Friedewalder Schulen

Über die Schule in der Galgenheide von Karl Reindl Quelle Friedewalder Heimatblätter Nr. 6

Bis 1911 gingen alle Kinder gemeinsam in eine Schule im Dorf 1910 waren es 286 Kinder. Sie wurden von 4 Lehrern unterrichtet. Aufgrund der langen Schulwege beschloß der Gemeinderat, je eine Abbauschule in Wegholm und in der Galgenheide zu errichten. Im Ortsteil Wegholm wurde der Unterricht im Herbst 1911 aufgenommen. Herr Lehrer Brockmeier unterrichtete 46 Kinder ini dem Molkereigebäude Wegholm, wo ein Schulraum zur Verfügung stand. Zur gleichen Zeit, nämlich am 05. August 1911, kaufte die Gemeinde Friedewalde ein Grundstück in der Galgenheide. Das Land gehörte dem Colon Heinrich Traue Nr. 70, genannt “Roßmöller”. Es waren 25 a (ein Morgen). Der Kaufpreis betrug 400 Mark.

Der Architekt Brandhorst aus Hille baute darauf ein Schulhaus mit Lehrerwohnung. Es wurde im Herbst 1913 fertiggestellt. Am 01. April 1914 fand die feierliche Einweihung statt,

Der Herr Lehrer Oskar Bächstädt begann als erster Lehrer mit 83 Kindern den Unterricht in der Galgenheide. Er war dort 38 Jahre bis 1951 tätig , die meiste Zeit nur allein. Nur 1920 hatte er einen Hilfslehrer. Die Schule hatte zu dieser Zeit 118 Schüler. Die Stelle wurde 1922 wieder gestrichen. Der Gemeinderat damals dazu: “Unter 100, das kann er allein machen. Bei 276 Schülern seiden 5 Lehrer genug.” Zu dieser Zeit wurden in der Schule im Dorf 147, in der Galgenheide 93 und in Wegholm 36 Schüler unterrichtet. Erst 1949 bekam die Schule einen zweiten Lehrer. Es war Herr Ernst Kruse. Er lehrte bis 1953 und ging dann zur Schule in die Gemeinde Wasserstraße. Ab 1952 war Herr Deerberg Lehrer bis 1961.

Auch eine Handball-Mannschaft hatte die Galgenheider Schule. Auf einem der seltenen Bilder ca. aus dem Jahre 1948 sind die Jahrgänge 1936 – 1938 zu sehen mit Günter Wulbrand, Herbert Krisch, Friedhelm Spönemann, Willi Borcherding, Willi Borgmann,….?, Hartmut Tüting Helmut Möring, Dieter Wierichs, Helmut Heuer, Willi Möhring (v.o.l.)

Nach dem Bau der Gemeinschaftsschule in der Kleiriehe wurde die Schule in der Galgenheide aufgelöst. Das Schulhaus kaufte Joachim Traue.

Anmerkungen zum Gelände, auf dem die Schule stand

Bei Ausschachtungsarbeiten im Jahre 1912 fand man Tonscherben. Die Vermutung lag nahe, daß es sich um ein Hünengrab handelte. Lehrer Bächstädt hatte in seiner Chronik gleich die Hermannschlacht in die Galgenheide verlegt. 1968 wurde beim Aushub eines Kellers noch eine Urne gefunden. Sie befindet sich im Mindener Museum. Das Alter wird auf 3000 bis 4000 Jahre geschätzt, also 1000 bis 2000 Jahre vor der Zeitenwende. Eine Rekonstruktion steht in der neuen Schule in Friedewalde.

Eine Begebenheit aus der Schule Galgenheide

Die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 1934-38
mit Lehrer Bächstädt vor der Galgenheider Schule

1913 hat Frau Ruhe Nr. 10 das Heizen und die Reinigung der Schule übernommen. Das Entgelt waren 75 Mark im Jahr. 1918 forderte sie 100 Mark und die Kohlen, die sie verbrauchte. Es wurde ihr genehmigt. Durch die Geldentwertung Januar 1922 beschloss der Gemeinderat, ihr einen Lohn von 600 Mark zu zahlen . Doch die Geldentwertung war schneller als die Reinigung der Schule. Mitte 1922 war 1 Dollar 4 418 Mark wert. Am Ende vom Jahr wollte Frau Ruhe ihr Geld nicht in Form von Papier, sondern in Goldwährung – was die Gemeinde nicht zahlen konnte! Es kam zum Vergleich: Frau Ruhe bekam einen Sack Roggen und ein Fuder Holz als Abfindung für das Jahr 1922.

Die Dorfschule in Friedewalde
von Jürgen Neitmann Quelle Friedewalder Heimatblätter Nr 7

Die um die Jahrhundertwende errichtete Friedewalder Dorfschule war vom Süden von einem mit Linden bepflanzten Schulhof umgeben. Im Norden schloss sich ein Garten an, der dem jeweils in der Schule wohnenden Lehrer zur Verfügung stand. Dieser ging zur Ösper hin in den Schulgarten über, der in einzelne Parzellen aufgeteilt war, welche wie oben von den Schülern der verschiedenen Klassen bestellt wurde. Auf diese Weise versuchte man die Erziehung der Kinder an den Bedürfnissen der Landbevölkerung auszurichten. Möglicherweise hat aber auch eine pädagogische Richtung ihren Niederschlag gefunden, die einen direkten Umgang mit der Natur anstrebte und der praktischen Arbeit mit eigenen Händen einen hohen Wert zumaß. Auf dem Grundstück befand sich weiter ein Toilettenhäuschen und in späterer Zeit das “Spritzenhaus”, da den Zwecken der Feuerwehr diente, aber auch einfache Sportgeräte beherbergte. Offenbar wurden auch Übeltäter hier kurzfristig inhaftiert, ein Umstand, der Eltern die Drohung ermöglichte: ” Passiert das noch einmal kommst du ins Spritzenhaus!” Schon auf ältesten Fotos ist an der Nordwand ein spitzgiebiger Anbau zu sehen, der offensichtlich zur Schweinehaltung bestimmt war und an die Zeit erinnert, in der ein Volksschullehrer neben seinem kärglichen Gehalt, auf weitere Einnamen angewiesen war. Zudem stellte die Gemeinde ihren Schulmeistern sogenanntes “Lehrerland” zur Verfügung.

Das Spritzenhaus von 1934 war kein gutes Gefängnis.

Das Schulgebäude selbst wurde mit sehr geräumigen Klassenzimmern ausgestattet, deren nach Osten und Süden gerichtete Fenster reichlich Licht und Luft in die Schulstuben hineinließen. Letzteres war für die zeit von enormer Bedeutung, führte man doch im 19. Jahrhundert vor allem Kinderkrankheuten auf brauchte Luft in engen Räumen zurück. Insofern lag eine solchen Bauweise durchaus im Sinne der staatlichen Gesundheitspolitik. Im oberen Teil der Schule befand sich neben reichlich Bodenraum auch Platz für eine weitere Lehrerwohnung, aber auch an ein “Lehrmittelzimmer” – heute würde man sagen Medienraum – war gedacht. An Material hat man beim Bau offensichtlich nicht gespart. Fenster, Türen und Fußböden sind heute noch, da die Schule über 100 Jahre alt ist im Gebraucht und zeugen von der Sorgfalt der Handwerker. Der Schlußstein über den Eingang der Lehrerwohnung, die sich nach Norden hin an den Klassentrakt anschießt, weist als Gründungszeit da Jahr 1897 aus. Der beigefügte Bibelspruch ” Weihe meine Lämmer” gab den Lehrern, die im Wandel der Zeiten dort aus- und eingingen, das Gefühl von einer höheren Weihe ihres Berufes, der ansonsten nicht sehr geachtet war, mancher mag sich auch damit getröstet haben, daß man es als Lehrer auch gelegentlich mit Schafen zu tun hat.

Folgt man der von Lehrer Laag verfaßten Ortschronik, so scheint ein Schulneubau um die Jahrhundertwende dringend erforderlich gewesen zu sein. Die Zeit hat viele Kinder hervorgebracht. Lehrer Laag nennt 286 Kinder, die in Friedewalde 1910 schulpflichtig waren, und das Folgejahr, indem 45 Kinder in die Molkerei nach Wegholm übersiedeln, bringt nur eine geringe Entlastung. Wohl zu Recht klagt der Chronist, dass 241 Kinder von drei Lehrern unterrichtet werden mussten. Die Zahl der Schüler hat in der Folgezeit stetig abgenommen. 1939 wurde die Zahl von 100 erreicht, die in der Kriegszeit noch unterschritten wurde. Sogenannte „Evakuierte“ und „Flüchtlinge“ ließen die Schülerzahl in der Nachkriegszeit auf etwa 160 ansteigen. Natürlich diente die Schule zuerst einmal Zwecken des Unterrichts. Gelegentlich wurde das reichliche Raumangebot auch anderweitig genutzt. So wohnten 1939 15 Mädchen im Rahmen der Landverschickung im Obergeschoss und halfen tagsüber bei der Einbringung der Ernte.

Viele Jahre später nach dem Verkauf der Schule an Hans Jenz wurden hier Menschen untergebracht, denen es gelungen war, eine Lücke im „eisernen“ Vorhang z finden, bis sie eine andere Bleibe gefunden hatten.

Jedoch wird  bei der Lektüre der Schulchronik eine andere Aufgabe des Gebäudes deutlich: Die Schule als Sammelstätte. Es gibt zwischen den Jahren 1935 – 19540 nur weniges, was nicht von Schülern gesammelt und in der Dorfschule abgeliefert worden wäre. Die Liste reicht von Blättern und Blüten diverser Bäume über Heilkräuter bis hin zu Altpapier, Buntmetlallen und Knoche. Kartoffelkäfer jedoch, auf die sich die Sammelleidenschaft der Kriegs- und Nachkriegszeit konzentrierte, wurden anfangs gegen ein bescheidenen Salär beim Bürgermeister abgeliefert – falls ich mich richtig erinnere.

Ihrem eigentlichen Zweck, die Kinder zu unterrichten, ist die Dorfschule in Friedewalde zu Freud und Leid der Betroffenen stets nachgekommen. Die einige mir bekannte Ausnahme bildet das Kriegsende im Jahre 1945. In diesem Jahre wurde in der Mitte des Jahres der Unterricht eingestellt.

Die alte Dorfschule mit eingezäuntem Schulhof

Am 14.09.1945 nahm Lehrer Siebe den Unterricht in die Klassen 1 bis 4 wieder auf. Von kurzfristigen Schließungen wegen Seuchengefahr im Jahre 1947 sei hier abgesehen-

Auch in der Nachkriegszeit stand die Schuler weiterhin im Dienst von Erziehung und Bildung, bis sie im Jahre 1961 durch eine moderne Zentralschule ersetzt wurde.

Friedewalder Schule der letzten Jahrzehnte

Quelle : Friedewalder Schüler der letzten 50 Jahre von Wilfried Bröer aus dem Buch 675 Jahre in Geschichte und Geschichten

Es gibt wohl kaum jemand, der sich nicht an seine Schulzeit erinnert. Acht oder mehr Jahre eines Lebens lassen sich nicht so wegwischen.

Die Jahre nach dem letzten Krieg rufen aber noch andere Besonderheiten ins Gedächtnis zurück, zum Beispiel Schulspeisung in Blechnäpfen, Kohleferien, Heftknappheit, Stummfilme aus Minden holen und Wasser aus dem Brunnen pumpen.

Dann gab es noch die vielen Schulfreundschaften, schöne Schülerstreiche und Geschichten über Lehrer. Einiges blieb vielleicht auch nicht in guter Erinnerung.

Für 164 Schüler standen 1947 drei Räume zur Verfügung. Die 8 bzw. 9 Jahrgänge wurden in 5 Klassen unterrichtet. Das war zu der Zeit ideal!

Die Währungsreform 1948 bedeutete nicht nur für die Wirtschaft eine entscheidende Wende. Sie wirkte sich auch in der Schule positiv aus. Das Schreib- und Kartenmaterial war nicht knapp, nur noch das Geld dafür. Die Schüler kamen besser gekleidet zur Schule. Die Schüler hatten alle rechtlich Frühstück in ihrem Ranzen. Die Schulspeisung konnte im Oktober eingestellt werden.

1967 wird Wilfried Bröer neuer Schuleiter in Friedewalde

Ausflüge mit dem Bus, der Kleinbahn oder der Bundesbahn konnten wieder stattfinden. Für die jüngeren Jahrgänge waren sie in der näheren Umgebung begrenzt. Für die älteren Schüler gab es Fahrten in den Harz, nach Hamburg, nach Tecklenburg oder Osnabrück. Beliebt waren die Fahrten nach Detmold und zu den Externsteinen.

Einmal im Jahr rief die Freilichtbühne Nettelstedt. Die Schauspiele wurden im Unterricht erst einmal vorbereitet, damit jeder auch alles verstand. „Wittekind“, „ Johanna von Orleans“, „Wilhelm Tell“ oder andere Stücke wurden geboten. Das waren bleibende Erinnerungen.

Und dann waren da die Theaterabende im „Deutschen Haus“. Die Schüler waren eingeteilt in Unterstufe, Mittelstufe und Oberstufe und jede Gruppe trug ein Stück vor. Über 400 Gäste sollen einmal im Saal gewesen sein.-

Die Sportfeste, die reihum in den Nachbarschulen stattfanden, waren immer große Ereignisse. Es gab je bestimmte Rivalitäten zwischen den Schülern. Die machen die Mannschaften richtig spannend.

So ein Sieg gegen Stemmer oder eine Niederlage gegen Todtenhausen, die hatten Gewicht. Das hatte man beim nächsten kirchlichen Unterricht noch nicht vergessen.

Jedes Jahr pflanzten die Entlassungsschüler Pappeln. Die letzten davon standen an „Kocks Diek“. Das waren Maßnahmen gegen die Versteppung der Landschaft.

An dem allgemeinen wirtschaftlichen Fortschritte sollten auch die Schüler teilhaben. Darum wurde von Amts wegen der Zustand der Schulen überprüft. Klassenräume, Flure, Heizung, Toiletten und Nebenräume hatten die Renovierung nötig. Es stellte sich heraus, dass allein für die drei Friedewalder Schulen 200.000 DM für Renovierungen nötig waren. Das war der Anlass zu der Überlegung, ob dafür nicht besser eine Zentralschule gebaut werden sollte.

Gartenarbeit bei der Wegholmer Schule

In der ersten Sitzung de drei Schulpflegschaften in der Wegholmer Schule am 18.2.1957 wurden noch mehr Argumente für einen Neubau vorgebracht: Förderung für Neubauten und besonders Zentralbauten durch die Landesregierung, bessern Ausbildung der Schüler, Entlastung der Lehrer und das Fehlen jüngerer Lehrer, die sich für kleine Schulen interessieren.

Die Aussprache ergab, dass die Friedewalder ohne Ausnahme für einen Neubau waren. Die Vertreter der Galgenheide waren geteilter Meinung, aber die Wegholmer waren dagegen. Sie wollten ihre geliebte Schule wegen der weiten Schulwege zum Dorf nicht aufgeben.

Schließlich wurde zwei Jahre später doch eine Zentralschule an der Kleiriehe gebaut. Bei den erforderlichen Baumaßnahmen ging man von der damaligen Schülerzahl von 144 aus. Das war ein Fehler!

Das Gebäude war kaum bezogen, da war es schon zu klein. Während der Bauzeit war die Schülerzahl schon auf 166 gestiegen. In Folge mussten Musikraum und Keller zu Klassenräumen umfunktioniert werden.

1966 hatten sich die meisten Südfelder Eltern für die Einschulung ihrer Kinder in Friedewalde ausgesprochen. Da nur 19 Schüler dort verbleiben, musste Lehrer Kortum 20 Stunden in Südfelde und 10 Stunden in Friedewalde unterrichten. Das war jedoch keine Lösung auf Dauer.

Als die Schulen Südfelde und Meßlingen aufgelöst wurden, standen wenigsten die Klassenräume in den Gebäuden zu Verfügung.

1996 hatte die Grund- und Hauptschule Friedewalde – im Schulverband Petershagen-Nord – 176 Grundschüler in 6 Klassen und 136 Hauptschüler in 5 Klassen.

Die Klassen 5 und 6 wurden in Meßlingen unterrichtet, die Klassen 3 und 4 in Südfelde und die Klassen 1,2 und 7 bis 9 in Friedewalde.

Das Jahr 1969 war eine turbulente Zeit. In vielen Schulen herrschte großer Lehrermangel, so auch in Friedwalde. Im März starb Fritz Röckemann, der nach seiner Pensionierung mit 15 Wochenstunden ausgeholfen hatte. Frau Schnier hatte nach einem Unfall Stundenerlasse, Frau Niemann half mit 2 Wochenstunden und Herr Lindenberg mit 4 Wochenstunden. Frau Ötting aus Warmen war uns zwar zugeteilt, fehlte aber die meiste Zeit wegen Krankheit. Es fehlten insgesamt 4 Lehrer. Hinzu kam die neue Schulbuchfreiheit6, die viel Verwaltungsarbeit machte. Der alte Schulrat wurde pensioniert und der neuen musste sich einarbeiten.

Zum Lehrerkollegium gehörten:

Wilfried Bröer                Schulleiter

Ulrike Schnier               Lehrerin

Fritz Ötting                   Hauptlehrer i.R.

Walter Lindenau            Lehrer

Heinrich Kortum            Lehrer

Rolf Ahrens                  Lehrer

Erhard Saecke              Lehrer

Theodor Rehling           Lehrer

Christiane Hoffmeister  Lehrerin

Hanna Bröer                 nebenberuflich Handarbeit

Als 1997 die Hauptschüle nach Petershagen kamen, besserte sich wenistens die räumliche Verhältnisse. Die ganze Schule war unter einem Dach.

Im gleichen Jahr wurde auch ein Schulkindergarten eingerichtet mit 22 Kindern, 4 davon aus Eldagsen und Maaslingen. Diese neue Einrichtung wurde von Frau Gisela Fiebeler übernommen und 10 Jahre lang vorbildlich geleitet. Sie kam nach Friedewalde aus Äthiopien, wo sie in der Entwicklungshilfe gearbeitet hatte.

Insgesamt besuchten 225 Grundschüler die 8 Klassen.

Erhard Saecker verließ am Ende des Schuljahres 1971/72 diese Schule, in der er 11 Jahre unterrichtet hatte, um die Leiterstelle in Frille zu übernehmen. Für ihn kam Jürgen Ruhe von der Hauptschule Windheim. Er bezog mit seiner Familie die soeben freigewordene Dienstwohnung. Überhaupt hat sich in dieser Zeit das Kollegium sehr verändert. Zu ihm gehörten nun Wilfried Böer, Jürgen Ruhe, Walter Lindenau, Regina Ewald, Angelika Weber, Barbara Koblischke, Gisela Fiebeler und Hanna Böer.

Das in dieser bewegten Zeit die Schule in geordneten Verhältnissen und mit einem beispielhaften Schulprogramm weiterlief, konnte man engagierten Lehrern und Eltern und intakter Schulpflegschaft verdanken.

In den Berichten über die folgende Jahre finden wir Theaterabende, Beteiligung an allen Dorfgemeinschaftsfesten, Schulfeste, Laternenumzüge, Wanderungen und Ausflüge in einem festgelegten Kanon, Bundesjugendspiele, Weihnachtsfeiern und Morgenfeiern zu Festen und Jahreszeiten. In den 70-er Jahren gab es ein ungestörtes und erfolgreiches Arbeiten.

Mit der Drehorgel waren die Schüler und Schülerinnen
fleißige Sammler bei Schulfesten

1980 hatten viele Nachbarschulen schon die 5-Tage-Woche. Aber das war bei der damaligen Schulpflegschaft nicht zu machen. Wir bekamen die 5-Tage-Woche erst, als alle anderen Schulen sie schon eingeführt hatte und weil die Stadt Petershagen die Schulfahrten an Samstagen eingestellt hatte.

Bei den Theaterabenden wackelten die Wände.

Am 14. Juni 1986 feierte die Schule das 25-jährige Bestehen ihres Gebäudes „Kocks Diek 10“. Vertreter des letzten Gemeinderates und die Schulabgänger 1961 waren eingeladen. Schulrat Grassmann und seine Frau gratulierten mit Liedern zur Gitarrenbegleitung. Die Grundschüler tanzten, sangen und trugen Gedichte vor.

Ein 25-jähriges Bestehen konnte auch unser Hausmeister Karl Reindl als Schulbusfahrer am 15. April 1988 feiern. Die Friedewalder Schule war seiner Zeit die erste im Kreise Minden, die einen eigenen Schulbus besaß. Die ersten Fahrgäste, die Schulanfänger von damals – ließen sich mit ihren Zuckertüten und Tornistern noch einmal fahren. Dann kam ein ganz schwarzer Tag. Mitten in der Sportwerbewoche vom 7.- 14.Mai, alles war bis dahin so gut verlaufen, kam plötzlich a, 12. Mai morgens um 6:00 Uhr ein Telefonanruf: Die Schule brennt! Kommen sie sofort. Um 6:15 Uhr war ich am Ort.

Onkel Karl hilft seinen kleinen Fahrgästen beim Einsteigen
in den stadteigenen Friedewalder Schulbus

Das Schulleiterbüro war völlig ausgebrannt. Schulakten und Möbel waren ein Raub der Flammen geworden, unter anderem zwei Chroniken, eine Fotosammlung von über 500 Schulbildern, die Unterlagen vom Schulbau, Schriftverkehr mit Behörden und vieles mehr. Ob die Brandstifter Geld gesucht hatten oder ob es böse Absicht war, ist nie festgestellt worden.

Hausmeister Karl Reindl geht – Wilhem Lüttge kommt.

Am 24. August 1989 konnte „Onkel Karl“ in den Ruhestand verabschiedet werden. Sein Nachfolger Wilhelm Lüttge wurde danach eingeführt. In ihm die die Schule eine vorzüglichen Hausmeister gefunden. Einige Arbeitsgemeinschaften sollten nicht unerwähnt bleiben, die das Schulleben ungemein bereichert haben: Schach, Kunst, Plattdeutsch und Tanz. Wenn unsere Schüler an Schachturnieren, an plattdeutschen Lesewettbewerben oder an Malwettbewerben t4eilnahmen, schnitten sie immer gut ab. In der Tanz-AG lernten die Schüler Tänze für die nächsten Feste. Zeitweise gab es auch eine Koch-AG.

Theaterabende fanden alle zwei Jahre statt. Das Auf- und Abbauen der Bühne machte immer viel Arbeit. Ohne die Mithilfe der eifrigen Eltern wäre das nicht zu schaffen gewesen. Die Bühne war immer auf dem Schulboden deponiert und musste durch die kleine Luke im Treppenhaus manövriert werden. Auch das Gesamte Gestühl wurde von dort hergeholt.

Heute ist das einfacher. Die Stadt Petershagen stellt Gestühl und Bühne zur Verfügung. Auch die Schulfeste sind hier zu erwähnen, die in den Jahren stattfanden, wenn keine Theaterabende waren. Richtige Programme mit Volkstänzen, Lieder, Musizieren mit Orff- Instrumenten stand am Anfang der Schulfeste. Danach erst wurden die Verkaufs- und Spielstände eröffnet.

Die sichtigen Aufgaben jeder Grundschule sind die Erziehung der Kinder und das Erlernen von Kulturtechniken: Lesen, Schreiben und Rechnen. Aber die Schule muss dem jungen Menschen auch noch etwas mehr mitgeben für spätere Leben. Das hat die Schule Friedewalde in ihrem Schulleben zu vermitteln versucht. Oft können es nur Anstöße sein, die erst später wirken.

Am 15. Juni 1994 wurde Rektor Wilfried Bröer in einer Feierstunde entlassen. Sein Nachfolger wurde Jürgen Rohlfing. Da er als gebürtiger Friedewalder die örtlichen Verhältnisse schon gut kannte, war das für Schüler, Kollegen und Elternschaft nur von Vorteil.

Tolle Erfolge der Schach-AG bei Mindener Meisterschaften.

Friedewalder Schulverhältnisse von 1711 – 1804

 (zusammengestellt nach den Quellen im Staatsarchiv zu Münster von Gertrud Angermann)

Wann die Friedewalder zum ersten Mal einen Schulmeister bekommen haben, wer es war und wessen Geistes Kind, welchen Beruf er vielleicht daneben ausübte, all das weiß ich nicht zu sagen. Aber aus der Zeit von 1711 bis 1804 liegen umfangreiche Akten vor über die Friedewalder Schulmeister- und Küsterverhältnisse, die erkennen lassen, welche Probleme im Leben eines Lehrers damaliger Zeit auftauchen konnten, überhaupt: wie er lebte und speziell: wie ein Schulmeister damals in Friedewalde lebte. Da sind es gleich ziemlich verworrene Zustände, in die wir einen Einblick gewinnen. Der alte Schulmeister und Küster – beides ist damals eine Person- war verstorben, und natürlich musste man einen neuen haben. Aber wer sollte es sein? Und: wer sollte es sein, der darüber entschied? Am schnellsten handelte der Herr Pastor. Er hat einen geeigneten Mann im Auge. Es ist der Sohn des Schulmeisters aus Nordhemmen. Dass er eine besondere Ausbildung habe, ist nirgends gesagt. Es ist anzunehmen, dass er von seinem Vater angelernt worden war.

Aber auch der Patronatsherr, in diesem Fall der Besitzer von Haus Himmelreich, hat ja ein Wort bei der Neubesetzung der Stelle mitzureden. Zuerst scheint alles glatt zu verlaufen. Vom 14. September 1711 haben wir ein Schreiben von dem, der die Eignung des Bewerbers festzustellen hatte, an die höhere Instanz, die dann die Bestallung ausschrieben.

Es lautet:

„Nach Absterben des alten Schulmeisters und Küsters zu Friedewalt hat das Haus Himmelreich Kraft habenden Juris patronatus (Patronatsrecht) des Schulmeisters Sohn zu Nordhemmer Cord Henrich Rabe wiederum angenommen. Wan ich nun diese Rabe heute morgen examinieret und tüchtig befunden, dass ihm der kleine Dienst wol kann vergönnet werden, wieder bey dessen Hand (?) communiziert, alss werden Excell. Hochwol- und Hochedelgeborene ad jura episopalia S(einer) k(öniglichen) M(ajestät) zu conservieren belieben (diesen) Menschen zu confirmieren.“

Daraufhin erfolgt der Bescheid: „Expediatur confirmation wie gebeten.“ Das heißt also: die kirchliche Stelle bestätigt ihn. Nur erhebt sich aber doch Protest und zwar von Seiten der „Kirchenpatronin“.

Das Haus Himmelreich hatte ja das Patronatsrecht über die Friedewalder Kirche, die durch frühere Besitzer von der Mindener Gemeinde St. Marien freigekauft war. Nun bestimmte sie auch mit bei der Einsetzung des Küsters, der zugleich auch Schulleiter war. Zu dieser Zeit befand sich Haus Himmelreich im Besitz einer adeligen Damen, der Frau von Adelheim. Diese erklärt nun, dass „ohne und wider ihren Consens (ihre Einwilligung)“ Cord Henrich Rabe vom Pastoren zum Küster angenommen, präsentiert (vorgeschlagen) und conifimiert (bestellt) worden sei.

Im Einzelnen bleibt vieles unklar, jedenfalls spielen üble Familien- und Erbschaftsstreitigkeiten in der Familie der Kirchenpatronin eine größere Rolle als die Frage nach der Eignung des Schulmeisters für seinen Dienst. Sachlich hat auch die Frau von Adelsheim nichts gegen Rabe einzuwenden, höchstens, dass er „ein Jüngling von 20 Jahren sei“. Es wird verlangt, dass der „erschlichene Confirmationsschein“ zurückgegeben werde. Dass die Sache so auf die Spitze getrieben wurde, dazu trägt auch das wenig gute Verhältnisse zwischen Patronin und Pastor bei.

Diese beiden, dazu eingesetzt, der Gemeinde leitend vorzustehen, sind sich – wie man sagt – nicht grün. In ihrem Schreiben nennt die Patronin den Pfarrer immer „dieser unruhige Pastor“. Er drückt sich zwar nicht so deutlich aus, aber man merkt seine Einstellung. Jedenfalls, die beiden Stellen einigen sich nicht, und nun wird das Urteil der Gemeinde angerufen.

Man veranstaltet eines Sonntags ein Probesingen in der Friedewalder Kirche, wovon der Pastor zu berichten weiß, dass „die meisten aber condludieret: Wir haben zu danken, dass wir diesen (Rabe) haben“. Rabe hat tatkräftig gesungen, auch das Regeal gut gespielt, wobei aber den Himmelreichern nicht gefallen hat, dass er – nachdem man ihn von der Himmelreicher Priechel damit vertrieben hat – in der Nähe des Taufsteins damit Aufstellung genommen hatte. (Ein Regeal- Regal war eine kleine tragbare Orgel, die nur mit einem oder wenigen Registern Zungenpfeiffen besetzt war, ein Hausinstrument, wie heute das Harmonium).

Schließlich wurde in all dem Für und Wieder auch geltend gemacht, „indessen leidet niemand mehr als die Jugend dabey, welche dann schon in einigen Wochen nunmehr gantz verwildert dahergegangen.“

Aber dies Argument war nur eins unter vielen und man brauchte nicht daraus zu schließen, dass die Eltern an der Schulbildung ihrer Kinder so viel gelegen hätte, dass sie wirklich so schnell verwildert wären.

Mit all den Streitereien ging ein halbes Jahr hin. Die Verhältnisse wurden wirklich unheilbar und so kam in den ersten Monaten des Jahres 1712 ein Schreiben der Gemeinde: „Es ist der hochpreislichen Regierung mehr denn zur Genüge bekannt, in welche erbarmungswürdige Mühseligkeit wir armen Leuthe sampt unseren Kindern zu Zeitlang gerathen sind über die Suspension (Dienstenthebung) unseres vom dem Adelsheimischen Mandatario (Bevollmächtigten) Herrn von der Recke zu Halbjährigen Probe selbst institierten (eingesetzten) Küster namens Raaben“, dessen treufleißige Information (Unterricht der Kinder) und sonderliche Geschicklichkeit“ sehr gelobt werden. Mehr aber noch als die Vernachlässigung des Schuldienstes kam den Leuten zum Bewusstsein, wie das kirchliche Leben leidet. Die Friedewalder schrieben, dass sie in Ermangelung eines Vorsängers keinen Gesang in der Kirche mehr singen können, „ es wehre denn, dass unser Herr Pastor Küster und Prediger zugleich sey und sich dadurch bis an den Todt abrackte“ Sie wünschten, dass man wenigsten zu Pfingsten Rabe das Vorsingen erlaubte.

Inzwischen war das auf Betreiben der Gutsherrschaft ein Jürgen Balduin Husemann eingesetzt, „gegen dessen Leben und Wandel so weinig als seine Geschicklichkeit etwas einzuwenden“. Die Friedewalder hatten aber doch etwas gegen ihn einzuwenden oder besser, sie haben fest für Rabe Partei ergriffen, woher vielleicht der Gegensatz von Gutsherrschaft und Dienstleuten auch eine Rolle spielte. Jedenfalls leisteten sie Husemann gegenüber passiven Widerstand.

Husemann war zwar rechtmäßig eingesetzt, sei auch gelernter Schulmeister – wie er schrieb – aber die Friedwalder wollten ihn nicht haben. Sie würden ihm das Haus nicht geben, der Gartenzaun wäre schon entfernt und das Gartenland wieder zur gemeinen Mark genommen, die, die ihm Brot liefern müssten, wollten ihm nur 3 Mariengroschen (früher Silbermünze Niedersachsens und Westfalens, die Mutter Gottes mit dem Jesuskind im Gepräng, 1 Taler gleich 36 Mgr zu je 8 Pfennig) geben. Keiner würde ihm das Feld pflügen. Am Ende der Eingabe bat er sehr, seine Berufung nach Friedewald auf alle Fälle rückgängig zu machen. Er würde dort nich leben können, denn nicht nur die Gemeindemitglieder, auch der Pastor sei gegen ihn. Am Sonntag, als Husemann Kirchendienst tun sollte, hielt er keine Predigt, ließ nur aus der Postille vorlesen, die Gemeinde sang nicht mit, kurz, es waren turbulente Verhältnisse. Es half auch nichts, dass der Pastor seines Amtes entsetzt wurde und man den Haupträdelsführern Geldstrafen auferlegte.

So zog sich der Streit schon ins zweite Jahr hin. Schreiben gingen hin und her von der Frau von Adelsheim, Herrn von der Recke, dem Pastor, der Gemeinde, dem Superintendenten, den Bewerbern und auch ein Gesuch des Nordhemmer Lehrers für seinen Sohn.

Schließlich wollte man den unnatürlichen Zustand dadurch beenden, dass man eine neutrale Person suchte. So gab es 1713 ein Schreiben des Superintendente: „Ich habe Johann Christian Herr examiniert, es findet sich aber derselbe Mangel bei demselben, der sich bey dem ersten fand, und ist er noch schlecht im Catechismo fundiert. Weil er aber gar gut recommandationes (Empfehlungen) hat, sehr fromm scheint und sich im Catechismo, soviel in seinem Amt nötig ist, habiliertieren (ausbilden) kann, so halten dafür dass ihm der Dienst in Friedewalde wol kann anvertrauet werden, sonderlich da man an einem so geringen Ort unmöglich recht excellierte (ausgezeichnete) Leute wird bekommen können und er auch angelobet, sich mit allem Fleiß auf den Catechismum zu legen. Womit Ew. Wohlgebohren Gottes unendlicher Gnade empfehlen und lebenslang verbleiben….“

Das schien das Ende des Friedewalder Schulstreites gewesen zu sein, dass man, um allen Kompetenzstreitigkeiten aus dem Wege zu gehen, einen nahm, der zwar eigentlich nicht geeignet war, aber auch keine Feinde hatte und für Friedewalde gut genug war.

Wie wenn uns alle Arten, wie man uns alle Arten, wie man zu einer Schulmeisterstelle kommen konnte, vorgeführt werden sollten, sind aus dem Jahre 1766 wieder Schulakten aufbewahrt worden. In der Zwischenzeit scheinen die verschiedenen Lehrer also schlecht und recht, aber jedenfalls ohne großen Anstoß zu erregen, ihren Küster- und Schuldienst versehen zu haben.

Im Jahre 1766 war Henrich Christian Hespenhedt Lehrer. Er war alt geworden und konnte seinen Schuldienst nicht mehr versehen. Die Möglichkeiten der Pensionierung gab es damals aber noch nicht. Er reichte also ein, dass man ihm erlauben möge, „gegen ein geringes alljährliches abzugebendes Entgelt seine Bedienung völlig abzugeben“ an Joh. Fr. Kriete aus Eickhorst. Kriete wird verpflichtet, sich in seinem Amt „allemahl treu und fleissig zu verhalten, die Jugend nach bestem Wissen und Gewissen zu unterweisen, sich eines ehrbaren guten Wandels zu befleissigen, dem ihm vorgesetzten Consistorio, Superintendenten, Predigern schuldigen Respekt und Gehorsam zu leisten“.

Kriete wird nun nicht – wie der alte Schulmeister sich das zuerst gedacht hatte – dessen privater Angestellter, sondern er wird der „Unternehmer“ oder wie man es nennen soll. Er muss sich aus dem Vorgänger eine Pension zahlen. An Geld sind das alle halbe Jahre 25 Schillinge. Sonst ist nichts angegeben. Aber sich blieb der alte Lehrer zunächst noch in der Wohnung und Mitnutzer des ziemlich kleinen Gartens. Wie das im Einzelnen gehandhabt wurde, ist nicht gesagt. Nur so viel steht fest, dass ein solches Verhältnis viel Gelegenheit zu Reibereien gab, besonders, wenn der alte Lehrer wider Erwarten lange am Leben blieb und der Junge sich inzwischen verheiraten wollte. Aber die jungen Schulmeister mussten eben etwas darum tun, eine Stelle zu bekommen, da ihre Anstellung ja nicht staatlich geregelt wurde, sonder, wie wir am Vorigen sahen, stark von den örtlichen Verhältnissen in Intrigen abhängig war.

In diesem Falle scheint es friedlich abgegangen zu sein und den von Kriete gewünschten Erfolg gehabt zu haben: er wurde Lehrer in Friedewalde. Als solchen finden wir ihn noch 1778, wo er sich um eine andere Stelle bewirbt. Wir hören immer wieder, dass Friedewald keine gute Stelle war. Er suchte also Besseres. Schon waren die Verhandlungen im Gange um einen neuen Lehrer. Wieder lernen wir eine andere Art, ein Lehramt zu bekommen und Lehrer zu werden, kennen.

Um die wahrscheinlich frei werdende Stelle bewirbt sich der Pastor adjunct (Amtsgehilfe) Fischer. Dabei hatte er in Todtenhausen geschulmeistert. Aber Friedewalde würde ihm gelegener sein. Er möchte da so lange Küster- und Lehrerdienste versehen, solange der alte Pastor noch am Leben sei. Für ihn war es also eine Ausfüllung der Wartezeit, wobei man sich des Gefühls nicht erwehren konnte, dass er sehr lebhaft den heimlichen Wunsch hatte, dass der Vorgänge nicht mehr allzu lange lebe. In diesem Fall blieb es allerseits beim Plänemachen. Noch 1785 war Kriete in Friedwalde. In diesem Jahr wurde er nun aber nach Hille versetzt, das ihm wohl erstrebenswerter erschien.

Der nächste, der nun vom Pastor zum Schulmeister und Küster vorgeschlagen wurde, war ein Wilhem Rudolf Pohlmeyer. Mit ihm kam eine nee Sorte Lehrer nach Friedewalde. Er war auf einem Seminar gewesen und brachte bei der Bewerbung eine Bescheinigung darüber bei. Ebenfalls lieferte ein Zeugnis, dass er ausgebildeter Organist sei. Anscheinend hatte er eine bessere Ausbildung als seine Vorgänger.

Aber Schwierigkeiten hatte er auch hier. Bisher hatten wir Gelegenheit zu sehen, wie ein Schulmeister ins Amt kam. Im Folgenden sehen wir – gleich als wenn die Quellen eine systematische Einführung in die Schulmeisterei der damaligen Zeit beabsichtigen -, wie es im Amt zuging.

5 Jahre ist Pohlmeyer in Friedewalde Lehrer. Da erhob er eine  bewegte Klage. Folgendes war die Ursache: Auf Grund und Boden von Haus Himmelreich waren sogenannte Arröder angesetzt worden, hauptsächlich auf den abgelegenen Ländereien nach Holzhausen zu. Zwei dieser Familien hatten nun ihre Kinder in die Holzhauser Schule geschickt. Dagegen verwahrte sich Pohlmeyer, ha hierunter seine Gerechtigkeit leide und die anderen Arröder schon verlauten ließen, dass sie gleiches tun würden. Er konnte aber unmöglich zugeben, dass er eine der schlechtesten Stellen hatte.

Im ersten Augenblick mag es scheinen, als ob diese Streitereien um die Schulgrenzen nichts anderes seien als heutigen Tages auch. Und doch! Heute ist es eine Formsache, damals aber war es eine Frage des so schon recht mageren Geldbeutels. Darauf weist schon der letzte Satz Pohlmeyers hin.

Für den Unterricht hatte die Friedewalder Schule damals viel zu viele Kinder (solange nicht ein  zweiter Lehrer angestellt war), aber zu  wenig Kinder waren es vom Standpunkt des Lehrergehaltes aus. Damals hatte noch jedes Kind sein Schulgeld zu zahlen. In Friedewalde waren es 27 Mariengroschen im Jahr (0,75 Taler). Für den Lehrer war das spärlich genug, für die ärmsten Eltern immerhin viel.

Nun hatte der Holzhauer Schulmeister, der für seine Holzhauser Schüler ein höheres Schulgeld erhob – wie Pohlmeyer unwidersprochen behauptete – den benachbarten Arrödern das verlockende Angebot gemacht, ihre Kinder für 18 mgr. Das Jahr zu unterrichten. Wie merken also, es war keine bürokratische Kompetenzstreiterei, sondern ein Rechenexempel hier wie dort. Die Regierung, an die der Friedewalder Schulmeister sich wendete, befahl den Arrödern, ihre Kinder wieder in die für sie zuständige Schule zu schicken. Diese erklärte sich bereit, aber nur wenn sie es auch in Friedewalde für 18 mgr. Haben könnten. Durch Unterbringung bei Holzhauser Verwandte, versuchte man doch, die Anordnung zu umgehen. Auf Dauer setzte sich Pohlmeyer durch.

Doch nicht nur der Holhauser Kollege pfuschte ihm in Handwerk, sondern auch der Hartumer Pastor. Der hatte einem Kranken, der zur Friedewalder Kirchengemeinde gehörte, einmal im Hause das Abendmahl gereicht, wobei dem Friedewalder Küster und Lehrer 2 mgr. (zusätzliche Einkünfte) entgangen sind. Nun hatte der Hartumer Pastor verlauten lassen, dass er auch bei einem bevorstehenden Todesfall vorhätte, die Beerdigung vorzunehmen. Für einen unbeteiligten Zuschauer von heute wirkt es teils komisch, teils entrüstend, dass man sich um die Leichengebührt eines noch nicht einmal Gestorbenen, sondern vorläufig nur Kranken, so in die Haare gerät. Aber der Friedewalder Küster erklärte sehr ernst, dass sein Rechtsempfinden leiden würde. Vielleicht drängte ihn dazu wirklich bittere Not.

Pohlmeyer ließ noch eine Anfrage los: Dafür, dass der Küster die Gefäße zur Kommunion (zum Abendmahl) aufstellte, mussten ihm die großen Meier Brot liefern, die Kötter und Brinksitzer aber ein sogenanntes Mahlzeitgeld. Nun waren im Laufe der Zeit einige Feuerstätten entstanden, die aber zu diesem Zwecke keine Abgaben zahlten. Die Vorgänger hatten das so hingenommen. Pohlmeyer aber hatte 4 Kinder und wollte bei seinen geringen Einkünften auf diese Einnahmequelle nicht verzichten. Die Sache wurde lang und breit verhandelt, wobei die rechtliche Stellung dieser Neubauer eingehend festgestellt wurde.

Aber alles dieses ermüdete Pohlmeyer nicht. Er ließ weiter im Stil der vorigen eine Anfrage los, ab nicht alle zu Gestellung von Heizmaterial für die schule beitragen müssten, wobei er die spitze Bemerkung machte, dass seine Schule nicht so eingerichtet sei, dass der eine es darin warm habe und der andere, der kein Holz liefere, nicht. In Punkto Holzlieferung waren die Bewohner von Wegholm, deren Kinder damals ja auch noch zur Friedewalder Schule gingen, besonders halsstarrig, so wie in früheren Zeiten die Stemmeraner, als es sich um Arbeitshilfe veim Bau des Kantorhauses handelte.

In einem anderen Antrag wollte Pohlmeyer mehr Geld haben dafür, dass er die Kirchenbücher führte. Er habe die Mühe damit und nehme höchstens mal für einen Taufschein, den er aber erst nachsuchen und ausschreiben müsse, 3 mgr. Ein. Während der Pastor nur für sein Unterschrift 12 mgr. bekäme. Mit diesem Protest hatte er sicherlich recht.

Überhaupt ist der Pastor nicht weniger bestrebt, seine mageren Einkünfte etwas anzuheben. In diesem Wettstreit kommen die beiden sich dann ins Gehege. Beide wohnen dicht am Kirchhof und haben Kühe. Nun war 1787 der Kirchhof mit viel Mühe umhegt worden mit Steinen, die man aus dem Bückeburgischen herangeholt hatte. Also hatten Lehrers die Gelegenheit wahrgenommen, dort ihre Kühe weiden zu lassen. Darüber hatte die Frau des Pastors (wahrscheinlich aus Neid) spitze Reden geführt, „worunter meine und meiner Frau Gesundheit sehr leidet“, sie der Lehrer vermeldet. Die Antwort der hohen Regierung ist, dass überhaupt unschicklich sei, die Kühe auf den Gräbern weiden zu lassen. (Dass Kühe auf Friedhöfen weideten, war damals eher die Regel als die Ausnahme. Grabschmuck gab es nicht).

Da nun das Verhältnis einmal gespannt war, kam auch zur Sprache, wie es mit gemeinsam eingesammelten Eiern sei (es ist die Rede von 66). Es man so weit, dass der Lehrer fürchtete, der Pastor würde am Sonntag öffentlich gegen ihn predigen. Er bat deswegen, für den Sonntag den Stemmerschen Lehrer Lachtrup mit den Küsteraufgaben zu beauftragen.

Der Pastor hatte folgende Anklagepunkte: der Lehrer schrie oft, ließ die Kinder häufig überlauf lachen, schlüge zu wie ein Wüterich und züchtige sie so, dass es schien, als seien sie „unter Schinderhannes Händen“ gewesen. Von dem „vielen Schulgeld“ verdiene er in Wirklichkeit nicht die Hälfte. Auch hätte er keine Lust und Geschicklichkeit, die Orgel recht zu stimmen und zu spielen, er hätte sich 1000-mal besser zum Ackerknecht geschickt als zum Lehrer. Wenn er wieder während der Predigt nach Hause gehen würde oder „mit den anderen bösen Buben laut lachen, so wolle er (der Pastor) ihn während der Predigt namentlich anrufen. Dagegen behauptete der Lehrer, der Pastor sei immer besoffen. Dieser dagegen: nur bei Krankheit und „allzu großer Heiserkeit“ hätte er sein Amt versäumt. – Diesem Kultbild ist nicht mehr hinzuzufügen.

Der Lehrer sollte versetzt werden. Aber Möller, der damalige Pächter von Haus Himmelrecht zweifelte, dass dadurch Ruhe einkehre, ein Zeichen, dass die Schuld auf beiden Seiten lag. Auch der Nachfolger Dreckmeier hatte dann wirklich bald wieder Streit mit dem Pfarrer wegen der Kirchenbücher. Nach einem Jahr schon starb Deckmeier.

Wieder einmal war die Nachfolge schwierig. Einer, der schon eingesetzt war, wurde von seiner alten Gemeinde wieder zurückgeholt, nachdem diese seine Bedingungen verbessert hatte. Diesmal legte die Gemeinde Friedewalde für Ihren Kandidaten, einen gewissen Deerberg, sehr ins Mittel. Man veranstaltete eine Unterschriftensammlung. Das ist ein Kulturdokument sondergleiche. Es zeigt mehr als andere, wie beschaffen die bisherigen Erfolge aller schulmeisterlichen Tätigkeiten in Friedewalde waren. 88 Nahmen stehen unter der Bittschrift. Aber von diesen 88 Personen (es waren dies die Familienväter des Ortes) zeichnete 59 mit drei Kreuzen. Das waren 65%, die nicht einmal ihren Namen schreiben konnten.

Wie wird dann die „Bildung“ im Übrigen gewesen sein! Selbst „Altarleute“ (Presbyter) konnten nicht schreiben. Wonach solche Leute die Eignung des Lehrers feststellen wollten, weiß man nicht. Aber ihre Kandidaten verteidigten sie ernsthaft gegen denjenigen, den der Gutspächter Möller plötzlich vorgeschlagen hatte. Dieser sei gar nicht geeignet, sagte die Gemeinde, denn er habe nur ein Auge und könne damit die 1230 – 130 Kinder nicht recht beaufsichtigen. Die Kinder seien so schon recht verwildert; er sei na auch kein gelernter Lehrer, sondern er sei in der Ökonomieverwaltung eines Gutes tätig gewesen. Geeignet erschien er Möller wohl deshalb, weil er ein Verwandter von ihm war.

Schließlich mussten beide Bewerber eine Prüfung machen. Die Beurteilung ist sehr ausführlich und auch recht interessant. Der „gelernte“ Kandidat der Friedwalder wurde besser beurteilt und trotz des Widerspruchs des Patrons eingesetzt. Bei all dem Hin und Her war mal wied3er ein  halbes Jahr überhaupt kein Unterricht.

Nun war gleich wieder das große Problem, wie es mit dem Schulgeld für diese Zeit gehalten werden sollte. Überhaupt war die gehaltfrage immer ein großes Problem, unabhängig von der Person und dem Charakter des Stelleninhabers.

Auch Deerberg ließ schon 1797 wieder ein Gesuch um die Gehaltsverbesserung los, woraus man ersieht, dass es einem Lehrer damaliger Zeit wirklich auf Pfennig ankam. Bei Tode einer königlichen Person musste bisher immer von Küster unentgeltlich geläutet werden. Jetzt setzt er es durch, dass ihm 1 mgr. pro Tag vergütet wurde.

Inzwischen näherte sich das 18. Jahrhundert seinem Ende. Jetzt war es nach endlosen vielen Gesuchen um Stellenbesetzung und Gelsachen endlich so weit, dass einmal eine Eingabe gemacht wurde um Ragen, die das wirkliche Unterrichtswesen, die Bildung der Kinder betrafen. Der eben genannte Deerberg erbat von der Regierung eine strikte Anweisung an seine Friedewalder Gemeinde, dass man die Kinder doch mit 7 Jahren in die Schule schicke. Ew w#äre die Unsitte eingerissen, die Kinder erst 9 – 10 Jahre alt werden zu lassen und auch dann wären sie im Sommer sehr unregelmäßig zum Unterricht gekommen.

Bei solchen Verhältnissen wundert es wohl niemand, wenn von 88 Personen 59 nicht ihren Namen schreiben konnten. Diesmal handelte es sich nun nicht um das Schulgeld – wenigstens wird es nirgends erwähnt -, sondern dem Lehrer Deerberg schien es wirklich an der Ausbildung der ihm anvertrauten Kinder zu gelegen zu sein.

Aber wenn er auch hier die Geldfrage nicht geltend machte, drückend war sie immer noch. Man hatte die alte Kirche neu ausgebaut und die Plätze verkauft. Von dem Geld ließ man dem Pastor und dem Küster etwas zukommen. Nacheiner Angabe aus dem Jahre 1794 verdiente der Lehrer und Küster in Friedewalde etwa 200 Reichtaler im Jahr. Von einem festen Gehalt im heutigen Sinne konnte keine Rede sein. Die Einkünfte setzten sich aus verschiedenen Posten zusammen, wie wir oben sahen und schwankten z.B. mit der Zahl der Todesfälle und der Trauungen.

Es war alles zu wenig geregelt, so dass häufige Unklarheiten, ja Zänkereien, besonders zwischen den Hauptbeteiligten, dem Pastor und dem Lehrer, entstehen konnten. Um 1800 war es wieder folgendes: der Pastor hatte angefangen, bei allen Beerdigungen im Hause „Parentationen“ abzuhalten, die er dann besonders bezahlt bekam. (Was seelsorgerisches oder geldliches Interesse die treibende Kraft?).

Der Küster mit den Kindern musste auch mit, er bekam aber nichts extra dafür. Er rechnete nun vor, dass er doch 6 Gesänge und eine Strophe singen müsse und dafür nur wenige Groschen bekäme. Den Ausgang des Streites ist nicht bekannt. Wichtiger ist ja auch, überhaupt zu sehen, welche Probleme und Nöte da waren und ihre Gründe zu verstehen.

Im Jahre 1797 wurde erstmalig im Fürstentum Minden eine Erhebung veranstaltet über die Schulverhältnisse. Dabei kam es so recht zum Vorschein, wie mannigfaltig sie waren und- allgemein gesehen wurden – wie traurig.

Die Friedewalder und Stemmer Liste hat der damalige Pastor Rauschenbusch ausgefüllt, Sie sind also nicht so aus den persönlichen Nöten der Lehrer heraus geschrieben wie in manchen anderen Gemeinden, wo dann über Mettwürste, baufällige Wohnungen, überfüllte Klassen manchmal ausführlich geklagt wurde. Trotzdem will in den Fragebogen in Frage und Antwort wörtlich hierher setzen, weil schon manche Frage Bände spricht.

Name der Schule: Friedewalde

Kontributionsnummer, die dazu gehört:

  1. In Friedewalde sind 78 Konstributionsnummern
  2. Aus der Bauerschaft Südfelde, das Dorf Wegholm, welches folgende Nummern hat: 11, 12, 26, 27, 31, 33, 34, 36, 39, 40, 41.
  3. Gehören noch dahin in die Schule 24 Neubauer aus Haus Himmelreich und Haus Atlenburgischen Grund und Boden.

Zahl der Schulkinder und wie viel Schulgeld für jedes Kind jährlich gezahlt wird: Die Schule ist stark – 130 Kinder. Vorher hatte jedes Kind 27 mgr. gegeben und nach der neuen Verordnung ist das Schulgeld 1 Rthl. (Reichtaler). Aus der Armenkasse werden 18 mgr. gegeben, das Fehlende müssen die Angehörigen dazulegen. Ist aber der Fall, dass sie gar nicht haben, so zahlet der Armenstock die ganze summa.

Ob sich das Schulgebäude in einem Zustand befindet oder nicht: Die Schulstube ist der jetzigen Zahl der Schulkinder gar nicht angemessen und kann sie nicht fassen, wie beykommender Bericht nachweiset.

Beschaffenheit der Schulstube, besonders wie viel Fuß hoch sie habe, wie viel Fuß sie lang und wie viel breit sie sey: Die Schulstube hat in Höhe 7 Fuß (2,60 m), in der Länge 14 (5,20 m) und in der Breite 21 Fuß (7,80 m)“ … Das sind 40 qm und 104 cbm Luftraum!!

„Bisherige Observantz wegen des Heitzens der Schulstube: Der Schullehrer bekommt so viel Feuerung von der Gemeinde als er nöthig hat sowohl zur Feuerung der Schulstube als auch seiner ganzen Haushaltung. Das Heitzen der Schulstube muss er selber thun.“

Darunter geschrieben ist in anderer, sehr wenig lesbarer Schrift noch ein langer Zusatz, woraus hervorgeht, dass er 10 Fuder Plaggen bekommt. Davon behielt er für sich, was für die Heizung des Schulzimmers nicht gebraut würde. (Das scheint aber nicht viel gewesen zu sein. Die Theorie des Herrn Pastors war da wohl besser als die Praxis des Lehrers).

„Ob der Schullehrer in dem Schulgebäude wohne und ob er eine Nebenstube für sich und seine Familie habe: Der Schullehrer wohnt im Schulgebäude und hat für sich und seine Familie eine Nebenstube.

Was der Schullehrer an Accidentien bey einer Copulation, bey einer Taufe, bey einer Leiche erhalte, wie hoch sich das jährlich belaufe: Die accidentien sind bey einer Copulation 6 mgr., bey einer Taufe 3 mgr., Leiche aus Friedewalde 6 mgr., aus Stemmer 9 mgr. In der Summa ziemlich 15 Rthl.“ (Zusammen mit den abgelieferten und selbst erwirtschafteten Naturalien und mit dem gelieferten Brennmaterial konnte die Gesamtsumme der Einkünfte von 200 Talern wohl kaum erreicht werden).

Rauschenbusch fügte noch eine Anlage bei: „Bericht von der Verbesserung und Vergrößerung der Schulstube all hier in Friedewalde im Schul- und Küsterhause“. Er sagte darin: die Schulstube könnte höchstens 80 Kinder fassen und auch diese hätten nicht den nötigen Raum, „wenn sich unter ihnen viele vorfinden, die Schreiben lernen wollten“. (Also wollten wohl nicht alle schreiben lernen! Aber was denn! Rechnen kam doch erst in zweiter Linie. Also wohl nur den Catechismum? Die Lesefähigkeit blieb gering.) Die Kinder säßen oder ständen sehr eng! Es sei ein Vorschlag zu einem Anbau gemacht, aber das würde doch nur Flickwerk bleiben, denn das Schulhaus läge so, dass bei dunklen Tagen nicht ausreichend Licht herankommen könnte. „Das ganze Haus liegt auch ohnehin niedrig in der Erde in Moder und Sumpf.“ Rauschenbusch schlug deshalb einen Neubau vor. Das war nun in Friedewalde die große Frage: Pastoren- und Kantorhaus waren beide unzulänglich. Was sollte unternommen werden, dass die beste Lösung mit möglichst  geringen Mitteln erzielt wurde?

Bisher hatten beide Häuser und noch ein Backhaus dazu auf dem Raum zwischen den beiden Wegen gelegen. (Zum Verständnis der Situation: Die Größe des damaligen Kirchhofes ist an der erwähnten Steineinfassung und den erhalten Grabsteinen ziemlich gut zu erkennen. Für Pfarrer- und Lehrerhaus und deren Gärten blieb nur die Fläche östlich davon, einschließlich die Fläche des Kriegerdenkmals). Zu jedem Haus gehörte ein kleiner Garten. Dann war da noch die Rede vom hinter dem Pfarrgarten liegenden Dreieck Gemeindeland und der Weg ist auch so breit, dass man davon einen Teil abnehmen wollte zur Erweiterung des Gartens. Es waren also sehr enge Verhältnisse.

Man beratschlagte nun  wieder hin und her (wobei wieder Unterschriften gesammelt wurden und wieder ähnlich viel Kreuze auftraten), ob man nicht das alte Küsterhaus abreißen, dessen Platz mit zum Kirchhof nehmen, das alte Pfarrhaus zum Küsterhaus umbauen und für den Pfarrer ein neues Haus bauen sollte. Geschehen musste etwas: die Häuser waren alt, natürlich sowieso Strohdächer, denen es schon im Jahre 1748 so übel ergangen war, dass es in einem Bericht heißt: durch den Sturm sind „Pfarr- und Schuldächer solchergestalt zerrissen, das man durch den darauf erfolgten Regen sich in beyden Häusern nicht hat trocken setzen können, welches aber durch das aus der Gemeinde gesammelte Stroh wieder verbessert worden.“

Zwei neue Häuser zu bauen, kann die arme Gemeinde Friedewalde nicht leisten, man geht also – was das Pfarrhaus betrifft – auf den Vorschlag ein, die „Alteburg“ von dem Geheimrat von Bessel, der nur 575 Rthl. Dafür fordert, zu kaufen.

Die endgültigen Beschlüsse über das Kantorhaus lassen sich aus den Akten nicht mehr ersehen. Aber das nachfolgende stand ja auf dem Platz der früheren beiden Häuser. Der geschnitzte Torbogen meldete, dass er 1804 erbaut sei. Ob es damals ganz neu gebaut war oder vielleicht ein durchgreifender Umbau des alten Pfarrhauses? Für letzteres scheint mir zweierlei zu sprechen:

  1. Dass zu seiner Zeit der Giebel so morsch war und
  2. Ist einmal von einem Ausbau des Pfarrkellers die Rede, wobei man die Steine von der Mauer der Altenburg nehmen wolle. Danach sah unser Keller wohl aus! Aber das ist schließlich gleichgültig und ich will mich nicht in Mutmaßungen verlieren.

Was ich wollte, war lediglich, das bunte, bewegte Bild, dass die Akten für ein Jahrhundert Friedewalder Schulgeschichte bieten, festzuhalten.

Zu dem allgemeinen Interesse an dem kulturgeschichtlichen Bilde aus dem Wege eines Standes und eines kleinen Dorfes kam in diesem Falle das Persönliche, das unsere Familie mit dem Lehrerberuf und dem Dorf Friedewalde verbindet.

Ein Jahrhundert im alten Kantorhaus

Von Wilfriede Bröer

1807 wurde auf der Stelle des alten Küsterhauses ein neues gebaut, natürlich mit Schulstube, Wohnung und Stall. Da es erst 1965 abgerissen wurde, habe es die älteren Friedewalder noch in Erinnerung. Das alte Schul- und Kantorhaus war baufällig geworden.

Kirchplatz mit dem alten Kantorhaus und Konfirmandensaal

1807 war Anton Deerberg schon Lehrer und Kantor im Dorfe und er blieb es noch 24 Jahre. In seiner Zeit haben die Friedewalder Kinder echt lernen müssen. Nachher gab es nie mehr die besagten drei Kreuze für die Unterschrift und was die Leute damals geschrieben haben, war schon gut zu lesen.

Man muss auch feststellen, dass sich zu Anfang des 19. Jahrhundert in den Schulen allgemein etwas bewegte. 1819 verfasste das Mindener Stift Richtlinien für die Lehrqualität, den Unterricht und die Schulaufsicht.

1831 wurde in Petershagen ein Lehrerseminar gegründet, auf dem die meisten aller hiesigen Schulmeister ausgebildet worden sind.

Über das neue Schulhaus mögen sich die Leute im Dorf wohl gefreut haben. Dass es aber schon viel zu eng werden würde, hatte man nicht bedacht. Die Zahl der Schüler stieg bald über 200.

Natürlich konnte der Klassenraum die Schüler nicht auf einmal fassen. Stundenpläne aus jener Zeit liegen nicht mehr vor. Üblich waren vier Stunden morgens für die „Großen“ und drei Stunden für die „Kleinen“. Es war schon eine Strapaze, so viele Schüler zu unterrichten und daneben noch für das Amt des Kantors und Organisten zu versehen.

Dort, wo heute die Kastanien vor dem Altenheim stehen, war damals Möllers Scheune. In diesem 25 m langen Gebäude hatte deshalb die Gemeinde einen Schulraum eingerichtet. Es sollte eine Notlösung sein. Sie blieb es aber, bis alle Kinder in die Schule gehen konnten, die um die Jahrhundertwende gebaut wurde. Wegen der Länge der Scheune nannte man es treffend den „langen Jammer“.

1831 starb A.F. Deerberg. Sein Nachfolger war schon 1830 an der Schule. In den letzten Jahren von Deerbergs Amtszeit haben ihm Gehilfen zur Seite gestanden:

  1. Althoff (später Regierungssekretär in Münster).
  2. Müller (später Kantor in Rödinghausen)
  3. Muermann (später Kantor in Herford, Stift Berg)

1832 entstand unter der Leitung des Pastors von Cöelln mit tatkräftiger Hilfe des Kantors Muermann und seines Hilfslehrers Sellmann eine Präparanden-Anstalt, eine Vorbereitungsschule für begabte Volksschüler. Nach ein oder zwei Jahren machten sie dann ihre Aufnahmeprüfung am Lehrerseminar in Petershagen.

Eigentlich waren die Voraussetzungen, was Schulhaus, Lehrmittel und Quartiere anbetraf, in Friedewalde kaum gegeben. Auber die drei Männer machten sich mutig ans Werk. Die ersten Präparanden wurden bei Vinke Nr. 52, bei Sohlen in der Bartlinge und bei Schmedts „Hinterm Felde“ aufgenommen. Danach fanden sich noch neun weitere Unterkünfte, sodass das Problem gelöst war. Als 1853 am Seminar in Petershagen eine Präparanden-Anstalt eingerichtet wurden, bedeutete das leider auch das Aus für Friedewalde.

Nach Martin Stieghorst war Jungcurt ein paar Jahre in dieser Kantorstelle, danach Lehrer Röckemann aus Kutenhausen. Letzterer blieb aber nur ein Jahr. Viel länger blieb Kantor Heinrich Laag und das war ein Segen für Friedewalde nach den häuf9igen, kurzen Folgen. Er brachte so einiges wieder auf den Weg. Er führte wieder eine Chronik, war so etwas wie eine Dorfpost und auch sie die erste Sparkasse.

1871 war Laag der erste Poststelleninhaber, zweiter Stellenhaber war Wischmeyer, bei dem sich auch die Poststube befand. Der Kantor begann auch mit den ersten Geldgeschäften.

Inzwischen hatte sich das mit dem Verdienst der Lehrer geändert- Während jeder Schüler früher als Bezahlung des Lehrers Schulgeld bezahlen musste, bestand später Schulgelfreiheit. Die Lehrer bezogen ein von der Regierung festgesetzten Gehalt, 1867 betrug es 1050 Mark. Jeder Lehrer hatte dazu eine Wohnung, einen Garten und ein Stück Ackerland, was dann mit der Gemeinde verrechnet wurde.

In diesem Punkte war Friedwalde gegenüber den anderen Orten, so der Chronist, „sehr im Nachteil“. Ob das etwas mit dem häufigen Wechsel zu tun hatte?

Die königliche Regierung war schon lange darauf bedacht, dass die Gemeinde eine zweite Lehrstelle fest einrichtet und ein Grundstück für eine neue Schule ankaufte. Ersteres wurde dann am 12. April 1880 in die Tat umgesetzt.

Schulinspektor Jenetzki führte Gottlieb Preis aus Marbug in die zweite Lehrerstelle ein. Damit war die Schule endgültig mehrklassig. Aber Preis ließ sich schon nach drei Jahren nach Unterlübbe versetzen. Im folgte in zweiter Lehrer Dedeke, der aber schon nach einem Jahr wieder ging. Danach kam Heinrich Boeckmann aus Camen. Es war also ein Kommen  und Gehen.

Nur ein blieb: Kantor Heinrich Laaf! 1886 konnte er hier sein einzigaktiges Amtsjubiläum feiner. Das auch für unser Dorf ein schönes großes Ereignis.

In der Feierstunde wurde ihm für seine Verdienste von Seiner Majestät dem König, der „Adler, der Inhaber des Königlichen Haus-Ordens von Hohenzollern“ durch den Kreisschulinspektor Jenetzki verliehen. Ein Jahr später schied Kantor Laag auf eigenen Wunsch aus dem Schuldienst aus. Seinen Lebensabend verbrachte er in Minden. Auf seinem Grabmal des Mindener Südfriedhofs steht: Heinrich Laag, weiland Cantor und Lehrer zu Friedewalde.

Sein Nachfolger Kropp aus Heimsen wirkte hier nur zwei Jahre von 1887 bis 1889. Er starb hier an Halskrebs. In Folge waren hier noch zweite Lehrer tätig: Schwier, Muermann, Wegener, Brinkmann, Düker und Kraatz.

Am 1. Oktober 1889 wurde Karl Bach als Kantor, Küster und Organist eingeführt. Im stand der Schulneubau bevor, eine große Aufgabe!

Im 19. Jahrhundert war die Schulgeschichte recht ereignisreich. Es gab ruhige und bewegte Zeiten. Aber eins sollte man festhalten: Wenn auch die Umstände aufgrund des fehlenden Geldes in der Gemeinde nicht besonders gut waren, wer hier durch die Schule ging – ob Schüler, Präparand oder Hilfslehrer, – hatte viel gelernt und konnte im Leben bestehen oder machte sogar Karriere.

Quelle:

Chronik der Gemeinde Friedewalde 1818- 1867

Protokollbuch der Gemeinverordneten zu Friedewalde 1843 – 1891

Einrichtung einer Spinnschule zu Friedewalde 1844 – 1951