Dem Colon Bredemeier Nr. 114 zu Friedewalde, Kreis Minden, wird hiermit die nachgesuchte landespolizeiliche Erlaubnis erteilt, auf seiner Flur 17, Parzelle 51 der Kastral-Gemeinde Friedewalde nach Maßgabe des vorgelegten Situationsplanes eine holländische Windmühle mit drei Mahlgängen, nämlich Roggen-, Weizen-und Graupengang, zu betreiben und unter Beachtung aller dafür einschlagenden polizeilichen und sonstigen Verordnungen wegen der Gewerbesteuer, in Betrieb zu nehmen.
So lautete die Konzession durch die königliche Regierung in Minden, die der „Müller und Bauer“ Bredemeier Nr. 114 (heute Auf den Höfen 8) am 17. Juli 1861 erhielt.
Voraus gegangen war im Jahre 1849 die Aufteilung der Allgemeinheit (Mindener Wald). Dadurch erhielt die Bauernschaft Wegholm einen Generalanteil von gut 124 Morgen. Dieses auf dem Schierenbeuken gelegene, noch urbar zu machende Land, wurde unter den 12 Wegholmer Höfen aufgeteilt. Auch durch Zukauf von ca. 150 Morgen „Heid- und Weidland“ im Zuge der Allgemeinteilung hatten sich die Höfe Wegholms zum Teil erheblich vergrößert. Um ca. 1860 lässt der damalige Besitzer des „Diershofes“, des ältesten (erste urkundliche Erwähnung 1560) und zu der Zeit einer der größten Höfe in Wegholm, den oben genannte Colon Bredemeier, eine holländische Windmühle westlich seines Hofes erbauen.
Die Stelle westlich des Hofes, an der die Windmühle stand, stellte sich aber als ungünstiger Standort heraus. Daher wurde sie weiter weg, südöstlich vom Hause auf der Höhe einer Bodenschwelle, neu erbaut und wo sie heute noch steht. Das Bauholz wurde dem eigenen Wald entnommen. Anfangs hatte die Mühle noch keine Windrose; diese bekam sie erst zwischen 1890 und 1900. Auch ein Fachwerkhaus aus Porta wurde um diese Zeit als Müllerhaus angebaut. Bis zum Jahre 1927 wohnte darin Bredemeier, (Diers Möller), der im Lohn die Mühle „Diershof“ betrieb.
Damals konnte man bei guter Fernsicht aus dem Kipp heraus weitere 28 Windmühlen in der Umgegend zählen sowie das Steinhuder Meer, die Rehburger Berge und auch den Turm der Marienkirche in Minden sehen.
Bei Todesfällen in Wegholm wurde beim Herannahen des Trauerzuges (es wurde ja noch vom Trauerhaus aus beerdigt), etwa wenn er bei Davids Garten zu sehen war, die Windmühle in Trauerstellung gebracht. Sie wurde meistens von den Kindern so angehalten, daß die Flügel ein leicht schräg gestelltes Kreuz bildeten. Bei einem Trauerfall auf Diers Hof wurde bis zur Beerdigung nicht gemahlen. Die Mühle stand danach sogar noch 6 Wochen in Trauerstellung, wenn nicht gemahlen wurde.
Anno 1927 kaufte der Müller Fullriede aus Huddestorf die Mühle mitsamt dem Müllerhaus. Schon bald erhielt die Mühle einen Elektromotor und mit Wind wurde nur noch zur Aushilfe gemahlen. Neben der Mühle wurde noch eine kleine Landwirtschaft betrieben. Im Jahr 1950 zerbrach ein gewaltiger Sturm die Flügel der Mühle, die daraufhin nicht wieder angebracht wurden. Wie ein ruinenhafter Rundturm stand der Mühlenrumpf dann fast 40 Jahre da. Mühlenbetrieb und Landwirtschaft gingen aber weiter und so wurde 1959 ein neues Müllerhaus gebaut.
Im Jahre 1980 wurde noch ein ca. 200 Jahre altes Backhaus gekauft und neben der Mühle mitsamt Backofen wieder aufgebaut. In diesem Backofen wurde noch viele Jahre, bis ins neue Jahrtausend hinein, leckerer Kuchen gebacken.
1980 wurde die Mühle unter Denkmalschutz gestellt, 1990 renoviert, und der ursprüngliche Zustand mit Wall, Flügeln und neuer Haube wieder hergestellt.
“So ist’s immer, wie ich finde”, rief der Müller voller Zorn. “Ist das Korn da, fehlt’s am Winde, wenn der Wind weht, fehlt das Korn.”
Heute befindet sich die Wegholmer Mühle in Privatbesitz.
Quelle: Friedewalder Heimatblätter, Juli 2002