Es gab damals in Friedewalde und in Wegholm eine Molkerei. In den Räumlichkeiten der damaligen Friedewalder Molkerei befindet sich heute die Goldschmiede Schmuckstück .
Unsere Molkereien und das Milchfahren
Quellen: Unsere Molkereien und das Milchfahren von Erwin Sandmann (Buch 675 Jahre Friedewalde)
Aufzeichnungen von Heinrich Ruhe sen. (ganannt Brümbrinks)

Zu allen Zeiten waren die Erläse aus der Milchwirtschaft eine gute Einnahmequelle der hiesigen Bauern. Ihren Umfang bestimmte aber stark der Absatz der hausgemachten Butter. Dadurch herrschte reger Verkehr mit der Stadt Minden. Bevor die Fahrräder aufkamen, wurde sie zu Fuß oder mit Wagen an der Markttagen oder zur Privatkundschaft gefördert. So schlossen sich oft mehrere Nachbarn zusammen und einer übernahm das Fuhrwerk.
Um aus Milch Butter herzustellen, besaß man eine Anzahl von flachen Tonschalen mit einem kleinen Gießer am Rande, sogenannte Schmandsetten oder auch Milchsetten. Darin ließ man die Milch so lange, bis sich die Sahne als „Schmand“ an der Oberfläche abgesetzt hatte. Dann ließ sie sich abpusten. In Tontöpfen oder auch „Schmandpötten“, die meist 4 bis 5 Liter fassten, wurde sie aufbewahrt, bis sie ein bisschen sauer war. An warmen Sommertagen ging das sehr schnell, doch im Winter dauerte es einige Tage. Der leicht angesäuerte „Schmandt“ wurde in das Butterstampffass getan und gebuttert. Die fertige Butter wurde in ovale Klumpen geformt. Sie wogen meist so 4-5 Pfund.
Zur Auslieferung wurde die Butter gern in Rharbarberblätter eingeschlagen und in den Butterkorb getan. Dadurch hielt sie sich länger frisch. Die zurückgebliebene Magermilch wurde zum größten Teil an die Schweine und Kälber verfüttert. Der Rest wurde abgekocht und zu Quark und Kochkäse verarbeitet. Sie machten einen Großteil des Brotaufstrichs aus. Der Quark wurde spöttisch auch „Hackup“ geannt.
1878 hatte der schwedische Ingenieur C.G.de Laval die Milchzentrifuge erfunden. Doch es dauerte Jahre, bis sie überall bei uns angeschafft war. Wer sie aber besaß, erfuhr eine große Arbeitserleichterung, weil sich die Sahne so leichter von der Magermilch trennen ließ. Zum Buttern goss man die saure Sahne in ein hölzernes Butterfass, wo sie mit einem durchlöcherten Brettchen durch Auf- und Abstoßen so lange bearbeitet wurde, bis sich kleine Klümpchen bildeten. Das Gelingen dieser Arbeit hing sehr vom Wetter oder der Temperatur ab. Oft dauerte es eine halbe Stunde, bis der Butterstab sich nur schwer bewegen ließ. Dann hatte sich ein Butterklumpen gebildet, den man mit einem kurzen, breiten Butterlöffel herausnahm. In einer Butterschüssel wurde der Klumpen gewaschen, geknetet, gesalzen und zu eine Butterrolle geformt. Wenn sie im Sommer sehr weich war, ließ man sie in einem Wassereimer in den kühlen Brunnen hinab.
Um die Jahrhundertwende wurden überall in Deutschland Molkereien gegründet. In Friedewalde geschah das durch Schäkel aus Frille. Warum er sie schon bald darauf an Hasemann verkaufte, weiß ich nicht. Jedenfalls bedeutete das für das Dorf Friedewalde einen Fortschritt, besonders für die Frauen, die bis dahin die ganze Last der Butterei zu tragen gehabt hatten. Diese ,,Heimarbeit“ hörte schnell auf. Die frische Milch ging zur Molkerei. Für einen Liter wurden je nach Fettgehalt 7 bis 9 Pfennig gezahlt. Ein Pfund Butter kostete um eine Mark. dem Aufkommen der Molkereien tat sich eine neue Gelderwerbsmöglichkeit auf: das Milchfahren.
Auch Wegholm besaß seit 1912 eine Molkerei. Sie war von Krabbe gegründet worden, der an der Lavelsloher Straße eine Sägerei betrieb. Die Wegholmer Molkerei war in dem Gebäude gegenüber der damaligen Gastwirtschaft „Endstation“. Sie wurde schon nach ein paar Jahren von Heinrich Röthemeier übernommen. Der Hofname Molkemaas“ wird damals entstanden sein. 1925 wurde der Molkereibetrieb mangels Milchmasse wieder eingestellt. Lohnmüllerei und Landhandel sind aber noch lange im Gebäude geblieben, bekannt als Wegholmer Genossenschaft.
Auch in Meßlingen entstand eine Molkerei. Da die großen Motoren nur vormittags ausgelastet waren wurden Mühlen angebaut. Sie nahmen den Windmüllern viele Kunden weg. Durch diese Dichte entstand ein erbarmungsloser Konkurrenzkampf um die Lieferanten.
So gab die Molkerei in Wegholm als erste auf. Aber ebenso sehr wurde auch um die Absatzgebiete gekämpft, denn sie wirkten sich start auf den Milchpreis aus. So war die stärkste Konkurrenz die Mindener Molkerei. Für die Mindener Molkerei führ der Großvater von Heinz Westermann (Opelheinz) den Milchwagen. In Minden liefen z.B. Friedewalder und Mindener Milchverkaufswagen nebeneinander her. Dieser Kampf wurde im 3. Reich durch den Reichsnährstand abgeblockt. Minden durfte aus Friedewalde keine Milch mehr abfahren. Nur dem Hofe Bredemeier 15 („Knesen“ heute Niedringhaus) wurde weiterhin erlaubt seine Vorzugsmilch – Kindermilch fürs Krankenhaus usw. – nach Minden zu liefern. Dafür musste Friedewalde seine Milchwagen aus Minden abziehen.
Durch das Abfahren der Milch zur Molkerei entstanden die ersten landwirtschaftlichen Zuerwerbsbetriebe. So hatte die Kleiriehe allein sechs Milchfahrende Bauern, die sich wechselseitig ablösten.
Das waren:
Ruhe 65 (Brümbrink)
Ulrich 106 (Schnieder)
Heuer 105 (Riema)
Mohhoff 29 (Wüntke)
Rathert 35 (Lieneweber)
In der Famlie Ruhe (Brumbrinks) wurde durch vier Generationen über 62 Jahre lang Milch gefahren. 1969 stellte Friedewalde den Betrieb ein und wurde durch Unterlübbe abgelöst.
Die Friedewalder Molkerei hatte einen großen Einzugsbereich. Außer Friedewalde gehörte noch Holzhausen II, Stemmer und Südfelde dazu. In Spitzenzeiten wurden ca. 15000 Liter Milch angeliefert. Daraus wurden Butter, Quark, Sahne und Molke hergestellt. Butter und Quark nahmen hauptsächlich die Geschäfte der Umgebung ab. Quark war das Grundprodukt für Weichkäse, Schichtkäse, Speise- oder Trockenquark. Einiges von den Produkten ging auch an die Lieferanten zurück. Die Lieferantenbutter“ war immer in besonderem Papier, sie ging ja nicht durch den Handel.
Das Hauptgeschäft der Friedewalder Molkerei lag in der Sahneerzeugung. Die frische Sahne wurde am selben Tag zur Bahn nach Minden geliefert und dort in einen Kühlraum oder gleich in einen Kühlwagen der Eisenbahn gebracht. Zielorte waren Dortmund, Essen, Gelsenkirchen und Oberhausen. Die leeren Sahnekannen kamen auch per Bahn zurück. Nach dem Krieg hatte man für den Transport der Sahne nur einen ausrangierten Wehrmachts-LKW. Den zu fahren, so erzählen noch die Alten, sei ein Abenteuer gewesen. Keine Lenkhilfe, fast ohne Federung und nur mit Zwischengas zu schalten. Diese Sahne war bei der Ankunft bereits Butter.
Die Mitarbeiter im Betrieb waren Ernst und Anni Hartmann (an der Waage), Robert Mohrhoff, Erwin Sandmann, Walter Prieẞ, Hermann Meier, Gustav Walper und weitere Arbeitskräfte, die nur kurze Zeit blieben, um sich etwas Geld zu verdienen. Außerdem arbeiteten noch Lehnchen Kleine (Büro) und Grete Kanning (Verkauf) in der Molkerei.
Damit die Molke nicht verkam, wurde sie an Schweine verfüttert. Bis zu 150 Mastschweine lagen in den Ställen hinten im Hof. Das Futterkorn bekam man zum Teil von den Lieferanten. Eine eigene Mühle vermahlte es. Bis 1960 war sie auch Lohnmühle für Viehhalter, die noch keine eigene Mühle besaßen. In diesem Teil des Betriebes waren Heinrich Kruse und Ferdinand Oetting angestellt.
Noch etwas zur Kontrolle der Milcherzeugnisse: Butter, Sahne, Milch und Quark wurden ständig untersucht. Die Anrufe kamen morgens um 8.00 Uhr von der Lehr- und Untersuchungsanstalt Münster (unangemeldet). Da ordnete man an, welche Produktproben zu schicken seien. Dann mussten unsere Leute dafür sorgen, dass die angeforderten Proben noch bis 24.00 Uhr in Münster eintrafen und das per Bahn.
Es wurden untersucht: Keimgehalt, Konsistenz, Geschmack, Geruch und Aussehen. Wenn im Sommer die Kühe Weidegang hatten, gab es kaum Probleme. Aber wenn im Herbst die schönen sauberen Stoppelrüben verfüttert wurden, dann war die Butter nicht gelb genug und am Geruch haperte es dauernd. Sage nur keiner, früher habe es keinen Verbraucherschutz gegeben!
Nach dem 1. Weltkrieg war auch der Anfang für die Friedewalder Molkerei Hasemann schwer. Der Dieselmotor war ausgefallen. So entstand August Hasemann einen Fliegermotor. Wenn der morgens von Rudolf Wagner angeworfen wurde, hörte man es übers ganze Dorf. Zum Mittagszug brachte Rudolf Wagner oder Ferdinand Ötting (Müller) mit einem kleinen Rollwagen, bespannt mit einem Bernhardinerhund die Sahne zum Versand, zum Friedewalder Bahnhof. Nun begann man auch mit der Herstellung von Käse und Quark. Nachmittags sind die Kinder oft mit dem Handwagen und vier Milchkannen zur Molkerei gefahren und haben „Wäke“ (Molke) für die Schweine geholt.
Um diese Molke und übringgebliebene Magermilch zu verwerten, erbaute Hasemann den großen Schweinestall. So entstanden bei den Molkereien die ersten großen Schweinemastbetriebe.

Meine Zeit als Milchfahrer – von Horst Traue aus Friedewalde
Quelle: Friedewalder Heimatblätter November 1992
Im Oktober 1960 übernahm ich die Milchsammeltour von Heinrich Meisolle. Vom Besitzer der Molkerei Friedewalde, Herrn Ernst Hartmann, kaufte ich einen gummibereiften Plattformwagen von 5,20 m Länge und 2,50 m Breite. Er kostete 2.700 DM, und es wurden mir bis zur vollständigen Bezahlung monatlich 100 DM vom Fuhrlohn abgezogen. Als Anfangsfuhrlohn bekam ich 820 DM.

Vor den Gummiwagen spannte ich unseren Deutz, der 18 PS hatte. Mit diesem Gespann fuhr ich jeden Morgen ohne Wetterdach um 6.50 Uhr zu meiner Rundtour los. Die Straßenverhältnisse waren schlecht. Der Holzhauser Damm, Teile der Galgenheider Straße und die Friedewalder Straße waren befestigt. Die meisten Wege aber waren Feldwege. Eine Tour war fast 7,8 km lang, die zweimal gefahren werden mußte; einmal zum Einsammeln der Milchkannen mit Vollmilch und anschließend zum Zurückbringen der geleerten Kannen. Im Galgenfeld begann meine Tour. Es waren 54 Anhalte- und Abladestellen. Die Sammeltour dauerte 80 Minuten. Die Milchkannen, 20 Liter, 10 Liter und 5 Liter-Kannen, wurden an der Rampe der Molkerei auf ein langsam laufendes Rollenband gewuchtet, dann ausgeschüttet und gewogen. In einen Teil der leeren Kannen kam Magermilch hinein, und man stellte sie auf die Rampe zurück. Der Vorgang dauerte eine dreiviertel Stunde. Mit dem beladenen Milchwagen begann ich wieder meine Rücktour und brachte die Kannen an die Besitzer zurück.

Mein Arbeitsverhältnis dauerte insgesamt 9 Jahre, auch noch nach Übernahme durch die Wiehengebirgsmolkerei Unterlübbe. In dieser Zeit haben wir sehr harte und lange Winter erlebt. Oft haben Nachbarn ihren Schlepper vor das Milchwagengespann hängen müssen um die hohen Schneewehen zu durchfahren. Nachbarschaftshilfe wurde sehr groß geschrieben. Ich erinnere mich, daß von den Anwohnern der heutigen Straße „Zur Kloppenburg“ tagelang eine Schneegasse geschaufelt wurde. Die Fahrgasse war einspurig und so tief, daß man von der Seite nicht sehen konnte, wenn ich mit dem Milchwagen durchfuhr.

Das Fahren der Milch mit Schlepper und Gummiwagen endete, als die Wiehengebirgsmolkerei die Molkerei Friedewalde übernahm.
Verkaufsfahrzeuge der Molkereien
Quelle: Friedewalder Jahreschronik 2017

Der Enkel des Milchhändlers hat Anneliese Trölenberg noch zwei weitere Bilder zur Verfügung gestellt. Der Milchhändler hatte
