Wärme aus der Ferne

Visionär: Uwe Hempen-Hermeier denkt sich nicht nur etwas aus, er setzt es auch um. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde-Wegholm. Uwe Hempen-Hermeier hat die Geschäftsführung seines Unternehmens JENZ in die Hände seiner Kinder gegeben. Das hält den 62-Jährigen aber nicht davon ab, weiter Visionen in die Tat umsusetzen. Sein neuestes Projekt: Fernwärme von der Firma für vier nahe gelegene Gebäude. “Mein kleiner privater Beitrag zum Kampf gegen Herrn Putin. Und dazu vollkommen freiwillig und  gewaltfrei”, sagt der Diplom-Ökonom dazu, dass er künftig vier Ölheizungen und jährlich bis zu 14.000 Liter Heizöl einspart.

Gehört (fast) alles zu JENZ: Die Holzhackschnitzelheizung ist in eine der Hallen untergebracht. Sie versorgt auch die vier weiteren (beschrifteten) Gebäude. Mitten drin ist das landwirtschaftliche Anwesen von Hermann Borcherding zu sehen. Foto und Montage: Jürgen Krüger

Holzhackschnitzelheizung miz 540 KW Leistung

JENZ produziert Technik zur Aufbereitung von Biomasse. Da lag es nahe, die Heizung des Unternehmens von Heizöl auf Holzhackschnitzel umzustellen. Und das schon vor 20 Jahren (2002). Im vergangenen Jahr gab es eine neue, stärkere Heizung mit 540 Kilowatt Leistung. Sie spart bis zu 140.000 Liter Heizöl ein. Die Anlage reicht aus, um neben der Firma vier weitere Gebäude in der Nähe mit Wärme zu versorgen. Der alte Bahnhof, das Wohnhaus von Uwe Hempen-Hermeier und seiner Frau Anna Hermeier (hat schon seit 2007 Fernwärme), das ehemalige Wohnhaus seiner Schwiegereltern, die frühere Gaststätte “Endstation” und das Anwesen rund um die alte Molkerei werden nach und nach an das System angeschlossen. “Wir wollen zunächst ein Jahr Erfahrungen sammeln, ob das System auch funktioniert. Deshalb werden die alten Ölheizungen auch nicht sofort komplett demoniert”, sagt Uwe Hempen-Hermeier.

Vor- und Rücklauf: Schön isoliert verpackt in einem Leitungsrohr. Foto: Jürgen Krüger

Projekt ist kein neues Geschäftsmodell

Fertig isolierten Rohre mit Vor- und Rücklauf führen von der Holzhackschnitzelheizung warmes Wasser in die vorhandenen Heizsysteme und wieder zurück, wobei die Heizkörper bleiben. Dabei sind ein paar technische Anpassungen beim Übergabepunkt vorzunehmen. Außerdem führt das Bauen im Bestand durchaus zu der ein oder anderen Überraschung. “Ich hatte mir das in ein paar Bereichen etwas leichter vorgestellt”, gibt Uwe Hempen-Hermeier offen zu. Beim Verlegen der Rohre beipielsweise müssen die Bauarbeiter aufpassen, dass sie nicht das neue Glasfasernetz kappen oder den Leitdraht des Rasenmähroboters durchtrennen. Der Baggerführer muss deshalb sehr behutsam vorgehen, und das dauert. Der Anschluss weiterer Häuser in Wegholm sei nicht geplant. “Das Projekt ist kein neues Geschäftsmodell, sondern soll uns lediglich unabhängig vom Öl machen”, sagt Uwe Hempen-Hermeier.

Reichlich Buddelei: Uwe Hempen-Hermeier steht hier an einer Baugrube mit verlegter Warmwasserleitung. Foto: Jürgen Krüger