Wo heute unser Kreisradweg in Wegholm endet, war früher der Wegholmer Bahnhof mit dem Lebensmittelgeschäft Kruse, der seinerzeit VIVO-Markt hieß, sowie der Gastwirtschaft Endstation. Die Bahnlinie ging von Petershagen-Wegholm bis nach Minden-Kutenhausen. 1979 wurde aus der ehemaligen Bahntrasse ein Kreisradweg.
Das Gebiet links der Weser wurde seit 1898 durch die Bahnstrecke Minden–Uchte der Mindener Kreisbahnen erschlossen, mit Haltestellen in Heisterholz, Petershagen, Bad Hopfenberg, Gernheim und Ovenstädt. Der reguläre Personenverkehr von Petershagen nach Uchte endete 1967 und von Petershagen nach Minden 1974. Der Güterverkehr und der touristische Betrieb der Mindener Museumseisenbahn wurden zwischen 1973 und 1980 schrittweise eingestellt. Ebenso wurde der Ortsteil Friedewalde seit 1915 von der MKB bedient, mit Stationen in Südfelde, Friedewalde und der Endstation in Wegholm. Der Personenverkehr auf dieser Linie endete 1959 und der Güterverkehr 1975.
Früher war es noch nicht üblich das jeder Haushalt einen Gefrierschrank hatte. Deshalb hatten viele ein Kühlfach bei der Gastwirtschaft gemietet, um dort ihre Lebensmittel zu lagern.
Heute befinden sich der Bahnhof, der alte Lokschuppen und das Gebäude der Gastwirtschaft im Besitz von Familie Hermeier.
Im zweiten Weltkrieg plante man in der Nähe des Wegholmer Bahnhofs auch einen Flugplatz. Dazu gibt es den folgenden Bericht von Heinrich Wehking sen. aus Friedewalde-Wegholm:
Quelle: Friedewalder Jahreschronik 2012
Flugplatz in Friedewalde-Wegholm
Der geplante und nicht gebaute Flugplatz in Friedewalde-Wegholm 1944/1945
Vor einiger Zeit hörte ich davon, daß auf dem Wegholm in den letzten Monaten des 2.Weltkrieges ein Flugplatz (es wurde auch von einem Scheinflugplatz geredet), gebaut werden sollte. Da es wohl nicht mehr viele Personen in Friedewalde gibt, die darüber etwas wissen, wollte ich es versuchen, und darüber in unserer Jahreschronik zu schreiben. Ich betrachte es als einen gelungenen Bericht unserer Dorfgeschichte. Als erstes sprach ich darüber mit Heinrich Wehking (Lürmers, Bad Oeynhausen), da er ja damals in unmittelbarer Nähe wohnte. Er hat sehr viel für dieses Projekt getan; Karten besorgt und den Plan eingezeichnet. Ebenfalls fand er in den Aufzeichnungen seines Vaters, den später folgenden Abschnitt. Sein Brief erhält alle seine Ergebnisse, die wir mit seinem Einverständnis veröffentlichen. Ich habe auch mit folgenden Personen gesprochen: Willi Lachtrup (heute Meßlingen) – Horst Kruse (Gehans oder Möllers) – Luise Bredemeier (Diers) – Resi Hermeier (Jenz) – Willi Christiani (Engelkens)
Auch bei Borgmann (Lünings) haben später Maschinen gestanden, ebenfalls bei Lürmers und im Waldstück von Kruse 40 (Schlüts) und Engelkens. Sie waren dann später alle spurlos verschwunden.
Nun die Aufzeichnungen von Heinrich Wehking sen. (Lürmers):
Im Winter 1944/45 versuchte man auf dem Wegholm einen Flugplatz zu bauen, und zwar eine Start- und Landebahn. Die Bahnen sollten von der Weide, die Bredemeier (Diers) angeblich an Dr.Nebel, Bad Hopfenberg verkauft haben soll, in westlicher Richtung bis zur Straße Friedewalde – Lavelsloh führen. Es wurde also ein Bahndamm vom Bahnhof Wegholm schräg durch „Reinkens“ Weide zur Straße hinter unserem Viehstall aufgeschüttet. Ich erkannte sofort die Gefahr, die uns drohte, wenn Munition mit der Bahn nach Wegholm kam, um mit den Flugzeugen befördert zu werden. All zu oft hatten wir die feindlichen Geschwader über uns hinweg fliegen gesehen, nach Hannover, wo wir dann von dem Bombenabwurf die Leuchtraketen am Horizont stehen sahen. Wegen des hohen Grundwasserstandes konnten wir keinen Luftschutzbunker bauen, und so drohte uns neben der Zerstörung des Gebäudes der Tod durch Bomben. Dieses zu verhindern, erschien mir nun die wichtigste Aufgabe. Nach der Besichtigung des Geländes durch die Regierungskommission war ich ihnen in die Gastwirtschaft in Wegholm gefolgt und hatte mir das Gesicht des zuständigen Regierungsrates eingeprägt. Schon in den nächsten Tagen suchte ich ihn im Regierungsgebäude in Minden auf. Da der Hunger groß war, waren auch die Beamten zugänglich. Ich versuchte also, den Regierungsrat, für einen anderen Plan zu gewinnen. Aus diesem Grunde besuchte ich ihn regelmäßig und brachte jedesmal Lebensmittel mit. Hierbei hatte ich die Unterstützung der ganzen Gemeinde. Insbesonders unterstützte mich der Ortsbauernführer Heinrich Lohmeier Nr. 138. In dieser Zeit vernachlässigte ich meinen Betrieb, da ich dauernd unterwegs war. Der Regierungsrat als Betriebsplaner veranlaßte einen Ortstermin, zu dem viele Leute erschienen, u.a. auch der Landesbauernführer. Ich wurde als landwirtschaftlicher Sachverständiger vorgestellt. Zu diesem Zwecke hatte ich eine Liste, über die Höhe der Ernteverluste im Falle eines Startbahnbaus, angefertigt. Im Zeichen der landwirtschaftlichen Erzeugungsschlacht hatte dies Gewicht. Außerdem hatte ich im Gasthof zu Friedewalde ein reichliches Essen bestellt, zu dem viele Gemeindemitglieder beigetragen hatten.
Als die „Organisation Todt“ trotzdem mit dem Abholzen der Kiefern begann, fuhr ich mit einigen Bauern aus Friedewalde zum Landratsamt und stellte die Frage, ob wir schon so weit wären wie in Rußland, daß man ohne Beschlagnahme, da Holz fälle und verkaufe. Der derzeitige Landrat, ein alter preußischer Beamter, fuhr sofort mit nach Wegholm und ließ durch den Gendarm den verantwortlichen Mann der Kolonne in mein Arbeitszimmer holen. Auf meiner Schreibemaschine wurde ein entsprechendes Protokoll angefertigt und der Bau des Flugplatzes hatte ein Ende.