Anschrift: Zwischen Diekhoff 5 und 7, 32469 Petershagen | Grabstätten | Pfarrer | Ärzte | Dorflehrer
Daten und Fakten
Der “Alte Friedhof” in Friedewalde wurde um das Jahr 1848 als Friedhof der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Friedewalde eingerichtet. Bis 1847 wurden Verstorbene im Bereich um die Kirche bestattet (einige Grabsteine auf dem Kirchhof erinnern noch daran). Da der Platz dort zu eng wurde, erwarb die Kirchengemeinde dieses Gelände, heute an der Straße „Diekhoff“. Seitdem wird der Friedhof ununterbrochen genutzt.
1855 wurde beschlossen, dass der “Alte Friedhof” mit einer Backsteinmauer aus Oberkirchener Sandstein eingefriedet und ein steinernes Kreuz errichtet werden sollte. Da es auf dem Friedhof damals noch keine Erbbegräbnisse gab, stellte Pfarrer Eduard Gerlach 1856 den Antrag, dass bei einer Beerdigung ein Grab daneben reserviert werden könnte. Der Betrag von 10M sollte in die Kirchenkasse fließen, ohne dass ein Eigentumsrecht bestand. 1864 wurde zusätzlich beschlossen, dass Eheleute, welche über 50 Jahre verheiratet waren, eine Vergünstigung bekommen und somit nur 5M bezahlen sollten. 1 Mark (um 1870) entspricht etwa 6,70€.
Anfangs wurden auch die Stemmeraner der Kirchengemeinde Friedewalde/Stemmer auf dem Alten Friedhof beigesetzt, doch 1892 kam bei der Stemmer Gemeinde der Wunsch nach einem eigenen Friedhof auf, der in Friedewalde aufgrund von Platzmangel sehr begrüßt wurde. Noch heute sind vereinzelt alte Grabsteine von Stemmeranern auf dem alten Friedewalder Friedhof zu finden.
Seit der Gebietsreform 1973 verwaltet die Stadt Petershagen die Friedewalder Friedhöfe. Die Grundstücke sind jedoch weiterhin im Besitz der Kirchengemeinde.
Gedenken an die Gefallenen
In Friedewalde wird an verschiedenen Orten an die Gefallen der beiden Weltkriege erinnert.
In der Nähe der Kirche, an der Straße „Am Denkmal“, findet sich ein Mahnmal, das an im Ersten Weltkrieg Gefallene aus Friedewalde erinnert.
Wenn wir uns auf dem „Alten Friedhof“ umsehen, fallen uns gleich die vielen kleinen Kreuze und der Gedenkstein auf, die rechts und links vom großen Friedhofskreuz angeordnet sind. Sie erinnern an die Gefallenen und Vermissten des zweiten Weltkrieges, die auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen fielen und nicht nach Hause überführt werden konnten. Der Jüngste der Gefallenen war erst 18 Jahre alt. Nur noch wenige Friedewalder können sich an einzelne der gefallenen Soldaten oder Vermissten erinnern.
93 Namen – 93 Opfer – 93 Schicksale
Sollte das nicht Grund genug sein, Näheres darüber zu erforschen.
Im folgenden einige Beispiele für Familien-Schicksale:
Ein Beispiel dafür ist die Familie Westermann (Doktors), früher Friedewalde Nr. 56.
Friedrich (Fritz) Westermann geb. 27.01.1920, gefallen an 07.03.1943
Dienstgrad: Unteroffizier. Er ist gefallen nördlich von Nowososiyak bei seinem 248. Feindflug.
Wilfried Westermann, geb. 14.04.1923, vermisst, vermutlich gefallen bei der Schlacht um Stalingrad.
Durch die Grauen des zweiten Weltkrieges hatten die Eltern Friedrich Westermann und Luise geb. Wehking beide Söhne und somit die Hofnachfolger verloren. Um den Hof zu sichern, adoptierten sie am 07.05.1951 die Nichte von Luise Westermann Hilde Buddenbohm. Am 17.05.1951 heiraten Wilhelm Ruhe und Hilde Buddenbohm. Die ganze Familie lebte auf der Hofstätte 56.
Friedrich und Luise Westermann rechneten aber weiterhin, dass ihr Sohn Wilfried wieder nach Haus kam und die elterliche Hofstätte übernahm und weiterführte. Deshalb wurde vereinbart, sollte das der Fall sein, würden Wilhelm und Hilde Ruhe Doktors Hof Nr. 56 wieder verlassen und dann Viets Hof (früher Eichenhain, Familie Kujat) übernehmen und dort leben. Viets Hof war durch Erbschaft an Doktors Hof gekommen, es waren also 2 Höfe.
Friedrich (gestorben am 28.07.1970) und Luise (gestorben am 15.08.1976) trauerten ihr Leben lang um ihre gefallenen Söhne. Es gibt die Geschichte, dass die Fliegerjacke von Friedrich (Fritz) im Schrank hängen bliebt und erst in den 60-ziger Jahren in der Verwandtschaft als Motorradjacke verschenkt wurde.
Besonders schlimm getroffen hat es damals auch die Familie Niemann, genannt Scheym (heute lebt dort Neffe Heinz Westermann mit Familie, Im Pivitsfeld 5 – Früher Friedewalde Nr. 90).
Von 4 Söhnen, die eingezogen wurden, kehrte nur einer heim.
Hermann Niemann geb. am 16.08.1904, vermisst
Wilhelm Niemann geb. am 31.10.199, gefallen am 28.01.1942 in Kostino.
Dienstgrad: Gefreiter
Albert Niemann geb. am 06.01.1912, gefallen am 27.04.1944
Dienstgrad: Obergefreiter, 1. Gren.-Regt. Gruppe 447
Es ist gefallen südlich von Niewirz bei Kobrijn.
Heinrich Niemann wurde 1921 geboren und kehrte als einziger zurück. Ihm wurde ein Bein amputiert, er bekam eine Prothese und hatte ein steifes Bein.
Oder die Familie Kruse, genannt Schloars (heute Schloort 9 – früher Friedewalde Nr. 23)
Von 5 Söhnen, die eingezogen wurden, kehrte nur einer heim.
Friedrich Kruse geb. am 30.09.1905 gefallen am 01.03.1944 (Ort ist leider unbekannt)
Dienstgrad: Gefreiter
Er wurde auf der Stätte 23 geboren, gen. Schloars und wohnte in Minderheide Nr. 137. Er hinterließ Ehefrau und die Tochter Friedchen Kruse.
Heinrich Kruse geb. am 23.10.1907, vermißt, wurde 1965 für tot erklärt.
Er wurde in Friedewalde auf der Stätte Nr. 23 geboren gen. Schloars und wohnt in Friedewalde Nr. 17, heute zum Rhien 30. Er hinterließ Eherfrau und einen Sohn. Heute bewohnt die Stätte Sohn Gerhard Kruse.
Hermann Kruse geb. am 08.11.1909, gefallen am 17.12.1944 in Hammer, Eifel.
Dienstgrad: Grenadier
Christian Kruse geb. am 23.05.1917, gefallen am 10.10.1943 beim Bombenangriff auf Münster
Dienstgrad: Feldwebel
Ludwig Kruse *1914 kehrte als Einziger, allerdings verspätet, aus dem Krieg zurück.
Quelle:
Unsere Gefallenen und Vermissten des Zweiten Weltkrieges aus Friedewalde, 1. Auflage 2011
Herausgeber: Redaktionsteam für Veröffentlichungen im Heimatverein Friedewalde, verantwortliche Redakteure Anneliese Trölenberg und Otto Vinke
Irmhild Schwarze/Elke Röthemeyer