Strecke für Radfahrer und Fußgänger angenehmer und sicherer zu machen. “Wir schauen mal, was zu retten ist”, sagt Kay Busche.

Von der anderen Seite: Der Sperrpfosten an der Kreuzung Diekhoff / Hinterm Felde. Foto: Jürgen Krüger

“Langfristig wird die Straße nicht zu halten sein”

Der 51-Jährige verweist aber auch auf die wassergebundene Decke, die für diesen Abschnitt plan- und beschlussmäßig vorgesehen ist. Allerdings sei die wassergebundene Decke für diese besondere Art einer Straße (verbotene Abkürzung) keine in Stein gemeißelte Lösung. Die beim Rückbau des Diekweges gemachten Erfahrungen fließen hier offensichtlich in die Bewertung mit ein. “Mal sehen wie die Reaktionen der Friedewalderinnen und Friedewalder ausfallen. Vielleicht kommt diese Lösung ja auch ganz gut an. Langfristig aber wird die Straße nicht zu halten sein. Es sei denn, der technische Fortschritt erlaubt in den kommenden Jahren andere Möglichkeiten”, so Kay Busche.

Kinder machen ihren Tee selbst

Mitten drin: Die Begeisterung bei der Teezubereiotung ist den Kindern förmlich anzusehen. Foto: Lisa Themann

Friedewalde. Ruckzuck waren die Ferienspiele der evangelischen Kirchengemeinde Friedewalde-Stemmer und des CVJM Petershagen ausgebucht. Rund 50 Kinder nutzten das Angebot, um einen Teil der sechs Wochen Sommerferien mit Inhalt zu füllen. Innerhalb der Ferienspiele bot die Apotheke Friedewalde den Kindern an, sich unter Anleitung ihre eigene Teesorte zu mischen. Im vergangenen Jahr war es eine Handcreme.

Da es an beiden Tagen regnete, entschieden die Mitarbeiterinnen der Apotheke, die Teezubereitung in die Apotheke zu verlegen. “Die Teebestandteile wären dann entweder weggeflogen oder zu klamm geworden”, sagt Lisa Themann, die als Pharmazeutisch-technische Assistentin (PTA) bei der Apotheke Friedewalde arbeitet. “Die Alternative, den Tee innerhalb der Apoteheke zuzubereiten, ist bei den Kindern fast sogar noch besser angekommen. So konnten sie sich auch mal hinter dem Tresen ein Bild von der Apotheke machen.”

Die Waage hilft: Die Kinder mischen hier gemeinsam den Tee. Foto: Lisa Themann

Sommertee mit fünf Bestandteilen

In Kleingruppen besuchten die Ferienspielkinder nach und nach die Apotheke und erfuhren, dass Tee in der Fachsprache korrekt als “Teedroge” bezeichnet wird. In Fünfergruppen eingeteilt durfte sich jedes Kind seinen eigenen Sommertee mit fünf Bestandteilen Erdbeer-, Brombeer-, Melissen- und Pfefferminzblätter sowie Hibiskusblüten selbst zubereiten. Nacheinander wogen die begeisterten und bis in die Haarspitzen motivierten Kinder die Teedrogen ab und vermischten sie. Dann füllten sie den Tee in kleine Tüten, die sie vorher mit einem Etikett beklebt hatten. So freuten sich die Ferienspielteilnehmer über einen leckeren Tee, der entweder für sie selbst oder als Geschenk für Mama oder Oma sein sollte. “Natürlich durften beim Verlassen der Apotheke Traubenzuckerbonbons und Poster nicht fehlen”, verrät Lisa Themann.

Stolz wie Oskar: Diese drei Teilnehmerinnen präsentieren das fertige Produkt, das sie mit nach Hause nehmen dürfen. Foto: Lisa Themann

Nur 90 Sekunden

Hellwach: Käthe Müller aus Wegholm, die nicht so gerne direkt ins Gesicht fotografiert werden möchte, diesem Motiv aber zugestimmt hat. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde-Wegholm. Mit dem Wagenkorso beim Dorfgemeinschaftsfest 2023 beschäftigt sich dieser Leserbrief von Käthe Müller:

Sonntag, heute ist ein schöner Tag. Die Sonne scheint und: Es ist unser Dorfgemeinschaftsfest, eine wunderbare, bunte und fröhliche Abwechslung in unserem Alltagsleben, was sonst, sehr dankbar, eine besondere Freude ist. Wir rüsten uns dafür, jeder auf seine Weise. Die Jungen und Jüngeren basteln, schmücken ihr Gefährt für die wirklich schöne Rundfahrt. Die Alten wie ich (84 Jahre) laden liebe Nachbarn ein, damit uns diese besondere Großveranstaltung auch eine wirkliche Freude ist. Und das ist sie auch.

Sie sind zu schnell für die Alten

Erwartungsvoll sehen wir dem bunten Zug entgegen. Die Feuerwehr fährt schneidig um die Ecke, dicht dahinter Trecker an Trecker mit lachenden und föhlichen Menschen. Nur die Alten können keinen Wagen besehen, er fährt zu schnell. Der Zauber ist in nur 90 Sekunden vorbei. Ich (Wir) sind traurig, denn so gerne hätten wir es gehabt, dass jeder Wagen eine Minute steht, so dass wir ihn kurz bewundern können. Zur Festwiese können wir Alten nicht, es ist zu beschwerlich. So räumen wir unsere Sitzgelegenheiten langsam und beschwerlich wieder weg.

Ein Vorschlag: Vielleicht wäre es möglich, den nächsten Wagenkorso etwas langsamer fahren zu lassen, denn noch sind wir Alten da, die diese wunderbare Tradition auch mitgenießen möchten. Schaun mer mal! Danke für die viele Mühe und Arbeit.

Es grüßt Euch,
Käthe Müller aus Wegholm.

Bunte Kartoffeln für den Landrat

Zu Besuch in Eldagsen: Landrat Ali Dogan mit Schülern des Grundschulverbundes Eldagsen-Friedewalde, Schulleiterin Alexandra Mohrhoff (rechts) und Sabine Kanning (links). Foto: GSV Eldagsen-Friedewalde

Petershagen-Eldagsen. Mit einer so schnellen Zusage für einen Termin hätte Schulleiterin Alexandra Mohrhoff gar nicht gerechnet. Die Anfrage per E-Mail an den Landrat Ali Dogan hatte sie in den Sommerferien verschickt und prompt kam der Vorschlag für einen Besuchstermin am GSV Eldagsen-Friedewalde.
Gestern war es dann soweit und der Landrat des Kreises Minden-Lübbecke besuchte bei bestem Wetter den Standort Eldagsen.

Begeistert von der Lage

Ali Dogan nahm sich viel Zeit um sich die Schule anzuschauen und war begeistert von der Lage und dem Außengelände der Schule. Die beiden Standorte Eldagsen und Friedewalde werden aktuell von ca. 95 Schüler*innen pro Standort besucht und bestechen durch die ländliche Umgebung und die engen Teamstrukturen. Mit der Musikbox des Offenen Ganztages und einer bunten Bilderwand fühlte sich Ali Dogan gleich wohl und bekam bei der Kartoffelernte mit Lena und Charlotte gleich eine Tüte mit bunten Kartoffeln in die Hand gedrückt.

“Der Präsident war heute zu Besuch”

Bei einer Tasse Kaffee und Schnittchen der Bäckerei Ledig stellten Sabine Kanning (sozialpädagogische Fachkraft am GSV) und Alexandra Mohrhoff dann das Projekt des Grundschulverbundes mit dem Therapiehof Reimann vor. Ali Dogan bekam eine Fotomappe und Briefe der Kinder mit und hatte gute Ideen für die weitere Finanzierung des Projektes.

Die Kinder des Grundschulverbundes flüstern auf dem Schulhof über „den Präsidenten“, der heute zu Besuch war, und das Team des Standortes Eldagsen erlebte einen offenen und interessierten Landrat des Kreises Minden-Lübbecke. “Herzlichen Dank für diese Möglichkeit, und wir hoffen, dass Ali Dogan auch weiterhin einen guten Blick auf die Bildung in unserem Kreis hat”, sagt Alexandra Mohrhoff.

Apothekerin verlässt Friedewalde

Sie sagt leise Tschüss: Sonja Niemann-Schwier, wie man sie kennt – hinter dem Tresen ihrer Apotheke in Friedewalde. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Für sie ist es eine Chance, für Friedewalde ein großer Verlust. Sonja-Niemann-Schwier schließt am Ende des Jahres 2023 ihre Apotheke, um am 1. Januar 2024 eine neue in Rothenuffeln zu gründen. “Es tut uns unendlich leid für Friedewalde, aber die wirtschaftlichen Perspektiven hier haben sich in den vergangenen Jahren eher verschlechtert”, begründet die 53-Jährige den Schritt.

Die Überlegungen begannen bereits vor zwei Jahren, als abzusehen war, dass Ärztin Olga Wiens nicht weiter praktizieren werde, wenn sie das Rentenalter erreicht habe. Eine Nachfolge war zunächst nicht in Sicht. “Und ohne Arzt am Ort oder in der Nähe haben wir in Friedewalde einen denkbar schlechten Standort”, meint Sonja Niemann-Schwier. Ihre Entscheidung änderte sie auch dann nicht mehr, als sich kurzfristig mit Alexander Thiel ein Nachfolger für Olga Wiens fand. Und die Schließung der Friedewalder Geschäftsstelle der Volksbank Herford-Mindener Land habe ihre Entscheidung bestätigt. “Man merkt, dass die Infratsruktur in Friedewalde leider ein bisschen wegbricht”, sagt sie. Die Nachfrage habe nachgelassen. “Das sieht man auch an den Zahlen.”

Neuer Name: Mühlenbach-Apotheke

In Rothenuffeln gibt es ein neues Ärztehaus mit dem Namen “Am Wiehen”. Dort praktizieren Friederike Martins, Olga Ullrich und Ruben Leven in Kooperation mit dem Holzhauser Ärzte-Ehepaar Christina und Tilo Polonius. “Als die Anfrage kam, haben wir das im gemeinsam Team besprochen und entschieden, den Standort zu verlegen. Die Alternative wäre die Schließung gewesen”, sagt Sonja Niemann-Schwier.

Die gute Nachricht: Alle ihre sieben Angestellten, Vertretungen und Aushilfen (Andrea Traue, Lisa Themann, Christine Kruse, Kimberly Weber, Maike Feldmann, Christina Quellhorst und Sabine Hoppmann) wollen bleiben, was sicherlich auch für das gute Betriebsklima spricht. In Rothenuffeln werde eine Apotheke nach den neuesten Standards mit Labor und Kommissionierer entstehen. Mit 162 Quadratmetern sind die Räumlichkeiten dort deutlich größer als in Friedewalde (ca. 110 Quadratmeter). Auch ein neuer Name ist bereits gefunden: Mühlenbach-Apotheke.

Weitere Nutzung ungewiss: Das Gebäude der Apotheke Friedewalde an der Lavelsloher Straße. Eigentümerin ist Verena Dähn, die Tochter der kürzlich verstorbenen Apothekerin Edith Dähn. Foto: Jürgen Krüger

Eigentlich wollte Sonja Niemann-Schwier ihr Arbeitsleben in Friedewalde auch vollenden. “Wir hatten das 50-jährige Jubiläum schon anvisiert”, sagt sie. Das wäre in 13 Jahren (im Jahr 2036) der Fall gewesen, solange gibt es die Apotheke schon im Dorf. Gegründet hatte sie im Jahr 1986 die kürzlich verstorbene Apothekerin Edith Dähn. Bei ihr machte Sonja Niemann-Schwier nach Abschluss ihrer Ausbildung zur Pharmazeutisch-technischen Assistentin (PTA) anfang der 1990er Jahre ein halbjähriges Praktikum.

Von Edith Dähn motiviert studierte sie anschließend in Münster Pharmazie, wobei sie in den Semesterferien oft in der Apotheke Friedewalde arbeitete. Im Jahr 2010 stieg sie als Gesellschafterin mit ein und betrieb die Apotheke zunächst zwei Jahre lang gemeinsam mit Edith Dähn als Offene Handelgesellschaft (oHG). Seit dem Jahr 2012 führt Sonja Niemann-Schwier die Apotheke Friedewalde in Eigenregie.

Ganz zu verzichten brauchen die Friedewalder aber auch künftig nicht auf die Dienste “ihrer” Apotheke. Sonja Niemann-Schwier möchte den Lieferservice aufrechterhalten. “Wenn die Friedewalder es wünschen, werden wir sie auch weiter versorgen”, verspricht die Apothekerin und verweist auf die bereits schon in Betrieb befindliche Vorbestell-App von “Ihre Apotheken”. Auch soll der Botendienst ausgebaut werden, unter anderem mit direkter EC-Kartenzahlung am Lieferort.

Bundestagsabgeordneter Oliver Vogt hospitiert am 16. August 2023

Lobend äußerst sich Sonja Niemann-Schwier über Ortsbürgermeisterin Jessica König, die sich sehr bemüht habe. “Allein kann sie aber auch nicht viel bewegen”, sagt sie. Vonseiten der Stadt Petershagen habe es hingegen keinerlei Nachfragen gegeben. Das wird sicherlich auch ein Thema am Mittwoch, 16. August 2023 sein, wenn der Minden-Lübbecker Bundestagsabgeordnete Oliver Vogt (CDU) vormittags in der Apotheke Friedewalde hospitiert. “Er möchte gerne wissen, wie der Betrieb in einer Apotheke so läuft”, erklärt Sonja Niemann-Schwier. “Ich werde ihm sagen, dass es sehr schade ist, wenn dörfliche Strukturen verloren gehen. Wir haben lange gekämpft und gehofft, doch am Ende bleibt uns keine andere Wahl, als den Standort Friedewalde aufzugeben.” Die Gewerbesteuer der künftigen Mühlenbach-Apotheke fließt ab dem kommenden Jahr dann der Gemeinde Hille zu.

Handwerker aus Leidenschaft

So lässt es sich aushalten: Sebastian Bartsch, hier im Garten seines Hauses in der Brandheide. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Gute Handwerker sind begehrt, aber nicht immer leicht zu finden. Umso schöner ist es, dass sich Sebastian Bartsch in Friedewalde niedergelassen hat. Seit einem Jahr ist der gelernte Innenausbauer nun schon selbstständig und mit der Auftragslage durchaus zufrieden. “Auch in Friedewalde, was mich sehr freut”, sagt der 37-jährige, staatlich geprüfte Bautechniker. Innenausbau, Sanierungsarbeiten, Abbruch/Demontage, Bodenbeläge und Malerarbeiten hat er anzubieten. Gerade auf dem Land mit viel Wohneigentum und ehemaligen Höfen dürften diese handwerklichen Fähigkeiten gefragt sein. So hat Sebastian Bartsch, der gerne und viel mit Zentralheizungs- und Lüftungsbaumeister Rawinder Meier zusammenarbeitet, auch mehr private Kunden als gewerbliche.

Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker

Sebastian Bartsch ist ein Handwerker aus Leidenschaft. Der gebürtige Petershäger besuchte die Hauptschule und gehörte zu dem Abschlussjahrgang, mit dessen Abgang auch der ehemalige Schulleiter Herbert Klocke in den Ruhestand ging. Direkt im Anschluss machte er bei Hillenkötter in Minden-Leteln eine Ausbildung zum Trockenbaumonteur. Es folgten vier Jahre Bundeswehr bei den Feldjägern in Hamburg. “Das war eine schöne Zeit”, sagt er.

Mit dem LKW-Führerschein in der Tasche arbeitete Sebastian Bartsch bei mehreren Baufirmen, unter anderem fuhr er einen Betonmischer. In den zwei Jahren 2014 und 2015 bildete er sich bei den Blindow-Schulen in Stadthagen in Vollzeit um Bautechniker, Fachbereich Hochbau, weiter und fing bei Nunnenkamp in Bad Oeynhausen im Schadenmanagement an zu arbeiten. Im August 2022 machte er sich selbstständig und ist momentan noch ohne Angestellte. “Ich muss erst einmal sehen, wie sich mein Geschäft entwickelt”, so der Handwerker.

Wunderschön gelegen: Der Friedewalder Ortsteil Brandheide. Hier wohnt Sebastian Bartsch mit seiner Familie. Foto: Jürgen Krüger

Sebastian Bartsch lebt mit seiner Familie in der Brandheide. Sie haben vor fünf Jahren das Haus von Wolfgang Rohlfing gekauft, der nach Minden gezogen ist. Zuvor wohnten sie zwei Jahre lang an der Förthofstraße. Ehefrau Sina ist gebürtige Mindenerin, genauer stammt sie aus Minderheide. Die 36-Jährige konnte mit Dorfleben zunächst nichts anfangen. Der Umzug nach Petershagen und dann nach Friedewalde war ein Experiment. “Ich hatte keine Ahnung und habe Sebastain gefragt, ob er überhaupt Nachbarn hat”, sagt sie rückblickend und lacht. In Minderheide steht Haus an Haus, liegt Garten an Garten. Seit sie vor sieben Jahren nach Friedewalde gezogen sind, will sie nichts anderes mehr. “Es ist wunderschön hier”, schwärmt Sina Bartsch. Der große Garten hinter ihrem Haus ist für die Eltern und ihre spielenden Kinder ein Paradies.

Kindergarten und Grundschule am Ort enorm wichtig

Ein gewichtiges Argument für den Umzug nach Friedewalde sei allerdings auch gewesen, dass es am Ort einen Kindergarten und eine Grundschule gebe. “Ich glaube nicht, dass wir Friedewalde sonst überhaupt in Betracht gezogen hätten”, sagt Sina Bartsch. Zur Familie gehören vier Kinder: Sohn Micah (10) wechselt gerade zur Realschule nach Lahde, Tochter Mila (6) kommt in die 2. Klasse der Grundschule Friedewalde, die jüngste Tochter Merle (4) besucht den Kindergarten Friedewalde. Die älteste Tochter Shana (17) absolviert eine Ausbildung. Seit einiger Zeit gibt es in der Brandheide Glasfaser, so dass die junge Familie auch alle Vorzüge einer ultra-schnellen Internetverbindung nutzen kann.

Kontakt

Sebastian Bartsch
Innenausbau
Staatlich geprüfter Bautechniker

Brandheide 19
32469 Petershagen

Telefon (0 57 04) 83 84 841
Mobil (01 76) 75 88 01 11

E-Mail: info@bartsch-innenausbau.net
www.bartsch-innenausbau.net

Hausarzt schließt vorübergehend

Momentan geschlossen: Die Praxis von Alexander Thiel. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Mit großen Hoffnungen der Friedewalder verbunden hatte Alexander Thiel im Januar 2023 die Hausarztpraxis von Olga Wiens übernommen. Doch nach nur fünf Monaten ist sie schon wieder geschlossen. Gegenüber dem Mindener Tageblatt bekräftigt der Mediziner eine “zeitweise Schließung, die bis Ende Juni dauern werde”. Aufgrund der Folgen eines Verkehrsunfalls müsse er sich mehreren Operationen unterziehen. Der Betrieb werde aber Anfang Juli auf jeden Fall wieder aufgenommen, so der Internist gegenüber der Zeitung.

Ob es tatsächlich dazu kommt, wird man sehen. Denn mit Katy Laschewski und Heike Krömer haben die beiden einzigen Arzthelferinnen gekündigt. Während Katy Laschewski zum 1. Juni 2023 eine neue Arbeitsstelle antritt, nimmt sich Heike Krömer erst einmal eine Auszeit. Ein Schild an der Praxistür verweist zudem auf Renovierungsarbeiten während der Schließungszeit hin. Auf einem weiteren handgeschriebenen Zettel bittet der Verfasser, die Post beim Nachbarn Dr. Vinke (Eigentümer und Vermieter der Praxis, Anm. d. Redaktion) abzugeben. “Wir sammeln sie, bevor der Briefkasten überquillt”, steht dort geschrieben.

Handgeschrieben: Der Zettel am Briefkasten der Praxis. Foto: Jürgen Krüger

Zweifel an Afghanistan-Einsatz

Ungeachtet zahlreicher Gerüchte, die momentan im Dorf kursieren, treten möglicherweise erste Ungereimtheiten im Lebenslauf von Alexander Thiel auf. So hatte ein Facebook-Nutzer darauf aufmerksam gemacht, dass die Bundeswehr erst im Jahr 2002 im Rahmen einer Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe (ISAF) der NATO in Afghanistan eingerückt sei. Das bestätigt auch die Bundeswehr auf ihrer Internetseite. Alexander Thiel hatte angegeben, er sei von 1988 bis 1990 in Afghanistan stationiert gewesen, und dass von “86 Kameraden damals nur 46 lebend nach Deutschland zurückgekehrt” seien.

Mühlenlauf: Jetzt online anmelden

Auf der Kleiriehe: Der Start des Halbmarathons. Foto: Maximilian Harre

Friedewalde. Der TuS Freya Friedewalde richtet an Christi Himmelfahrt (Donnerstag, 18. Mai 2023) den 12. Friedewalder Mühlenlauf aus. Im Programm sind sechs Wettbewerbe. Hier die Startzeiten: 10 Uhr Bambini (600 Meter), 10.10 Uhr Kinder U8 (1 km), 10.25 Mühlenlauf 2 km, 10.50 Uhr Halbmarathon, 10.55 Mühlenlauf 10 km, 11 Uhr Mühlenlauf 5 km.

Drei Strecken amtlich vermessen

Der Halbmarathon sowie die beiden Läufe über 10 km und 5 km sind nach Angaben des Veranstalters amtlich vermessen und somit bestenlisten-tauglich. Der Friedewalder Mühlenlauf ist zugleich der zweite Lauf der Mühlenkreisserie. Anmeldungen sind online möglich unter https://my.raceresult.com/236931/ bis Montag, 15. Mai 2023 um 18 Uhr, Nachmeldungen bis eine halbe Stunde vor dem Start. Laut Chef-Organisatorin Claudia Heiden soll es in diesem Jahr beim Hof Ruhe an der Kleiriehe sogar eine Samba-Band geben.

Auch die Friedewalder mussten nach der Wiederaufnahme Einbußen bei den Teilnehmerzahlen hinnehmen, wie fast jeder Veranstalter von Volksläufen in Ostwestfalen-Lippe. Nach den Rekordjahren 2019 (908 Finisher) und 2018 (961 Finisher) kamen nach Ende der zweijährigen Coronapause in Friedewalde im vergangenen Jahr immerhin 607 Läuferinnen und Läufer ins Ziel, darunter 215 Kinder.

10. Friedewalder Mühlenlauf, Kinderlauf
Ganz schön viele: Im Jahr 2022 machten beim Friedewalder Mühlenlauf 215 Kinder mit. Foto: Maximilian Harre

Himmelfahrt. Sportfest. Friedewalde.

Der Mühlenlauf ist in Friedewalde traditionell Auftakt des Sportfestes. “Himmelfahrt. Sportftest. Friedewalde.” lautet der Slogan des TuS Freya Friedewalde. Hüpfburgen, Kinderschminken und die Fussball-Dartscheibe sollen für ein gelungenes Rahmenprogramm sorgen. Dazu stehen wieder ein umfangreiches kulinarisches Angebot mit Flammkuchen, Eiswagen, Bratwurst und vielem mehr zur Verfügung. Nach den Siegerehrungen der Läufe startet 13 Uhr die Anmeldung zur Beach-EM für alle Kinder im Alter zwischen 6 und 14 Jahren direkt am Platz. Gespielt wird in gemischten Teams um den Pokal auf dem Beachfeld. Ab 15.30 Uhr startet erstmals eine Kinderdisco im Festzelt mit DJ Peter. Ab 17 Uhr soll der Himmelfahrtstag locker ausklingen, bis um 18.30 Uhr traditionell der Hahn hoch geht. Hier geht es zum Sportfestprogramm.

Heinrich Wehking und die sechs Gräber

Lebt heute in Bad Oeynhausen: Heinrich Wehking, der 1935 in Wegholm geboren wurde. Hinter seinem Elternhaus befindet sich der private Friedhof, den sein Urgroßvater Heinrich (geboren 1835) im Jahr 1910 angelegt hat. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Pfarrer Thomas Salberg und Ortsbürgermeisterin Jessica König verfolgen die Idee eines historisches Friedhofspfades. Dabei hatten sie sicherlich im Wesentlichen den Alten Friedhof und den Neuen Friedhof im Sinn. Unser Dorf hat aber noch einen Friedhof, den privaten Friedhof in Wegholm. Warum es diesen Friedhof gibt und wer dort begraben ist, weiß niemand besser als der ehemalige Friedewalder Ortsvorsteher Heinrich Wehking. Denn es ist die Grabstätte seiner Familie.

Heinrich Wehking erzählt im Audio auf Plattdeutsch die Geschichte des Friedhofes seiner Familie in Wegholm.

Sechs Gräber

Heinrich Wehking wurde 1935 in Friedewalde-Wegholm geboren. Der 87-Jährige lebt aber mittlerweile seit 25 Jahren in Bad Oeynhausen. Er kennt die Geschichte des kleinen Friedhofes auf dem Feld hinter seinem Elternhaus, denn ist der Friedhof seiner Familie. Sechs Gräber befinden sich dort: das der Urgroßeltern, der Großeltern, der Eltern, des Bruders, und die Gräber zweier Großtanten (Töchter der Urgroßeltern). Mehrmals im Jahr besucht Heinrich Wehking den kleinen, privaten Friedhof und pflegt zumindest das Grab seiner Eltern. Sein Bruder Friedel, der in Düsseldorf lebt und in diesem Jahr (2023) 80 Jahre alt wird, hat sich vor zehn Jahren bei der Stadt Petershagen eine Verlängerung der Genehmigung besorgt. Er möchte hier noch bestattet werden. Heinrich Wehking nicht. “Mein Vater hat mich 1965 vom Hof gejagt. Da war ich 30 Jahre alt und hatte drei kleine Kinder. Ich möchte nicht dorthin zurück. Meine Tochter Antje, die in Hartum lebt, möchte mich nach meinem Tod bei sich haben. Ich werde also in Hartum beerdigt. Das ist alles schon geregelt”, sagt Heinrich Wehking.

Klein, aber fein: Der private Friedhof der Familie Wehking in Wegholm. Im Hintergrund sind die Firmengebäude von Jenz zu sehen. Foto: Jürgen Krüger

Sein Urgroßvater Heinrich, exakt 100 Jahre vor ihm geboren (1835), hat den privaten Friedhof im Jahr 1910 angelegt. Den Antrag dazu reichte er bei der Verwaltung des Königreichs Preußens in Berlin ein, mit der Begründung, der Weg von Wegholm zum alten Friedhof nach Friedewalde (ca. 3,5 Kilometer) sei zu weit und damit unzumutbar. “Früher wurden die Verstorbenen zunächst auf der Diele ausgesegnet und dann mit Pferd und Wagen zum Friedhof gefahren. Die Trauergemeinde marschierte zu Fuß mit. Nach der Beerdigung ging es zu Fuß wieder zurück nach Wegholm zum Kaffeetrinken. Die preußische Regierung folgte der Argumentation meines Urgroßvaters und genehmigte die Errichtung des Friedhofs”, sagt Heinrich Wehking.

Blick hinein: Rechts hinter dem Baum ist die Grabstätte von Heinrich Wehkings Großeltern zu sehen, noch weiter rechts das Grab seiner Eltern. In der Mitte steht ein kleines Denkmal mit der Inschrift aus der Offenbarung des Johannes 14, Vers 13: Christus ist die Auferstehung und das Leben. Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben von nun an. Ja der Geist spricht, dass sie ruhen von ihrer Arbeit: denn ihre Werke folgen ihnen nach. Foto: Jürgen Krüger

Dass das aber nur die halbe Wahrheit gewesen sei, habe ihm seine Großmutter Karoline verraten. “Früher lag der alte Friedhof in Friedewalde tiefer. Und immer dann, wenn ein Grab ausgehoben wurde, lief es halb voll mit Wasser. Und mein Urgroßvater wollte nicht im Wasser liegen. So hat es mir meine Oma erzählt”, sagt Heinrich Wehking. Zur Tragödie wird die Geschichte, weil nur sieben Jahre nach Anlage des Friedhofs das erste Grab ausgehoben wurde. Seine Urgroßmutter Christine Wehking, geborene Wittig, starb am 24. Februar 1917 im Alter von 80 Jahren. Urgroßvater Heinrich folgte seiner Frau sieben Jahre später im Alter von 89 Jahren.

Blick in Richtung Norden: In den drei Gräbern links sind beerdigt der Bruder (Wilhelm) von Heinrich Wehking sowie die beiden Großtanten und ihre Ehemänner. Rechts hinter den Bäumen (nicht zu sehen) sind die Gräber seiner Urgroßeltern, Großeltern und Eltern. Foto: Jürgen Krüger

Die Urgroßeltern von Heinrich Wehking hatten sechs Kinder: drei Mädchen und drei Jungen. Der älteste Sohn, der auch Heinrich heißt, musste auf Druck seines Vaters nach Amerika auswandern, um dort sein Glück zu versuchen. Er wurde in Amerika Pastor. “Und hat nie wieder mit seinem Vater gesprochen”, sagt Heinrich Wehking. Die Grabstätte in Iowa hat Heinrich Wehking schon dreimal besucht. Es gibt ein Foto, wo Heinrich Wehking hinter dem Grab seines Großonkels Heinrich Wehking steht. “Das ist schon ein komisches Gefühl, am Grabstein mit seinem eigenen Namen zu stehen”, gibt Heinrich Wehking zu.

Die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Heinrich Wehking holte seinen Bruder Christian ebenfalls nach Amerika – und auch er wurde Pastor. Und zuletzt wanderte noch eine Schwester nach Amerika aus und heiratete den Kantor in der Kirchengemeinde ihres ältesten Bruders Heinrich. Die anderen beiden Töchter des Urgroßvaters, Christina Richter (geborene Wehking) und Marie Kütemeyer (geborene Wehking), sind beide auf dem privaten Friedhof in Wegholm beerdigt, genauso wie der zweitgeborene Sohn Friedrich, der der Großvater von Heinrich Wehking ist.

Grabstätten

Das Grab der Urgroßeltern von Heinrich Wehking: Christine Wehking, geborene Wittig, und Heinrich Wehking. Er hat den Friedhof im Jahr 1910 angelegt. Foto: Jürgen Krüger
Das Grab der Großeltern von Heinrich Wehking: Friedrich Wehking und Karoline Wehking, geborene Kruse. Foto: Jürgen Krüger
Das Grab der Eltern von Heinrich Wehking: Heinrich Wehking und Marie Wehking, geborene Stelze. Foto: Jürgen Krüger
Das Grab der Großtante von Heinrich Wehking: Christine Richter, geborene Wehking, und ihr Ehemann Dr. August Richter. Foto: Jürgen Krüger
Das Grab der Großtante von Heinrich Wehking: Marie Kütemeyer, geborene Wehking, und ihr Ehemann Wilhelm Kütemeyer. Foto: Jürgen Krüger
Das Foto des Grabsteines von Wilhelm Wehking, mit 52 Jahren verstorbener Bruder von Heinrich Wehking, dürfen wir aus rechtlichen Gründen nicht zeigen.

Zum Tod von Friedrich Borgmann

Ein Optimist: Der Friedewalder Friedrich Borgmann, der am 6. März 2023 im Alter von 79 Jahren gestorben ist. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Friedrich Borgmann war ein Mensch, der für etwas stand. Er war nicht mit allem einverstanden, aber grundsätzlich wollte er stets positiv etwas bewegen. Sich beschweren, sich beklagen oder gar anklagen gehörte nicht zu seinem Wesen. Ein Optimist, freundlich, charmant und kommunikativ. Seine hervorragenden Kontakte zur Minden-Lübbecker Handballszene nutzte Friedrich Borgmann auch für seinen Verein, den TuS Freya Friedewalde, den er von 1975 bis 1984 als 1. Vorsitzender führte. Es ist wahrscheinlich, dass der 1943 geborene Friedrich Borgmann seine positiven Eigenschaften auch dem Sport zu verdanken hat, denn er ist der erfolgreichste Friedewalder Handballspieler aller Zeiten. Sportlicher Erfolg ist ohne Selbstvertrauen und Optimismus nicht möglich. Im März 2023 ist Friedrich Borgmann im Alter von 79 Jahren gestorben.

Schnell auf Linksaußen: Friedrich Borgmann (mit Ball), hier bei einem Feldhandballspiel im Trikot von Grün-Weiß Dankersen. Foto: Siegfried Nolte

Deutscher Meister und Europapokalsieger im Feldhandball

Der gelernte Schneider wechselte als 21-Jähriger (im Jahr 1964) von Friedewalde zu Grün-Weiß Dankersen. Der Verein holte in den Jahren 1962 bis 1979 insgesamt 19 Titel oder Vizetitel. GWD ist unter anderem dreimaliger Deutscher Meister im Feldhandball (1967, 1970, 1971), zweimal Deutscher Meister im Hallenhandball (1971, 1977) und dreimaliger IHF-Europapokalsieger im Feldhandball (1968, 1969, 1970). Linksaußen Friedrich Borgmann spielte bis 1969 in Dankersen. Er holte im September 1967 mit GWD den ersten deutschen Meistertitel im Feldhandball (19:16 gegen Großwallstadt vor 22.000 Zuschauern in Offenbach, zwei Tore von Friedrich Borgmann) und gewann am 2. Juni 1968 in Linz den Europapokal. Zur der erfolgreichen Dankerser Mannschaft gehörten damals Spieler wie Helmut Meisolle, Herbert Lübking, Friedrich Spannuth, Manfred Horstkötter, Erwin Heuer oder Otto Weng. Als Anerkennung spendierte der damalige Melitta-Chef Horst Benz der Mannschaft eine Reise zu den Olympischen Spielen nach Mexiko. Dort wurden Friedrich Borgmann und seine Mannschaftskollegen am Freitag, 18. Oktober 1968, Zeitzeuge des Fabel-Weltrekordes von Bob Beamon, der im Weitsprung mit 8,90 Meter in eine neue Dimension vorstieß. Er verbesserte die alte Bestmarke um 55 Zentimeter. “Wir saßen nur zwanzig Meter davon entfernt”, hat Friedrich Borgmann einmal erzählt.

So sehen Sieger aus: Die Mannschaft von Grün-Weiß Dankersen nach ihrem ersten Deutschen Meistertitel 1967. Friedrich Borgmann steht auf dem Balkon am Kaiserhof in Barkhausen und ist zu sehen über den beiden Buchstaben “en” im Wort “Minden”. Foto: Siegfried Nolte

Er holte Herbert Lübking und Arnhold Kresse als Trainer nach Friedewalde

Friedrich Borgmann holte die Nationalspieler Herbert Lübking, der seinerzeit als bester Feldhandballer der Welt galt, und Arnhold Kresse (Bruder der Friedewalderin Anneliese Westermann, die den Frauenhandball in der Region nach dem Krieg gemeinsam mit Grete Riechmann aufgebaut hat), als Trainer zum TuS Freya Friedewalde. Unter Herbert Lübking stiegen die Friedewalder 1967 in die Feldhandball-Bezirksliga auf. Bis 1966 trug der TuS Freya seine Heimspiele auf dem Sportplatz an der Sandkuhle (heute Möllers Kamp) aus, ab 1967 auf dem neu angelegten Sportplatz an der Grundschule. Friedrich Borgmann kehrte 1969 zu seinem Stammverein zurück und stieg 1972 in die Feldhandball-Verbandslig auf. Mitspieler damals waren zum Beispiel Robert Zwiener, Klaus-Dieter Behrmann, Wolfgang Ott, Günter Duda, Dieter Schulze oder Harald Wagner.

Bye, bye: Hier besteigt die Dankerser Handballmannschaft am Samstag, 12. Oktober 1968, auf dem Flughafen in Frankfurt den Flieger, der sie zunächst nach Paris und dann über New York nach Mexiko City zu den Olympischen Spielen bringen wird. Friedrich Borgmann ist der Vierte von links. Foto: Siegfried Nolte

Brückenbauer für die Gründung der HSG Stemmer /Friedewalde

Gemeinsam mit dem damaligen Vorsitzenden Wilfried Möhring bereitete Friedrich Borgmann zunächst die Gründung der Jugendspielgemeinschaft der beiden benachbarten Sportvereine TuS Freya Friedewalde und TV Stemmer vor (1989), die später zur Gründung der kompletten Handballspielgemeinschaft (HSG) Stemmer/Friedewalde (1994) führte (heute HSV Minden-Nord). Friedrich Borgmanns Anteil als Brückenbauer ist dabei unübersehbar. Im Jahr 2003 zog er sich aus der aktiven Vorstandsarbeit zurück, wirkte aber bis zuletzt als Vereinsrepräsentant. “Friedrich hat mir jedes Jahr zum Geburtstag eine Flasche Rotwein gebracht”, sagte zum Beispiel der 83-jährige Helmut Seifert bei der Trauerfeier am Freitag, 10. März 2023, in Friedewalde. Unter den Trauergästen waren auch die alten Weggefährten aus vergangenen Handballtagen: Herbert Lübking, Friedrich Spannuth oder auch der ehemalige Bundestrainer Horst “Hotti” Bredemeier (GWD). Ein schönes Beispiel, wie der Handballsport Freundschaften hervorbringt, die ein ganzes Leben lang halten.

Bewegende Trauerfeier mit Familie und den alten Kameraden

Die Friedhofskapelle in Friedewalde war voll besetzt. Pfarrer Thomas Salberg hielt eine bewegende, in Teilen sogar amüsante Trauerrede. Dann nämlich, als er sagte, dass Friedrich Borgmann seinerzeit wohl nicht nur Interesse an den handballerischen Fähigkeiten seiner späteren Ehefrau Christa gehabt habe. Das Ehepaar durfte die Goldene Hochzeit feiern, für die Diamantene hat es nicht mehr gereicht. Friedrich Borgmann hat Schneider gelernt, bekam deshalb auch den Spitznamen “Schnieder”. Seine Eltern Fritz und Minna betrieben in Friedewalde neben der Schneiderei auch eine Gaststätte Borgmann oder “Schnieders Fritz”. Friedrich Borgmanns Ehefrau Christa führte die Gaststätte, die seinerzeit zum dörflichen Mittelpunkt gehörte, mit – bis zum Verkauf 1990 an Evi und Wilhelm Schweitzer. Heute gehört das Anwesen Natalia und Eugen Frank.

Friedrich Borgmann erlernte schon früh einen zweiten Beruf, den des Bürokaufmanns. Er arbeitete viele Jahre bei der Rodenberg AG (Haustüren) in Holtrup in der Buchhaltung. Seinen Ruhestand gestaltete der Vater zweier Söhne (Stefan und Björn) aktiv. Beim Friedewalder Autohaus Meier arbeitete er bis zuletzt stundenweise als Kurierfahrer. Und mit seinen vier Enkeltöchtern verreiste der Großvater gerne, am liebsten nach Grömitz.

Mit Friedrich Borgmann verliert der TuS Freya Friedewalde seine wohl prägendste Persönlichkeit. Seine Familie trauert um den liebevollen Ehemann, Vater und Großvater. Und unser Dorf muss künftig ohne seinen optimistischen Bürger auskommen, der immer für etwas stand und stets positiv etwas bewegen wollte. Das Urnengrab von Friedrich Borgmann befindet sich auf der Grabstätte der Familie Borgmann auf dem alten Friedhof.

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Film von der Rückkehr als Deutscher Feldhandballmeister 1967.
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Film von der Rückkehr als Europapokalsieger 1968.

Proben für den großen Auftritt

Übung macht den Meister: Nicht nur im Zirkuszelt wird geprobt, sondern in allen zur Verfügung stehenden Räumen – wie die Turnhalle der Grundschule Friedewalde. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. In dieser Woche (27. März 2023 bis 1. April 2023) geht es an der Grundschule Friedewalde artistisch und kunterbunt zu. Zu Gast ist der pädagogische Zirkus “Zappzarap“, der mit 15 Lehrerinnen und Lehrern sowie allen 200 Schülerinnen und Schülern des Grundschulverbundes Eldagsen-Friedewalde drei Aufführungen vorbereitet. Einzigartig ist das Konzept: Die 13 verschiedenen Kunststücke bereiten die Lehrerinnen gemeinsam mit ihren Schülern vor. Die Klassenbindung sei aufgehoben, die Gruppen deshalb gemischt, wie Schulleiterin Alexander Mohrhoff sagt. Das fördert den Teamgedanken und stärkt den Zusammenhalt zwischen den beiden Standorten Eldagsen und Friedewalde, die eine gemeinsame Grundschule mit jeweils 100 Kindern bilden.

Sie macht es vor: Julia Bertram vom pädagogischen Zirkus “Zappzarap. Foto: Jürgen Krüger
…und die Kinder machen es nach.

“Sie machen das richtig gut”

Der Zirkus selber stellt lediglich zwei Mitarbeiter, die auf die ordnungsgemäße Ausführung der artistischen Übungen achten. Eine von ihnen ist Julia Bertram, die den Lehrkräften und Schülern zum Beispiel den Umgang mit Feuer beibringt. “Schüler und Lehrer sind top motiviert. Sie machen das richtig gut. Wir freuen uns so sehr auf die Vorstellungen, das wird mega”, sagt Julia Bertram. Zunächst bekamen die Lehrerinnen und Lehrer eine Einführung, und die legten sich so richtig ins Zeug. Dann gingen sie ans Werk und begannen, mit den Kindern zu üben.

So sieht das aus: Die Lehrerinnen und Lehrer des Grundschulverbundes Eldagsen-Friedewalde zeigen nach der Projekteinführung, was sie selbst schon drauf haben. Foto: Dera Medien

Am Freitag, 31. März 2023, ist die Generalprobe mit Sponsoren, Kindergartenkindern und Altenheimbewohnern geplant. Um 10 Uhr geht es los, und Alexandra Mohrhoff hätte nichts dagegen, wenn sich der ein oder andere Zuschauer schon mal ein Bild machen möchte. Platz ist genug da: das Zirkuszelt fasst rund 300 Besucher.

Drei Vorführungen

  • Freitag, 31. März 2023, um 15 Uhr
  • Samstag, 1. April 2023, um 10 Uhr
  • Samstag, 1. April 2023, um 12.30 Uhr
Drahtseilakt: Balancieren in der Pausenhalle. Foto: Jürgen Krüger

Vorverkauf und Abendkasse

Die Vorstellung am Freitag sei so gut wie ausverkauft, wie Alexandra Mohrhoff sagt. Für die Samstagvorstellungen seien noch Tickets erhältlich. Kinder in einem Alter von bis zu zwölf Jahren zahlen zwei Euro, Jugendliche und Erwachsene fünf Euro. Am Mittwoch, 29. März 2023, gibt es von 13 Uhr bis um 14.30 Uhr an der Grundschule Friedewalde eine Vorverkaufsstelle. Ansonsten sei auch vor Ort eine Abendkasse eingerichtet. Viele Helferinnen und Helfer aus der Elternschaft und aus den Ortschaften sollen für einen unvergesslichen Abend sorgen. Die Kinder und ihre Lehrerinnen sind aufgeregt und total gespannt, wie es sein wird, vor Publikum aufzutreten. Sie hoffen, dass ihr Programm überzeugt und sie viel Applaus ernten.

Schick: Das Zirkuszelt, das rund 300 Zuschauer fasst. Es steht auf dem Sportplatz an der Grundschule Friedewalde Foto: Jürgen Krüger

Zahnarzt schließt Praxis

“Voll ausgestattet”: Die Zahnarztpraxis von Oliver Samson und Wolfgang Mühl an der Förthofstraße in Friedewalde. Ein Nachfolger könnte den Angaben zufolge “sofort anfangen”. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde/Minden. Nach der Schließung der Volksbankfiliale wird das Dorf künftig auch ohne Zahnarzt auskommen müssen. “Ich werde meine Praxis definitiv am 1. April 2023 schließen”, sagt Zahnarzt Dr. Oliver Samson. Und nicht nur die Praxis in Friedewalde sei betroffen, sondern auch die in Minden. Als Grund nennt der Mediziner deutlich weniger Patienten. “Es lohnt sich nicht mehr”, so Oliver Samson.

Der Zahnarzt hatte sich während der Corona-Pandemie offensiv und öffentlich gegen die behördlichen Beschränkungen und die Impfkampagnen gestellt und war dafür scharf kritisiert worden. Das Mindener Tageblatt hatte mehrere Berichte dazu veröffentlicht. In der Folge hätten sich auch Friedewalder Patienten von ihm abgewandt. “Wir lassen uns nicht von Nazis behandeln”, soll einer der Vorwürfe gelautet haben. “Ich hätte gerne noch weiter gearbeitet, sehe hier aber keine Perspektive mehr”, sagt Samson, der bis zum 1. April 2023 persönlich noch ein paar Behandlungen in seiner Friedewalder Praxis durchführen werde.

Bald Geschichte: Das Praxisschild draußen an der Wand. Einen öffentlichen Hinweis auf die Schließung zum 1. April 2023 gibt es nicht.

Suche nach einem Nachfolger

Ungeachtet der Ursachen für die Schließung hofft Oliver Samson, einen Nachfolger zu finden. Der Mietvertrag laufe noch ein paar Jahre, und die 100 Quadratmeter große Praxis sei voll ausgestattet. Auch stünden seine beiden noch verbliebenen Zahnarzthelferinnen einer neuen Zahnärztin oder einem neuen Zahnarzt offen gegenüber. “Mein Nachfolger könnte sofort anfangen”, wirbt Oliver Samson. Mehrere Makler suchten bereits bundesweit. Vielleicht ergibt sich ja eine ähnliche Lösung wie in der benachbarten Arztpraxis, die mit Alexander Thiel einen Nachfolger gefunden hat. Interessenten könnten sich direkt mit Oliver Samson in Verbindung setzen.

Kontaktdaten

Dr. Oliver Samson
Telefon (0 57 04) 13 00
E-Mail: info@dr-samson.de

Er hat es wieder getan

Deutscher Meister: Der Friedewalder Michael Reiner hat seinen Titel in Essen verteidigt. Foto: Jürgen Krüger

Essen/Friedewalde. Tennis ist seine Leidenschaft. Und als sich Michael Reiner im Jahr 2022 den Titel des Deutschen Meisters bei den Senioren M75 holte, war das als Qualifikant durchaus eine kleine Sensation. Und auch der 75-jährige Friedewalder sprach seinerzeit von “Einmaligkeit”. Doch jetzt hat er es wieder getan. In diesem Jahr trat Michael Reiner als Titelverteidiger an, war als Vierter der Deutschen Rangliste bei den 54. Nationalen Tennis-Hallenmeisterschaften von Deutschland für Seniorinnen und Senioren in Essen an Position zwei gesetzt – und wurde erneut Deutscher Meister.

“Ich war unheimlich gut drauf”

Dabei spielten im Vergleich zum Vorjahr viele 1948 Geborene mit. Das ist ein Jahrgang jünger als Michael Reiner, der 1947 geboren ist, und im September 76 Jahre alt wird. Dieses eine Jahr Unterschied kann sich durchaus bemerkbar machen. Michael Reiner, der viele Jahre für den TV Stemmer spielte und momentan für den Bückeburger TV aufschlägt, hatte schon im vergangenen Jahr angemerkt, dass die Titelverteidigung schwer werde. “Aber ich war unheimlich gut drauf, körperlich und mental. Ich war von Spiel zu Spiel motivierter, und das ist ganz wichtig für die kleinen Unterschiede, die es manchmal im Sport gibt”, erklärt der Rechtshänder die Grundlage seines erneuten Erfolges. Beim Hallenturnier in Essen erzielt er teilweise klare Siege.

Als gesetzter Spieler hat er in einem 64er Teilnehmerfeld in der ersten Runde ein Freilos. In der zweiten Runde lässt er Horst-Dieter Fischer (Jahrgang 1945) vom Ratinger Tennisclub keine Chance (6:1, 6:0). Doch die nächsten Gegner sind allesamt 1948 geboren. Im Achtelfinale hat es Michael Reiner mit dem Marienburger Franz Remy zu tun. Beim 6:4 und 6:2 muss er sich schon etwas mehr strecken. Im Viertelfinale trifft er dann auf Kurt Krämer vom TC Bamberg. Auch hier lässt Michael Reiner mit 6:2 und 6:0 nichts anbrennen. Damit erreicht er sein Minimalziel. “Ich wollte ins Halbfinale”, sagt er.

Der Gegner ist genervt

Doch ab dem Halbfinale muss Michael Reiner die Rolle tauschen. Jetzt ist er nicht mehr Favorit, sondern seine Gegner sind es. Zunächst Wilfried Siwitza vom TV Gahmen, aktuell auf Rang zwölf der Deutschen Rangliste. Gegen Linkshänder Siwitza hatte Michael Reiner bisher zweimal verloren. Der Friedewalder setzt voll auf seine läuferischen Qualitäten und ist damit erfolgreich. “Irgendwann hatte ich Oberwasser, aber das 6:3 und 6:3 hört sich glatter an als es war. Es war ein enges, spannendes Match”, beschreibt er den Einzug ins Endspiel.

Michael Reiner bezeichnet sich selbst als einen “variablen Spieler”, der sich auf seinen Gegner einstellt und seine Spielweise entsprechend anpasst. “Das ist ein Vorteil, dessen ich mir auch bewusst bin”, sagt er. Seine läuferischen Fähigkeiten sind dabei von enormer Bedeutung. Diese Eigenschaften werden dann auch im Endspiel zum Zünglein an der Waage. Sein Gegenüber Karl-Heinz Jakob, mit dem TC Wolfsberg Pforzheim immerhin Deutscher Mannschaftsmeister, wird mit zunehmender Spielzeit unruhiger. “Er war richtig genervt”, sagt Michael Reiner, der im Angesicht des Erfolges aber nicht übermütig wird (“Ein Anfängerfehler”), sondern das Match konzentriert mit 6:3 und 6:1 zu Ende bringt. “Ich habe mir nur gedacht: Das Eisen wird weich – schmiede weiter, schmiede weiter.” So bringt er seinen zweiten Deutschen Meistertitel unter Dach und Fach.

Vorbereitung: Radfahren als Naturschutzwächter

Michael Reiner ist im schleswig holsteinischen Itzehoe in eine Tennisfamilie hinein geboren. Seit 33 Jahren lebt er mit Ehefrau Gerlinde und Sohn Hendrik in Friedewalde am Kiefernwerg. Bis zu seinem Rentenbeginn hat er als Lehrer für Sozialwissenschaften und Physik an der Gesamtschule in Spenge unterrichtet. Beim TV Stemmer spielte Michael Reiner von Mitte der 1990er Jahre bis 2012 in verschiedenen Seniorenmannschaften und stieg bis in die Westfalenliga auf. Über den TV Espelkamp wechselte er zum TC Brackwede und spielte dort in der Regionalliga M65 und M70, das ist die höchste deutsche Spielklasse bei den Senioren. Vor sechs Jahren schloss er sich dem Bückeburger TV an.

Eine spezielle Vorbereitung auf die Deutschen Hallenmeisterschaften braucht der mit Idealgewicht ausgestattete 1,73 Meter große und 63 Kilogramm schwere Tennisspieler nicht. Für den Bückeburger TV spielt er die Winterrunde in der Regionalliga (M70), der höchsten deutschen Spielklasse in dieser Altersklasse. Als Naturschutzwächter des Kreises Minden-Lübbecke fährt er jeden Morgen nach dem Frühstück eine Stunde mit dem Fahrrad in und um Friedewalde herum, um nach dem Rechten zu schauen. Im Sommer schlägt er dann wieder für den Bückeburger TV in der zweithöchsten deutschen Spielklasse, der Nordliga, auf. Und im kommenden Jahr wird er wieder versuchen, seinen Titel in der Halle zu verteidigen.

Volksbank gibt Friedewalde ganz auf

Damit ist bald Schluss: Geld abheben in der SB-Geschäftststelle der Volksbank Herford-Mindener Land in Friedewalde. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Die Volksbank Herford-Mindener Land zieht sich komplett aus Friedewalde zurück. Bis zum 15. März 2023 soll die Selbstbedienungsgeschäftsstelle noch geöffnet sein, dann ist Schluss. Das teilte die Volksbank ausgewählten Kunden vorab mit. Seitdem verbreiten sich Gerüchte im Dorf wie ein Lauffeuer. Das Geldinstitut nennt “Sicherheitsbedenken” als Grund, wie Sprecher Andreas Kelch in einer Pressemitteilung (siehe unten) angibt. Die Volksbank Herford-Mindener Land hatte die Geschäftsstelle in Friedewalde bereits zum 1. Januar 2022 auf Selbstbedienung umgestellt. Nach der dritten Fusion (Volksbank Friedewalde, Petershagen, Mindener Land und jetzt Herford-Mindener Land) trifft es nun das Dorf mit voller Wucht. Die nächsten Geschäftsstellen befinden sich sind in Petershagen und Kutenhausen.

Das Gebäude ist verkauft: Die Volksbank Herford-Mindener Land gibt den Standort Friedewalde auf. Foto: Jürgen Krüger

Das Gebäude soll ein Investor aus der Region von der Volksbank gekauft haben. Diese Angabe ist aber nicht bestätigt. Auch ist noch nicht klar, was mit der Liegenschaft geschehen soll. Mieter Meier Medizintechnik befindet sich mit dem neuen Eigentümer in Verhandlungen, um weiter sein Lager in dem Gebäude an der Lavelsloher Straße betreiben zu können. “Ich bin ganz zuversichtlich”, sagt Geschäftsführer Marcus Meier auf Anfrage.

Update: Pressemiteilung vom Montag, 20. Februar 2023

Petershagen-Friedewalde. Die Volksbank Herford-Mindener Land hat jüngst ihr Geschäftsstellen-Gebäude in Friedewalde verkauft. Die darin befindliche SB-Geschäftsstelle wird nun aufgrund von Sicherheitsbedenken nach dem 15. März geschlossen. Der Schutz von Kunden und Anwohnern hat hierbei eine entscheidende Rolle gespielt.

In NRW hatte es im vergangenen Jahr mit mehr als 180 Automatensprengungen einen neuen Negativ-Rekord gegeben. Auch die Volksbank war hiervon betroffen. Die Sprengungen des Volksbank-Geldautomaten im Edeka-Supermarkt in Hiddenhausen-Eilshausen Ende Oktober 2022 sowie die Sprengung der Geldautomaten in der Geschäftsstellen Minden-Königstraße in diesem Januar führten zu erheblichen Schäden.

Vor diesem Hintergrund stellt die Volksbank ihre Automatenstandorte regelmäßig auf den Prüfstand, auch in enger Abstimmung mit den Inhabern der jeweiligen Gebäude und unter Berücksichtigung der Empfehlungen des Landeskriminalamtes. Aufgrund der Sicherheitsbedenken wurde demnach die Entscheidung getroffen, die SB-Geschäftsstelle Friedewalde zu schließen. Für die Bargeldversorgung stehen den Kundinnen und Kunden weiterhin die Geschäftsstellen Minden-Kutenhausen und Petershagen zur Verfügung.

Nichts steht mehr

Nur noch zwei Haufen Schutt: Mehr ist von den Gebäuden der Familien Ruhe (links) und Frost (Mitte) nicht geblieben. Die gesamte Gewerbefläche gehört jetzt dem Unternehmen Frost (rechts). Hinten links ist der Entsorgungsbetrieb Schwier zu sehen. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Im Gewerbegebiet am Bahndamm sieht es neuerdings sehr luftig aus. Es fehlen ein paar Bäume, die alte Tischlerei Ruhe existiert nicht mehr, und auch das Wohnhaus von Gerhard Frost ist dem Erdboden gleichgemacht. Peter Frost, Sohn von Firmengründer Gerhard Frost, weiß warum. Denn ihm, oder konkreter der Firma, gehört die zusätzliche Gewerbefläche mit einer Größe von 7.500 Quadratmetern jetzt. Dazu kommt noch ein Acker mit rund 4.700 Quadratmetern. “Wir haben die Grundstücke von der Familie Ruhe gekauft”, sagt der 71-jährige Maschinenbauingenieur, der im Unternehmen noch als Gesellschafter aktiv ist. Geschäftsführer der Frost Maschinenbau GmbH ist seit 2017 der Löhner Jens Lütkemann.

In absehbarer Zeit nichts mit dem Grundstück geplant

Weder das 1920 errichtete Gebäude der Tischlerei Ruhe noch das 1956 erbaute elterliche Wohnhaus habe sich in einem zukunftsfähigen Zustand befunden. Deshalb habe er sich entschieden, beide Gebäude abzureißen, wie Peter Frost sagt. “Wichtig ist, dass das gesamte Grundstück jetzt der Firma gehört, wir bei Bedarf erweitern könnten und damit Arbeitsplätze sichern”, ergänzt Jens Lütkemann. “Denn, wir wollen in Friedewalde bleiben.” In absehbarer Zeit sei aber nichts geplant, so der 45-Jährige weiter. In den kommenden Wochen werde der Schutt abgeräumt und das Gelände umzäunt. Die Fläche werde erst einmal zur Wiese.

Blicken positiv in die Zukunft: Gesellschafter Peter Frost (links) und Geschäftsführer Jens Lütkemann . Foto: Jürgen Krüger

Einzigste Erweiterungsmöglichkeit

Die alte Tischlerei Ruhe stand seit Herbst 2021 leer, da die Eigentümerin ins Altenheim umgezogen war. Seitdem stand das Grundstück samt Gebäude zum Verkauf. Es gab zwar mehr Interessenten, doch wirklich Sinn machte nur ein Verkauf an Frost, da das Firmengelände direkt an das Grundstück der Ruhes grenzt. Peter Frost hatte der Familie Ruhe schon vor einigen Jahren sein Interesse bekundet und kam auch zum Zuge. “Das ist unsere einzigste Erweiterungsmöglichkeit”, sagt Peter Frost. Im August 2022 wurde die Übertragung notariell beurkundet. Baurechtlich stünde einer Erweiterung nichts im Wege, da es sich um ausgewiesenes Gewerbegebiet handele, wie Jens Lütkemann betont.

Gründung durch Schmiedemeister Gerhard Frost

Das Unternehmen Frost hat Gerhard Frost nach Ende des 2. Weltkrieges in Friedewalde gegründet. Vertrieben aus Selchohammer in Pommern (heute Kuznia Zelichowska in Polen) kam seine Familie (Mutter Frieda, Vater Waldemar, Ehefrau Käthe) zunächst auf der Hofststätte von Landwirt Christian Kruse unter. Zugewiesen wurde ihnen dann gegenüber die Schmiede Kleine, denn Gerhard Frost war, wie sein Vater auch, Schmiedemeister. Anfang der 1950er Jahre erreichtete er dann auf dem ehemaligen Ackerland von Christian Kruse die Produktionshallen von Frost Maschinenbau. Gerhard Frost starb im Jahr 1989 im Alter von 75 Jahren, seine Frau Käthe folgte ihm 1997. Die Eltern von Gerhard Frost starben 1966 (Mutter Frieda) und 1968 (Vater Waldemar). Das Familiengrab befindet sich auf dem Neuen Friedhof.

Das Unternehmen führten zunächst die beiden Söhne Peter und Jochen weiter, später Peter alleine. Heute ist Frost ein Dienstleister für den Maschinenbau mit 65 Mitarbeitern. Ein geringer Teil der Produktionshallen ist an JENZ. vermietet. Das vergangene Jahr 2022 habe das Unternehmen trotz Ukraine-Krieg gut überstanden, und auch die Erwartungen für das Geschäftsfjahr 2023 seien positiv, wie Geschäftsführer Jens Lütkemann sagt.

Neues aus der Grundschule

Wunderbarer Standort: Grundschule Friedewalde am Kocks Diek im Friedewalder Norden. Foto: Jürgen Krüger

Liebe Friedewalder, liebe Interessierte unserer Schule,
Das neue Jahr ist schon ein paar Wochen alt, das Wetter ist aktuell ungemütlich und in der Friedewalder Grundschule läuft der „Countdown“ für unser Zirkusprojekt vom 26. März bis zum 1. April 2023. Am 20. Februar 2023 findet ein pädagogischer Tag mit dem Kollegium statt, an dem wir alle die einzelnen Kunsttücke einüben, die wir mit den Kindern dann in der Zirkuswoche erarbeiten. Um schon ein bisschen „auf den Geschmack“ zu kommen, besucht beide Standorte der Schulclown „Frederik“ (alias Mirko Opitz). Für diese Zeit bereitet sich der Offene Ganztag ebenfalls auf das Thema „Zirkus“ vor, damit in der Woche vor den Osterferien der Schulalltag einmal ganz anders wird. Für die Generalprobe am Freitag, dem 31. März 2023 lädt die Schule die Kindergarten aus Friedewalde und Stemmer mit ihren Schulanfängern ein.

Zeugnisse und Fußball

In den letzten Wochen gab es die Halbjahreszeugnisse für die Kinder der Klassen 3 und 4, die Termine mit der Biologischen Station Nordholz sind für das Schuljahr geplant und am 6. März nimmt je eine Mannschaft unserer Standorte an den Fußballkreismeisterschaften teil. Frau Büsing (Standort Eldagsen) und Herr Siller (Standort Friedewalde) bereiten die Teams mit individuellen Trainings vor. Unterstützt wird Herr Siller in Friedewalde dabei von dem erfahrenden Fußballtrainer für Kids, Sven Stellhorn. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle dafür.

Ein besonders schöner Rückblick auf das Ende des Jahres 2022 ist die Päckchen – Aktion für die Mindener Tafel. Es sind an beiden Standorten ca. 80 Pakete zusammen gekommen, die dann von ehrenamtlichen Helfern (u.a. Von Christoph Rodenberg ) abgeholt wurden und vor Weihnachten an die Bedürftigen verteilt wurden. Die Familien und Kolleginnen und Kollegen haben sich viel Mühe beim Packen der Päckchen gegeben und die Kinder haben beim Verladen mit angepackt. Eine schöne Aktion, die von der ganzen Schulgemeinde unterstützt wurde. Herzlichen Dank!

Digitales Lehren und Lernen

In Sachen „Digitalisierung“ geht es ebenfalls weiter. Am 23 Januar 2023 fand mit allen Lehrerinnen und Lehrern der Grundschulen der Stadt Petershagen ein Fortbildungstag zum Thema „Digitales Lehren und Lernen“ an der Grundschule Lahde statt. Im Angebot waren zahlreiche Workshops für die Lehrerinnen und Lehrer, die in einer gemeinsamen Reflexion endeten. Für das kulinarische Wohl war mit Keksen, Kartoffelsuppe und Kuchen (Bäckerei Ledig ) gesorgt. Wir hoffen sehr, dass es in Zukunft eine weitere Vernetzung der Grundschulen gibt, damit effektiv fortgebildet, ausgetauscht und voneinander profitiert wird.

In jedem Monat gibt es mittlerweile an unseren Standorten in Eldagsen und Friedewalde ein „Motto des Monats“. Unsere Sozialpädagogische Fachraft für die Schuleingangsphase (kurz Sofa) hat sich auf den Weg gemacht, wichtige Regeln und Werte für die Kinder aufzunehmen und in ein Motto zu packen. „Wir gehen freundlich miteinander um.“/„Wir helfen uns gegenseitig.“/ „Wir haben unseren Flur ordentlich.“ Sind nur ein paar Beispiele der letzten Monate. In einer Versammlung mit allen Klassen wird das neue Motto präsentiert. Teilweise mit Unterstützung einzelner Kinder (Anspiel) oder durch Sabine Kanning.

In allen Klassenräumen, im Ganztag und in der Pausenhalle wir das Motto für alle gut sichtbar aufgehängt und die Kinder können mit Sternchen bewerten, wie es in ihrer Klasse geklappt hat. Vielleicht ist es dem einen oder anderen von Ihnen ja bei der Wahl in den Räumen unserer Schule aufgefallen. Es bleibt abwechslungsreich und spannend bei uns. Ihnen alles Gute und weiterhin viel Freude beim Lesen unserer Neuigkeiten.

Herzliche Grüße
Alexandra Mohrhoff und das Team des GSV Eldagsen-Friedewalde

Internet aus dem Weltraum

Satellitenschüssel von Starlink am Verwaltungsgebäude von Wiese Fahrzeugbau
So sieht das aus: Die Satellitenschüssel von Starlink am Firmengebäude von Wiese Fahrzeugbau in Meßlingen ragt nach oben über die Dachkante hinaus, um den ungestörten Empfang zu gewährleisten. Foto: Jürgen Krüger

Petershagen-Meßlingen. Elon Musk gehört zu den reichsten Menschen der Welt. Zum Firmenimperium des gebürtigen Südafrianers gehört unter anderem SpaceX, das mit mehr als 3.000 Starlink-Satelliten dafür sorgt, dass es auch in Gebieten Internetzugänge gibt, in denen es zuvor keine oder keine ausreichende Verbindung gab. Ein solches Gebiet ist zum Beispiel Petershagen-Meßlingen. Konkret bei Wiese Fahrzeugbau, Partner unserer Website. Und genau dort versorgt Starlink seit einigen Monaten das Unternehmensnetzwerk mit einem ordentlichen Internetzugang von rund 150 Megabit pro Sekunde (Mbit/s).

Verwaltungsgebäude Wiese Fahrzeugbau mit Starlink-Satellitenschüssel.
Fällt gar nicht auf: Der Blick auf das vollständige Verwaltungsgebäude mit der Starlink-Satellitenschüssel (links an der Dachkante). Foto: Jürgen Krüger

“Das System läuft sehr stabil”

Zuvor musste sich das Meßlinger Unternehmen, das in den vergangenen Jahren stark gewachsen ist und mittlerweile 110 Mitarbeiter hat, mit einer Datenrate von 10 bis 12 Mbit/s begnügen. Normal wären in der Region zwar nur 2 bis 3 Mbit/s gewesen. Aber Wiese Fahrzeugbau hatte bei der Deutschen Telekom eine gesonderte Kupferleitung beantragt. Der Preis: 700 Euro pro Monat. “Als wir Microsoft Office 365 einführen wollten, reichte die Datenrate nicht mehr aus, da es sich um eine webbasierte Anwendung handelt”, sagt Geschäftsführer Burkhard Wiese. Durch die Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine sei er auf Starlink aufmerksam geworden. Jetzt bekommt Wiese Fahrzeugbau das Internet aus dem Weltall. “Das System läuft sehr stabil”, lobt Burkhard Wiese. Und auch der Preis hat sich deutlich reduziert. Die einmaligen Kosten für die Satellitenantenne und weiterer Hardware betragen 450 Euro, die Gebühr pro Montag liegt bei 80 Euro.

Geschäftsführer Burkhard Wiese
Ist mit der Übergangslösung zufrieden: Geschäftsführer Burkhard Wiese. Foto: Jürgen Krüger

Kinderleichte Installation

“Bestellung, Installation und Inbetriebnahme waren kinderleicht”, so Burkhard Wiese weiter. “Ich habe für mich privat zu Hause in Meßlingen auch Starlink angeschafft.” Dennoch wünscht sich der 49-Jährige so schnell wie möglich einen Glasfaseranschluss für seinen Betrieb, da die datenintensiven Prozesse künftig weiter zunehmen werden. Die Leerrohre seien bereits verlegt, doch noch sei keine Glasfaser eingeblasen und somit auch der Gigabit-Anschluss (1.000 Mbit, möglich sind bis zu 10.000 Mbit/s) nicht hergestellt. Momentan stockt der Ausbau, ohne dass Burkhard Wiese dafür eine vernünftige Begründung bekommen hat – weder vom Dienstleister Greenfiber, noch seitens der Kreis- oder Stadtverwaltung.

Fischt die Daten aus dem Weltall: Starlink von der amerikanischen Firma SpaceX, die Multimilliardär Elon Musk gehört. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde ist angeschlossen, der Rest von Petershagen noch nicht

Dabei hat Wiese Fahrzeugbau wahrscheinlich nur Pech, genauso wie die Bewohner der anderen Ausbaugebiete in Südfelde, Meßlingen und dem Rest von Petershagen auch. Die Friedewalder sind längst ans schnelle Datennetz angeschlossen, so wie zum Beispiel die Firma JENZ mit Sitz in Wegholm, oder selbst der Förster im abgelegenen Mindener Wald. Besonders skurril wird es am Grenzverlauf zwischen Friedewalde und Südfelde, an der Straße “Auf dem Winkel”. Hier haben Sabine und Rolf Kruse, dessen Haus in Friedewalde steht, vor einigen Tagen ihren Glasfaseranschluss bekommen, während die Bewohner auf der zu Südfelde gehörigen anderen Straßenseite, wie Heinz-Werner Kölling zum Beispiel, weiter auf ihren Anschluss warten müssen.

Die Grenze: Die Straße “Auf dem Winkel” trennt Friedewalde (links) und Südfelde. Rechts ist das Haus von Heinz-Werner Kölling zu sehen, das zu Südfelde gehört. Er wartet auf seinen Glasfaseranschluss, den Sabine und Rolf Kruse (Haus hinten links) auf Friedewalder Seite Anfang Januar 2023 bereits bekommen haben. Foto: Jürgen Krüger

Glasfaser aus zwei Richtungen

Das hat damit zu tun, dass Friedewalde über Stemwede und Hille kommend am Hauptstrang, dem sogenannten “Backbone”, in Dielingen-Fischerstatt (Stemwede) ans schnelle Internet angeschlossen worden ist. Südfelde, Meßlingen und der Rest von Petershagen werden dagegen über Minden kommend am Backbone Bad Oeynhausen angeklemmt. Es muss also zunächst Minden angeschlossen sein, bevor es in Petershagen weiter geht. Wann genau das sein wird, ist momentan nicht klar. Immerhin soll das Glasfaser-Projekt im Kreis Minden-Lübbecke im Jahr 2024 komplett abgeschlossen sein. Spätestens dann kann Burkhard Wiese die Satelittenschüssel von Starlink wieder vom Firmengebäude an der Tappenau abmontieren. Heinz-Werner Kölling hofft indes auf eine Lösung auf dem kurzen Dienstweg, indem Greenfiber unter die Straße durchbohrt und er nicht so lange warten muss. “Dafür fehlt aber wohl noch die Genehmigung”, sagt er.

Schön, wer es hat: Von 1.000 Mbit/s kommen durch den Wechsel von Glasfaser auf CAT5-Netzwerkkabel nur noch 937 Mbit/s am Rechner an, was allerdings Klagen auf hohem Niveau ist.

Neuer Arzt in Friedewalde

Ein starkes Team: Katy Laschewski (von links), Alexander Thiel und Heike Krömer. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Das neue Jahr 2023 beginnt für Friedewalde mit einer sehr schönen Nachricht: Die ärztliche Versorgung ist gesichert. Alexander Thiel heißt der neue Arzt, wohnt in Hibben bei Stolzenau und ist gekommen, um zu bleiben. Das sagt der 54-Jährige zumindest. “Ich strebe keine weitere berufliche Veränderung mehr an und möchte meine Laufbahn in Friedewalde beenden”, so der Mediziner. Das freut sicherlich die vielen Patienten, aber auch die beiden Medizinischen Fachangestellten (MFA) Katy Laschewski und Heike Krömer. Die beiden Arzthelferinnen, wie ihr Beruf früher hieß, behalten damit ihren Job, nachdem sich Ärztin Olga Wiens nach zwanzig Jahren zum Jahresende 2022 zurückgezogen hatte.

Hat viel zu tun: Arzthelferin Katy Laschewski telefoniert. Foto: Jürgen Krüger

Das ist auch der Grund, warum die Praxis erst am Montag, 16. Januar 2023, ihre Türen öffnet. Es handele sich rechtlich um eine Neugründung und nicht um eine Übertragung. Da gebe es einige verwaltungsrechtliche und -technische Regeln zu beachten, wie Alexander Thiel sagt. “Trotzdem ist es natürlich schon möglich, telefonisch Termine zu vereinbaren”, ergänzt er. Die Vertretungen übernehmen in dieser Anfangsphase überwiegend Volker Wittig und Ulrich Gerke, wofür sich Alexander Thiel, Katy Laschweski und Heike Krömer “herzlich bedanken”.

Von Uchte aus in die Schweiz

Alexander Thiel ist im Harz geboren, genauer gesagt in Clausthal-Zellerfeld, studierte Medizin in Göttingen, machte eine Facharztausbildung an weiteren Universitäten und zusätzlich noch eine hausärztliche Ausbildung in Rehburg-Loccum. Im Jahr 1999 ließ er sich als hausärztlicher Internist in Uchte nieder. Dreizehn Jahre später zog es ihn “aus familiären Gründen” gemeinsam mit Tochter Paula in die Schweiz. Dort lebten sie in Hettlingen, einem Dorf in der Nähe von Winterthur. “Ich habe in der Schweiz einerseits eine eigene Praxis geführt, anderseits war ich Gastdozent an der psychiatrischen Unklinik Zürich”, sagt der neue Friedewalder Arzt. “Ich habe relativ früh, schon während meiner Ausbildung, gemerkt, dass viele unserer Patienten auch psychosomatisch krank sind. Das hat mich dazu bewogen, mich zusätzlich zum Facharzt für Psychosomatik und Psychotherapie ausbilden zu lassen.” Das sind dann drei Standbeine: Allgemeine innere Medizin, Psychosomatik und Psychotherapie sowie Notfall- und Rettungsmedizin.

Wieder zurück in den Harz

Nach zehn Jahren in der Schweiz entschieden sich Alexander Thiel und seine Tochter Paula unabhängig voneinander, nach Deutschland zurückzukehren. Er hatte ein “attraktives Angebot” der Median-Gruppe in Bad Salzuflen erhalten, das sich aber dann während der Corona-Zeit “zerschlagen hat”. Zeitgleich übernahm er die hausärzliche Vertretung für seine Schwester, die eine Praxis im Harz betreibt. “Ich habe die vergangenen anderthalb Jahren als leitender Notarzt im Harz gearbeitet”, beschreibt Alexander Thiel.

Es gibt aber noch einen anderen Grund, warum der Mediziner der Schweiz den Rücken kehrte: “Ausländerfeindlichkeit – insbesondere gegenüber Deutschen und besonders ausgeprägt in der deutschen Schweiz nordöstlich von Zürich.” So habe ihn beispielsweise ein Nachbar, dem er eine Zusammenarbeit beim Rasenmähen angeboten habe, mit den Worten abgebügelt: “Mit deutschen Nazischweinen mache ich keine Geschäfte.” Zwar sei diese Situation nicht ausschlaggebend für den Rückzug gewesen, aber immerhin ein prägendes Beispiel. “Um Leib und Leben habe ich aber nicht fürchten müssen”, schränkt Alexander Thiel ein.

Ab Montag, 16. Januar 2023 geöffnet: Die Praxis (links) an der Förthofstraße 5 in Friedewalde. Foto: Jürgen Krüger

Tochter Paula in den Startlöchern

Als er erfahren hat, dass Olga Wiens ihre Zulassung zum Jahresende 2022 zurückgeben wird, habe er keine Sekunde gezögert und sich sofort darum bemüht, die Praxis zu übernehmen. Und nicht nur das. Auch die jetzt 23-jährige Tochter Paula, die momentan in Köln Medizin studiert, zeige großes Interesse, später einmal zunächst an die Seite ihres Vaters zu treten und vielleicht sogar die Praxis weiterzuführen. Sollte das so kommen, dann bräuchten sich die Friedewalder um ihre ärzliche Versorgung in den nächsten Jahrzehnten keine Sorgen mehr zu machen. “Sie möchte den letzten Teil ihrer Facharztausbildung hier in der Praxis in Friedewalde machen”, verrät Alexander Thiel.

Das überrascht und freut auch Heike Krömer und Katy Laschewski, die das bislang auch noch nicht wussten. Eine Woche lang hospitierte Alexander Thiel bei Olga Wiens und lernte somit auch die Arbeitsweise von Heike Krömer und Katy Laschewski kennen. “Ich bin absolut beeindruckt, wie die beiden dem Arzt zuarbeiten. Das ist nahezu perfekt und war mit ausschlagebend für die Entscheidung, mich hier niederlassen zu wollen”, lobt Alexander Thiel. “Dass ich irgendwann eine Hausarztpraxis auf dem Land betreiben möchte, stand für mich aber schon bei der Rückkehr aus der Schweiz fest.” Die langjährige Freundschaft zur Familie des Friedewalder Tierarztes Stephan Böttcher (beides Pferde-Liebhaber) sei ein weiteres Argument gewesen, sich für Friedewalde zu entscheiden.

Verstehen sich gut: Die beiden Medizinischen Fachangestellten Heike Krömer (links) und Katy Laschewski, hier an ihrem Arbeitsplatz in der Praxis. Foto: Jürgen Krüger

Katy Laschewski und Heike Krömer assistieren

Heike Krömer (57) ist gelernte Arzthelferin (heute: Medizinische Fachangestellte MFA) und arbeitet seit anderthalb Jahren an der Seite von Katy Laschewski (45), die seit fünf Jahren in der Praxis in Friedewalde angestellt ist und neben ihrer Ausbildung zur MFA zusätzlich gelernte Krankenschwester ist. Sie hat lange im Klinikum Stolzenau in der Notaufnahme gearbeitet. Zunächst werde sich nichts ändern, im späteren Jahresverlauf könnte es kleinere Korrekturen bei den Öffnungszeiten geben, wie Heike Krömer und Katy Laschewski sagen. Die meisten Patienten wollten bleiben. Das zeige sich auch im Terminkalender, der für Januar schon ausgebucht sei. Dennoch nehme die neue Praxis weitere, neue Patienten an.

Alexander Thiel freut sich sehr auf seine künftige Arbeit und auf die Hausbesuche, bei denen ihn Katy Laschweski zunächst begleiten wird. Bezüglich vorrangig zu behandelnder Notfälle macht er eine klare Ansage: “Es sollte sich um tatsächliche Notfälle handeln, und nicht etwa um einen Schnupfen. Sollte jemand die Notfallregelung missbrauchen, dann werden wir sofort die Patientenakten aushändigen und uns von ihm oder ihr trennen.”

War als Soldat in Afghanistan: Der neue Friedewalder Arzt Alexander Thiel. Foto: Jürgen Krüger

Gelernter KFZ-Mechaniker mit zwei Doktortiteln

Im Grunde könnte die Geschichte hier enden, wären da nicht weitere bemerkenswerte Aspekte im Leben von Alexander Thiel. Einmal trägt er zwei Doktortitel, einen medizinischen (Dr. med.) und einen naturwissenschaftlichen (Dr. rer. nat.). Zum anderen ist er Motorsportler, Langstrecke sowohl mit dem Motorrad (KTM) als auch mit dem Auto (Toyota). Diese Leidenschaft teilt er übrigens mit seiner Tochter. Das Benzin im Blut stammt sicherlich aus der Zeit vor seiner medizinischen Karriere, denn Alexander Thiel ist gelernter KFZ-Mechaniker. “Schwerpunkt LKW und Landmaschinen”, ergänzt er. Denn nach seiner Lehre im Harz verpflichtete sich Alexander Thiel zunächst bei der Bundeswehr und war von 1988 bis 1990 in Afghanistan stationiert. “Von 86 Kameraden sind damals nur 46 lebend nach Deutschland zurück gekehrt”, sagt er. “Das war eine heftige Zeit.” Und das erklärt vielleicht auch die klare Ansage, warum er “vorgetäuschte” Notfälle nicht toleriert.

Praxis Dr. Dr. Alexander Thiel
Förthofstraße 5
32469 Petershagen
Telefon (0 57 04) 628

Öffnungszeiten ab Montag, 16. Januar 2023
Montag bis Freitag 8 Uhr bis 11 Uhr
Montag, Dienstag, Donnerstag 16 Uhr bis 18 Uhr
Freitagnachmittag nach Vereinbarung

Vertretungen bis Montag, 16. Januar 2023
Ulrich Gerke und Heiko Mix, Telefon (05 71) 4 49 48
Volker Wittig und Johanna Möbius, Telefon (05 71) 4 15 91
Tilo Polonius und Georg Happel, Telefon (05 71) 6 11 21
Melanie Zeyse und Nicol Öezkara-Klakus, Telefon (05 71) 64 92 39

Stadt entfernt Halterung

Das Beweisfoto der Stadt Petershagen, das zeigen soll, wie die Gießkannen-Halterung im Weg steht.
Freie Fahrt: Die Halterung ist abmoniert….

Petershagen-Friedewalde. Dafür, dass die Stadt Petershagen nicht in der Lage ist, ihre 19 Friedhöfe auf zufrieden stellende Art und Weise in Schuss zu halten, dürften viele Bürgerinnen und Bürger vielleicht noch Verständnis aufbringen. Aus diesem Grund haben sich in Friedewalde ehrenamtliche Arbeitsgruppen gebildet, die den alten und den neuen Friedhof sauber halten. Das funktionierte bislang hervorragend. Wohl noch nie sahen beide Friedhöfe so schön aus. Sogar für Bänke und neue Halterungen für die Gießkannen haben die Friedhofsgruppen gesorgt. Umso unverständlicher ist es, warum die Stadt Petershagen nun einen dieser Gießkannen-Halterungen abmontierte. “Ich bin verärgert”, sagt Friedewaldes Ortsbürgermeisterin Jessica König.

…und lehnt jetzt im Eingangsbereich der Friedhofskapelle an der Wand.

“Der Halter ist uns beim Befahren der Wege im Weg”, begründet der für die Friedhöfe zuständige städtische Mitarbeiter die Aktion in einer E-Mail an seine Vorgesetzten. Anschließend machte er zum Beweis ein Foto und legte die Halterung in der Friedhofskapelle ab. Dort lehnt sie nun im Eingansgbereich an der Wand. Die Bauverwaltung schlägt nach Rücksprache mit ihrem Mitarbeiter vor, die Halterung auf der anderen Seite der Wasserstelle (in Richtung Friedhofskapelle) anzubringen. Da stellt sich die Frage: Wer soll das machen? Dirk Christiani, der die Halterungen seinerzeit montiert hat, müsse die Aktion erst einmal “sacken lassen”, wie Ortsbürgermeisterin Jessica König sagt.

Transparenzhinweis: In einer ersten Version standen hier die Namen des Mitarbeiters und seiner Vorgesetzten. Wir haben die Namen auf Bitte der Stadt Petershagen entfernt.

Schulanfänger schmücken Christbaum

Glücklich und zufrieden: Die Schulanfänger und ihre Erzieherinnen. Foto: Lisa Themann

Friedewalde. Jedes Jahr zur Weihnachtszeit haben die Kinder des Kindergartens Friedewalde den Weihnachtsbaum im Vorraum der Volksbank Herford-Mindener Land geschmückt.  Da die Volksbank nun geschlossen ist, schloss die Apotheke Friedewalde die entstandene Lücke und gab den Kindern eine Alternative, ihren selbstgebastelten Weihnachtsbaumschmuck zu präsentieren.

So machten sich die Schulanfänger des Evangelischen Kindergartens Friedewalde auf den Weg in die Apotheke. Im Gepäck hatten sie ihren ihren liebevoll gebastelten Schmuck. Alle drei Gruppen waren kreativ und haben angemalte Tannenzweige, Nikoläuse aus Holz, Anhänger aus Salzteig und vieles mehr mitgebracht. Natürlich durfte ganz viel Glitzer nicht fehlen. Als kleines Dankeschön erhielt jedes Kind einen Schokoladenlutscher in Weihnachtsmannform. “Unser Baum sieht toll geschmückt aus und wir freuen uns sehr, dass unsere Apotheke so weihnachtlich geschmückt ist”, lobt Lisa Themann von der Apotheke die Kinder.

Sieht toll aus: Der geschmückte Weihnachtsbaum in der Apotheke Friedewalde. Foto: Lisa Themann

Bäckerei Ledig kämpft

Die einzige Bäckerei im Ort: Die Filiale der Bäckerei Ledig an der Friedewalder Straße 20, Abzweigung Lavelsloher Straße. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Andreas Ledig ist ein Kämpfer. Trotz vorläufiger Insolvenz werde er “alles dafür tun, um sein Unternehmen aus der Krise zu führen”, so der 56-jährige Bäcker- und Konditormeister aus Uchte. Der Handwerksbetrieb mit mehreren Filialen, darunter eine in Friedewalde, beschäftigt rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Am 7. November 2022 habe die Bäckerei und Konditorei Ledig GmbH & Co. KG beim Amtsgericht Syke einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt. Tags darauf ordnete das Gericht die vorläufige Verwaltung des Unternehmensvermögens an. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter sei Rechtsanwalt Frank Kreuznacht aus Münster bestellt worden, berichtet die Tageszeitung “Die Harke”, was Andreas Ledig bestätigt.

Erzeugerpreise und Mindestlohn gestiegen

Er strebe in dem Insolvenzverfahren eine nachhaltige Sanierung der Bäckerei an. “Die massiven Materialpreissteigerungen in den vergangenen Monaten und die Erhöhung dews Mindestlohns mit Wirkung zum 1. Oktober auf zwölf Euro pro Stunde können bei einem personalintensiven Unternehmen, welches auf die Verarbeitung hochwertiger Rohstoffe in Backwaren setzt, gerade in zunehmender Kaufzurückhaltung nicht mehr erwirtschaftet werden”, wird der Bäckermeister zitiert.

“Entscheidend ist jetzt, dass die Bügerinnen und Bürger bei uns einkaufen.”

Die Löhne und Gehälter seien über eine Insolvenzgeldvorfinanzierung in Abstimmung mit der Bundesanstalt für Arbeit bis Ende Januar sichergestellt. “Der Geschäftsbetrieb läuft wie gewohnt weiter”, sagt Andreas Ledig. “Entscheidend ist jetzt, dass die Bügerinnen und Bürger bei uns einkaufen.” Der Standort Friedewalde sei vorerst nicht bedroht, auch wenn er zu den umsatzschwächeren gehöre. “Das hat wahrscheinlich mehr mit der Parkplatzsituation zu tun”, meint Andreas Ledig. “Es fahren sehr viele Autos einfach vorbei.” Die Bäckerei Ledig eröffnete die Friedewalder Filiale am 15. Oktober 2015.

Treckerschleuse statt Schreddern

Abkürzung ohne Namen: Die Straße zwischen dem neuen Friedhof und der Holzhauser Straße ist in einem erbärmlichen Zustand. Ab Frühahr 2023 soll hier eine Treckerschleuse die Durchfahrt von Autos verhindern. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Die Abkürzung zwischen der Lavelsloher Straße und der Holzhauser Straße wird bald keine mehr sein – zumindest nicht für Autos. Die Stadt Petershagen plant, dort eine Treckerschleuse zu installieren. Das teilt Kay Busche, stellvertretender Bürgermeister und Leiter der Bauverwaltung, auf Anfrage mit. Bereits im Sommer 2022 hatte es dazu einen Ratsbeschluss gegeben. “Wir wollten die Maßnahme eigentlich schon im Herbst abgeschlossen haben, doch wir kommen mit der Arbeit nicht hinterher”, sagt Busche. Jetzt soll die Treckerschleuse im Frühjahr 2023 installiert sein.

Hille nutzt Treckerschleusen im großen Stil

Dabei haben sich die Petershäger von der Gemeinde Hille inspirieren lassen. “Die Hiller nutzen Treckerschleusen im großen Stil”, sagt der 50-Jährige. Mit der Entscheidung, den Abkürzungsweg, der keinen Namen hat, für Landwirte, Radfahrer und Fußgänger aufzubereiten, hat sich übrigens auch die zunächst vorgesehene wassergebundene Decke erledigt. “Wir werden die Asphaltdecke der Straße sanieren, wobei wir die Schlaglöcher mit Heißasphalt füllen”, erklärt Busche die Vorgehensweise.

So sieht sie aus: Eine Treckerschleuse auf dem früheren “Promilleweg” zwischen Nordhemmern und Hille. Offensichtlich hat es der ein oder Autofahrer doch versucht, die 22 Zentimeter hohen Blöcke zu überfahren, was auf Kosten der Ölwanne gegangen sein dürfte. Foto: Jürgen Krüger

Die Zeitersparnis beträgt 45 Sekunden

Die Straße ist in einem derart schlechten Zustand, dass die Stadt Petershagen aus rechtlichen Gründen bereits Warnschilder auf gestellt hat. Immer mehr Autofahrer nutzen schon jetzt die Abkürzung nicht mehr, um das Fahrwerk zu schonen. Auch hält sich der Zeitvorteil in Grenzen: Für die Abkürzung braucht man eine Minute und 15 Sekunden, drum herum über Holzhauser Straße und Friedewalder Straße dauert es zwei Minuten. Die Zeitersparnis beträgt somit 45 Sekunden.

Weihnachtsmarkt fällt aus

Besinnliche Musik: Der Posaunenchor, hier mit Dirk Christiani (vorne) und Heiko Rathert (mit Weihnachtsmannmütze), ist fester Bestandteil des Friedewalder Weihnachtsmarktes. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. In Friedewalde wird es auch im Jahr 2022 keinen Weihnachtsmarkt geben. Das habe eine Abstimmung in der Gruppe “Handwerk & Handel” im Heimatverein ergeben, wie Organisatorin Brigitte Dreckmeier bestätigt. “Wir sind nicht genug Leute, außerdem ist uns die Lage noch zu unsicher”, so die 66-Jährige. Bei der Versammlung waren rund zwanzig Gewerbetreibende und weitere Interessierte anwesend. Ein großer Teil fehlte wegen Corona oder anderer Erkrankungen. “Wir wollen nächstes Jahr neu starten und treffen uns im Januar noch einmal”, sagt Brigitte Dreckmeier, die sich allerdings aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen möchte. “Ich kann nur noch Schriftkram erledigen oder telefonieren. Das würde ich auch weiterhin anbieten.” In den besten Jahren hatte die Gruppe Handwerk & Handel 40 Aktive aufzubieten, doch von diesen Zeiten müsse man sich wohl verabschieden, wie sie sagt.

Ein Bild aus vergangenen Tagen: Besucher schlendern über den Friedewalder Weihnachtsmarkt, hier im Jahr 2009. Foto: Jürgen Krüger

Beschluss: Deutlich weniger Licht zur Weihnachtszeit

Zu den Unsicherheiten gehörte zum Beispiel auch der Umgang mit der Weihnachtsbeleuchtung. Doch hier herrscht nun Klarheit. In einer Sitzung mit den Vorsitzenden der Gewerbevereine haben die Beteiligten eine unverbindliche, einheitliche Richtlinie beschlossen. So soll es in diesem Jahr lediglich an den Eingängen zu den Weihnachtsmärkten eine Beleuchtung geben. Das bestätigt Evelyn Hotze vom Amt für Wirtschaftsförderung auf Anfrage. Grund seien Energiesparmaßnahmen. Auf weitere Beleuchtungselemente sollte demnach verzichtet werden. Dazu gehören dann auch die Leuchtsterne in Friedewalde, die an den Straßenlaternen angebracht sind. Die Stadtverwaltung werde an den beiden Weihnachtsbäumen vor den Rathäusern in Petershagen und Lahde auch auf die Beleuchtung verzichten. “Wir werden die Bäume ohne Lichter schmücken”, verrät Evelyn Hotze. Bei einem Gespräch demnächst mit den Ortsbürgermeistern sollen die Regelungen verbindlich gemacht werden. Für Brigitte Dreckmeier, die an der Versammlung der Gewerbe-Vorstände nicht teilgenommen hat, und ihre Mitstreiter dürfte die Entscheidung enttäuschend sein, denn: “Wir haben 1.000 neue LED-Leuchtmittel gekauft.”

Ehepaar spendet neue Altarbehänge

Sein Arbeitsplatz: Pfarrer Thomas Salberg im Altarraum der evangelischen Kirche zu Friedewalde. Prominent zu erkennen ist der neue, überwiegend grün gehaltene Altarbehang. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. In der Kirche zu Friedewalde hängen seit geraumer Zeit neue Altarbehänge. Darüber freut sich Pfarrer Thomas Salberg sehr, denn die alten Vorhänge waren dann doch schon etwas in die Jahre gekommen. Von Altarbehängen gibt mehrere Sätze, wobei ein Satz wahrscheinlich aus der Zeit von vor 1967 stammt, als die Kirche renoviert worden ist, wie Thomas Salberg vermutet. Ein Ehepaar, das kurz hintereinander seinen 80. Geburtstag gefeiert hat, spendete der evangelischen Kirchengemeinde Geld, mit dem die 650 Euro teure Investition realisiert wurde. “Das Ehepaar möchte namentlich nicht genannt werden”, sagt Thomas Salberg.

Er selbst, Küsterin Ina Beining-Wrede und Teile des Presbyterium haben Kataloge gewälzt und viel diskutiert. Gemeinsam mit dem Ehepaar trafen sie eine Vorauswahl und legten sich dann fest. Warum die neuen Altarbehänge grün sind, erklärt Pfarrer Thomas Salberg im Audio:

Zwei Behänge im Satz: Blick in den Altarraum der evangelischen Kirche zu Friedewalde, rechts mit der Kanzel. Foto: Jürgen Krüger

Schülerzahlen entwickeln sich super

Schöne Lage: Die Grundschule Friedewalde an der Straße “Kocks Diek”. Foto: Jürgen Krüger

Liebe Friedewalder und Interessierte unserer Schule,
am 10. August 2022 starteten wir in das neue Schuljahr 2022/23 und freuen uns insgesamt 46 Schulanfänger an unseren beiden Standorten einzuschulen. Die Schülerzahlen in Friedewalde entwickeln sich weiterhin super und leider mussten wir in diesem Jahr erstmalig Kinder aus Minden ablehnen, die auch gerne an unsere Schule wollten. Damit wir weiterhin einen guten Unterricht gewährleisten wollen, soll die Größe der Eingangsklassen 1/2 überschaubar bleiben. Schließlich stellen wir uns auch immer wieder auf zugezogene Familien und Flüchtlingskinder aus der Ukraine ein.

Sprachförderer gesucht

Derzeit besuchen drei Kinder den Standort Friedewalde und werden sprachlich von Viktoria Bauer im DaZ – Unterricht (Deutsch als Zweitsprache) gefördert. Die Unterstützung aus der Schulgemeinde ist großartig, und die Kinder gewöhnten sich schnell ein. Wenn es aus den Reihen der Gemeinde noch unterstützende Sprachförderung (auch im Nachmittagsbereich) geben kann, dann können sich Interessierte gerne unter Telefon (0 57 07) 639 oder info@gs-eldagsen melden. Vor den Sommerferien gab es noch einige Unternehmungen, wie einen Besuch der „Kahlen Wart“, einen schönen Abschlussgottesdienst der Viertklässler und eine Übernachtung im Zelt für die Klassen 4b und 4c auf unserem Schulhof.

In den ersten drei Wochen der Sommerferien fand die Ferienbetreuung des GSV Eldagsen-Friedewalde am Standort Eldagsen mit unserem Träger, der VHS -Minden, statt. Auch hier gab es viele Highlights, wie einen Besuch im Dinopark, eine Schifffahrt auf der Weser, eine Hüpfburg, die „Sportjungs“ und weiteres. Überzeugen Sie sich gerne auf unserer Homepage www.gs-friedewalde.de unter der Rubrik „Offener Ganztag“😀.

Das neue Schuljahr begann in Friedewalde auch mit einer Veränderung, denn noch vor den Ferien hat die Schulkonferenz der Schule entschieden, dass ab dem Schuljahr 2022/23 die Klassen 3 und 4 wieder getrennt voneinander unterrichtet werden. Der Wunsch kam schon vor längerer Zeit aus der Elternschaft und aus dem Kollegium, da sich eine individuellere Vorbereitung der höheren Klassen auf die weiterführende Schule in den einzelnen Jahrgängen besser bewährt hat (insbesondere auch in der Zeit des Wechselunterrichts).

Tage der offenen Tür am 15. und 15. September 2022

Künftige Schulanfänger und ihre Eltern dürfen gerne am Tag der offenen Tür an beiden Standorten ein bisschen Atmosphäre schnuppern, die Klassenräume besichtigen, erste Fragen klären und mit dem Lehrer-Kollegium sowie den Mitarbeitern im Offenen Ganztags ins Gespräch kommen: Am Mittwoch, 14. September 2022 in Eldagden und am Donnerstag, 15. September 2022, in Friedewalde (jeweils von 14 Uhr bis um 16 Uhr).

Das neue Logo mit Claim.

Ende März 2023 gastiert der Zirkus in Friedewalde

Für das Jahr 2023 dürfen Sie sich alle schon die Woche vom 27. März bis zum 1. April vormerken, denn dann wird sich Zirkusflair in Friedewalde verbreiten. Der GSV arbeitet in dieser Woche im Rahmen einer Projektwoche mit dem Zirkus „Zappzarap“ und bereitet Aufführungen für den 31 März und 1. April vor. Gerne möchten wir dazu auch die Schulanfänger des evangelischen Kindergartens Friedewalde einladen, damit unsere Zusammenarbeit weiter ausgebaut wird. Das neue Schullogo unserer Schule ist der neue „Hingucker“ und soll schon bald die Außenfassaden unserer Standorte schmücken. Entstanden ist das Logo aus den Entwürfen unserer Kinder (vor zwei Jahren…) und der Entwurf von Marla Klocke (mittlerweile Schülerin des Gymnasiums Petershagen) hat gewonnen. Marla wird zum neuen Schuljahr an unserer Schule einen Preis dafür erhalten.

Corona: Ziel ist es, den Schulbetrieb aufrechtzuerhalten

Wie Sie lesen können, passiert an unserer schönen Schule immer etwas und es wird nie langweilig. Wir hoffen sehr, dass uns die Aktivitäten auch im nächsten Schuljahr weiter begleiten und uns Corona nicht hemmt. Nach Aussagen unserer neuen Schulministerin Frau Feller werden wir mit freiwilligen Tests und einer Empfehlung zum Maske tragen in das neue Schuljahr starten. Ziel ist es, Schulbetrieb und Präsenzunterricht durchgängig aufrechtzuerhalten, weil dies für die Entwicklung der Kompetenzen und die psychosoziale Entwicklung der Schülerinnen und Schüler besonders wichtig ist (vgl. Schulministerium NRW). Das Handlungskonzept Corona soll die Schulen dabei unterstützen.

Hoffen wir alle das Beste und freuen uns auf das neue Schuljahr mit unseren Kindern, Eltern und Kollegen.
Bleiben Sie weiterhin interessiert und vor allem gesund.

Herzliche Grüße
Alexandra Mohrhoff und das Team des GSV Eldagsen-Friedewalde

So funktioniert das neue Gigabit-Glasfaser

Live und in Farbe: Breitbandmessung am Samstag, 3. September 2022, an der Lavelsloher Straße 31 in Friedewalde. Video: Jürgen Krüger

Friedewalde. Vor 30 Jahren begann ich (Jürgen Krüger), mich mit der Technologie Internet zu beschäftigen. Ich hatte Modems (14,4 Kbit/s und 28,8 Kbit/s), die machten noch Geräusche. Dann kam ISDN (64 Kbit/s mit Kanalbündelung 128 Kbit/s). Vor 20 Jahren folgte DSL, wobei ich mich die Deutsche Telekom bis Anfang September 2022 mit 3 bis 6 Mbit/s abspeiste, obwohl mein Vertrag bis zu 16 Mbit/s (16.000 Kbit/s) vorsah.

Damit ist Feierabend. Wir haben jetzt einen Glasfaseranschluss von Greenfiber mit 1 Gbit/s (1.000 Mbit/s = 1.000.000 Kbit/s, siehe Modem). Bei etwas Verlust durch die CAT5-Verkabelung im Haus kommen am Rechner rund 930 Mbit/s im Upload und im Download an. Im WLAN sind es bis zu 600 Mbit/s. Wir haben jetzt in meinem Dorf Friedewalde mit Singapur das schnellste Internet der Welt. Ich freue mich wie ein kleines Kind und möchte mich herzlich bei meinem Land bedanken, das den Glasfaseranschluss für bislang unterversorgte Gebiete finanziell fördert.

Besuch in Todtenhausen

So wie mir, wird es in diesen Tagen sicherlich auch einigen anderen Friedewaldern gehen. Nach und nach schaltet Greenfiber ihre Glasfaseranschlüsse frei. Um etwas Tempo in die Sache zu bringen, lohnt sich möglicherweise ein Besuch im Greenfiber-Servicebüro in Minden-Todtenhausen an der Graßhofstraße 35 (geöffnet Montag bis Freitag von 9 Uhr bis um 17.30 Uhr). Bei der allgemeinen Service-Hotline anzurufen, hat keinen Sinn (Danke an Alexander Kühme für den Tipp!). In Todtenhausen sitzen kompetente Leute, die Schwung in den Prozess bringen. Außerdem ist dort ein Glasfaseranschluss mit der Fritz-Box 7590 mustermäßig installiert.

Glasfaserkabel sensibel

Beim Service-Büro gibt es auch Ersatz-Glasfaserkabel, um den Hausübergabepunkt (APL) mit dem Netzanschlussgerät (ONT) zu verbinden. Auch der Schlüssel für den APL-Kasten ist dort zur Ausleihe erhältlich. Die dünnen, gelben Anschlusskabel sind mit höchster Vorsicht zu verlegen, da sie einen Glaskern haben und schnell brechen (niemals knicken!). Dann ist das Lichtsignal irreparabel unterbrochen. Wenn APL und die vorkonfigurierte (bereits mit den persönlichen Zugansdaten ausgestattete) Fritzbox 7590 per Post ankommen, ist der neue Glasfaseranschluss bereits funktionsfähig freigeschaltet. Auch ein CAT5e-Netzwerkkabel für die Verbindung von APL und FritzBox (WAN-Anschluss) liegt dem Paket bei, so dass es in der Tat sofort mit 1 Gbit/s losgehen kann. Nun steckt der Teufel allerdings in anderen Details.

Alle Komponenten müssen Gigabit können

Einmal müssen sämtliche im Netzwerk installierte Komponenten (WLAN-Access-Points, Netzwerkkabel, Netzwerkkarten) auch Gigabit-fähig sein. So schaffen manche Mobiltelefone oder Tablets gar keine 600 Mbit/s im WLAN 6, die die FritzBox 7590 anbietet, oder wie andere Access-Points noch mehr. Diese hohe Datenrate gibt es auch nur direkt in der Nähe der FritzBox. Mit zunehmender Entfernung von der FritzBox und Hindernissen (Wände, Schränke, Regale) geht die Datenrate schnell auf 100 Mbit/s oder noch weiter zurück, was allerdings Jammern auf hohem Niveau ist. Abhilfe schaffen sogenannte Repeater, die aber zusätzlich gekauft werden müssen.

Elektro Schlötel ist Service-Partner

Wer sich mit diesen technischen Details nicht auskennt oder beschäftigen möchte, der kann einen der Service-Partner von Greenfiber kontaktieren. Für Friedewalde ist das Elektro Schlötel in Minden, auch Partner unserer Website. Fachmann ist Elektrotechnikmeister Thomas Meier, Telefon (05 71) 38 68 043.

Am Anfang stehen sieben Fragen

Waschechter Friedewalder: Dirk Christiani, Vorsitzender der Kulturgemeinschaft, sitzt hier auf einer Mauer am elterlichen Hof. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Dirk Christiani ist ein Ur-Friedewalder. Geboren zwar in Minden kam er ein paar Tage später nach Hause. In seinem Elternhaus an der Kleiriehe lebt er mittlerweile seit 52 Jahren. An seiner Seite sind Ehefrau Heike und Mutter Margret. “Das Dorf hat mich immer schon interessiert, besonders aber die Nachbarschaft in der Kleiriehe”, sagt Dirk Christiani. Seit einigen Montan übernimmt er Verantwortung und ist Vorsitzender der Kulturgemeinschaft.

Dachorganisation der Vereine

Seine Vorgängerin Elke Buddenbohm wollte ihr Amt aufgeben und hatte Dirk Christiani gefragt. Er sagte zu und suchte sich einen Vorstand zusammen. Das ist ihm gelungen, und mit dem Erste-Hilfe-Kurs, an dem rund 15 Menschen teilnahmen, hat er auch schon das erste Projekt erfolgreich gemeistert. “Die Kulturgemeinschaft ist sozusagen die Dachorganisation der Friedewalder Vereine”, sagt Dirk Christiani, der seit rund 20 Jahren beim Kreis Minden-Lübbecke (Amt für Gebäude- und Liegenschaften) arbeitet.

Wagenkorso, oder kein Wagenkorso: Das ist eine der Fragen für das Jahr 2023. Foto: Frank Westermann

Osterfeuer 2023 organisiert die Kleiriehe

Als nächstes stehe die Seniorenfeier an. Alle Friedewalder Bürgerinnen und Bürger im Alter von 75 Jahren und darüber, sind herzlich am Samstag, 22. Oktober 2022, ins Gemeindehaus eingeladen, um ab 14.30 Uhr bei Kaffee und Kuchen ein paar schöne, gemeinsame Stunden zu verbringen. Weitere Veranstaltungen, die die Kulturgemeinschaft organisiert, sind die Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag, die Aktion saubere Landschaft und das Dorfgemeinschaftsfest, das im kommenden Jahr 2023 wieder ansteht. Das Osterfeuer im Jahr 2023 werde hingegen die Kleiriehe ausrichten – mit einer Ostereiersuche an der Grundschule und einem Fackelzug zum Feuerwehrgerätehaus, wo am Ostersamstag, 8. April 2023, das Osterfeuer entfacht werden soll.

Kooperation vorstellbar

Beim Dorfgemeinschaftsfest möchten Dirk Christiani und der Vorstand der Kulturgemeinschaft die Bevölkerung so früh wie möglich mitnehmen. “Wir haben ein paar Fragen erarbeitet und wüssten gerne die Meinung der Bürgerinnen und Bürger”, sagt Dirk Christiani. Einen Termin für das Dorfgemeinschaftsfest gebe es noch nicht. Gut vorstellbar wäre aber eine Kooperation mit dem Reitverein, der im Jahr 2023 sein Jubiläum des 100-jährigen Bestehens feiert. “Wir könnten uns zusammentun und ein Dorffest entwickeln”, schlägt Dirk Christiani vor.

Ganz schön was los: Ein Blick von der Bühne in der Turnhalle der Friedewalder Grundschule aus ins Publikum beim Dorfabend im Jahr 2016. Foto: Sebastian Kanning

Die sieben Fragen

1. Soll es im Jahr 2023 ein Dorfgemeinschaftsfest geben?
2. Wenn ja, soll es einen Wagenkorso geben?
3. Was wäre eine Alternative zum Wagenkorso?
4. Soll ein Motto ausgegeben werden?
5. Ist es sinnvoll, das Dorfgemeinschaftsfest mit einer anderen Veranstaltung zu verbinden?
6. Sollte es einen “bunten Abend” geben?
7. Was wünscht du dir in der Zukunft für Friedewalde?

Wohin mit den Antworten und Vorschlägen?

Dirk Christiani und der Vorstand der Kulturgemeinschaft freuen sich auf möglichst viele Antworten und Vorschläge. Dazu könnt ihr das öffentliche Kommentarfeld unten benutzen, oder eine E-Mail an die Kulturgemeinschaft schreiben: kg@info-kgf.de

Wärme aus der Ferne

Visionär: Uwe Hempen-Hermeier denkt sich nicht nur etwas aus, er setzt es auch um. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde-Wegholm. Uwe Hempen-Hermeier hat die Geschäftsführung seines Unternehmens JENZ in die Hände seiner Kinder gegeben. Das hält den 62-Jährigen aber nicht davon ab, weiter Visionen in die Tat umsusetzen. Sein neuestes Projekt: Fernwärme von der Firma für vier nahe gelegene Gebäude. “Mein kleiner privater Beitrag zum Kampf gegen Herrn Putin. Und dazu vollkommen freiwillig und  gewaltfrei”, sagt der Diplom-Ökonom dazu, dass er künftig vier Ölheizungen und jährlich bis zu 14.000 Liter Heizöl einspart.

Gehört (fast) alles zu JENZ: Die Holzhackschnitzelheizung ist in eine der Hallen untergebracht. Sie versorgt auch die vier weiteren (beschrifteten) Gebäude. Mitten drin ist das landwirtschaftliche Anwesen von Hermann Borcherding zu sehen. Foto und Montage: Jürgen Krüger

Holzhackschnitzelheizung miz 540 KW Leistung

JENZ produziert Technik zur Aufbereitung von Biomasse. Da lag es nahe, die Heizung des Unternehmens von Heizöl auf Holzhackschnitzel umzustellen. Und das schon vor 20 Jahren (2002). Im vergangenen Jahr gab es eine neue, stärkere Heizung mit 540 Kilowatt Leistung. Sie spart bis zu 140.000 Liter Heizöl ein. Die Anlage reicht aus, um neben der Firma vier weitere Gebäude in der Nähe mit Wärme zu versorgen. Der alte Bahnhof, das Wohnhaus von Uwe Hempen-Hermeier und seiner Frau Anna Hermeier (hat schon seit 2007 Fernwärme), das ehemalige Wohnhaus seiner Schwiegereltern, die frühere Gaststätte “Endstation” und das Anwesen rund um die alte Molkerei werden nach und nach an das System angeschlossen. “Wir wollen zunächst ein Jahr Erfahrungen sammeln, ob das System auch funktioniert. Deshalb werden die alten Ölheizungen auch nicht sofort komplett demoniert”, sagt Uwe Hempen-Hermeier.

Vor- und Rücklauf: Schön isoliert verpackt in einem Leitungsrohr. Foto: Jürgen Krüger

Projekt ist kein neues Geschäftsmodell

Fertig isolierten Rohre mit Vor- und Rücklauf führen von der Holzhackschnitzelheizung warmes Wasser in die vorhandenen Heizsysteme und wieder zurück, wobei die Heizkörper bleiben. Dabei sind ein paar technische Anpassungen beim Übergabepunkt vorzunehmen. Außerdem führt das Bauen im Bestand durchaus zu der ein oder anderen Überraschung. “Ich hatte mir das in ein paar Bereichen etwas leichter vorgestellt”, gibt Uwe Hempen-Hermeier offen zu. Beim Verlegen der Rohre beipielsweise müssen die Bauarbeiter aufpassen, dass sie nicht das neue Glasfasernetz kappen oder den Leitdraht des Rasenmähroboters durchtrennen. Der Baggerführer muss deshalb sehr behutsam vorgehen, und das dauert. Der Anschluss weiterer Häuser in Wegholm sei nicht geplant. “Das Projekt ist kein neues Geschäftsmodell, sondern soll uns lediglich unabhängig vom Öl machen”, sagt Uwe Hempen-Hermeier.

Reichlich Buddelei: Uwe Hempen-Hermeier steht hier an einer Baugrube mit verlegter Warmwasserleitung. Foto: Jürgen Krüger

Warum der König der Löwen am besten riecht

Alles Handarbeit: Lisa Themann (rechts) und ihre Kollegin Kimberly Weber (hinten) produzieren gemeinsam mit den Kindern Handcremes. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. “Ich bin schon fertig”, sagt Jonah und präsentiert stolz einen Tiegel Handcreme. Sein Vorname steht drauf. Er habe sich für den Duft “König der Löwen” entschieden. “Der riecht am besten”, sagt der 6-Jährige, der demnächst an der Grundschule Friedewalde eingeschult wird. Jetzt aber macht Jonah erst einmal bei den Ferienspielen der evangelischen Kirchengemeinde Friedewalde-Stemmer und des CVJM Petershagen mit. Und hier führt es ihn und die anderen 44 Kinder zur Apotheke Friedewalde.

Kolleginnen: Lisa Themann (rechts) und Kimberly Weber. Foto: Jürgen Krüger

Idee von Lisa Themann und Kimberly Weber

Dort warten mit Lisa Themann und Kimberly Weber zwei Mitarbeiterinnen, die die Idee hatten, mit den Kindern Handcremes zu produzieren. “Wir wussten, dass in Friedewalde Ferienspiele sind und haben uns überlegt, wie wir uns daran beteiligen könnten. Die Wahl fiel auf die Handcremes, die auch unsere Praktikanten anfertigen”, sagt Lisa Themann, deren Tochter Lotta auch an den Ferienspielen teilnimmt. Die 39-Jährige ist eine sogenannte “PTA” eine ausgebildete Pharmazeutisch-technische Assistentin, genauso wie ihre 32-jährige Kollegin Kimberly Weber. Beide kennen sich perfekt mit dem Thema aus. “Ich habe hier als Praktikantin vor vielen Jahren sogar Seife herstellen dürfen”, schwärmt Kimberly Weber.

Geschicklichkeit ist gefragt: Irgendwie muss die Handcreme vom Zubereitungstopf ja in den Tiegel. Foto: Jürgen Krüger

Drei Zutaten für die Disney-Handcremes

Drei Zutaten hat die Handcreme: 40 Gramm Basiscreme, 5 Gramm Mandelöl und fünf Tropfen ätherische Öle. Und jetzt kommt der König der Löwen ins Spiel. Ihm ist der Geruch “Orange-Vanille” zugeordnet. Es gibt noch drei weitere Düfte in Verbindung mit Disney-Figuren. Arielle – die Meerjungfrau riecht nach Lemongras, die Eisprinzessin nach Pfefferminz, und die Schöne und das Biest senden Rosenduft aus. “Die Ferienspiele stehen unter dem Motto ,Disney’. Und dieses Motto hat die Apotheke Friedewalde toll umgesetzt”, lobt Chantal-Marie Giercke. Die 22-Jährige ist eine von 15 Betreuerinnen und Betreuer der Ferienspiele.

Das Motto lautet Disney: Vier bekannten Figuren sind vier unterschiedliche Düfte zugeordnet. Foto: Jürgen Krüger
Gruppenweise: Kinder und Betreuerinnen der Ferienspiele, die hier bei der Apotheke ankommen. Foto: Jürgen Krüger

In vier Gruppen gehen die Kinder von der Kirche nacheinander zur nahegelegenen Apotheke. Dort haben Lisa Themann und Kimberliy Weber zwei Tische vorbereitet, an denen die Kinder unter Anleitung die Handcremes selbst herstellen. Abgefüllt in die Tiegel und mit den Vornamen versehen werden sie zu Hause sicherlich stolz ihren persönlichen Disney-Duft präsentieren. Das hat sich zumindest Jonah mit seiner nach Orange und Vanille riechenden Handcreme “König der Löwen” fest vorgenommen.

Individuell: Jonah zeigt den Tiegel mit seinem Vornamen darauf. Er hat sich für den Duft von “König der Löwen” entschieden (Orange-Vanille). Foto: Jürgen Krüger

Bock up Platt kürn

Spricht gerne Plattdeutsch: Mona Heynemann hat die Plattdeutsche Sprache von ihrer Großmutter und deren Freundin gelernt. Jetzt sucht die blinde Löhnerin Menschen, die ebenfalls gerne Plattdeutsch sprechen. Mit ihnen will sie in einer Whatsapp-Gruppe Sprachnachrichten auf Platt austauschen. Foto: Anastasia von Fugler | nw.de

Löhne. Piep, piep, piep macht es, wenn Mona Heynemann durch ihr Handy scrollt. Nach und nach hört sie sich den Anfang der Nachrichten aus dem Chatverlauf der Whatsapp-Gruppe “Bock up Platt kürn” an. “Nein, das ist sie nicht”, sagt die 43-jährige. Das Handy hat sie ganz nah Ohr. Die Computerstimme beginnt immer immer wieder mit dem vorlesen, dann drückt Heynemann weiter. Egal, welche Taste sie auf dem Handy aktiviert, die Computerstimme sagt ihr, was sie gerade gedrückt hat. Das ist auch notwendig, denn die Löhnerin ist seit ihrer Geburt blind. Eigens für ihr neustes Projekt hat sie sich ein Blindenhandy gekauft. “Damit kann ich jetzt Whatsapp-Sprachnachrichten abhören und versenden”, sagt sie – mit einem Hauch von Stolz in der Stimme.

Mona würde sich über Sprachnachrichten auf Platt freuen

Whatsapp-Sprachnachrichten sind nicht für Jedermann oder Jederfrau etwas. Oft sind sie dem Empfänger viel zu lang und zu lästig, um sie abzuhören. Mona Heynemann aber freut sich riesig, wenn sie eine neue Sprachnachricht bekommt. “Besonders dann, wenn die Nachricht auf Platt ist”, sagt sie. Deshalb hat die Löhnerin die Whatsapp-Plattdeutsch-Gruppe eröffnet, für die sie noch weitere Mitglieder sucht. Interessenten sollten genauso gerne “Platt küren” wollen wie sie es tut.

Sich als blinder Mensch mit einem neuen mobilen Endgerät auseinander zu setzen, braucht Zeit, sagt sie. “Aber ich hatte ein klares Ziel dahinter, sonst hätte ich nicht den Antrieb gehabt, zu erlernen, wie das mit den Apps und dem Internet auf dem Handy funktioniert.” Sich E-Mails oder Nachrichten von der Computerstimme vorlesen zu lassen, geht im alltäglichen Gebrauch, aber bei Platt höre es sich einfach nicht so schön an.

Ausschließlich Sprachnachrichten auf Platt

Mittlerweile sind schon 15 Personen in der Chatgruppe. Das jüngste Mitglied ist 40 Jahre alt, das älteste 83. Sie selbst ist die Zweitjüngste, sagt Heynemann und vier weitere Chat-Teilnehmer seien auch blind. Einer der Teilnehmer kommt sogar aus Brasilien, so die Löhnerin weiter. Und einige aus Preußisch Ströhnen sind dabei, sowie mehrere aus Ostfriesland. Aber eins sollten diejenigen wissen, die sich entscheiden, der Gruppe beizutreten: “Hier werden ausschließlich Sprachnachrichten auf Platt geteilt”, sagt Heynemann. Die Menge der Nachrichten variiere von Tag zu Tag und meistens würden sich die Themen rund um die Plattdeutsche Sprache drehen.

Plattdeutsch schon als Kind gelernt

Ihre Leidenschaft für das Plattdeutsche hat Heynemann bereits im Kindesalter entwickelt. Von ihrer Großmutter und deren Freundin Anni hatte sie das Gohfelder Platt von klein auf gelernt. Heute stehen bei ihr zu Hause mehr als 40 plattdeutsche CDs und 20 Hörbücher im Regal. Zudem ist sie Mitglied im Plattdeutschen Kürenkreis in Bad Oeynhausen, wo regelmäßig Gedichte auf Platt vorgetragen und Lieder gesungen werden. Sie hatte über CB-Funk Plattdeutsch gesprochen und Platt-Kolumnen für die Zeitung geschrieben. Es sei ihr wichtig, dass die Sprache nicht verloren geht, sagt Heynemann. Interessierte können sich bei ihr unter Telefon (01 71) 4 48 86 94 melden.

Hinweis

Mona Heynemann hat ihre Pressemitteilung an mehrere regionale Medien gesendet, unter anderem an den Zeitungsverlag Neue Westfälische und Friedewalde.de. Der obige Text stammt von Anastasia von Fugler, Lokalredakteurin der Neuen Westfälischen Herford. Hier der Link zum NW-Bericht.

Es grünt so grün

Im hohen Gras: Rawinder Meier und seine Mutter Renate Brünn stehen in der Brandheide auf einer Ackerzufahrt, die nur noch zu erahnen ist. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Rawinder Meier liebt die Natur. Doch das, was momentan in den Gräben an seinem Haus in der Brandheide wächst, scheint ihm doch etwas zuviel zu sein. “Das wird ja immer schlimmer”, beschwert sich der 40-jährige Handwerksmeister. Auch seine Mutter Renate Brünn, die nicht weit von Rawinder Meier entfernt am Bahndamm wohnt, ist einigermaßen entsetzt. “An meinem Haus gibt es einen Feldweg, an dem normalerweise links und rechts ein Graben verläuft. Doch die sieht man schon gar nicht mehr”, beschreibt die 71-Jährige. Hohes Gras wuchert die Gräben zu, wobei teilweise die Auffahrten zu den Äckern nur noch zu erahnen sind. “Und die Röhren sind so verstopft, dass da kein Wasser mehr durchläuft”, sagt Rawinder Meier und fürchtet, dass die Funktion der Gräben beeinträchtigt sei. Einmal abgesehen davon, dass der Wildwuchs die Sicht einschränkt und schäbig aussieht. “Mäht die Gräben keiner aus und baggert hier auch niemand die Röhren frei?”, fragt er sich.

Zur Sicherheit: Die Ränder am Kämpenweg sind gemulcht. Foto: Jürgen Krüger

Diese Frage geht an die Stadt Petershagen, die für die Gemeindestraßen zuständig ist. Und Pressespreecherin Tatjana Brast hat auch schon geantwortet. “Es gibt keine generelle Pflege – schon gar kein Ausmähen von Wegeseitgengräben an Gemeindestraßen. Die Gräben sollen im Prinzip nur das Oberflächenwasser der Straße aufnehmen”, schreibt sie. Eine Möglichkeit gibt es aber doch. “Bei angemeldeten und berechtigtem Bedarf erfolgt ein Aushub und/oder ein Freischneiden (Freimulchen) entsprechender Flächen. Diese Vorgehensweise hat sich – bei weit über 1.000 Kilometer Gräben – bewährt und wurde in der Vergangenheit auch nur dahingehend geändert, dass die Arbeitsmaschinen moderner geworden sind.” An einigen Gemeindestraßen haben Mitarbeiter der Stadt Petershagen die Bankette gemulcht, so dass das Gras nicht auf die Fahrbahn wächst. Das ist auch an der Straße von Rawinder Meier geschehen, der Feldweg bei Renate Brünn wird aber wohl weiter vor sich hinwachsen.

Zugewachsen: Graben mit Unterführung der Friedewalder Straße, Kreuzung Kocks Diek. Foto: Jürgen Krüger

JENZ: Grundsätzlich zufrieden

Zapfwellenpower: Der JENZ HEM 542 Z beim Vorfüheinsatz während der Profi-Tage.

Friedewalde-Wegholm. Im Sommer 2021 trat die vierte Generation im Familienunternehmen JENZ in die Geschäftsleitung ein. Rund ein Jahr später sind die neuen Geschäftsführer mit der Entwicklung des Unternehmens zufrieden und freuen sich auf die zweite Auflage der erfolgreichen Hausmesse „Profi-Tage“.

„Die ersten Monate in der Geschäftsleitung waren überschattet von der starken Corona-Welle während der kalten Jahreszeit sowie dem Ukraine Krieg und der damit verbundenen extremen Verschärfung der Beschaffungsmarktsituation“, berichtet Elisabeth Holland, geschäftsführende Gesellschafterin und zuständig für den kaufmännischen Bereich bei JENZ. „Die Folgen dieser noch nie da gewesenen Situation betreffen uns natürlich ebenso wie jedes andere produzierende Unternehmen und sorgen nach wie vor für Spannungen. Dennoch ziehen wir insgesamt ein positives Fazit nach rund einem Jahr Geschäftsführung.“

64 Millionen Euro Umsatz

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2021 erwirtschaftete das Unternehmen trotz Corona Krise rund 64 Millionen Euro Umsatz und erreichte damit das zweitbeste Umsatzergebnis in der Firmengeschichte. Positiv stimmt die Geschäftsführerin auch die Entwicklung der allgemeinen Rahmenbedingungen. „Die im Zuge des Ukraine Krieges entstandene Debatte um Abhängigkeiten von fossilen Energieträgern hat die Notwendigkeit der Umsetzung der ehrgeizigen Ziele der neuen Bundesregierung noch einmal bestärkt. Wenn im Wärmebereich der Anteil der erneuerbaren Energien von jetzt 16,5 Prozent auf 50 Prozent gesteigert werden soll, dann kann das nicht ohne die Holzenergie gelingen. Davon versprechen wir uns für unsere Branche und hier speziell den Einsatzbereich unserer Holzzerkleinerer zusätzlichen Rückenwind.“

Festival-Atmosphäre: Die Besucher suchen Schatten und entspannen sich unter dem großen Sonnenschirm.

Positiver Trend

Auch im Marktsegment seiner Biomasseaufbereiter spürt JENZ einen positiven Trend. „Der Bedarf an mineralischen Düngern ist hoch und die Nachfrage nach Material zur thermischen Verwertung aus Grünschnitt nimmt wieder zu. Genau hier setzen wir mit unseren stark weiter entwickelten Biomasseaufbereitern an“, freut sich Bruder Hans Heinrich Hermeier, ebenfalls geschäftsführender Gesellschafter und zuständig für die Bereiche Technik und Vertrieb.

„Wir haben in den letzten Monaten viel weiterentwickelt und optimiert”

Als Antwort auf diese Marktentwicklungen präsentiert das Unternehmen auf seiner Hausmesse „Profi-Tage“ entsprechend neue Technik. „Wir haben in den letzten Monaten viel weiterentwickelt und optimiert und freuen uns den Kunden diese nach der langen Corona-Zeit nun endlich wieder persönlich und live vorstellen zu können“, so Hermeier. In der Produktsparte der Biomasseaufbereiter steht besonders die Neuvorstellung des bisher stärksten JENZ Schredders BA 1016 im Fokus. „Nach der erfolgreichen Markteinführung der Baureihen BA 916 und BA 926 in den vergangenen Jahren, haben wir nun auch unseren größten Schredder, den bisherigen BA 965, grundlegend überarbeitet.“ Das Ergebnis sei der bislang stärkste jemals von JENZ gebaute Schreder BA 1016. „812 PS, Durchsatzleistungen von über 400 m3 und maximale Effizienz dank modernster Regelungstechnik – der BA 1016 ist ein mobiler, aber sehr leistungsstarker Schredder, der dank seiner kompakten Transportlänge von 10,55 m weltweite Einsätze ermöglicht“, so der 32-Jährige in dessen Aufgabenbereich auch die Leitung des Produktmanagements gehört.

Profi-Tage: 800 Gäste aus 25 Ländern

Auch im Bereich der Mobilhacker präsentiert JENZ eine echte Neuvorstellung. „Mit dem neuen Zapfwellenhacker HEM 542 Z präsentieren wir eine für JENZ verhältnismäßig kleine Maschine, die aber trotz ihrer Kompaktheit extrem leistungsstark ist. Gedacht ist der neue Mobilhacker für kleinere Traktoren in der Leistungsklasse 150 bis 300 PS und solche Betriebe, die nicht den dauerhaften Hackeinsatz benötigen, aber trotzdem nicht auf unsere professionelle Technik verzichten möchten.“ Dazu zähle unter anderem die Riemenkupplung, über die der Rotor aktiv zugekuppelt werden könne, was einzigartig am Markt sei. Aber auch der Einsatz der modernen easy2-Steuerung oder die Ausstattung mit der bewährten Hacktrommel D1 sowie eines optionalen Spalters. Auch bei den übrigen JENZ Mobilhackern wurden Weiterentwicklungen betrieben. „Diese betreffen insbesondere auch unser Flaggschiff, den Chippertruck hybrid. Hier haben wir noch einmal an der Erhöhung der Effizienz gearbeitet, dass heißt geringerer Energieverbrauch plus höhere Hackschnitzelgüte, unter anderem durch bessere Maschinenregelungen.“, so der Geschäftsführer. Insgesamt präsentierte JENZ auf seinen Profi-Tagen vor rund 800 Gästen aus 25 Länern mehr als 8.000 PS live im Einsatz. „Damit sind die diesjährigen Profi-Tage, auch anlässlich des 100-jährigen Jubiläums, das größte Event, das es in der JENZ-Firmengeschichte bisher gegeben hat.“, sagt Elisabeth Holland.

Biomasse schreddern: Ein Bagger belädt den JENZ BA 1016.

Info

Das 1921 gegründete Familienunternehmen JENZ wird in der vierten Generation von der Gründerfamilie geführt und hat sich zum Spezialisten im Bereich schwerer mobiler Maschinen für die Aufbereitung holzartiger Biomasse entwickelt. Derzeit werden am Standort in Petershagen bei Minden und den verschiedenen Vertriebsniederlassungen insgesamt etwa 230 Mitarbeiter, davon 20 Auszubildende und duale Studenten, beschäftigt.

Friedewalder Hof hat als Gaststätte ausgedient

Herzlich Willkommen in Friedewalde: Natalia und Eugen Frank, hier im Garten ihres neuen Hauses an der Förthofstraße 7. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Natalia (39) und Eugen Frank (46) lieben das Dorfleben. Deshalb wohnen sie auch in Stolzenau. Aber nicht mehr lange, denn bald steht der Umzug nach Friedewalde an. Im Gepäck haben sie ihre vier Kinder Adrian (20), Michelle (18), Annasophie (14) und Romeo (12), viele Ideen und reichlich Mut. Das Ehepaar, das seit 19 Jahren verheiratet ist, hat nämlich den “Friedewalder Hof” gekauft. Eine ehemalige Gaststätte mit Saalbetrieb und Kegelbahn. Diese Tradition endet nun, denn in dem großen Anwesen an der Förthofstraße 7 sollen sechs neue Wohnungen, ein Lager und ein Büro entstehen.

Alles neu: Hier ein Blick auf das Haupthaus mit Gerüst, Dacheindeckung und Photovoltaikanlage. Foto: Jürgen Krüger

“Das Stadtleben ist mir zu hektisch”

“Es zieht mich quasi aufs Land”, sagt Eugen Frank, der vor 46 Jahren in einem Dorf in Kasachstan geboren wurde. Das gilt auch für Ehefrau Natalia, die in Russland (Uralgebirge) das Licht der Welt erblickte. “Ich mag die Ruhe, das Stadtleben ist mir zu hektisch”, so die 39-Jährige. Beide kamen Anfang der 1990er Jahre als Spätaussiedler nach Deutschland und lernten sich auch hier erst kennen. Beide sind zudem selbstständig: Natalia Frank betreibt seit fünf Jahren in Stolzenau die Kinder-Großtagespflege Sonnenschein, Eugen Frank ist gelernter Heizungs- und Sansitärinstallateur und hat eine kleine Firma für Haustechnik mit zwei Angestellten, darunter einen Meister.

Glasiert: Die neuen schwarzen Dachziegel warten darauf, verlegt zu werden. Foto: Jürgen Krüger

Komplette Sanierung soll im Sommer 2023 abgeschlossen sein

Er ist mit seiner Firma bereits an den neuen Standort in Friedewalde umgezogen. Ein Teil an der östlichen Stirnseite des ehemaligen Saales wurde abgemauert und dient als Lager. Die ehemaligen Saal-Toiletten hat Eugen Frank schon fertig als Büro umgebaut. Natalia Frank plant, mit einem Teil der Großtagespflege in eine der neuen Wohnungen umzuziehen. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Die komlette Sanierung soll im Sommer 2023 abgeschlossen sein. Zunächst stellt das Ehepaar im Obergeschoss des Haupthauses eine 150 Quadratmeter große Wohnung fertig, um dort in den nächsten Wochen mit der gesamten Familie einzuziehen. Die anderen fünf Wohnungen folgen. Dazu gehören eine weitere 230 Quadratmeter große Wohnung im Untergeschoss des Hauptgebäudes, in dem früher Gaststätte und Restaurant waren. Im Zwischenbau entstehen zwei jeweils 70 Quadratmeter große Wohnungen, im ehemaligen Saal jeweils zwei 110 Quadratmeter große Wohneinheiten. Die ehemalige Kegelbahn wird zur Veranda umgebaut, so dass die vier Wohnungen im Erdgeschoss Zugang zum Garten haben. Das gesamte Gelände ist gut 3.000 Quadratmeter groß. Geheizt wird mit Holzpellets.

Reichlich Platz: Hier die geplante Aufteilung von Wohnungen, Büro und Lager. Foto: Jürgen Krüger

Jahrzehntelange Ära als Gastro-Betrieb endet

Mit der Kernsanierung durch Natalie und Eugen Frank endet eine jahrzehntelange Ära des Anwesens als gastronomischer Betrieb. Fritz Borgmann, den alle nur “Schnieders Fritz” nannten, weil er von Beruf Schneider war, ließ in den 1970er Jahren einen Saal anbauen. Nach der Geschäftsaufgabe übernahmen Evi und Wilhelm Schweitzer im Herbst 1990 den Betrieb und tauften ihn “Schweitzers Stoabn”. Sie hielten elf Jahre lang durch, dann mussten sie den Betrieb verkaufen. Eigentümer war seitdem der Immobilienunternehmer Udo Paul (Immobilien-Fachbetrieb Schugt) aus Minden, der mehrere Versuche unternahm, das Anwesen gastronomisch zu verpachten. Mit wenig Erfolg, wie sich herausstellte. Der “Friedewalder Hof” ging Pleite, auch ein griechischer Gastronom hielt sich nicht lange. Kirsten Langenkämper zog 2017 ihre Idee zurück, nachdem Substanzschäden offensichtlich wurden. Vier Jahre später scheiterten die Leute von der “Wunder Bar” wohl an sich selbst.

Erinnerungen: Im Saal rechts haben viele Friedewalder gefeiert. Foto: Jürgen Krüger

Fünf Wohnungen zu vermieten

Als “Zufall” bezeichnet Eugen Frank den Kauf der Immobilie in Friedewalde. “Wir haben eine entsprechende Immobilie gesucht, in der wir die Firma unterbringen können und in der wir selber wohnen”, sagt er. “Dieses Objekt war zur Vermietung ausgeschrieben, nicht zum Verkauf.” Nach der Besichtigung änderte sich die Lage, und nun war Udo Paul doch zum Verkauf bereit. Eugen Frank bezeichnet den Zustand des Gebäudes beim Kauf als “heruntergekommen”, und es kam für den Fachmann auch nur eine Kernsanierung infrage. Bis auf die Außenmauern werde alles neu gemacht. Nach Abschluss der Bauarbeiten beabsicht die Familie Frank, in die 230 Quadratmeter große Erdgeschosswohnung zu ziehen. Die anderen fünf Wohnungen sollen vermietet werden, und es gebe bereits erste Anfragen. “Wir beginnen mit der Vermietung aber erst, wenn alles fertig ist”, sagt Natalia Frank. Das meiste machen sie selbst und bekommen dabei viel Unterstützung aus der Familie und dem Freundeskreis.

Kontakt

Frank Haustechnik GmbH
Eugen Frank
Förthofstraße 7
32469 Petershagen-Friedewalde
Telefon (01 76) 91 48 45 92
E-Mail: frank-haustechnik@online.de

Großtagespflege Sonnenschein
Natalia Frank
Am Markt 18
31592 Stolzenau
Telefon (01 76) 95 73 99 88
Internet: https://www.sonnenschein-stolzenau.de

JENZ GmbH

Glasfaser ist da

JENZ GmbH
Lichterfest bei JENZ: Am Dienstag, 26. April 2022, wird das Wegholmer Unternehmen ans Glasfasernetz angeschlossen. Foto: Jürgen Krüger

Petershagen-Friedewalde. Am Dienstag, 26. April 2022, wird es historisch: Dann nämlich wird zum ersten Mal in der Geschichte der Stadt Petershagen ein Computer per Glasfaser mit dem Internet verbunden sein. Und das in Friedewalde, genauer gesagt in Wegholm. Bei der Firma JENZ soll es um 10 Uhr das sogenannte “Lichterfest”geben.

Projektmanager Thies Hartjen vom Unternehmen Greenfiber hat dazu ausgewählte Gäste eingeladen, unter anderem Ortsbürgermeisterin Jessica König. “Wir schalten das erste Licht im Petershäger Glasfasernetz an”, schreibt Hartjen in der Einladung. Öffentlich ist die Veranstaltung nicht, obwohl Thies Hartjen über den aktuellen Stand des Projektes in Petershagen referieren wird. Die Bürgerinnen und Bürger wird es sicher interessieren, wann auch ihr Haus angeschlossen wird und sie im schnellen Netz surfen dürfen. Ortsbürgermeisterin Jessica König wird davon sicherlich berichten.

Neu im Dorf: Solidarische Landwirtschaft

Auf dem Weg: Priska Ziegler (von links), Burkhard Kayser und Tina Bueth vom Verein Solawi, hier auf dem Acker von Hermann Traue. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Solawi – das ist eine Abkürzung für Solidarische Landwirtschaft. Das Konzept entstand in der 1960er Jahren in Japan. “Solidarische Landwirtschaft bedeutet: Der Hof oder eine Gärtnerei ernährt eine Gemeinschaft von Menschen, und alle teilen sich die damit verbundene Verantwortung, das Risiko, die Kosten und die Ernte”, sagt Burkhard Kayser von der Solawi Mindener Land. Im vergangenen Jahr 2021 mussten sie einen von ihnen bestellten Acker in Holzhausen II aufgeben, jetzt haben sie in Friedewalde einen neuen gefunden.

Hermann Traue gibt seinen Betrieb nach 50 Jahren auf

Zwei Hektar hat Hermann Traue den Solawis verpachtet, direkt an seinem Hof “Hinterm Felde”. Er hatte davon gelesen, dass der Pachtvertrag zwischen Solawi Minden und dem Landwirt in Holzhausen nicht verlängert wird. Er rief Burkhard Kayser an, und die beiden kamen ins Geschäft. “Warum sollte ich nicht zwei Hektar an Menschen verpachten, die sich alternativ ernähren möchten?”, hatte sich Hermann Traue seinerzeit gefragt. “Außerdem zieht dann auf meinem Hof neues Leben ein”, so der 64-Jährige, der im kommenden Jahr seinen landwirtschaftlichen Betrieb aufgibt und die dann noch 56 Hektar Acker und Grünland verpachtet. Dann hat er ein halbes Jahrhundert lang als Landwirt gearbeitet. “Irgendwann ist auch mal gut”, sagt Hermann Traue. Eine Nachfolge gibt es nicht. Tochter Maike arbeitet in Wuppertal als Lehrein, Sohn Moritz studiert in Dortmund. Seine Tiere, Kühe und Rinder, habe er vor drei Jahren bereits vekauft, danach nur noch Ackerland und Grünland bewirtschaftet. Im Herbst dieses Jahr 2022 stehen auch die Maschinen zum Verkauf. Dann ist Schluss, und es beginnt etwas Neues.

Mit Wasser- und Energieanschluss: Die zwei Hektar große Fläche grenzt direkt an den Hof von Hermann Traue. Im Hintergrund ist der Friedhof an der Lavelsloher Straße zu sehen. Foto: Jürgen Krüger

Ernteanteile erwerben durch Mitgliedschaft

Auch Hermann Traue ist dem Verein Solawi beigetreten. “Mal sehen, was draus wird”, sagt er. Für 80 Euro pro Monat bekommt ein Mitglied einen sogenannten “Ernteanteil” pro Woche, der in etwa einer Gemüsekiste für zwei bis bis vier Personen entspräche, wie Burkhard Kayser sagt. Momentan seien 55 Ernteanteile vergeben, und der Verein habe mit der neuen Ackerfläche noch viel größeres Potenzial. Eine Verpflichtung zur Mitarbeit gebe es dabei nicht. “Wer aber Lust hat, der darf gerne mithelfen”, so der freiberufliche Berater für nachhaltige Landnutzung. Vor viereinhalb Jahren hat der 54-Jährige die Solawi Minden gemeinsam mit Emma und Ulf Jetter vom Café Nordholz gegründet. Kaufen kann man das Gemüse der Solawi übrigens nicht. “Die Marktpreise spiegeln nicht die wahren Produktionskosten wider. Durch unsere Art der Bewirtschaftung bekommt das Gemüse einen besondereren Wert, weil wir wissen, woher es kommt und wie es angebaut wurde”, sagt Burkhard Kayser.

Salat, Paprika, Mangold, Himbeeren und Co.

Angebaute Gemüsesorten sind zum Beispiel verschiedene Salate, Paprika, Frühlingszwiebeln, Spitzkohl, Blumenkohl, bunter Mangold, aber auch Himbeeren und Johannisbeeren. Es gibt einen Folientunnel (Gewächshaus) und einen Zaun, der Rehe und Hasen davon abhalten sollen, die Gemüsepflanzen zu fressen. Martina Bueth, die aller nur “Tina” nennen, ist gelernte Gärtnerin und für zwei Tage pro Woche beim Verein Solawi angestellt. In ihrer Hand liegt die gärtnerische Bewirtschaftung. Jeden Dienstag und jeden Donnerstag ist die 34-Jährige in Friedewalde und erledigt alle notwendigen Arbeiten. Manchmal ist auch Hilfe da, wie an diesem Tag Priska Ziegler. Tina Hueth stammt aus dem westlichen Sauerland und hat im September 2021 an der Freien Landbauschule Bodensee ihre Ausbildung zur Gärtnerin Fachrichtung Gemüsebau abgeschlossen.

Andere Perspektive: Ein Zaun schützt vor Rehe und Hasen, links ist Kleegras zum Mulchen eingesät. Foto: Jürgen Krüger

Tina Bueth stellt sich und ihre Arbeit am Samstag, 23. April 2022, vor

Wer sich für die Solawi interessiert, darf Tina Bueth gerne dienstags oder donnerstags auf dem Feld besuchen (ab 11 Uhr). Jeden ersten Samstag im Monat veranstaltet Solawi zudem in der Zeit von 11 Uhr bis um 16 Uhr einen sogenannten “Feldtag” mit Informationen und Vorträgen. Am Samstag, 23. April 2022, möchte sich Tina Bueth den Vereinsmitgliedern vorstellen. “Das wäre eine schöne Gelegenheit, auch mit den Friedewaldern ins Gespräch zu kommen”, sagt Tina Bueth und lädt die Bürgerinnen und Bürger ab 15 Uhr ein. Sie selber hat ein paar alkolfreie Getränke eingekauft und bittet die Gäste, selbst Getränke und Grillsachen mitzubringen.

Informationen

Solawi Mindener Land
Burkhard Kayser
Mobil: (01 71) 381 30 70
E-Mail: kayser@agroforst.de

Osterfeuer bei Böttchers

Brauchtum: Am wärmenden Osterfeuer versammeln sich gerne die Menschen. Foto: Pixabay

Friedewalde. Der Rat der Stadt Petershagen hat beschlossen, dass in den kommenden Jahren lediglich ein Osterfeuer in jeder Ortschaft erlaubt sei. Ausrichter von sogenannten “Brauchtumsfeuern” dürfen der Verordnung zufolge “nur in der Ortsgemeinschaft verankerte Glaubensgemeinschaften, Organisationen oder Vereine” sein. In Friedewalde übernimmt diese Rolle der Reitverein. Und so dürfen sich die Friedewalder Bürgerinnen auf ein gemeinsames Osterfeuer am Ostersamstag, 16. April 2022, bei der Familie Böttcher freuen. Das Feuer selber soll um 19.30 Uhr entzündet werden, um 18 Uhr beginnt die Ostereiersuche für Kinder. “Lasst uns einen schönen Abend haben bei hoffentlich gutem Wetter”, sagt Stephan Böttcher, der die alte Reitbahn hinter seinem Pferdestall am Diekhoff 7 in Friedewalde zur Verfügung stellt. Kruse Catering betreibt einen Imbisswagen, kostenfreie Getränke in Flaschen stellt der Reitverein zur Verfügung. “Über eine Spende freuen wir uns natürlich”, sagt Stephan Böttcher. Der Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde wird aufspielen. Baumschnitt werde nicht mehr benötigt. Stephan Böttcher: “Da hat sich in den vergangenen zwei Jahren bei uns genug angesammelt.”

Kein Geld für die Dörfer, dafür mehr Personal für den Kreis

Rund 1.700 Beschäftigte: So viele Menschen arbeiten momentan beim Kreis Minden-Lübbecke, hier das Verwaltungsgebäude in Minden. In diesem Jahr sollen 94 neue Stellen hinzukommen, zuzüglich 50 Mitarbeiter auf momentan nicht besetzten Stellen. Foto: Jürgen Krüger

Kreis Minden-Lübbecke. Wie sich der Kreis Minden-Lübbecke mit Personal versorgt, wenn Fördergelder in den Mühlenkreis fließen, zeigt das Beispiel des Projekts “Vital.NRW”. Da zugleich Beratungsunternehmen viel Geld abgreifen, kommt in den Dörfern kaum etwas an. Aber auch die gewählten Kreispolitiker tragen mit ihren Entscheidungen dazu bei, wie viel Geld bei den Kommunen bleibt, wieviel sie dem Kreis Minden-Lübbecke abgeben müssen und was mit diesem Geld geschehen soll.

Der Kreis Minden-Lübbecke hat jetzt schon 1.700 Mitarbeiter

Die Politiker des Minden Lübbecker Kreistages haben mit den Stimmen der CDU und den Grünen den Haushalt für das Jahr 2022 beschlossen. Der umfasst den Angaben zufolge 580 Millionen Euro. Gleichzeitig stimmte der Kreistag mehrheitlich für den Stellenplan, wonach 94 neue Stellen im laufenden Jahr vorgesehen sind. Mit den derzeit 50 nicht besetzten Stellen, die Kreistagsmitglied Alfred Borgmann in seiner Stellungnahme angibt, sollen in diesem Jahr knapp 150 neue Mitarbeiter beim Kreis Minden-Lübbecke eingestellt werden. Momentan seien rund 1.700 Menschen beim Mühlenkreis beschäftigt, heißt es auf der Internetseite des Kreises. Der Antrag der FDP, die Städte und Gemeinden um zehn Millionen Euro zu entlasten und die Kreisumlage von jetzt 35,85 Prozent auf 34,1 Prozent zu senken, wurde abgelehnt. Im Gegenteil: In ihrer Haushaltsrede mutmaßt Landrätin Anna Katharina Bölling (CDU), dass “die Kreisumlage bereits im kommenden Jahr um mehr als drei Punkte steigen könnte”.

Theoretisch gehen Friedewalde 50.000 Euro durch die Lappen

Die von der FDP vorgeschlagenen zehn Millionen Euro Entlastung, mit der Gießkanne auf die Kommunen umgelegt, hätten für Friedewalde rund 50.000 Euro finanzielle Unterstützung bedeutet. Mit diesem Geld ließe sich sicherlich einiges im Ort bewegen. Dazu kommt es es nun nicht. In Friedewalde gibt es zwei Kreistagsmitglieder, die sich für Haushalt und Stellenplan ausgesprochen haben: Alfred Borgmann (CDU) und Corinna Stöxen (Bündnis 90 / Die Grünen). Corinna Stöxen teilte mit, sie sei “nicht in der Funktion, dazu Stellung zu nehmen”, sendete der Redaktion aber die Haushaltsrede von Cornelia Schmelzer, Fraktionsvorsitzende der Partei Bündnis 90 / Die Grünen im Minden-Lübbecker Kreistag.

Alfred Borgmann antwortet ausführlich

Ausführlich anwortete hingegen Alfred Borgmann von der CDU. Er verfasste eine eigene Stellungnahme und sendete zudem die Haushaltsrede der Landrätin Anna Katharina Bölling (CDU) mit. Er habe an nunmehr 27 Haushalten des Kreises mitgewirkt. Und eines sei noch verlässlicher als Schneefall im Winter: Der Streit zwischen Städten und Gemeinden und dem Kreis über die Höhe der Kreisumlage. Anbei die Stellungnahme von Alfred Borgmann sowie die Haushaltsreden von Anna Katharina Bölling und Cornelia Schmelzer. Und hier der Link zu den Stellenausschreibungen des Kreis Minden-Lübbecke: https://www.minden-luebbecke.de/Verwaltung/Karriere/Kreisverwaltung/

Michael Reiner ist Deutscher Meister

Deutscher Meister im Hallentennis M75: Michael Reiner aus Friedewalde, der hier hinter seinem Haus am Kiefernweg auf einem Baumstamm sitzt. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Dem Friedewalder Michael Reiner ist etwas sehr seltenes gelunden: als ungesetzter Spieler holt sich der 74-Jährige den Deutschen Meistertitel im Hallentennis. “Das schafft ein Spieler meiner Kategorie wohl nur einmal im Leben”, sagt der 74-Jährige, der viele Jahre für den TV Stemmer spielte, momentan aber für den Bückeburger TV aufschlägt. Bei den 53. Nationalen Tennis-Hallenmeisterschaften von Deutschland für Seniorinnen und Senioren in Essen ließ Michael Reiner im Endspiel gegen Anton Klima vom TC Schwülper nichts anbrennen und siegte deutlich in zwei Sätzen 6:2 und 6:2.

Schwerster Gegner im Halbfinale

Die größte Hürde hatte der Friedewalder allerdings im Halbfinale zu nehmen. Hier traf Michael Reiner auf Edgar Evenkamp vom Deutschen Sportclub Düsseldorf. Evenkamp hatte im Viertelfinale den an Nummer eins gesetzten Jörgen Jacobs (Zweiter der Deutschen Rangliste) aus dem Turnier geworfen, nachdem Jacobs nach 6:4 und 3:1 in Führung liegend aufgegeben hatte. Michael Reiner, selber Nummer 56 der Deutschen Rangliste, besiegte Evenkamp (Nummer 11 der Deutschen Rangliste) im Match-Tiebreak mit 10:8 nach 3:6 und 6:2 in den Sätzen.

“Ich fühlte mich ganz gut”

Die vier Gegner zuvor Herbert Grundel vom TC Aidlingen (6:3, 6:1), Dietrich Gatzka vom TC Stadtwald Hilden (6:1, 6:3), Wilfried Kiwall vom TG Gahmen (6:1, 6:3) und Jürgen Franke vom Deutschen Sportclub Düsseldorf (6:2, 2:0 Aufgabe) hat Michael Reiner relativ eindeutig geschlagen. Dabei hatte er gesundheitsbedingt zwei Jahre lang kaum Turniere gespielt. “Ich fühlte mich aber vor den Deutschen Meisterschaften ganz gut”, sagt er rückblickend. Zum Turnier im Tenniszentrum Niederrhein in Essen ist Michael Reiner mit dem Wohnmobil angereist, er übernachtete direkt vor der großen Tennishalle, die 16 Plätze hat. “Sechs Spiele in sechs Tagen, das war schon hart”, sagt der neue Deutsche Meister, der davon ausgeht, dass es schwer sein wird, seinen Titel zu verteidigen. Er selber gehöre als 1947 geborener Spieler erstmals der Altersklasse M75 an. “Im kommenden Jahr werden einige 1948 geborene mit dabei sein. Die sind sehr stark”, erklärt er.

Tennisfamilie aus Itzehoe

Michael Reiner ist im schleswig holsteinischen Itzehoe in eine Tennisfamilie hinein geboren. Seit 32 Jahren lebt er mit Ehefrau Gerlinde und Sohn Hendrik in Friedewalde am Kiefernwerg. Bis zu seinem Rentenbeginn hat er als Lehrer für Sozialwissenschaften und Physik an der Gesamtschule in Spenge unterrichtet. Beim TV Stemmer spielte Michael Reiner von Mitte der 1990er Jahre bis 2012 in verschiedenen Seniorenmannschaften und stieg bis in die Westfalenliga auf. Über den TV Espelkamp wechselte er zum TC Brackwede und spielte dort in der Regionalliga M65 und M70, das ist die höchste deutsche Spielklasse bei den Senioren. Vor fünf Jahren schloss er sich dem Bückeburger TV an, zunächst nur für die Halle, seit vergangenem Jahr auch für die Sommerrunde. Nach Essen reiste er als Seniorenmeister des Tennisverbandes Niedersachsen-Bremen und norddeutscher Vizemeister M75 an. Mit dem Deutschen Meistertitel kehrt er nun von Essen nach Friedewalde zurück.

Ein großes Dankeschön

Ein Herz als Dankeschön: Sylwia Sypek und ihr Lebensgefährte Cezary Pallasch haben den Transporter mit den Hilfsgütern beladen.

Friedewalde. Sylwia Sypek ist ganz ergriffen. Den ganzen Tag über am Mittwoch, 2. März 2022, kamen Menschen zu ihr in den Laden und spendeten Sachen für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. “Mit so einer Spendenbereitschaft habe ich nicht gerechnet, zumal die Aktion sehr kurzfristig war. Dafür möchte ich mich herzlich bedanken”, sagt sie. Zwei Tage später kam ein Lieferwagen, bereitgestellt von Kris Olch aus Bakum bei Vechta, und holte die Sachen ab. Mittlerweile dürfte die Hilfslieferung an der Grenze von Polen und der Ukraine eingetroffen sein.

“Ich weiß, wie sich das anfühlt”

Einkauf gespendet: Dieser Warenkorb mit Hygieneartikeln, Wasser und Lebensmiteln kommt von Friedewalde aus ukrainischen Kriegsflüchtlingen zu Gute. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Als Sylwia Sypek vor zwölf Jahren von Polen nach Deutschland kam, hatte sie nur eine Tasche mit dabei. Wenn sie daran denkt, kehrt die Angst zurück. Angesichts des Krieges in der Ukraine mit tausenden Menschen auf der Flucht, darunter viele Mütter mit ihren Kindern, sind auch diese Gedanken wieder da. “Ich weiß, wie sie sich das anfühlt. Es ist diese Angst, allein in einem fremden Land zu sein und du weißt nicht, wie es weitergeht”, sagt sie und ringt mit den Tränen. Deshalb habe sie sich entschlossen, all ihre Kleidung, die sie in ihrem kleinen Ladengeschäft zum Verkauf bereithält, zu spenden.

Erster Transport von Friedewalde am Donnerstag, 3. März 2022

Den Transport organisiert Sylwia Sypek über ihren polnischen Landsmann Kris Olch. Der betreibt in Bakum bei Vechta eine KFZ-Aufbereitung und hat sich auf eigene Kosten für die Hilfstransporte einen LKW gemietet. Initiatorin ist Ewa Blaszczyk, wie O.M. Online berichtet, ein Nachrichtenportal der Oldenburgischen Volkszeitung und der Münsterländischen Tageszeitung. Sylwia Sypek setzte sich mit Kris Olch in Verbindung, und am Donnerstag, 3. März 2022, trifft der erste LKW in Friedewalde ein und sammelt Spenden ein. Sylwia Sypek bittet die Friedewalder Bürgerinnen und Bürger nun um weitere Sachspenden. “Ich weiß, dass die Zeit knapp ist”, sagt sie. Die LKW-Ladung soll den Angaben zufolge in Stettin umgeladen und von dort aus durch eine polnische Hilfsorganisation weiter an die polnisch/ukrainische Grenze gebracht werden.

Die Sachspenden können bei Sylwia Sypek täglich in der Zeit von 10 Uhr bis um 18 Uhr abgegeben werden. Die Adresse: Schloort 6, in Petershagen-Friedewalde. Am besten wäre es, wenn die Artikel in einem Karton angeliefert würden. Sollte kein Karton zur Hand sein, so darf sich Sylwia Sypek bei Meier-Medizintechnik, die nebenan ein Lager betreiben, bedienen. Hier eine Liste von Dingen, die besonders dringend benötigt werden:

  • Erste-Hilfe-Kasten
  • Medizinisches Verbandsmaterial
  • Schmerztabletten
  • Hygieneartikel
  • Lebensmittel mit langer Haltbarkeitsdauer
  • Wasser
  • Schlafsäcke, Decken, Bettwäsche
  • Windeln, Schnuller
  • Batterien, Taschenlampen

Kleidung würden sie momentan nicht weiter annehmen, wie Initiatorin Ewa Blaszczyk am Dienstag sagte. Sylwia Sypek hat die Kisten aber schon gepackt und wird sie auch nicht wieder auspacken. “Wer weiß? Vielleicht werden sie ja zu einem späteren Zeitpunkt wieder gebraucht”, sagt sie. “Das wird bestimmt nicht die letzte LKW-Ladung sein.”

Im Karton: Sylwia Sypek sammelt Spenden für die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. Foto: Jürgen Krüger

Glasfaser: Probleme mit Leerrohren

Die Glasfaserchirurgen: So nennen sich die Fachleute vom Fiberteam aus Lüneburg. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Neulich tauchten die ersten Glasfaser-Teams in Friedewalde auf und wollten Hausübergabepunkte installieren. In diesen grauen Kästen mündet das Glasfaserkabel von der Verteilerstation im Haus. Von dort geht es dann weiter mit einem weiteren, vormontierten gelben Glasfaserkabel, dass an den sogenannten “Wandler” angeschlossen wird. Der wird per Post geliefert, und den muss mann auch selbst anschließen. Der Wandler arbeitet das Signal dann für die Nutzung auf, zum Beispiel für den Betrieb an einer Fritz!Box.

Hochgeschwindigkeitskabel: Diese gelben Glasfaserkabel gibt es kostenfrei in einer Länge von bis zu 15 Metern mit dazu. Sie verbinden den Hausübergabepunkt mit dem Wandler, auf den dann die Fritz!Box zugreift. Foto: Jürgen Krüger

Tiefbauer müssen wieder anrücken

Allerdings – es gibt es Probleme mit den Leerrohren. “Von den ersten vier Haushalten waren drei Leerrohre nicht durchlässig”, sagt ein Monteur. Bevor die Glasfaserkabel durch die Lerrohre geblasen werden, prüfen die Mitarbeiter mit Luftrdruck, ob die Leerohre mit dem Verteiler durchgängig verbunden sind. Und das scheint bei einigen Haushalten zwischen der Kleiriehe, wo der Verteiler steht, und der Lavelsloher Straße nicht der Fall zu sein. Nun müssten erneut die Tiefbauer anrücken, um die Probleme zu beseitigen. “Doch”, so der Monteur, “die haben momentan viel zu tun.”

Die 1.000 sind voll

Foto: Pixabay / Montage: Jürgen Krüger

Friedewalde. Als im Jahr 2013 die neue Internetseite von Friedewalde online ging, war das ein Experiment. Friedewalde war seinerzeit wahrscheinlich das erste Dorf in Nordrhein Westfalen, dass die digitale Dorfkommunikation professionalisierte. Unternehmen (Partner der Website) finanzieren mit Jürgen Krüger einen Redakteur, der die Seite organisiert. Zudem gibt es eine Reihe Autoren, die ehrenamtlich für ihren Verein, ihre Organisation oder ihr Unternehmen Artikel auf Friedewalde.de veröffentlichen. Im Januar 2022 durchbricht die Dorf-Website eine Schallmauer, als der 1000. Artikel erscheint. Ein etwas kurioser zwar “Fährt der ICE bald durch Friedewalde?“, aber immerhin. Der erste Artikel erscheint übrigens am 29. Oktober 2013, verfasst von Pfarrer Thomas Salberg. Er schreibt über den Sieg beim Konfi-Cup.

Ohne finanzielle Unterstützung ein Daten-Friedhof

1.000 Artikel sind ein guter Anlass, um sich bei den 36 Partnerunternehmen zu bedanken. Ohne finanzielle Unterstützung wäre Friedewalde.de ein Daten-Friedhof wie so viele andere Dorf-Websites. Das Modell “Bürger schreiben für Bürger” hat noch nie funktioniert, weil jede Internetpräsentation einen Verantwortlichen braucht, der den Laden am Laufen hält. Davon kann wohl auch jedes Unternehmen ein Lied singen. Der Management-Aufwand für den Betrieb einer Website ist enorm und ehrenamtlich nicht zu leisten.

Zwischen 8.000 und 10.000 Aufrufe pro Monat

Ein großer Dank geht aber auch an alle Autoren. Von den 1.000 Artikeln, die bislang erschienen sind, stammen 308 von Jürgen Krüger, weitere 157 von Karl-Christian Ebenau und 94 von Arne Wohl. Es folgen Alexander Kühme (62), Kerstin Huck (58), Jessica König (47), Corinna Stöxen (28), Marilena Wiegmann (27), die Volksbank Herford-Mindener Land (27) und die Landgärtnerei Niemann (27). Die restlichen Artikel verteilen sich auf weitere rund 30 Autoren. Die Website www.friedewalde.de wird monatlich im Schnitt zwischen 8.000 und 10.000 mal aufgerufen. Diese Zahlen stammen zwar aus dem Jahr 2018, da momentan die Statistikfunktion deaktiviert ist, dürften aber heute noch gelten. Ganz zu Beginn haben wir die Dorf-Website genutzt, um die Rettung der Grundschule Friedewalde voranzutreiben. Und in der Corona-Zeit hat vor allem die Evangelische Kirchengemeinde Friedewalde-Stemmer ausgiebig Gebrauch davon gemacht, um ihre Online-Gottesdienste zu veröffentlichen.

Fährt der ICE bald durch Friedewalde?

Gehört mit zum Suchraum: Zwischen dem Ferkelstall der Niedringhaus GbR (links) und der Grenze zu Stemmer (Feldweg rechts) könnte theoretisch eine Bahnstrecke verlaufen. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Um den sogenannten “Deutschlandtakt” einzuhalten, müsste die Fahrzeit mit der Bahn zwischen Bielefeld und Hannover von derzeit 48 Minuten auf 31 Minuten gesenkt werden. Das jedenfalls hat die Deutsche Bahn Netz AG ausgerechnet. Dafür brauche es Strecken, auf denen ein Zug mit 300 km/h unterwegs sein könnte, außerdem soll die Strecke für den Güterverkehr geeignet sein.

Nicht im Grobkorridor

Momentan wird intensiv der mögliche Streckenverlauf ausgelotet und diskutiert. Dafür hat die Deutsche Bahn zunächst einen sogenannten “Suchraum definiert, der auch Friedewalde berührt. An der Dorfgrenze zu Stemmer (Friedewalder Straße Richtung Minden) könnte theoretisch in ein paar Jahren eine ICE-Hochgeschwindigkeitsstrecke verlaufen. Allerdings gehört dieser Bereich nicht zu den bereits bezeichneten Grobkorridoren, so dass die Wahrscheinlichkeit für die Realisierung des nördlichsten Verlaufs wohl eher gering sein dürfte.

Seminarraum zum Verlieben

Einzigartig: Das Ambiente im neuen Seminar- und Versammlungsraum von Annika Lüttge und Carsten Putz an der Lavelsloher Straße 28 in Friedewalde.

Friedewalde. Nachdem alle Kneipen in Friedewalde geschlossen haben, fehlt vielen Vereinen ein buchbarer Versammlungsraum. Zwar stellen Heimatverein, Kirchengemeinde oder Rassegeflügelzuchtverein hin und wieder ihre Räumlichkeiten zur Verfügung, doch auf Dauer ist das auch keine Lösung. Die Idee von Annika Lüttge und Carsten Putz könnte da helfen: sie haben einen Seminar- und Versammlungsraum im Dachgeschoss ihres Hauses an der Lavelsloher Straße 28 geschaffen, der seinesgleichen sucht. Mit rund 100 Quadratmetern Größe lassen sich dort bis zu 30 Personen unterbringen.

Präsentationstechnik: Beamer, Lautsprecher und Leinwand (nicht im Bild). Foto: Jürgen Krüger

Angelegt als Geschäftsmodell

Annika Lüttge und Carsten Putz haben aber nicht nur Friedewalder Vereine im Blick. Auch für Unternehmen und andere Organisationen aus der Region und darüber hinaus dürften die neuen Räumlichkeiten interessant sein. “Die Vermietung ist geschäftlich angelegt”, sagt Annika Lüttge. Es gab eine behördliche Abnahme durch das Bauamt der Stadt Petershagen, so dass alle Anforderungen an einen professionellen Schulungsraum erfüllt sind. Insbesondere die Beleuchtung spiele eine wichtige Rolle, wie Carsten Putz sagt. Mit dem verbauten LED-Lichtkonzept seien Szenarien von gemütlich warm bis helles Arbeitslicht möglich. Natürlich gibt es einen Beamer und eine Leinwand. Und ab Sommer 2022 soll schnelles Glasfaser-Internet dazukommen. Auf der anderen Seite sagen beide aber auch, was der neue Seminar- und Versammlungsraum nicht ist: ein Raum für Partys, Geburtstage oder andere Feierlichkeiten.

Ein Hingucker: Die rustikale und gemütliche Sitzecke. Foto: Jürgen Krüger

Viel Holzoptik, rustikale Möbel, Einbauküche mit Geschirrspüler

Herausragend dürfte das Ambiente sein: viel Holz sowie rustikale Stühle und Tische vermitteln fast schon Wohnzimmeratmosphäre. Die Arbeit in Kleingruppen ist hervorragend möglich, hier sticht insbesondere die gemütliche Sitzecke ins Auge. Die kleine Einbauküche mit Geschirrspüler dürfen die Gäste nutzen, um sich selbst zu verpflegen, wobei sie Getränke und Speisen mitbringen oder anliefern lassen müssten. Für mehrtägige Seminare haben Annika Lüttge und Carsten Putz sogar eine Übernachtungsmöglichkeit für die Seminarleitung geschaffen. Sie selbst werden die neue Arbeitsumgebung insbesondere für Seminare in der Hundeausbildung nutzen. Annika Lüttge und Carsten Putz sind zertifizierte Ausbilder für das sogenannte “Mantrailing” (Suche nach einer Person anhand ihres Individualgeruchs durch einen Personenspürhund). Dafür haben sie ein eigenes Unternehmen Instinktief gegründet.

Die Einbauküche für Selbstversorger: Mit Kaffeemaschine, Kühlschrank, Mikrowelle und Geschirrspüler. Foto: Jürgen Krüger

Preisnachlass für Vereine

Bezüglich der Preisgestaltung haben sich Annika Lüttge und Carsten Putz reichlich Gedanken gemacht. Und so gibt es eine Unterteilung in Gruppen bis zu 12 Personen und ab 13 Personen. Gemeinnützige Vereine erhalten 10 Prozent Nachlass. Individuelle Vereinbarungen und Buchungen seien zudem möglich. Hier eine Übersicht:

Tagesbuchung (bis 9 Stunden)
149 Euro bis 12 Personen
169 Euro ab 13 Personen

Tagesbuchung (bis 5 Stunden)
89 Euro bis 12 Personen
109 Euro ab 13 Personen

Abendbuchung ab 18 Uhr (bis 4 Stunden)
74 Euro bis 12 Personen
94 Euro ab 13 Personen

Nachlass für gemeinnützige Vereine: 10 Prozent.
Individuelle Buchungen auf Anfrage möglich.

Buchung und Anfragen
Annika Lüttge & Carsten Putz
Lavelsloher Straße 28
32469 Petershagen
Mobil (01 52) 33 59 31 67
E-Mail: info@instinktief.de

Freuen sich auf ihre Gäste: Annika Lüttge und Carsten Putz. Foto: Jürgen Krüger

Volksbank schließt Filiale

Nur noch SB-Geschäftsstelle: Im Gebäude der Volksbank Herford-Mindener Land in Friedewalde. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Das dürfte für viele ältere Dorfbewohner wohl eher eine schlechte Nachricht sein: Die Volksbank Herford-Mindener Land schließt nach ihrer Fusion mehrere Geschäftsstellen, darunter auch die in Friedewalde. Als Grund nennt das Geldinstitut ein geändertes Nutzungsverhalten. “Die Nachfrage nach stationärem Service nimmt stetig ab, während gleichzeitig die Nutzung von Online-Banking und bargeldlosem Zahlen zunimmt”, heißt es in einem Schreiben an die Kunden.

SB-Geschäftsstelle bleibt in Friedewalde

An den Anfang des Schreibens hat die die Volksbank allerdings folgenden Satz gestellt: “Unsere zukunftsgerichteten Entscheidungen treffen wir immer mit Blick auf Sie, unsere Mitglieder und Kunden.” Empfohlen werde diesen Mitgliedern und Kunden nun, bei persönlichem Beratungsbedarf künftig die Geschäftsstelle an der Kutenhauser Straße in Minden aufzusuchen. Die Geschäftsfstelle in Friedewalde werde ab dem 1. Januar 2022 als Selbstbedienungs (SB)-Geschäftsstelle umgewandelt. Solche SB-Geschäftsfstellen sind in der Regel täglich zwischen 5 Uhr und 23 Uhr geöffnet.

“Ich hab unser Haus gefunden”

Sie möchten glücklich sein: Kristina und Andreas Klundt, hier vor dem Nordgiebel ihres neuen Hauses in Friedewalde. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. “Ich hab unser Haus gefunden.” Als Andreas Klundt mit diesen Worten von der Begehung des ehemaligen Landgasthauses Eichenhain zurückkehrt, nimmt ihn seine Frau Kristina zunächst nicht ganz ernst und kann sich anhand der Fotos nicht vorstellen, dass sie sich das leisten könnten. Schon lange suchen sie ein Haus im Grünen, aber das ehemalige Landgasthaus Eichenhain- das erscheint ihr dann doch als eine Nummer zu groß. Als sie das ein Hektar große Areal dann tatsächlich ersteigern, und sie sich zum ersten Mal gemeinsam ihr neues Zuhause ansehen, erfüllt sich ihr Traum. “Es war gigantisch, und die Ideen waren sofort da. Das war ein gutes Zeichen”, sagt Kristina Klundt. Mittlerweile sind alle rechtlichen Hürden genommen – das Landgasthaus Eichenhain gehört nun tatsächlich ihnen ganz allein. “Wir möchten hieraus etwas machen und glücklich sein”, sagen beide.

Erst einmal aufräumen: Freunde helfen dem neuen Eigentümer-Ehepaar, zunächst das Haupthaus herzurichten. Dafür wollen sie sich drei Jahre lang Zeit lassen. Foto: Jürgen Krüger

“Ein unbeschreibliches Gefühl”

Bei der Ortsbegehung seien es einige Interessenten gewesen, berichtet Andreas Klundt, bei der Online-Auktion durch die Westdeutsche Grundstücksauktionen AG (WDGA) in Köln nur noch zwei. “Als der Hammer fiel, war das ein unbeschreibliches Gefühl”, so der neue Eigentümer zur finalen Situation mit den klassischen Worten “zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten”. Mittlerweile ist das Ehepaar von Wolke sieben zurück in der Realtität. “Ich hatte die ersten beiden Wochen Bauchschmerzen”, gibt Kristina Klundt zu. Sie wissen, dass viel Arbeit vor ihnen liegt. “Wir sind nicht naiv, sondern uns ist schon klar, dass wir hier einiges tun müssen und dass das Anwesen durchaus eine Lebensaufgabe sein kann”, ergänzt sie. Doch die Zwei haben einen Plan. Sie geben sich zunächst drei Jahre für den Umbau des Haupthauses und ihren Einzug. Dabei stehen sie nicht unter Druck, denn die kleine Familie Klundt, zu der noch Tochter Naami Ivana gehört und das zweite Kind unterwegs ist, lebt in einer schönen Altbau-Eigentumswohnung in Minden. Außerdem haben sie viele Freunde, die handwerklich eine Menge können und ihnen zur Seite stehen, denn geplant ist, soviel wie möglich selbst zu machen.

Für Kristina und ihre Mutter Rita ist es eine Rückkehr

Auch mit den Nutzungsmöglichkeiten der anderen Gebäude und Räumlichkeiten vermeiden die beiden einen Schnellschuss. Von Kindertagesstätte, Singlewohnungen, Airbnb-Ferienwohnungen oder selbst ein Café sei vieles denkbar. “Mal sehen, welche Bedarfe es gibt. Danach richten wir uns aus”, sagt Kristina Klundt, für die der Einzug in ihr neues Domizil durchaus den Charakter einer Rückkehr hat. In Kasachstan geboren kommt sie im Jahr 1989 mit ihrer Familie, ihrer Tante, Oma und Opa nach Friedewalde. Sie leben zunächst in einem Haus am Hallbruch 10, auf dem ehemaligen Anwesen von Christel und Willi Kleine. Kristina besucht die Grundschule Friedewalde, Jürgen Ruhe ist ihr Klassenlehrer. “Und demnächst wird meine Tochter hier zur Grundschule gehen”, sagt die heute 38-Jährige mit Mädchennamen Epp. Drei Jahre später verlassen sie Friedewalde wieder und ziehen nach Petershagen.

Wunderschön: Das ehemalige Landgasthaus Eichenhain in exponierter Lage zwischen Friedewalde und Wegholm (im Hintergrund). Foto: Jürgen Krüger

Nach dem Abi nach New York

In Petershagen besucht sie das Gymnasium, beginnt Handball zu spielen, wechselt zwei Jahre später zur HSG Stemmer/Friedewalde und spielt als A-Mädchen in der Saison 2001/02 um die Deutsche Meisterschaft mit. Nach ihrem Abitur sucht sie den Weg in die weite Welt und lebt für eine Weile in New York. Zurück in Deutschland studiert sie Sonderpädagogik an der Universität Bielefeld, absolviert ihr Referendariat in Essen und arbeitet heute an der Schule für Erziehungshilfe in Hille-Mindenerwald. Andreas Klundt stammt auch aus Kasachstan, nur seine Familie siedelt nach Windheim um, wo sie bis heute lebt. Auch er besucht das Gymnasium Petershagen, ist aber fünf Jahre jünger als Kristina. Andreas Klundt studiert Wirtschaftsinformatik in Bielefeld und Essen und arbeitet in Minden als Programmierer.

Und es hat “Zoom” gemacht

“Tausend mal berührt, tausend mal ist nichts passiert, tausend und eine Nacht – und es hat Zoom gemacht”. Nach diesen Liedzeilen der Klaus Lage Band verlief wohl auch die Beziehung von Kristina und Andreas Klundt. “Er war der Freund meines jüngeren Bruders. Man kannte sich, aber da war nie etwas, und irgendwann macht es peng”, sagt sie. Das war vor sechs Jahren im “Markt 15” beim Mindener Oktoberfest. Es folgt die Hochzeit drei Jahre später und die Geburt ihrer Tochter Naami Ivana. Als wäre es ein Wink mit dem Zaunpfahl, verbringt sie die Zeit auf der Entbindungsstation Zimmer an Zimmer mit der Friedewalderin Hanna Kruse, dessen Sohn Hagen einen Tag vor Naami Ivana das Licht der Welt erblickt. Bald wohnen beide Familien nicht mehr weit auseinander, denn die Galgenheide ist in Sichtweite des Landgasthauses Eichenhain. “Hagen und Naami sind schon Kumpels”, verrät Kristina Klundt. Auch ihre Mutter Margarita kehrt nach Friedewalde zurück und soll im neuen Domizil eine eigene Wohnung bekommen. “Rita muss mit, das habe ich von Anfang an gesagt, als wir uns auf die Suche nach einem Häuschen gemacht haben”, so Kristina. Ihr Vater sei leider schon verstorben.

Ausverkauf: Das Interieur der ehemaligen Gaststätte soll unter den Hammer kommen, dafür möchten Andreas und Kristina Klundt eventuell einen Flohmarkt vor Ort veranstalten. Foto: Jürgen Krüger

Flohmarkt denkbar

Mittlerweile haben sie sich an die Arbeit gemacht und damit begonnen aufzuräumen und auszumisten. Viele ihrer Freunde helfen mit, viele weitere haben ihre Hilfe angeboten. Darunter sind auch einige Angebote aus ihrer alten Handballzeit bei der HSG Stemmer/Friedewalde. Das Interieur von Restaurant und Gaststätte, die Gläser, dass Geschirr, Tische und Stühle möchten sie verkaufen. Dazu nutzen sie einerseits die Online-Plattform “Ebay”, doch Andreas und Kristina Klundt haben noch eine ganz anderen Idee. “Mal sehen, vielleicht machen wir hier vor Ort auch einen Flohmarkt. Dann lernen wir ganz nebenbei auch gleich die anderen Friedewalder kennen”, sagen sie und freuen sich auf das, was da noch kommt.

Noch ein halbes Jahr warten

Bei der Arbeit: Ein Mitarbeiter der Hausanschlusskolonne bereitet den Arbeitsgang vor, bei dem eine Erdrakete 1,20 Meter unter der Lavelsloher Straße hindurch einen Tunnel für die Leerrohre „schießt“. Auf dem Grundstück liegt die Leitung nur 60 Zentimeter tief. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Momentan, im November und Dezember 2021, sind Bauarbeiter in Friedewalde damit beschäftigt, die Hausanschlüsse für das schnelle Internet zu legen. Es handelt sich dabei um die Leerrohe, durch die später die eigentlichen Glasfaserdrähte laufen. Von den 267 beauftragten Glasfaseranschlüssen in Petershagen-West seien Ende November rund 90 Haushalte mit Leerrohranschlüssen versorgt gewesen, sagt Enrico Nauen vom Amt für Wirtschaftsförderung und Kreisentwicklung des Kreises Minden-Lübbecke. Der Gigabit-Koordiantor geht davon aus, dass im Sommer 2022 alle angeschlossenen Friedewalder Haushalte mit Glasfasertechnik im Internet unterwegs sein werden. Offiziell will das Unternehmen Greenfiber die Arbeiten in Petershagen-West zum 1. Juli 2022 abgeschlossen haben.

Viel Buddelei: Bauarbeiter haben hier in Wegholm einen Zugang für das Leerrohr unter einer Mauer hindurch in den Garten des Hauses gegraben. Foto: Jürgen Krüger

Es folgen die Glasfaserkolonnen

Den Hausanschlusskolonnen folgen die Glasfaserkolonnen, die momentan in Hille aktiv sind. Sie “schießen” die Lichtwellenleiter durch die Leerrohre bis ins Haus und installieren dort den sogenannten Abschlusspunkt Linientechnik (APL) – einer grauer Kasten, von dem aus später ein Glasfaserkabel zum Internet-Router führt. Die Ingenieure und Techniker müssen gleichzeitig die Multifunktionsgehäuse (Verteilerkästen) erfolgreich installiert und die Software programmiert haben, bevor Licht auf die Glasfaser gegeben wird. Das geschehe nicht einzeln bei jedem Haus, sondern in gebündelter Form, also immer mehrere Häuser gleichzeitig, wie Enrico Nauen sagt. Sollte technisch alles funktionieren, dann gibt es in Friedewalde in einem halben Jahr das nach Singapur schnellste Internet der Welt – mit bis zu 10 Gigabit pro Sekunde Datenübertragung. Für die meisten private Haushalte dürften aber wohl eher die Tarife zwischen 250 Megabit/s und 1 Gigabit/s infrage kommen.

Multifunktionsgehäuse: So wird der Verteilerkasten im Hintergrund fachlich korrekt bezeichnet. Dieser hier steht Ecke Kleiriehe/In den Dannen. Foto: Jürgen Krüger
Alte Mauer, neue Technik: Das Leerrohr ragt aus der Kellerwand heraus. Hier wird später der sogenannte APL (Abschlusspunkt Linientechnik) installiert. Foto: Jürgen Krüger

Eichenhain hat neuen Eigentümer

Bleibt in Privatbesitz: Das Landgasthaus Eichenhain in Friedewalde gehört jetzt nicht mehr Stephan Hodde sondern Andreas Klundt. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Die Westdeutsche Grundstücksauktionen AG (WDGA) hat das Landgasthaus Eichenhain erfolgreich versteigert. Den Zuschlag erhalten hat Andreas Klundt aus Minden. Für 287.000 Euro, so die WDGA, wechselt das ein Hektar große Anwesen den Eigentümer, der zuvor Stephan Hodde aus Minden gewesen ist.

Räume sollen aufgeteilt werden

Andreas Klundt stammt aus Windheim und kündigte gegenüber Ortsbürgermeisterin Jessica König an, das Gebäude in zwei Einheiten aufteilen zu wollen. Den einen Teil möchte er demnach mit seiner Familie, zu der Ehefrau Kristina und die dreijährige Tochter gehören, selbst nutzen. “Auf der anderen Seite würden sie gerne Räumlichkeiten für eine Kindertagesstätte anbieten”, wie Jessica König sagt. Andreas Klundt selber scheint zeitlich sehr eingespannt zu sein: Auf zwei Anfragen für ein Interview mit Friedewalde.de reagierte er nicht. Update: Kristina und Andreas Klundt haben sich direkt nach dieser Veröffentlichung gemeldet und freuen sich, den Friedewaldern so bald wie möglich ihre Geschichte zu erzählen.

Kristina Klundt erfolgreiche Friedewalder Handballerin

Den Handballern des TuS Freya Friedewalde dürfte Kristina Klundt bekannt sein. Sie feierte mit der A-Mädchenmannschaft der HSG Stemmer/Friedewalde in der Saison 2001/02 die Westdeutsche Meisterschaft. Die Mannschaft um Kristina Epp, so ihr Mädchenname, Lisa Ott, Christin Bagusat und der früh verstorbenen Carolin Finke spielte seinerzeit sogar um die Deutsche Meisterschaft mit, schied aber im Halbfinale gegen Magdeburg aus.

Viel Fachwerk: Das ehemalige Landgasthaus Eichenhain hat als Gaststätte und Restaurant ausgedient. Foto: Jürgen Krüger

Zwei Männer neu im Vorstand

Der neue Vorstand: Stephan Böttcher (von links), Regina Kruse-Mohrhoff, Ben Balon und Carsten Brockmeier setzen sich künftig für den Föderverein der Grundschule Friedewalde ein.

Friedewalde. Bei der Jahreshauptversammlung des Fördervereins der Grundschule Friedewalde standen die Wahlen des neuen Vorstandes weit oben auf der Tagesordnung. Nachdem im vergangenen Jahr pandemiebedingt keine öffentliche Versammlung mit den Mitgliedern stattfinden konnte, wurden bei diesem offiziellen Treffen zwei Geschäftsberichte der Jahre 2019/2020 von der Kassenprüferin Frau Vegel verlesen und der Vorstand einstimmig entlastet.

Die Aktivitäten des Grundschulstandortes fasste Schulleiterin Alexandra Mohrhoff kurz zusammen, da es keine Schulfeste oder öffentliche Veranstaltungen in der Schule geben durfte. Es wurde aber deutlich, wie viel der Förderverein die Schülerinnen und Schüler auch in Zeiten der Schulschließung beispielweise durch zusätzliche Förderhefte und Lernmaterialien unterstützt hat.

Katja Vodegel scheidet aus

Einen besonderen Dank brachte der langjährige 1. Vorsitzende Stephan Böttcher der ausscheidenden Kassiererin Katja Vodegel entgegen. Sie hatten in den letzten zwei Jahre die Kasse vorbildlich geführt, eng mit dem Vorstand zusammengearbeitet und viele Projekte des Fördervereins unterstützt. Für die weiteren Vorhaben sind zwei „neue“ Männer in den Vorstand gewählt worden. Carsten Brockmeier übernimmt das Amt des Kassierers und Ben Balon wurde zum 2. Vorsitzenden gewählt. Die Schriftführerin Regine Kruse-Mohrhoff bleibt weiterhin im Amt.

Ausleihe soll digitailisiert werden

Für die Zukunft der Bücherei in der Schule setzen sich die Eltern besonders ein. Frau Stauga stellte mit Herrn Klocke die Ideen vor. So soll die Ausleihe in naher Zukunft digitalisiert werden, die Schülerinnen und Schüler sollen einen Ausweis erhalten, es soll einen Aufruf für Bücherspenden geben und mit der Zusage des Fördervereins neue Bücher im Wert von 1.000 Euro angeschafft werden. Zum Schluss überreichte Stephan Böttcher den ausscheidenden Vorstandsmitgliedern ein Präsent und begrüßte die neuen Vorstandsmitglieder mit einer Flasche Rotwein.

Neuer DHL-Shop im Dorf

Freundlich und zurückhaltend: Sylwia Sypek, hier in ihrem Geschäft in Friedewalde, ehemals Schuhhaus Schweitzer. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Sylwia Sypek liebt das Dorfleben. Das ist auch der Grund, warum die gebürtige Polin mit ihrer Familie nach Friedewalde gezogen ist. Seit April 2021 leben sie, ihr Mann Cezary Pallasch sowie die beiden Söhne Bartosz (16) und Martin (10) im ehemaligen Wohn- und Geschäftshaus vom Schuhhaus Schweitzer (Schloort 6). Mittlerweile hat sich die vielseitige Geschäftsfrau in ihrem neuen Zuhause eingerichtet und sucht nun den Kontakt zu den Friedewalder Bürgerinnen und Bürgern. Dabei wird ihr sicherlich der DHL-Paketshop helfen, den sie wieder eröffnet hat, und zwar zu sehr kundenfreundlichen Öffnungszeiten: montags bis samstag, durchgehend von 10 Uhr bis um 18 Uhr. “Ich würde mich sehr freuen, wenn die Friedewalderinnen und Friedewalder mein Angebot annehmen”, sagt die 44-Jährige.

Außenwerbung: Ein Aufsteller deutet darauf hin, dass es in Friedewalde wieder einen DHL-Shop gibt. Foto: Jürgen Krüger

Wurzeln im polnischen Oppeln

Sylvia Sypek ist vor elf Jahren aus Polen nach Deutschland gekommen. Auch in ihrem Geburtstland lebte sie in einem kleinen Dorf mit dem Namen Gracze, das zur kreisfreien Stadt Opole (früher das schlesische Oppeln) gehört. Nach dem frühen Tod ihres Lebensgefährten lernte sie ihren heutigen Partner Cezary Pallasch kennen und folgte im nach Deutschland. Dort lebte die Familie in Buer, einem Stadtteil von Melle – und jetzt in Friedewalde. Bartosz Kumor, Sohn aus der ersten Beziehung, besucht die 11. Klasse der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule in Minden. Der zehnjährige Sohn Martin hat sich mit Begeisterung der Grundschule Friedewalde angeschlossen. “Er geht morgens mit einem Lächeln zur Schule und kommt nachmittags mit einem Lächeln heim”, lobt die Mutter.

Kerngeschäft: Gebäudereinigung für private und geschäftliche Kunden. Foto: Jürgen Krüger

Gebäudereinigung das Kerngeschäft

Der DHL-Shop ist allerdings nur ein zweites Standbein. Das Butter- und Brotgeschäft ist die Gebäudereinigung “D.B.Uns”, die ihre Kunden überwiegend im Osnabrücker Raum hat. Allerdings hätten Sylwia Sypek und ihr Mann Cezary nichts dagegen, auch in Petershagen und Umgebung Fuß zu fassen. “Wir haben viel Erfahrung und legen Wert auf Vertrauen, Ehrlichkeit, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit”, wirbt die Unternehmerin und zählt ihre Leistungen für private und geschäftliche Kunden auf: Grundreinigungen, Endreinigungen, regelmäßiger Service Fensterputz, Frühjahrsputz, Reinigung von Büroräumen und Treppenhäusern.

Sie produziert alles selbst: Hier ein Blick in die Lernwerkstatt von Sylwia Sypek, in der sie ihr Wissen an Kinder weitergibt. Foto: Jürgen Krüger

Lernwerkstatt für Kinder

In ihrem neuen Domizil in Friedewalde hat sie viel Platz, und so hat Sylwia Sypek noch ein weiteres Gewerbe angemeldet: sie produziert und verkauft Seife und natürliche Kosmetik-Produkte, Süßigkeiten (Lollipops, Bonbons und Kekse), Obst, Gemüse, Kräuter, Dekorationsartikel und Handarbeitsware. Allerdings brauche sie noch eine Weile, um das gesamte Angebot vorrätig zu haben. Da sie fast alles selbst produziert, teilt sie ihr Wissen mit Kindern. In einer Lernwerkstatt betreut sie Kinder im Alter ab drei Jahren, bastelt mit ihnen, malt, backt Kekse, baut Drachen, Figuren aus Salzteig oder geht mit ihnen in den Garten. “Wir geben Kindern Zeit”, sagt sie. Zwei Stunden Betreuung bietet sie für zum Selbstkostenpreis von 15 Euro an. “Das Material ist inklusive.” Buchung am besten im Gespräch direkt vor Ort.

Kontakt

Sylwia Sypek
Schloort 6
32469 Petershagen-Friedewalde

Telefon (01 57) 73 67 82 31
Email: pasja1207@gmail.com

Raus aus dem toten Winkel

Volle Pulle Feuerwehr: Hier sind Kinder und Erzieherinnen des Kindergartens Friedewalde Feuer und Flamme.

Friedewalde. Der große LKW, die Feuerwehr, das Polizeiauto und der Krankenwagen waren sofort sichtbar für die Schülerinnen und Schüler des Grundschulverbundes (GSV) Eldagsen-Friedewalde, als sie an diesem besonderen Tag in die Schule kamen. Viele außerschulische Unterstützer und Eltern als Helfer hatten sich bereit erklärt die Verkehrserziehung der Kinder mit in die Hand zu nehmen. Vorbereitet wurden die Kinder von ihren Klassenleitungen und in zwei Gruppen eingeteilt, damit alle Stationen an diesen besonderen Tagen in Ruhe besucht werden konnten. An insgesamt drei Tagen fand an beiden Standorten des GSV Eldagsen-Friedewalde dieser Unterricht der besonderen Art statt. “Endlich mal wieder etwas anderes nach der gefühlt ewig langen Coronazeit”, sagt GSV-Leiterin Alexandra Mohrhoff. Schule darf sich wieder öffnen und das Team des GSV Edagsen-Friedewalde hatte diese Tage gut vorbereitet, damit die Kinder mal wieder anders lernen können, als nur im Klassenraum.

Gewaltig: Der LKW der Firma JENZ, den Geschäftsführe Hans Hermeier (3. von links) mitgebracht hat.

“Gibt es noch die kleinen Glasflaschen mit Kakao und Strohhalm?”

Hans Hermeier (Firma Jenz) war mit dabei, als ehemaliger Schüler des Standortes Friedewalde für ihn selbstverständlich und mit schönen Erinnerungen („Gibt es noch die kleinen Glasflachen mit Kakao und Strohhalm?“) verbunden. In der Runde des „Round Table“ hatten es sich auch Frank Temme (Fahrschule Temme) und andere „Tabler“ nicht nehmen lassen und waren mit der Station „Raus aus dem toten Winkel“ vertreten. Mit viel Ruhe und Einsatz erklärten sie den Kindern der Klassen 3/4 die Gefahr des „toten Winkels“, die Kinder durften selber in den LKW der Firma Jenz klettern und konnten ihre Gruppe im Spiegel nicht sehen. Aus dieser Perspektive für die Kinder besonders eindrucksvoll und lehrreich. An der Station der Verkehrswacht des Kreises Minden -Lübbecke konnte der Fahrradsimulator ausprobiert und in der Turnhalle die Geschicklichkeit mit dem Roller in einem Parcours geübt werden. Auch einige Lehrkräfte und die Schulleitung ließen es sich nicht nehmen ihr (Un-)Geschick zu testen.

Dein Freund und Helfer: Herr Biek von der Polizeitstation Lahde hat reichlich Matreial mitgebracht.

Feuerwehr, Rettungswache und Polizei sind vor Ort

Die Freiwillige Feuerwehr aus Friedewalde und Eldagsen waren an ihren jeweiligen Standorten ebenfalls im Einsatz und präsentierten ihre Ausrüstungen, Fahrzeuge und Werkzeuge sehr anschaulich. Besonders beliebt waren die Übungen mit dem Wasser, die an einem sonnigen, trockenen Tag schon hin und wieder einen leichten Sprühregen auf den Schulhöfen entstehen ließen. Herr Bieck von der Polizeistation aus Lahde wurde insbesondere von den Klassen 1/2 mit Fragen gelöchert, die er mit Geduld und Blaulicht gerne beantwortete. Das Aufsetzen der Polizeimütze, das Probesitzen im Polizeiauto und die Ansicht der Handschellen gehörten zu den Highlights des Tages. Zwischendurch gab es zur großen Freude der Kinder dann auch immer mal wieder ein kleines Battle zwischen den Sirenen der Feuerwehr und der Polizei. Die Kolleginnen der Rettungswache Lahde (DRK Lahde) waren nicht weniger präsent und ebenfalls dicht umlagert von den Schülerinnen und Schülern. Probeliegen auf der Trage, Angucken des Krankenwagens und das Abbauen von Ängsten standen hier im Vordergrund. Leider konnte man nicht immer dabei sein, aber die positiv neugierige Atmosphäre war überall zu spüren.

Sehtest und Notruf

Im Gebäude der Schule hatten sich Eltern an ihren Stationen gut vorbereitet. Der Sehtest konnte auch zeitlichen Gründen nicht von allen Kindern wahrgenommen werden, aber das Absetzen eines Notrufes mit Telefon wurde von allen Gruppen spielerisch eingeübt und die wichtigen W-Fragen konnten wiederholt werden.
Am Standort Friedewalde waren die Schulanfänger des Kindergartens Friedewalde ebenfalls dabei, konnten viele Eindrücke sammeln und ganz nebenbei schon viele ihrer Freunde in ihrer künftigen Schule wieder treffen.
Für das leibliche Wohl aller Unterstützer und Helfer hatte die Lehramtsanwärterin des Grundschulverbundes Rebecca Ledig leckeren Apfel- und Zuckerkuchen (Bäckerei Ledig) mitgebracht. Dazu habe es einen heißen Kaffee, aber leider keinen kalten Kakao aus der Glasflasche mit Strohhalm.

Notfall: Abstransport auf einer Rettungsliege.

Musical “Abgeschnallt” zum Abschluss


An einem weiteren Tag der Woche durften alle Schülerinnen und Schüler des GSV an dem Musical „Abgeschnallt“ teilnehmen. Alle Grundschulen im Kreis hatten die Möglichkeit sich für die Vergabe von fünf Spielterminen beim Straßenverkehrsamt des Kreises Minden-Lübbecke zu bewerben und der GSV gehörte zu den glücklichen „Schnellen“. Das Theater aus Meerbusch wird vom Verkehrsministerium und der Unfallkasse NRW gefördert. Die restlichen Kosten für die Veranstaltung werden durch das Straßenverkehrsamt übernommen. Dieser Abschluss mit der musikalischen Art der Verkehrserziehung war für alle Schülerinnen und Schüler eine sehr gelungene Veranstaltung. “Allen Beteiligten ein herzliches Dankeschön für diese spannenden Tage”, so Alexandra Mohrhoff.

Spielerisch lernen: Szene aus dem Musical “Abgeschnallt”.

Friedhof: Split ist vom Tisch

Tolle Arbeit: Die ehrenamtliche Arbeitsgruppe Friedhof sorgt für blitzeblanke Wege auf dem neuen Friedhof. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Sie brauche noch etwas Zeit. Das war die Aussage von Tanja Müller, Verwaltungsangestellte der Stadt Petershagen, zuständig für die Pflege der Friedhöfe. Seinerzeit ging es um die Wege auf dem neuen Friedhof in Friedewalde. Die wollte Ortsbürgermeisterin Jessica König ursprünglich gesplittet haben. “Bei den Friedhofswegen wird sich in absehbarer Zeit in Bezug auf Split nichts tun”, sagt Tanja Müller heute und verweist auf eine Wildkrautegge, die die Stadt Petershagen bestellt habe und die der Hersteller momentan nicht liefern könne. Die Friedhofspflege liegt in den Händen von Marlene Barrelmeyer und einer ehrenamtlichen Arbeitsgruppe, die sich auch gegen gesplittete Wege ausgesprochen habe, wie Jessica König sagt. Die Wildkrautegge soll auf beiden Friedhöfen zum Einsatz kommen. Dazu braucht man allerdings wiederum Helfer, die die aus dem Boden herausgelösen Wildkräuter zusammenharken und abtransportieren. Auf dem neuen Friedhof gibt es schon eine Arbeitsgruppe, für den alten Friedhof möche Jessica König eine weitere ins Leben rufen. “Vielleicht auch wieder mit einem großen Aktionstag”, wie sie sagt.

Hoffnung: Die Friedhofsverwalung hat ein Schild aufgestellt “Wir bauen für Sie”. Die Arbeiten bezogen sich darauf, ein paar Meter Graswege einzusähen. Foto: Jürgen Krüger

Nicht einmal einen Staubsauger gibt es

Eine große Baustelle bleibt die Kapelle auf dem neuen Friedhof. Margarete Schwarze, Ina Beining, Irmgard Wohl und Hildegard Traue haben eine Grundreinigung vorgenommen. Dabei offenbarten sich weitere Mängel. So sollen die Vorhänge erneuert werden, und die Wände einen neuen Anstrich erhalten. Auch fehle ein Staubsauger. Pfarrer Thomas Salberg hatte sich beschwert, dass das Licht im Aussegnungsraum zu schwach sei, woraufhin Elektro Lampe im Aufrag der Stadt Petershagen ein neues Leuchtmittel eingeschraubt habe, wie Jessica König berichtet. “Der Erfolg ist mäßig, ich wünsche mir eine LED-Beleuchtung”, sagt die Friedewalder Ortsbürgermeisterin, die Tanja Möller zu einem Ortgespräch eingeladen hat.

Er war so nah dran: Der Radlader hätte durchaus dazu genutzt werden können, der ehrenamlichen Friedhofsgruppe unter die Arme zu greifen, um die Anpflanzung vor der Friedhofskapelle zu enfernen. Doch dafür gab es von der Stadt Petershagen keinen Aufrag. Foto: Jürgen Krüger

Radlader ohne Auftrag

Trostlos sieht auch das Beet vor der Friedhofskapelle aus. In dieser Frage keimte plötzlich Hoffnung auf, als die Stadt Petershagen mit einem Radlader anrückte und ein verheißungsvolles Schild aufstellte “Wir bauen für sie”. Die Hoffnung erfüllte sich nicht. Lediglich ein paar Wege seien eingesäht worden, wie Jessica König herausgefunden hat. Die Bauarbeiter hatten auch gar keinen Auftrag, den Schandfleck zu beseitigen oder zumindest dabei zu helfen. “Bis zu einem Jahr soll es dauern, bis die Stadt Petershagen so einen Auftrag ausführt. Da haben wir das Problem selbst angepackt”, sagt sie. Heike Christiani von der Arbeitsgruppe Friedhof hat ein Konzept erarbeitet, das zwei Bänke und einen Fahrradständer vorsieht. Die Kosten dafür sollen von der kleinen Dorferneuerung, die der Orsbürgermeisterin zur eigenen Verwaltung zur Verfügung steht, getragen werden.

Landgasthaus Eichenhain wird versteigert

Idyllisch gelegen: Das Landgasthaus Eichenhain am Rieheweg 1 in Friedewalde, hier mit Blick in Richtung Wegholm. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Nach der Betriebsaufgabe durch Torsten und Jutta Kujat am 1. Juli 2016 steht das Landgasthaus Eichenhain leer. Der frühere Eigentümer Heinz-Jürgen Hodde hat das Anwesen mittlerweile auf seinen Sohn Stephan übertragen (Getränke Gieselmann). Da sich die Suche nach einem Pächter schwierig gestaltet habe, suchte Stephan Hodde nach einem Käufer. “Es hat ein paar Interessenten gegeben, aber ein Verkauf ist bislang nicht zustande gekommen”, sagt der Geschäftsmann. Nun soll das Landgasthaus Eichenhain versteigert werden.

Versteigerung live im Internet

Durchführen wird die Versteigerung die Westdeutsche Grundstücksauktionen AG (WDGA) am Freitag, 17. September 2021, ab 11 Uhr im Hilton Cologne Hotel, Marzellenstraße 13 – 17, in Köln. An diesem Tag werde es mehrere Versteigerungen geben, die alle live im Internet übertragen werden, teilt die WDGA mit. Die Anzahl der Präsenzplätze im Hotel seien begrenzt. Es bestehe aber die Möglichkeit, online, telefonisch oder schriftlich mitzubieten.

Mindestgebot: 250.000 Euro

“Die WDGA ist auf uns zugekommen, und wir wollen diese Möglichkeit ausprobieren”, sagt Stephan Hodde. Das Mindestgebot liegt laut Katalog bei 250.000 Euro. Das ein Hektar große Grundstück besteht aus sechs zusammenhängenden Flurstücken. Die Wohn- und Nutzfläche des ehemaligen, im Jahr 1802 erbauten Landgasthofes ist laut Schätzung ca. 450 Quadratmeter groß. Auf dem Grundstück befindet sich ein separates ehemaliges Backhaus. “Das Objekt befindet sich in einem renovierungs-, teilweise sanierungsbedürftigen Zustand”, heißt es im Katalog zum Download.

Alles hat seine Zeit

Selfie: Dirk Schwier (links) und Cord Mohrhoff im Gerry-Weber-Stadion in Halle/Westfalen. Foto: Cord Mohrhoff

Von Michael Lorenz

Friedewalde. Das letzte Heimspiel der vergangenen Saison von Handball-Bundesligist GWD Minden hatte es aus mehrerlei Hinsicht in sich. Zum einen schaffte die Mannschaft von Trainer Frank Carstens am 24. Juni 2021 in der Kreissporthalle Lübbecke nach spektakulärem Spielverlauf den Klassenerhalt. Zum anderen war das 24:24 gegen die Eulen Ludwigshafen das letzte Heimspiel von Rekordtorjäger Christoffer Rambo nach siebeneinhalb Jahren in Minden. Und es war das letzte Bundesligaspiel der Friedewalder Zeitnehmer Cord Mohrhoff und Dirk Schwier.

Trennung nach Handball-WM

Cord Mohrhoff begann seine Schiedsrichterlaufbahn im Jahr 1986 an der Seite von Magnus Treichel. Nach einer Knieverletzung des heute 50-jährigen Mohrhoff wechselten die beiden im Jahr 2004 zurück zu den Zeitnehmern. Bei der Weltmeisterschaft, die Deutschland im eigenen Land 2007 gewann, wirkten die beiden mit. Treichel und Mohrhoff trennten sich nach der WM und Mohrhoff fand in Dirk Schwier einen neuen Partner. Cord Mohrhoff erinnert sich an viele Schiedsrichtergespanne wie Geipel/Helbig, Immel/Klein oder Gremmel/Gremmel, besonders gerne aber an die Methe-Zwillinge: „Die waren sehr Zeitnehmer-affin. Ihr Unfalltod im Jahr 2011 hat uns alle besonders hart getroffen“.

An eine besondere Begebenheit in der Lübbecker Merkur-Arena denk Mohrhoff lachend zurück: „Bundesschiedsrichterwart Peter Rauchfuß war in der Halle, aber es gab keinen Stuhl für den dritten Offiziellen. Ich habe ihm meinen gegeben, und ich habe dann das Spiel im Stehen bestritten. Das gefiel Peter Rauchfuß so gut, dass fortan alle Zeitnehmer die Spiele im Stehen bestreiten mussten. Nach ein paar Wochen wurde das aber wieder aufgehoben.“

Mit Maske: Cord Mohrhoff während der Halbzeitpause in der Lübbecker Kreissporthalle. Foto: Jürgen Krüger

Im Umkreis von 200 Kilometern unterwegs

Das Einsatzgebiet des Gespanns Mohrhoff/Schwier beschränkte sich keineswegs auf den Mühlenkreis: Der Einsatzradius betrug rund 200 Kilometer. Cord Mohrhoffs Sympathien im Handball sind klar verteilt: „Ich fiebere mit den Teams aus Stemmer und Friedewalde mit, ansonsten bin ich neutral. Ich wollte immer gerne gute Handballspiele und taktische Varianten sehen, das hat mich interessiert.“

Dennoch hat er in den vielen Jahren bei GWD etliche Spieler erlebt, die ihm in bleibender Erinnerung geblieben sind. „Da ist etwa Dalibor Doder. Die meisten Spieler erkennen einen außerhalb der Hallen nicht, Doder hingegen hat auch in der Stadt immer freundlich gegrüßt. Aleksandar Svitlica übrigens auch. Talant Dujshebaev war ein ganz großer. Da seine Frau Olga bei uns in Stemmer spielte, war er bei den Heimspielen oft zugegen, und zwar ohne den geringsten Anflug von Arroganz.“

Nationaltorwart nimmt Auszeit

Als Zeitnehmer kommt es in vielen Handballspieler zu kniffligen Entscheidungen darüber, zum Beispiel ob ein Ball vor, oder erst nach der Schluss-Sirene im Tor war. In besonderer Erinnerung hat Cord Mohrhoff aber eine Auszeit bei einem Qualifikationsspiel Deutschland gegen Polen geblieben: „Trainer war Martin Heuberger. Torwart Silvio Heinevetter hat ihm einfach die Grüne Karte aus der Hand genommen und zur Auszeit gelegt. Unglaublich.“

Entspannt: Cord Mohrhoff und Dirk Schwier kurz vor dem Spiel in der 2. Handball-Bundesliga zwischen dem TuS N-Lübbecke und dem Dessau-Roßlauer HV (31:22) am Freitag, 11. Juni 2021. Foto: Jürgen Krüger

“Das Zwischenmenschliche ist verloren gegangen”

Ober er die Handballspiele vermissen wird? „Nach so langer Zeit sicherlich. Am Ende war es aber eher so, dass ich am Zeitnehmertisch zwar funktioniert habe, mich aber nicht mehr richtig motivieren konnte. Früher gab es nach den Spielen so etwas wie eine dritte Halbzeit. Da haben wir mit den Schiedsrichtern noch ein Bierchen getrunken und die Spiele Revue passieren lassen. Da gehörte einfach dazu. Das haben sie von höchster Stelle leider stark reglementiert, dadurch ist das Zwischenmenschliche verloren gegangen.“

“Wir müssen helfen”

Daumen hoch: Marcus Mannchen, der hier auf einem Gerüst steht, möchte den Opfern der Flukatastrophe helfen. Foto: Jürgen Krüger

Minden. Die Folgen der Flutkatastrophe in Nordrhein Westfalen und in Rheinland Pfalz lassen Marcus Mannchen nicht los. Insbesondere die Facebook-Beiträge des Lohnunternehmers Markus Wipperfürth bringen den 44-jährigen Mindener zum Entschluss: „Wir müssen helfen.“

Mitarbeiter verzichten auf Lohne

Und so kommt der Bauleiter von Elektro Schlötel (Partner der Website von Friedewalde.de), auf die Idee, Spenden zu sammeln – aber auf eine ganz besondere Art und Weise. Er und einige seiner Kollegen wollen elektrische Geräte überprüfen und sie reparieren. Einen Lohn dafür wollen sie nicht, sondern eine Spende zumindest in Höhe der Ersatzteilkosten. „Es darf aber auch gerne etwas mehr sein“, sagt Mannchen, der bei Elektro Schlötel Elektroinstallateur gelernt hat und seit fast 30 Jahren für das Unternehmen arbeitet.

Aktion läuft an zwei Tagen

Bei den zu prüfenden elektrischen Geräten sollte es sich im Wesentlichen um folgende Dinge handeln: defekte Verlängerungsleitungen oder Kabeltrommeln, Kleingeräte mit defekter Anschlussleitung, Prüfungen für ortsveränderliche Geräte nach DGUV V3 (bis vier Geräte 10 Euro Spende pro Gerät; ab dem 5. Gerät 7 Euro Spende). „Defekte Leuchten reparieren wir natürlich auch, soweit es geht“, sagt Marcus Mannchen.

Geplant ist die Aktion an zwei Tagen: Freitag, 3. September, von 14 Uhr bis um 18 Uhr und Samstag, 4. September, von 10 Uhr bis um 15 Uhr. Die Besitzer müssten ihre Geräte in dieser Zeit zum Firmenssitz von Elektro Schlötel an der Hahler Straße 152 – 154 in Minden bringen. „Je nach Verfügbarkeit der Ersatzteile können wir die Geräte sofort reparieren, oder wir würden sie ein paar Tage später repariert an die Besitzer zurückgeben“, erklärt der Bauleiter.

Die Spendensumme ist für die Aktion „Lichtblicke“ gedacht. Fragen bitte an folgende E-Mailadresse:
fluthilfe@elektro-schloetel.de

Unabhängig von der Spendenaktion kann sich Marcus Mannchen auch vorstellen, später selbst in das Krisengebiet zu fahren und direkt vor Ort zu helfen. „Das mache ich aber von der aktuellen Situation abhängig“, sagt er.

Es geht um die Currywurst

Voll im Saft: Momentan haben die Friedewalder Landwirte andere Aufgaben zu erledigen, als sich bei Autohaus Meier darüber zu beschweren, dass es in einer Betriebskantine von Volkswagen keine Currywurst mehr gibt. Foto: Jürgen Krüger

Kreis Minden-Lübbecke/Friedewalde. Der landwirtschaftliche Kreisverband Minden-Lübbecke ruft in einem Schreiben seine Landwirte auf, bei den Vertragshändlern des Volkswagenkonzerns vorstellig zu werden und “Ihrem Ärger und Ihren Ängsten” Luft zu machen. “Getreu dem Motto: Andere Hersteller bauen auch schöne Fahrzeuge!” Hintergrund sei die Nachricht von Volkwagen gewesen, intern nachhaltiger zu werden und vorerst eine Betriebskantine des Automobilherstellers am Standort Wolfsburg auf fleischlose Produkte umzustellen. “Das hat im Berufsstand für ordentlich Unruhe gesorgt”, heißt es weiter in dem Schreiben, das von Kreislandwirt Rainer Meyer, seinen beiden Stellvertretern Joachim Schmedt und Stefan Schmidt sowie Kreisgeschäftsführer Holger Topp unterzeichnet ist.

Keine Currywurst mehr bei VW in Wolfsburg

In einer der Betriebskantinen von VW in Wolfsburg soll die “in aller Munde bekannte und unter Mitarbeitern beliebte” VW-Currywurst (nach Angaben des Kreisverbandes rund sieben Millionen Currywürste im Jahr 2019 aus der hauseigenen VW-Fleischerei) vom Speiseplan verschwinden. Die Bauern im Kreis Minden-Lübbecke sehen offenbar zusätzliche Probleme beim Absatz von Schweinefleisch und befürchten “enorme existenzbedrohliche Zustände auf unseren heimischen Betrieben. Das Vorgehen des Automobilherstellers könnte als Leuchtturm für andere Konzerne dienen und ist in keinster Weise zu akzeptieren”, so der Minden-Lübbecker Kreisverband.

“Das Schreiben ist Mist”

Dieser Aufruf könnte für Friedewalde bedeuten, dass sich die ortsansässigen Landwirte nun auf den Weg machten, um Annette Berane, Geschäftsführerin vom Autohaus Meier, den Kopf zu waschen, weil der VW-Konzern in Wolfsburg keine Currywurst mehr verkauft. Dazu wird es aber mit größter Wahrscheinlichkeit nicht kommen, denn der Vorsitzende des landwirtschaftlichen Ortsverbandes, Karl-Christian Ebenau, ist über dieses Schreiben einigermaßen entsetzt, genauso wie Ortslandwirt Christian Kruse. “Das Schreiben ist Mist. Es trifft doch die Falschen, denn die Vertragshändler werden doch von VW auch nur gegängelt. Was soll das denn bringen? Dass Annette Berane in Wolfsburg anruft und sich darüber beschwert, dass bei ihr zwei Landwirte vor der Tür stehen und sich über die Konzernzentrale beschweren?”, fragt Karl-Christian Ebenau rethorisch. Und Christian Kruse bezeichnet die Aktion, trotz der schwierigen Lage vieler landwirtschaftlicher Betriebe, als “hilflos”. “Das bringt doch nichts”, sagt er und fährt fort: “Ich denke, dass der Verbraucher mit seinen Kaufentscheidungen deutlich mehr Einfluss hat als die Betriebskantine von Volkswagen, geschweige denn Autohaus Meier.”

Warum sitzen, wenn man liegen kann?

Entspannt durch die Natur: Volker Müller-Ulrich ist hier mit seinem Liegedreirad auf einer Nebenstraße seines Wohnortes Friedewalde unterwegs. In dieser Position könne er es 100 Kilometer aushalten, wie er sagt. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde/Bad Oeynhausen. Radfahren ist die Sportart der Zukunft. So viel steht fest, zumal es schon einen eigenen „Weltfahrradtag” gibt. Einer, der sich mit Radfahren auskennt, ist Volker Müller Ulrich. Der Pressesprecher der Stadt Bad Oeynhausen fährt leidenschaftlich gerne Liegedreirad und gibt zu: „Dafür muss man schon ein bisschen meschugge sein.” Allerdings hat der 53-Jährige auch zwei ganz praktische Gründe, warum er seit zehn Jahren lieber liegend auf drei Rädern unterwegs ist als aufrecht sitzend im Sattel.

“Was viele Radfahrer kennen, sind eingeschlafene Hände”

Seit 1998 lebt er mit einem Bandscheibenvorfall. „Das habe ich ganz gut im Griff. Aber durch diese Liegeposition kommen natürlich keine Stöße mehr direkt in den Rücken”, erklärt der ehemalige Moderator von Radio Westfalica und ergänzt: „Was viele Radfahrer kennen sind eingeschlafene Hände.” Er selbe habe von seinem Vater ein sogenanntes „Karpaltunnelsyndrom” vererbt bekommen. „An einer Hand ist es mittlerweile operiert, an der anderen Hand habe ich immer noch ein leichtes Kribbeln. Beim Liegerradfahren ist das für mich aber kein Problem, weil ich nicht auf dem Lenker liege, sondern den Lenker so im Griff habe, dass kein Körpergewicht darauf liegt”, sagt er. „Das sind, auf die lange Sicht gesehen, der wesentlichen Vorteile für mich, was das Fahren mit einem Liegedreirad betrifft.”

Es gibt sie auch als E-Bike

Es gebe aber noch mehr Gutes. Dadurch, dass er das Gleichgewicht nicht halten müsse, spare er Kraft und steige auch nach 100 Kilometern noch entspannt aus dem Sitz. „Gut, die Waden ziehen ein bisschen. Aber daran bin ich dann selbst schuld, wenn ich meine, gegen den Wind einen Schnitt von 25 km/h treten zu müssen”, gibt Volker Müller-Ulrich zu. Er sieht aber auch beispielsweise für Schlaganfallpatienten oder Menschen mit Gleichgewichtsstörungen Chancen, sich eine eigene Mobilität zu bewahren. Liegedreiräder gibt es mittlerweile auch als E-Bike mit elektrischer Trittunterstützung. Die Ausstattung als „Speed Pedelec” mit einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu 45 km/h grenzt sich aber vom Fahrrad ab. Sie werden als Kleinkraftrad eingestuft, wofür man einen Führerschein der Klasse AM benötigt. Noch vertraut Volker Müller-Ulrich seiner Muskelkraft, kann sich aber durchaus vorstellen, eines Tages auf ein E-Bike umzusteigen.

Mit den Augen des Fahrers: Das sieht Volker Müller-Ulrich, wenn er mit seinem Liegedreirad unterwegs ist. Foto: Jürgen Krüger

Langsam ist der durchaus sportliche Fahrer mit seinem Gefährt aber auch nicht. Die 30 km/h sind keine große Hürde. Auch vor weiteren Entfernungen scheut sich der gebürtige Windheimer nicht. So fährt er nahezu täglich mit seinem Liegedreirad zur Arbeit. Von Friedewalde bis nach Bad Oeynhausen sind es zwischen 24 km und 35 km, je nachdem, wo er lang fährt. Gern nutzt Volker Müller-Ulrich den Weserradweg und versucht auf dem Weg dorthin, so viele Ampeln wie möglich zu umfahren.

Das ist bei der Fahrt durch die Peripherie von Minden nicht ganz einfach, trotzdem schafft er es, bis zur Auffahrt Weserradweg (Kreisel „Birne”) beim Hotel Bad Minden nur zwei Ampeln beachten zu müssen. „Ampeln halten auf”, sagt er. Kürzer ist der Weg zur Arbeit über Bergkirchen, allerdings hat es diese Tour in sich. Die Steigungen von Volmerdingsen und Rothenuffeln an ziehen sich.

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Video: Mit Volker Müller Ulrich auf dem Liegedreirad. Kamera,Schnitt, Ton: Jürgen Krüger

Neulich ist Volker Müller-Ulrich sogar mit seinem Liegerad nach Münster gereist, wo er ab Mitte der 1990er Jahre Publizistik und Kommunikationswissenschaften, Politik und Geschichte studiert hat. In Münster gab es für die Stadt Bad Oeynhausen einen Termin beim Oberverwaltungsgericht. Dabei ist er zunächst mit seinem Liegerad bis nach Minden gefahren, hat dort einen Zug bestiegen und ist per Bahn, samt Umsteigen in Osnabrück, in Münster angekommen.

Auf der Rückfahrt ist er dann in Osnabrück ausgestiegen und die 65 Kilometer bis nach Hause geradelt. Volker Müller-Ulrich teilt seine Leidenschaft gerne online – zum Beispiel bei Facebook mit den Hashtags #mitRzA (mit dem Rad zur Arbeit) und #mdRnH (mit dem Rad nach Hause). Auch privat lässt er kaum eine Möglichkeit aus, um Strecke zu machen. Und so kamen im vergangenen Jahr 12.000 Kilometer zusammen. Hin und wieder begleitet ihn auch Ehefrau Andrea, die aber lieber sitzend auf dem Zweirad unterwegs ist.

Hightech: Die Rohloff Nabenschaltung soll Experten zufolge das Nonplusultra für den ambitionierten Radfahrer sein. Foto: Jürgen Krüger

Volker Müller-Ulrich mag keine halben Sachen. Und so ist sein neues Liegedreirad, das er im Mai bekommen hat, auch ein Hightech-Gerät mit einer sogenannten „Rohloff-Nabenschaltung”. Allein die Schaltung hat einen Preis von rund 1.000 Euro. Sein neuestes Gefährt von HP Velotechnik, immerhin schon sein drittes Liegedreirad, hat er als Rahmenbausatz gekauft und in einer Fachwerkstatt zusammenbauen lassen.

Wartungsarbeiten übernimmt er selbst. „Mein Vater war Maschinenschlosser und hat mir viel beigebracht. Bereits als Zehnjähriger habe ich meinen ersten Fahrradschlauch geflickt”, sagt er. Rund 4.000 Euro hat Volker Müller-Ulrich für den Bausatz samt Arbeitslohn bezahlt, wobei er einige Komponenten von seinem Vorgängerrad übernommen hat. Fertig im Ladengeschäft gekauft wären für diese Variante wohl 6.000 Euro fällig gewesen. Bei einem Liegedreirad als E-Bike-Version sind, je nach Ausstattung, 8.000 Euro schnell erreicht.

Gut für die Bandscheibe: In der Liegeposition gibt es beim Fahren keine direkten Stöße mehr in den Rücken. Foto: Jürgen Krüger

So entspannend wie das Fahren mit Liegedreirad auch sein mag, so unentspannt geht offenbar manch Autofahrer damit um. Hupen, drängeln und beleidigende Gesten erlebt Volker Müller-Ulrich öfter. Auch wenn er sich daran gewöhnt hat, schön ist das nicht. Einmal soll ein Autofahrer sogar handgreiflich geworden sein mit einem Schlag gegen seine Stirn. Zum Prozess kam es nicht. „Es stand Aussage gegen Aussage”, sagt er. Die Auseinandersetzung endete mit einem außergerichtlichen Vergleich.

Whisky-Tastings in Bad Oeynhausen und Minden

Apropos halbe Sachen: Den Hang zur Perfektion lebt Volker Müller-Ulrich nicht nur beim Liegedreiradfahren aus. Als Whisky-Liebhaber ist er hin und wieder in der Wassermühle Bergkirchen oder im Hotel Bad Minden zu Gast, um bei Probierstunden – den Whisky-Tastings – Geschichten über die edlen Tropfen zu erzählen. Seine Lieblingsbrennerei ist übrigens Bruichladdich in Schottland. „Das schöne ist, dass die drei ganz unterschiedliche Whiskys machen”, schwärmt er.

“Ich bin katholisch ohne Wenn und Aber”

Keine Kompromisse geht der Oberleutnant der Reserve auch beim Thema christlicher Glaube ein. „Ich bin katholisch ohne Wenn und Aber. Ich denke schon, dass die katholische Kirche Nachhol- und Verbesserungsbedarf an einigen Stellen hat, trotzdem darf der Glaubenskern nicht verloren gehen. Dass Jesus Christus durch Wandlung von Brot und Wein in Gestalt von Leib und Blut da ist, das muss ich glauben. Wenn ich das nicht glaube, dann ist das Fundament weg.”

Rechtliches: Muss ein Liegedreiradfahrer immer einen vorhandenen Radweg benutzen?

Nein. Dem Rechtsexperten des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), Roland Huhn, zufolge gilt die Regelung nur, wenn der Radweg mit einem der drei blauen Radwegschilder gekennzeichnet ist. Außerdem muss er gut befahrbar sein. Sind Wurzeln, Gegenstände oder Autos im Weg, dürfen Radfahrer auf die Straße ausweichen. Ist der Radweg mit keinem der Radwegschilder versehen, darf der Radfahrer selbst entscheiden, wo er fährt.

Friedhof: So geht es weiter

Sieht gut aus: Der Friedhof in Holzhausen II, den die Gemeinde Hille unterhält, hat gesplittete Wege. Foto: Jürgen Krüger

Petershagen-Friedewalde. Friedhöfe zu unterhalten ist aufwändig und damit teuer. Das dürfte wohl auch der Grund dafür gewesen sein, dass die evangelische Kirchengemeinde Friedewalde die Pflege der beiden Friedhöfe am Diekhoff (alter Friedhof) und Brunsfeld (neuer Friedhof) nach der Gebietsreform im Jahr 1972 der Stadt Petershagen übertragen hat. Die finanziell nicht auf Rosen gebettete Kommune mit 29 Ortschaften hat dann auch ihre Schwierigkeiten mit der Unterhaltung der Friedhöfe, und so hatte der Stadtrat vor einigen Jahren beschlossen, einige Friedhofskapellen abzugeben. Jetzt betreibt die Stadt Petershagen nur noch in den fünf Ortschaften Friedewalde, Neuenknick, Lahde, Wietersheim und Heimsen eigene Friedhofskapellen. In Bierde, Döhren, Gorspen-Vahlsen, Ilse, Quetzen und Seelenfeld haben die Betreuung vor vier Jahren sogenannte “Kapellenvereine” übernommen. Die Kapelle in Eldagsen wurde “entwidmet”, Rosenhagen hat keine mehr.

Gepflasterte Wege und Baumgrab: Der Friedhof in Südfelde befindet sich in der Trägerschaft der evangelischen Kirchengemeinde Petershagen. Foto: Jürgen Krüger

Stadt Petershagen hat 19 Friedhöfe zu unterhalten

Dennoch hat die Stadt Petershagen neben diesen fünf Friedhofskapellen insgesamt 19 Friedhöfe in Schuss zu halten, was sie insbesondere beim neuen Friedewalder Friedhof nach Ansicht vieler Bürgerinnen und Bürger nicht zufriedenstellend auf die Reihe bringt. Bereits vor sechs Jahren säuberten ehrenamtliche Helferinnen und Helfer die Wege auf dem neuen Friedhof. In diesem Jahr übernahmen erneut rund zwanzig Friedewalder Bürgerinnen und Bürger die Verantwortung und befreiten die Wege von Unkraut. In Euro und Cent umgerechnet dürften die vier Stunden Arbeitszeit der zwanzig Friedewalder rund 1.600 Euro wert sein. Diese Aktion hat viel Wohlwollen bei der Stadt Petershagen augelöst. “Wir begrüßen den Einsatz ausdrücklich”, sagt Tanja Müller. Die Verwaltungsangestellte ist bei der Stadt Petershagen unter anderem für die Unterhaltung der Friedhöfe zuständig. Vor der Pflegeaktion hatte sie sich bereits mit Ortsbürgermeisterin Jessica König auf beiden Friedhöfen getroffen und Ideen und Möglichkeiten ausgelotet.

Für Urnen: Baumgräber, wie dieses hier auf dem von der evangelischen Kirchengemeinde in Petershagen betriebenen Friedhof, könnte sich Ortsbürgermeisterin Jessica König auch auf beiden Friedewalder Friedhöfen vorstellen. Foto: Jürgen Krüger

Split und Graswege

Jessica König möchte erreichen, dass die Hautpwege auf beiden Friedhöfen gesplittet werden, während die Nebenwege mit Gras bewachsen sein sollen. Diese Aufteilung ist durchaus gängige Praxis auf Friedhöfen. Ein Pflasterung ist auch möglich, allerdings wird diese Maßnahme wohl zu teuer sein. Auf der anderen Seite wünscht sich die Friedewalder Ortbürgermeisterin Baumgräber für die Urnenbestattung. Tanja Müller kennt diese Ideen und positioniert sich “grundsätzlich nicht dagegen”, wie sie sagt. “Es gibt ja schon Baumgräber auf städtischen Friedhöfen”, sagt sie. Allerdings brauche sie etwas Zeit. “Wir sind noch in der Prüfung, denn die Vorhaben sind keine kurzfristige Geschichte.”

Auch schön: Ein Baumgrab für Urnen auf dem Friedhof in Holzhausen II, allerdings mit Stelen zur Beschriftung. Foto: Jürgen Krüger

“Das müsste ein externes Fachunternehmen machen”

Um Wege zu besplitten müsse der Untergrund entsprechend vorbereitet sein. “Das können nicht die Arbeiter vom Bauhof leisten, sondern das müsste ein externes Fachunternehmen machen”, sagt Tanja Müller. Dort jetzt einfach eine Ladung Split anzuliefern und die Friedewalder Bürgerinnen und Bürgerinnen zu bitten, das Material ehrenamtlich auszubringen, sei keine nachhaltige Lösung. Einen Antrag seitens der Bürgerschaft brauche es übrigens nicht, da die Stadt Petershagen für die Pflege der Friedhöfe zuständig ist. “Wir werden die weitere Vorgehensweise in Zusammenarbeit mit Ortsbürgermeisterin Jessica König besprechen”, verspricht Tanja Müller. Der Ball liegt nun bei der Stadt Petershagen, auch wenn die neu gegründete Fiedhofsgruppe am Samstag, 12. Juni, ab 9 Uhr noch Restarbeiten auf dem neuen Friedhof erledigen möchte. Wer Lust hat mitzuhelfen, ist auch ohne Anmeldung herzlich willkommen. Bitte Hacke und Harke mitbringen.

Die Geschichte einer Urne

Historische Urnenbestattung in Friedewalde: Daniel Bake (von links, Gesellschaft zur Förderung der Bodendenkmalpflege im Kreis Minden-Lübbecke e.V.), Anita Ostermeier, Thomas Ahrens, Ilona Wiese, Claudia Sulzbacher (RAUZWI Lebendige Archäologie Mittelweser e. V.) Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Daniel Bake kann gut erzählen. Das muss der 34-jährige auch, denn ohne die passende Geschichte hinter archäologischen Funden fehlt die Orientierung. Die Geschichte über eine in Costedt gefundene Urne ist allerdings so abenteuerlich, dass sich sogar zahlreiche Medien (WDR, Mindener Tageblatt, Neue Westfälische) als auch der Landtag von Nordhrein Westfalen dafür interessieren. Jetzt möchte der Grabungstechniker, der die Gesellschaft zur Förderung der Bodendenkmalpflege im Kreis Minden-Lübbecke (GeFBML) im Jahr 2017 mit gegründet hat und dessen Geschäftsführer er ist, die Geschichte dieser Urne verfilmen. Dafür braucht er ein kleines Stück Ackerland, womit Karl-Christian Ebenau dienen kann. Der ehemalige Ortsvorsteher von Friedewalde ist Mitglied bei der GeFBML.

Vorbereitung: Claudia Sulzbacher trägt die Urne, in diesem Fall ein kleineres Duplikat des Originals, zur “Grabstätte”, während hinter ihr Ilona Wiese den Umhang von Thomas Ahrens verschließt. Foto: Jürgen Krüger

Diebe klauen die Urne und geben sie 32 Jahre später zurück

Im Jahr 1989 entdecken Archäologen unter der Leitung von Werner Best in Costedt 43 Gräber aus der jüngeren römischen Kaiserzeit (ca. 150 bis 250 n. Chr.), darunter auch die Urne, die laut Grabungsbuch “einen breiten, nach außen biegenden Rand, gut 1 cm breit, einen steil abfallenden Hals hat – etwa so wie die Uslar-II-Urnen, dann aber ein gewölbtes Unterteil”. Der Fund sorgt seinerzeit durchaus für mediales Aufsehen, was wohl auch Diebe aufhorchen lässt. Und so stehlen Unbekannte noch während der Ausgrabung die rund 1.800 Jahre alte Urne. Das Entsetzen nicht nur unter Fachleuten ist groß. Knapp 32 Jahre später, im Januar 2021, öffnet der Friedewalder Friedhelm Raute morgens seine Haustür an der Förthofstraße und findet ein Paket. Der Diplom-Ingenieur und Vorsitzender der GeFBML traut seinen Augen nicht. Im Paket liegt ein altes und beschädigtes Tongefäß. Es ist die verschollene Urne, was später zweifelsfrei nachgewiesen wird. Im Paket liegt ein Begleitschreiben mit folgendem Inhalt. “Sehr geehrte Damen und Herren, hiermit überlasse ich Ihnen die Urne aus Costedt, die ich den 1980er-Jahren auf dem Gelände des Guts Rothenhoff ausgegraben habe. Dies war nicht richtig und ich entschuldige mich hiermit aufrichtig. Bitte kümmern Sie sich um das gute Stück. Vielen Dank und Grüße, ein Anonymer.“

Mit der Regieklappe in der Hand: Daniel Bake erklärt den Darstellern die folgende Szene. Karl-Christian Ebenau (rechts) beobachtet die Lage. Foto: Jürgen Krüger

Acker in Friedewalde wird Drehort

“Einen solchen Vorgang hat es in der deutschen Archäologie noch nicht gegeben”, sagt Daniel Bake, der nach eigenen Angaben ehrenamtlich für die GeFBML arbeitet. Das wiederum bringt ihn auf die Idee, die Geschichte der Costedter Urne zu verfilmen. Und diese Geschichte beginnt nun einmal vor 1.800 Jahren, als in der Urne in Costedt wahrscheinlich die Asche “einer Person älter als 50 Jahre” begraben wird. Das Geschlecht lässt sich nicht mehr festlegen, da die Urne während ihrer Zeit in Diebeshänden ausgewaschen worden ist. Auf dem Acker von Karl-Christian Ebenau am neuen Friedhof in Friedewalde stellen Daniel Bake und sein Filmteam die Bestattungszene nach. Da in die römische Kaiserzeit keine modernen Klamotten passen, bitten Daniel Bake und seine Freundin Karin Höhle, zugleich Pressesprecherin der GeFBML, den Verein RAUZWI – Lebendige Archäologie Mittelweser um Hilfe.

Der Abschluss: Thomas Ahrens (vorne), Claudia Sulzbacher (von rechts) und Ilona Wiese schauen zu, wie Anita Ostermeier die Urne mit einem Deckel abschließt. Foto: Jürgen Krüger

Im August soll der Film fertig sein

Der Verein erforscht und rekronstruiert eine archäologische Fundstelle auf einem altsächsischen Gräberfeld in Liebenau-Steyerberg. Auf dem musealen Areal finden gelegentlich Veranstaltungen mit handwerklichen Tätigkeiten und Vorführungen durch Vereinsmitglieder in frühmittelalterlicher Bekleidung, die Einblicke in das damalige Leben geben, statt. Genau das, was Daniel Bake braucht. Thomas Ahrens, Ilona Wiese und Claudia Sulzbacher schlüpfen so in ihre Gewänder und in die Rolle der Schauspieler, die die Bestattungsszene aus der römischen Kaiserzeit auf dem Acker in Friedewalde darstellen. Die Szene gehört zu einem von sieben Drehtagen, an denen Daniel Bake das Filmmaterial zusammenbekommen möchte. Es folgt die sogenannte Postproduktion, in der aus dem Material die Geschichte der Urne geschnitten wird. Aber – Geschichten erzählen, das kann Daniel Bake ja. Im August soll der Film fertig sein.

Teamarbeit: Karin Höhle (rechts), Pressesprecherin der Gesellschaft zur Förderung der Bodenpflege im Kreis Minden-Lübbecke, macht Aufnahmen von Karl-Christian Ebenau (von links), Thomas Ahrens, Daniel Bake, Anita Ostermeier und Claudia Sulzbacher (verdeckt). Foto: Jürgen Krüger

Hausanschlüsse folgen

Er kennt sich aus: Der technische Betriebswirt Markus Gromsztat führt momentan in Friedewalde die Hausbegehungen für den Glasfaseranschluss durch. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Während die ersten Sonnenstrahlen auf den nahenden Frühling hinweisen, fährt Markus Gromsztat durch Friedewalde. Der 42-jährige technische Betriebswirt aus Cloppenburg bespricht im Auftrag des Tiefbauunternehmens Jörgensen & Schmidt mit den Hauseigentümern den Glasfaseranschluss. Es geht darum, rechtssicher zu klären, wo genau der sogenannte Hausübergabepunkt (HÜP) installiert werden soll. Markus Gromsztat macht Fotos, fertigt Notizen und eine kleine Skizze an und setzt Häkchen in einem Formular. Anschließend muss der Eigentümer die Vereinbarungen unterschreiben. “Wir können ja nicht einfach so, ohne Einwilligung durch die Eigentümer, Löcher durch Hauswände bohren. Das wäre Sachbeschädigung”, erklärt Markus Gromsztat den Sinn seiner Arbeit.

Jedes Haus bekommt sein eigenes Kabel

In Friedewalde ist noch ein weiterer Kollege im Einsatz. Den vorbereitenden Anruf tätig die sehr freundliche Sarah Schwarz. Nach der Begehung lädt Markus Gromsztat die Daten in eine Cloud hoch. Dort bedienen sich die Tiefbauer, die relativ zeitnah mit den Arbeiten beginnen. “Dazwischen liegen oft nur ein paar Tage”, verrät er. Im nächsten Schritt werden die Glasfaserkabel in die Leerrohre eingeblasen, wobei jeder Haushalt eine eigene, direkte Verbindung zum Verteiler bekommen soll. “Man braucht sich dann seine Leitung nicht mehr mit anderen zu teilen”, erläutert der Fachmann.

Diekweg ist erst der Anfang

Straße ohne Namen: Die Abkürzung zwischen Lavelsloher Straße und Holzhauser Straße wurde gebaut, um den Transport der Särge von der Kapelle auf dem neuen Friedhof zum alten Friedhof zu gewährleisten. Mit dem Auto benötigt man gut eine Minute, um auf die Holzhauser Straße zu gelangen, durch den Ort zu fahren dauert es 45 Sekunden länger. Foto: Jürgen Krüger

Petershagen-Friedewalde. Pläne, Zeichungen und Karten sind nützlich, denn sie reduzieren die Wirklichkeit auf das Wesentliche. Das gilt auch für das Wirtschaftswegekonzept der Stadt Petershagen. Beschlossen und verkündet im Jahr 2017 dümpelten die Modelle eine Weile vor sich hin, bis aus daraus Realität wurde. Mit der Umgestaltung eines Teiles des Diekweges in eine Fahrbahn mit wassergebundener Decke begannen die Probleme, denn plötzlich bekamen insbesondere die Wegholmer zu spüren, welche Konsequenzen die Umgestaltung hat. Das Ergebnis der Bauarbeiten ist jetzt für jeden sichtbar und spürbar. Und das ist erst der Anfang. “Aber”, beruhigt Kay Busche, stellvertretender Bürgermeister und Leiter der Bauverwaltung, “in diesem Jahr 2021 und nächstes Jahr 2022 sind keine weiteren Rückbaumaßnahmen in Friedewalde geplant.”

Der Zustand der Verbindung zwischen Lavelsloher Straße und Holzhauser Straße ist zumindest in Teilen bedenklich. Foto: Jürgen Krüger

Ein Blick auf die Karte offenbart aber noch einige hellblau markierte Straßenabschnitte. Das sind die Wege, für die laut Planungsbüro Ge-Komm aus Melle keine “bituminöse Befestigung notwendig” sei. Die Bewertung hat die Gesellschaft für Infrastruktur, wie sich Ge-Komm selbst bezeichnet, nach Bereisung durch die Dörfer vorgenommen und in einer Kartenübersicht zusammengefasst. Die Karten für jede Ortschaft hat die Stadt Petershagen auf ihrer Internetseite veröffentlicht. Allerdings seien die Karten lediglich als “Handlungsgrundlage” zu verstehen, wie Kay Busche sagt. “Da ist nichts ist in Stein gemeißelt”. Entschieden werde anlassbezogen, aktuell und vor Ort.

Betroffen: Die Straße “Zur Kloppenburg”, von der Südfelder Straße bis zum ersten Haus (hinten links).
Der Brandheider Weg soll ab dem Haus von Nicole und Dirk Ruhe eine wassergebundene Decke bekommen. Foto: Jürgen Krüger

Von Friedewalde bis nach Mailand sind es rund 1.000 Kilometer. Genauso lang ist das Straßennetz der Stadt Petershagen. Da war seinerzeit die Überlegung, ob es nicht Sinn mache, einige Straßen mit wassergebundener Decke auszustatten, um Straßenunterhaltungskosten zu sparen. Das Verfahren lief mit öffentlicher Beteiligung und wurde im Februar 2017 verabschiedet. Seitdem habe die Stadt Petershagen nach Aussage von Kay Busche aber erst 6,5 Kilometer Weg umgestaltet. Und funktionsfähige Straßen würden auch nicht “geschreddert”, wie viele befürchten. “Wir müssen die Verkehrssicherheit beachten”, sagt der Diplom-Bauingenieur. Sollte die Verkehrsicherheit in Gefahr geraten, so würde die Stadt Petershagen die Verkehrsteilnehmer zunächst mit Schildern “Vorsicht Straßenschäden” warnen. Im weiteren Verlauf würde vor Ort entschieden, wie weiter zu verfahren sei. Dabei spielten auch aktuelle Entwicklungen, wie zum Beispiel die Fahrstrecken der Schulbusse, eine Rolle.

Der Kämpenweg, Verbindung zwischen Lavelsloher Straße und dem Feuerwehrgerätehaus (vorne), steht in der Liste der Straßen, für die keine bituminöse Befestigung vorgesehen ist. Foto: Jürgen Krüger
Betroffen: Das Teilstück “In den Dannen” von der Lindheide bis zum Hof des landwirtschaftlichen Lohnbetriebes Heinrich Kruse.
Betroffen: Das Teilstück vom “Bahndamm” zwischen der Straße “Auf dem Winkel” (hinten) bis zum Haus links. Die Zufahrt von der Friedewalder Straße zum IVL Baumaschinenverleih (Mitte) bleibt von den Überlegungen verschont. Foto: Jürgen Krüger
Betroffen: Der Rieheweg zwischen Lavelsloher Straße und dem ersten Haus (hinten rechts) auf dem Weg zur Kleiriehe. Foto: Jürgen Krüger
Protest: Anwohner des Rieheweges zwischen Lavelsloher Straße und Galgenheide Straße fordern auf einem selbst gestalteten Schild eine geteerte Straße, aber beschränkt auf 3,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht. Foto: Jürgen Krüger
Betroffen: Die Kleiriehe ab der Südfelder Straße in Richtung L770. In der Mitte quert der Diekweg, der als erste Straße überhaupt in Friedewalde eine wassergebundene Decke erhalten hat. Foto: Jürgen Krüger

Himmelfahrt: Mühlenlauf virtuell

Einzigartig: Marie Hermeier trägt hier die Nummer 1.000, die exklusiv an Sponsor JENZ vergeben wurde. So ganz aus der Luft gegriffen ist die Startnummer aber nicht, denn in den Jahren 2018 und 2019 zählte der Friedewalder Mühlenlauf jeweils knapp eintausend Teilnehmer. Foto: Maximilian Harre

Friedewalde. Wie im vergangenen Jahr 2020 sagt der TuS Freya Friedewalde auch dieses Jahr 2021 die Austragung des Mühlenlaufes ab, hat aber als Alternative die virtuelle Variante im Angebot. So freut sich Organisatorin Claudia Heiden auf möglichst viele Teilnehmer am Donnerstag, 13. Mai 2021 (Christi Himmelfahrt). “Ihr könnt bei euch vor der Haustür, auf der Lieblingsstrecke oder auch auf der Mühlenlaufstrecke, jedoch unter Einhaltung der aktuellen Coronaschutzverordnung, laufen”, sagt die Leiterin des Lauftreffs. In Friedewalde sind die Laufstrecken 5 Kilometer, 10 Kilometer und der Halbmarathon offiziell vermessen. Wer die originalen Strecken laufen möchte, muss das allerdings in eigener Verantwortung machen, da der TuS Freya Friedewalde nicht als Veranstalter auftritt.

Mitten drin: Claudia Heiden (blau-gelbes Shirt), Leiterin des Lauftreffs und Organisatorin des Friedewalder Mühlenlaufes, hier beim Kindertraining. Foto: Jürgen Krüger

Keine Startgebühr

Die technische Organisation der 11. Auflage übernimmt Time-Team-Jung aus Wadersloh, seit Beginn im Jahr 2010 ein verlässlicher Partner des Friedewalder Mühlenlaufes. Die Online-Plattform wird “raceresult” sein. Die virtuelle Variante beruht auf Technik und Vertrauen. Die Sportlerinnen und Sportler zeichnen ihren Lauf entweder mit dem Smartphone und einer Lauf-App auf oder mit einer GPS-fähigen Laufuhr und senden die Daten dann an “raceresult”, inklusive Foto von der App oder der Laufuhr. Wichtig sei, dass die Läufe am Himmelfahrtstag (Donnerstag, 13. Mai 2021) in der Zeit von 8 Uhr bis um 18 Uhr durchgeführt werden. Die Anmeldung für den Mühlenlauf ist sogar noch am Veranstaltungstag bis um 15 Uhr möglich. Die Ergebnisse sind dann über raceresult einsehbar. “Wir verzichten auf eine Alterklassenplatzierung, sondern es wird nur die Gesamteinläufe männlich/weiblich geben”, sagt Claudia Heiden. Hier die Wettbewerbe: 660m Bambinilauf (bis 7 Jahre), 1 km Meter Kinderlauf (6 bis 10 Jahre), 2 km Mühlenlauf, 5 km Mühlenlauf, 10 km Mühlenlauf, Halbmarathon.

Der TuS Freya Friedewalde erhebt nach eigenen Angaben keine Startgebühr. “Allerdings würden wir uns sehr über eine kleine Spende für die Kinder- und Jugendabteilung sowie für den Lauftreff freuen”, sagt Vorsitzender Arne Wohl. Da es für die jeweils drei Erstplatzierten Sachpreise gebe, bitten Claudia Heiden und Arne Wohl darum, bei der Anmeldung die Adresse mit anzugeben. Alles weitere veröffentlicht der Sportverein demnächst auf der Website des Mühlenlaufes http://muehlenlauf.friedewalde.de.

Bankverbindungen für die Spende

TuS Freya Friedewalde 1920 e.V.
Volksbank Herford-Mindener Land: IBAN DE 95 4905 0101 0060 0017 73
Sparkasse Minden-Lübbecke: IBAN DE10 4949 0070 0200 3547 00
Verwendungszweck: Spende Mühlenlauf

Auf geht’s: Der Start beim Halbmarathon des 9. Friedewalder Mühlenlaufes auf der Kleiriehe. Die Nummer 2039 trägt Stephan Bretthauer, Sieger der Mühlenkreisserie über die lange Distanz. Foto: Maximilian Harre

Start der Mühlenkreisserie verschiebt sich

Der Mühlenlauf des TuS Freya Friedewalde ist einer von neun Läufen der Mühlenkreisserie, die im vergangenen Jahr ebenfalls abgesagt worden war. Und auch für dieses Jahr ist die Durchführung der beliebten Laufserie im Kreis Minden-Lübbecke nicht gesichert. Die TG Werste hatte den 1. Lauf der Serie, den Weser-Werre-Lauf, der für den 22. März 2021 vorgesehen war, abgesagt. Der Mühlenlauf in Friedewalde am Donnerstag, 13. Mai 2021, wäre der 2. Lauf der Mühlenkreisserie gewesen, und auch der 3. Lauf beim OTSV Pr. Oldendorf drei Tage später (Sonntag, 16. Mai 2021) ist bereits abgesagt. Das bestätigte Inge Kolbe, Leiterin der Leichtathletikabetilung des OTSV, auf Anfrage. Es bleiben also nur noch sechs Läufe übrig, wobei die nächste Möglichkeit einzusteigen am Sonntag, 6. Juni 2021, bei den Lübbecker Berglöwen ist.

Festgefahren

Streitpunkt: Der durch zwei Metallpfosten gesperrte Diekweg, der mit einer wassergebundenen Decke versehen ist, hier beginnend an der Südfelder Straße in Richtung Bohnhorster Weg. Foto: Jürgen Krüger

Petershagen-Friedewade. Die Begrifflichkeit, eine “Straße zu schreddern” findet Kay Busche befremdlich. “Wir schreddern keine Straßen”, sagt der stellvertretende Bürgermeister der Stadt Petershagen und Leiter der Bauverwaltung. Viel lieber benutzt der Diplom-Ingenieur den Fachbegriff “wassergebundene Decke” für die besondere Form des Fahrbahnbelages, der erstmalig in Friedewalde am Himmelfahrtstag 2019 freigegeben wurde. Die Teilnehmer des 9. Friedewalder Mühlenlaufes durften die wassergebundene Decke auf einem Teilstück des Diekweges sozusagen einweihen.

Autofahrer kacheln wie auf einer Rennstrecke

Das war dann auch schon die letzte erfreuliche Meldung von diesem Straßenabschnitt. Autofahrer hielten sich offenbar nicht an die Geschwindigkeitsbeschränkungen, so dass Anwohner Jürgen Müller durchsetzte, dass die Stadt Petershagen die Strecke im Herbst 2020 mit Pfosten für den Durchgangsverkehr sperrt. Seitdem können nur noch Radfahrer und Fußgänger den Diekweg zwischen Südfelder Straße und Bohnhorster Weg durchgängig nutzen. Autos und Traktoren müssen einen Umweg nehmen. Das wiederum brachte einige Landwirte auf, darunter Holger Kruse. Die Wegholmer organisierten einen stillen Protest am Rande einer Fachaussschusssitzung des Petershäger Stadtrates in Windheim und haben inzwischen eine Bürgerinitiative gegründet.

Wunde verarztet: Ein Fachunternehmen hat die angesägten Pfosten wieder zusammengeschweißt. Foto: Jürgen Krüger

Angesägte Pfosten wieder zusammengeschweißt

Unrühmlicher Höhepunkt des Streites war bislang, dass Unbekannte in einer Nacht- und Nebelaktion die Pfosten ansägten. Die sind mittlerweile aber wieder zusammengeschweißt. Doch wie geht es nun weiter? Die Sperrung des Diekweges mit Pfosten sei ohnehin nur von vorübergehender Natur gewesen, hatte Kay Busche seinerzeit versichert, sondern “um Zeit zu gewinnen”. Angesichts der momentan zerfahrenen Situation, dass die einen für die Aufhebung der Sperrung sind, andere wiederum dafür, dass sie bleibt, mag der 49-Jährige nicht mehr so recht an eine einvernehmliche Lösung glauben, gibt die Hoffnung aber nicht auf.

Treckerschleuse: Hier auf dem “Promilleweg” zwischen Nordhemmern und Hille. Foto: Jürgen Krüger

Treckerschleuse könnte die Lösung sein

Eine Treckerschleuse könnte durchaus ein brauchbarer Lösungsansatz sein. Die gibt es seit Jahren auf dem sogenannten “Promilleweg” zwischen Nordhemmern und Hille. Dort ragen zwei dicke, abgerundete und von Eisen ummantelte Betonpfosten rund 22 Zentimeter aus dem Asphalt heraus. Radfahrer und Trecker können die Stelle an der Kreuzung “Grefte” / “Zum alten Markt” problemlos passieren, Autofahrer nicht. Schilder kündigen schon weit im Voraus an, was gleich auf die Fahrzeugführer zukommt. Dennoch muss der ein andere Autofahrer versucht haben, die Treckerschleuse zu überqueren – zum Preis einer neuen Ölwanne. Darauf deuten die Abschürfungen hin. Auf der anderen Seite birgt eine Treckerschleuse durchaus auch Gefahren für Radfahrer, die sich nicht zu einhundert Prozent auf die Straße konzentrieren. “Und wir müssten nachts über eine Beleuchtung nachdenken”, sagt Kay Busche.

Erste Ankündigung: Ab hier ist die Durchfahrt für Fahrzeuge, deren Bodenfreiheit nicht größer als 22 Zentimeter ist, verboten. Foto: Jürgen Krüger
Letzte Warnung: Das Schild kurz vor der Treckerschleuse an der Straße “Am alten Markt”. Foto: Jürgen Krüger

Ganz dünnes Eis

Digitale Dörfer: Die Startseite für den “Mühlenkreis 2.0” beim Bündnis ländlicher Raum. Screenshot: Jürgen Krüger

Kreis Minden-Lübbecke/Friedewalde. An dieser Stelle sollte eigentlich der Abschlussbericht des Projektes “Mühlenkreis 2.0 – Smart versorgte Dörfer” stehen. Daraus wird allerdings nichts, weil sich Projektleiterin Pia Steffenhagen-Koch weigert, die Finanzierung offen zu legen. Das Projekt endete offiziell mit einer Schlussveranstaltung im Oktober 2020, doch die Regionalmanagerin sieht sich bis heute nicht in der Lage, einen Verwendungsnachweis vorzulegen. Selbst einzelne Positionen hält sie unter Verschluss. Das wirft Fragen auf und öffnet der Spekulation Tür und Tor. Wo also sind die 111.532,97 Euro Fördergeld (Vital.NRW) geblieben? Und was hat Pia Steffenhagen-Koch zu verbergen? Ein Erklärungsversuch.

Überflüssige Umfrage, fragwürdige Leistungen

Friedewalde war frühzeitig aus dem Projekt ausgestiegen, weil die beiden Kümmerer Karl-Christian Ebenau und Jürgen Krüger schnell merkten, wohin die Reise geht. In den Dörfern kommt vom Fördergeld nämlich nichts an. Die Idee aus Friedewalde, die elf Modelldörfer mit WordPress-Seiten auszustatten und dabei Mittwald-Medien aus Espelkamp als kompetenten Partner ins Boot zu holen und die Kümmerer zu honorieren, hatten Pia Steffenhagen-Koch und die Bezirksregierung in Detmold schnell verworfen. Im Gegenteil – die Kümmerer sollten sogar für ehrenamtlich erbrachte Arbeitsstunden bürgen. Außerdem vergaben Steffenhagen-Koch und Rainer Riemenschneider, Geschäftsführer vom Projektträger Bündnis ländlicher Raum, freihändig den Auftrag für eine komplett überflüssige Umfrage an „planinvent – einem nach eigenen Angaben „Büro für räumliche Planung“. Geschäftsführer Frank Bröckling hat sich sicherlich sehr über die rund 16.500 Euro gefreut. Mehr als 50.000 Euro wies Pia Steffenhagen-Koch für das Fraunhofer IESE Institut mit Sitz in Kaiserslautern an. Und wieder stellen sich Fragen: Was haben die elf Modelldörfer dafür bekommen? Welche Leistungen hat das Fraunhofer Institut in Rechnung gestellt? Wieviel Geld ist für genau welche Leistung an das Fraunhofer Institut geflossen? Befriedigende Antworten darauf verweigert Pia Steffenhagen-Koch.

Geld geht an Beratungsunternehmen

Die Dorffunk-App kann diese Kosten nicht verursacht haben, denn die App ist nicht allein für den Mühlenkreis programmiert worden, sondern es gibt sie schon länger. Unter anderem wird sie in den Kreisen Lippe und Höxter genutzt. Es ist gut möglich, dass das Fraunhofer Institut von Anfang an den Auftrag bekommen sollte. Vertreter des Fraunhofer Instituts waren schon zur Auftaktveranstaltung eingeladen, genauso wie Vertreter der Kreise Lippe und Höxter. Eine Adaption der Umfrageergebnisse aus den beiden OWL-Kreisen hätte es auch getan, doch Pia Steffenhagen-Koch setzte sich mit ihrer Idee der eigenen Umfrage durch und half anschließend dem Fraunhofer Institut aufs Pferd. Durch diese Entscheidungen gingen den elf Modelldörfern insgesamt rund 65.000 Euro verloren. Das sind für jedes Dorf etwa 6.000 Euro, die diese in Technik und redaktionelle Schulungen hätten investieren können. Dieses Geld haben jetzt Beratungsunternehmen.

Mittwald Medien übernimmt Hosting

Auf der Internetseite des Projektes schreibt die Regionalmanagerin dazu folgendes. “In einer breit angelegten Bedarfsanalyse im Jahr 2018 konnten die Bürgerinnen und Bürger in den Modelldörfern im Rahmen von Haushaltsbefragungen, Infoveranstaltungen etc. ihre Wünsche und Bedarfe äußern. Aus den Ergebnissen wurden bedarfsgerechte Lösungen entwickelt, die den individuellen Anforderungen eines jeden Dorfes entsprechen.” Was für ein Bullshit! Bekommen haben die elf Modelldörfer neben der fertigen Dorfunk-App je eine WordPress-Seite, die zudem alle sehr ähnlich sind. Damit wurden sie alleine gelassen und mussten zur Kenntnis nehmen, dass das Fraunhofer Institut von jedem Dorf 400 Euro jährlich für das Hosting verlangt. Dazu waren die Dörfer offenbar nicht bereit, und so drohte das Projekt zu scheitern. Mittlerweile ist das Fraunhofer Institut aus dem Projekt ausgeschieden, gerettet hat das Projekt Florian Jürgens – Geschäftsführer von Mittwald Medien in Espelkamp. Er hat die elf Dorf-Websiten übernommen und hostet sie kostenfrei. Hier schließt sich der Kreis, denn genau das war die anfängliche Idee aus Friedewalde. Nur dass auf dem Umweg dorthin 65.000 Euro versenkt worden sind.

Es gibt viele Verantwortliche

Auch nach Abzug der 65.000 Euro für planinvent und das Fraunhofer Institut fehlt außerdem der Nachweis der restlichen 45.000 Euro. Wo ist das Geld geblieben? Pia Steffenhagen-Koch verweigert dazu die Auskunft, wodurch sie sich rechtlich auf sehr dünnes Eis begibt, denn sie ist nach §4 des Pressegesetzes NRW zur Auskunft verpflichtet. Verantwortlich für diesen Vorgang, der durchaus als Steuerverschwendung anzusehen ist, sind nicht nur die Regionalmanagerin Pia Steffenhagen-Koch und BLR-Geschäftsführer Rainer Riemenschneider, sondern auch die Bezirksregierung in Detmold als genehmigungspflichtige Behörde sowie der Vorstand des gemeinnützigen Vereins Bündnis ländlicher Raum, der im Februar 2021 neu gewählt wurde. Vorsitzende ist Landrätin Anna Katharina Bölling. Auch Petershagens Bürgermeister Dirk Breves gehört dem 15-köpfigen Gremium an. Vielleicht bringt ja der neue Vorstand etwas mehr Licht ins Dunkel eines gehörig aus dem Ruder gelaufenen Projektes und unterzieht dem gesamten Bündnis ländlicher Raum grundsätzlich einer Prüfung. Denn die Geschichte ist hier noch nicht zu Ende.

Plötzlich wird das Projekt verlängert

Am 15. Februar 2021 schreibt Pia Steffenhagen-Koch in einer Antwort auf die Fristsetzung zur Herausgabe es Verwendungsnachweises folgendes: “Erfreulicherweise wurde Ende letzten Jahres die Verlängerung des Durchführungszeitraums für das Vorhaben seitens der Bezirksregierung Detmold bis 31.12.2022 genehmigt. Von daher wird der Verwendungsnachweis folglich erst nach Ende des neuen Durchführungszeitraumes fällig.” Warum ist das Projekt verlängert worden? Die Antwort auf diese Frage bleibt die Regionalmanagerin genauso schuldig wie die Aufklärung, wo die 111.532,97 Euro Fördergeld (Vital.NRW) geblieben sind. Bemerkenswert ist, dass der Arbeitsvertrag zwischen dem Bündnis ländlicher Raum und Pia Steffenhagen-Koch auf die Dauer des Projektes Vital.NRW, also fünf Jahre, befristet ist und demnach zum 1. März 2022 ausläuft. Es scheint so, als könne sie das Planungs- und Kommunikationsdesaster rund um das Projekt “Mühlenkreis 2.0” aussitzen. Auf der anderen Seite scheint dem Bündnis ländlicher Raum möglicherweise so langsam die Tragweite des verkorksten Projektes bewusst zu werden. Im 13. Infobrief bietet der Verein zahlreiche Online-Schulungen an. Darunter ist auch eine mit dem Titel “Erfolgreich Schreiben im Web”. Termin folgt.

“Das ist eine Sauerei”

Entsetzt: Naturschutzwächter Willi Traue hat den illegal entsorgten Müll entdeckt und umgehend die Stadt Petershagen informiert. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Als Naturschutzwächter Willi Traue bei einer Autofahrt zufällig die blauen Müllsäcke sieht, fährt es aus ihm heraus. “Das ist eine Sauerei”, schimpft der 77-jährige Friedewalder angesichts des illegal entsorgten Mülls im Wald. Sogleich beginnt er mit der Suche nach Hinweisen und erinnert sich an einen Vorfall vor drei Jahren. “Da habe ich im Müll Bewerbungsunterlagen gefunden. Der Täter ist tatsächlich ermittelt worden”, sagt der Jäger und Naturschützer. Bei diesem Müllhaufen am Rand des Meßlinger Weges, der links und rechts von der Lavelsloher Straße abgeht und parallel zur L770 verläuft, wird er nicht fündig.

Widerlich: Die deutschen Steuerzahler werden für die Entsorgung des Abfalls aufkommen müssen. Foto: Jürgen Krüger

Bußgeld zwischen 410 und 1.500 Euro

Einige hundert Meter weiter liegen die nächsten beiden Müllsäcke. Auch hier sucht Willi Traue nach Hinweisen, geht aber erneut leer aus. Mittlerweile hat er die Stadt Petershagen informiert, die den Müll abholt und fachgerecht entsorgt. Zwischen 500 Euro und 700 Euro, so die Schätzung, wird diese offensichtliche Ordnungswidrigkeit dem Steuerzahler kosten. Sollte der Täter ermittelt werden, droht ihm ein Bußgeld zwischen 410 Euro und 1.500 Euro. Das geht aus dem Bußgeldkatalog des VFR-Verlages hervor. Illegale Müllentsorgung wird nach den Angaben des Berliner Strafrechtsanwaltes Ulrich Lehmann in der Regel dann als Straftat behandelt, wenn dadurch Gewässer, Boden oder Luft nachhaltig verunreinigt werden oder wenn eine solche Verunreinigung droht. Das dürfte in diesem Fall nicht so sein, dennoch ist Willi Traue entrüstet. “Ich verstehe nicht, wie man so etwas tun kann. Mir ist das unbegreiflich.”

Nächster Fund: Willi Traue untersucht die beiden Müllsäcke, die er einige hundert Meter weiter entdeckt hat, nach Hinweisen. Foto: Jürgen Krüger

Nicht ganz dicht

Fast fertig: Ein Blick auf das Flachdach der Grundschule Friedewalde verrät, die Arbeiten liegen in den letzten Zügen. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Die Stadt Petershagen bringt die Grundschule Friedewalde weiter auf Vordermann. Genauer gesagt saniert ein Handwerksunternehmen das Dach der Pausenhalle. Dort sei es immer wieder zu Wassereintritt gekommen, wie Detlev Scheumann von der Sozial- und Schulverwaltung sagt. “Es handelt sich um eine normale Unterhaltungsmaßnahme.” Vor zweieinhalb Jahren hatte die Stadt bereits die Turnhalle saniert.

Gebäude aus den 1960er Jahren

Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1960. Damals ersetzte die “Zentralschule” an der Kleiriehe die kleinen Volksschulen in Wegholm, im Ortskern und in der Galgenheide sowie ein paar Jahre später auch die Schulen in Südfelde und Meßlingen. Im Jahr 1969 hatte die Grund- und Hauptschule Friedewalde 176 Grundschüler in sechs Klassen und 135 Hauptschüler in fünf Klassen. Die Klassen 5 und 6 wurden in Meßlingen unterrichtet, die Klassen 3 und 4 in Südfelde und die Klassen 1, 2 und 7 bis 9 in Friedewalde. 1971 zogen die Hauptschüler nach Petershagen. Heute ist die Grundschule Friedewalde Teilstandort des Grundschulverbundes Eldagsen-Friedewalde.

Unbekannte sägen Pfosten an

Unbrauchbar: Ein angesägter Absperrpfosten auf dem Diekweg, von der Südfelder Straße in Richtung Bohnhorster Weg betrachtet. Fotos: Jürgen Krüger

Friedewalde. Unbekannte Täter haben auf dem Diekweg die vier Absperrpfosten angesägt und zunächst umgeworfen. Etwas später standen sie dann zwar wieder aufrecht, was aber nichts an der Tatsache ändert, dass sie unbrauchbar sind. Die Stadt Petershagen hat den Vorfall dokumentiert und wird Strafanzeige stellen. Das bestätigt Kay Busche, stellvertretender Bürgermeister und Leiter der Bauverwaltung.

Kay Busche: “Das ist das falsche Signal”

“Ich muss jetzt erst einmal tief Luft holen”, kommentiert Busche die Aktion, die den momentanen traurigen Höhepunkt im Streit um die wassergebundene Decke auf dem gesperrten Straßenabschnitt Diekweg zwischen Bohnhorster Weg und Südfelder Straße darstellt. “Diese Aktion ist in meinen Augen das falsche Signal, um eine konstruktive Lösung des Problems herbeizuführen”, so der 54-Jährige. Er müsse nun überlegen, wie mit der Lage zu verfahren sei. Eines sei allerdings klar: Kriminellen werde sich die Stadt Petershagen nicht beugen und die Pfosten auch nicht entfernen, nur weil sie mutwillig zerstört worden seien. In jedem Fall seien mit dieser Tat Kosten entstanden, die der Steuerzahler zu tragen habe. Alle Artikel zum Wegekonzept.

Auch angesägt: Die beiden Absperrpfosten auf dem Diekweg vom Bohnhorster Weg in Richtung Südfelder Straße betrachtet. Foto: Jürgen Krüger

Rasend schnell

Mehr als bestellt: Die Live-Messung in Dielingen am Mittwoch, 3. März 2021, ergab 612,7 Mbit im Download. Fotos: Jürgen Krüger

Stemwede-Dielingen. Als Jürgen Semmler auf den Startknopf klickt, schlägt die Tachonadel sofort aus und stoppt erst bei 612,7 Mbit im Download. “Mehr als die bestellten 500 Mbit”, lobt der Dielinger, der sich seit Mitte Dezember 2020 über schnelles Internet freut. “Das ist einfach super”, assistiert Ehefrau Helga. Dass die gemessene Uploadrate bei 103,6 Mbit stoppt und nicht die vom Internetdienstleister Greenfiber verprochene 250 Mbit erreicht, liege wahrscheinlich an der verwendeten Hardware, wie Jürgen Semmler vermutet. “Das hatte mir der Techniker gleich gesagt.” Die Semmlers verwenden das Vorgängermodell der von Greenfiber favorisierten Fritz Box.

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Auch die Telefonie funktioniere. “Wir haben sogar unsere alte Telefonnummer behalten”, sagt Helga Semmler. Aber, Jürgen Semmler warnt: “Nicht selber den Telefonanschluss kündigen, sondern die Kündigung Greenfiber überlassen.” Sie hatten selber gekündigt und deshalb für ein paar Wochen weder Internet noch Telefon. Doch mit dem neuen Glasfaseranschluss gab es wieder Licht am Ende des Tunnels. Das Gute: Während der alte Vertrag noch laufe, könne man schon die schnelle Glasfaserleitung nutzen ohne doppelt bezahlen zu müssen. Der Vertrag mit Greenfiber beginne erst, wenn der Vertrag mit dem alten Anbieter ende. “Das hat uns positiv überrascht”, so Helga und Jürgen Semmler.

Sehr zufrieden: Helga und Jürgen Semmler, hier im Garten ihres Hauses in Stemwede-Dielingen.

Die Semmlers gehören zu den ersten Privathaushalten im Mühlenkreis, die vom Breitbandausbau profitieren. Zuvor waren sie bei 1&1 und mussten sich mit 3 bis 5 Mbit zufrieden geben, wenn überhaupt. “Wir sind zwischendurch immer mal wieder rausgeflogen und hatten gar kein Internet”, berichtet Helga Semmler. Mit diesen Problemen haben wohl die meisten zu kämpfen, die in den sogenannten “weißen Flecken” leben und bis Ende 2022 mit Glasfaser versorgt werden sollen. “Wir sind so froh, dass wir jetzt das schnelle Internet haben. Es funktioniert hervorragend, und auch die Zusammenarbeit mit Greenfiber verlief reibungslos”, sagen beide.

Glasfaser für Friedewalde noch im Jahr 2021

Am 1. März 2021 waren im Kreis Minden-Lübbecke 613 Haushalte ans Glasfasernetz angeschlossen – alle in Dielingen und Haldem. Die Zahl stammt von Enrico Nauen, Gigabit-Koordinator beim Kreis Minden-Lübbecke. Er kennt auch den weiteren Fahrplan. Nach Stemwede werde Greenfiber die Rahdener Haushalte ans Glasfasernetz anschließen. Es folgt Espelkamp, und dann sollen zeitgleich Hüllhorst und Friedewalde dran sein. Ohne sich zu weit aus dem Fenster lehnen zu wollen, schätzt Enrico Nauen, dass Friedewalde in diesem Jahr ans Glasfasernetz angeschlossen sein wird.

Eine Neuerung gibt der Gigabit-Koordinator noch heraus: Greenfiber wird den zweiten Technikstandort nicht in Minden-Todtenhausen betreiben, sondern plant eine Niederlassung bei der Wortmann AG in Hüllhorst-Tengern. Der zweite Technikstandort in Preußisch Oldendorf ist bereits in Betrieb.

Neuer Technikstandort: Die Wortmann AG in Hüllhorst-Tengern.

Volle Terminkalender

Coole Idee: Friseurmeisterin Ina Lau und ihre Kollegin Camilla (Foto) begrüßen jeden Kunden mit Vornamen und herzlichem Spruch auf einer Tafel. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Von Null auf Hundert: So lässt sich wohl der Start für die Friseure am 1. März 2021 beschreiben. Nach zweieinhalb Monaten Stillstand haben auch die beiden Friseurgeschäfte in Friedewalde ihre Türen wieder geöffnet. Die Terminkalender sind sowohl bei Nicole Ruhe als auch Ina Lau gut gefüllt. “Neue Termine gibt es erst Ende März wieder”, erklären die beiden. Hier die Kontaktdaten:

Friseur Team Schmidt
Nicole Ruhe
Telefon (0 57 04) 1 63 74

Salon Haargenau
https://www.salon-haar-genau.com
Ina Lau
Telefon (0 57 04) 95 80 68

Wegholmer wehren sich

Bald nur noch Schotter?: Der Teil des Bohnhorster Weges, der hier geradeaus vom Diekweg zur L770 führt, soll einen wassergebundenen Straßenbelag bekommen. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Käthe Müller ist sauer. Offensichtlich plant die Stadt Petershagen, einen Teil des Bohnhorster Weges sowie einen Teil des Ossenweider Weges in Wegholm zu schreddern. “Was soll das?”, fragt die 81-Jährige. “Ich fühle mich so langsam als Bürgerin dritter Klasse.” Friedewaldes Ortsbürgermeisterin Jessica König bestätigt die Pläne, die bereits im Jahr 2017 im Wegekonzept beschlossen und verkündet worden seien.

Stille Mahnwache

Die Wegholmer wollen das nicht hinnehmen und werden am heutigen Montag, 1. März 2021, eine stille Mahnwache in Windheim abhalten. Dort im Evangelischen Gemeindehaus “Haus Curia”, an der Dorfstraße 6, trifft sich um 17 Uhr der Infrastrukturausschuss des Petershäger Stadtrates. Die Wegholmer Protestler treffen sich um 16.30 Uhr. Angemeldet haben sich rund zwanzig Personen. Käthe Müller, die für die Aktion extra ein Plakat gemalt hat, hofft auf die Solidarität der Friedewalder.

Fräse soll angeschafft werden

Die Wegholmer Straßen sind laut Sitzungsvorlage zwar gar kein Thema. Allerdings soll über die Anschaffung einer Spezialfräse beraten werden. Damit sollen bereits vorhandene, wassergebundene Straßenbeläge wieder in Form gebracht werden. In Friedewalde gibt es schon eine geschredderte Straße: Teile des Diekweges, ebenfalls am Haus von Käthe Müller. Diesen Straßenabschnitt hat die Stadt Petershagen für den Durchgangsverkehr mittlerweile gesperrt. Außerdem soll sich die Qualität des Belages derart verschlechtert haben, dass es dafür an dieser Stelle die Fräse brauche, um sie wieder instandzusetzen. Auch Jessica König, Sprecherin des Infratsrukturausschusses, werde sich für die Anschaffung einsetzen, wie sie auf Anfrage sagt.

Bürgerinitiative in Gründung

Die Wegholmer wehren sich und wollen eine Bürgerinitiative gründen. Federführend sind Holger Kruse und Gerhard Sigg. Einen Namen gibt es auch schon: “Friedewalde lebt. Stoppt die Einäscherung der Straßen”.

Direkt vor der Haustür: Rechts ist das Haus von Käthe und Jürgen Müller zu sehen. Nach links beginnt der geschredderte und gesperrte Teil des Diekweges und geradeaus führt der Teil des Bohnhorster Weges, der geschreddert werden soll. Foto: Jürgen Krüger

Kleiner Piks, großer Nutzen

Auf Nummer sicher: Arzt Volker Wittig impft hier Christel Koch. Es ist durchaus eine historische Szene am Freitag, 15. Januar 2021 um 10.47 Uhr. Fotos: Jürgen Krüger

Friedewalde. Mit ihren 74 Jahren weiß Christel Koch genau, was sie will. Eine Besprechung mit den Angehörigen sei nicht notwendig gewesen, sagt sie. “Ich möchte mit Corona nichts zu tun haben, deshalb lasse ich mich heute auch impfen. Da gehe ich auf Nummer sicher”, so die Bewohnerin des Alten- und Pflegeheims Kruse. Sie ist die erste, wahrscheinlich in der gesamten Stadt Petershagen, die gegen Covid-19 geimpft ist. An diesem Freitag, 15.Januar 2021, sind noch weitere 113 Personen in der Pflegeeinrichtung dran: alle Bewohner und 85 Prozent der Mitarbeiter, worauf Margitta Kruse, Geschäftsführerin des Alten- und Pflegeheims Kruse, sichtlich stolz ist.

Sie sieht genau hin: Medizinstudentin Hannah Wittig beobachtet, wie ihr Vater Volker eine Impfspritze aufzieht.

Tochter Hannah impft den Vater

Allgemeinmediziner Volker Wittig führt die Impfung, die den ganzen Tag dauern wird, durch. Der 61-Jährige hat seine Tochter Hannah mitgebracht. Die 21-jährige Medizinstudentin wird später ihren Vater impfen. “Die Impfung ist die Grundlage dafür, die Pandemie in den Griff zu bekommen”, sagt Volker Wittig. Die Argumente von Impfgegenern kann er nicht nachvollziehen. “Es gibt nur ganz wenige medizinische Gründe, eine Impfung nicht durchzuführen. Was Impfgegner ins Feld führen ist Kokolores”, sagt der Arzt.

In kleinen Fäschchen: Der Imfpstoff von BioNTech/Pfizer, hier im Kühlschrank des Alten- und Pflegeheims Kruse.

Volker Wittig lobt die Organisation

Der Imfpstoff von BioNTech/Pfizer war am Morgen aus Düsseldorf angeliefert worden. Per Express mit einem Sprinter, in den eine Kühlung verbaut ist. Bei Ankunft und Lagerung im Kühlschrank bleiben zwei Tage Zeit, um den Wirkstoff zu verimpfen. Zur Vorbereitung der Injektionsspritzen helfen neben Arzt-Tochter Hannah noch Margitta Kruse, die unter anderem ausgebildete Pflegefachkraft ist, und ihre Tochter Tabea mit. Die 26-jährige Gesundheits- und Krankenpflegerin (Bachelor of Science) hat die Impfaktion organisiert und fängt sich ein Lob von Volker Wittig ein. “Besser kann man das nicht vorbereiten”, sagt er. Eine Impfdosis enthält 0,3 Milliliter Impfstoff. Tabea Kruse hat einen exakten Plan ausgearbeitet, in welcher Reihenfolge die Impfung durchgeführt wird.

Teamarbeit: Margitta Kruse (von links), Hannah Wittig, Volker Wittig und Tabea Kruse bei der Vorbesprechung.

Bislang nur ein Corona-Fall

Dass das Alten- und Pflegeheim Kruse die erste Einrichtung in der Stadt Petershagen ist, die die Corona-Impfung durchführt, hat auch damit zu tun, dass es dort keine Corona-Fälle gibt. “Wir hatten in der gesamten bisherigen Pandemie-Zeit einen einzigen Corona-Fall und sind glücklich, dass wir eine Ausbreitung verhindert haben”, sagt Einrichtungsleiter Simon Kruse, Sohn von Margitta Kruse und Bruder von Tabea. Der 31-Jährige hebt die Disziplin und das Verständnis von Bewohnern und deren Angehörigen hervor. “Auch die Mitarbeiter haben dazu beigetragen, dass es zu keiner Ausbreitung bei uns im Haus gekommen ist. Wir sind stolz auf unser Personal”, lobt Simon Kruse. Das strenge Hygienekonzept habe sich bewährt. So würden zum Beispiel zweimal pro Woche Schnellests bei allen Bewohnern und dem Personal durchgeführt. Auch die Besucher müssten sich einem Schnelltest unterziehen und 15 Minuten auf das Ergebnis warten, bevor sie die Einrichtung betreten dürften. Die Heimleitung habe Kerneinlasszeiten von 9 Uhr bis um 11 Uhr und von 15 Uhr bis um 17 Uhr definiert und eine Terminvergabe eingerichtet.

Konzentriert: Hannah Wittig zieht Kochsalzlösung in die Spritze.

Noch sieben Tage Disziplin

Wenn die erste Impfung erledigt ist, brauchen Bewohner, Personal und Angehörige weitere Disziplin. “Erst nach etwa sieben Tagen gilt man als minimal geschützt”, erklärt Tabea Kruse. Diese Zeit wird Christel Koch auch noch überstehen. Genauso wie die zweite Imfpung in drei bis vier Wochen. Sieben Tage nach der zweiten Impfung ist von einer Immunisierung auszugehen. Die gebürtige Stadthagenerin, die in Wegholm und Südhemmern gewohnt hat, lebt seit gut drei Jahren im Alten- und Pflegeheim Kruse und fühlt sich hier geborgen. “Ein hervorragendes Heim”, lobt sie. Dennoch freue sie sich natürlich, wenn sie Besuch von Tochter Claudia sowie den Enkelkindern Verena (24) und Marlon (21) bekommt – wenn alles gut geht, auch gerne wieder mit einer festen Umarmung.