Zurück in Friedewalde: Claudia Heiden, die den New-York-City-Marathon gemeinsam mit mehr als 50.000 Teilnehmern und in einer Zeit von 4:35,23 Stunden gelaufen ist. Foto: Jürgen Krüger

New York/Friedewalde. Udo Jürgens besingt in seinem Lied „Ich war noch niemals in New York“ die Sehnsucht, dem kleinbürgerlichen Leben zu entfliehen und nach New York zu reisen. Claudia Heiden hat diese Sehnsucht überwunden. Die 48-jährige Friedewalderin ist nämlich nach New York gereist, um dort einen Marathon (42,195 Kilometer) zu laufen. Dabei sei es gar nicht Sehnsucht gewesen, sondern nur die irre Idee ihrer Freundin Karolin Busch. Der 42-jährige Hamburgerin kommt es im Sommer 2022 in den Sinn, den legendären Marathon in New York zu laufen. „Da habe ich spontan gesagt: dann komme ich mit“, sagt Claudia Heiden. „Alleine hätte ich das nicht gemacht.“ Kennen gelernt haben sich die beiden beim Hannover-Marathon vor fünf Jahren (2018).

Buchung ein Jahr im Voraus

Die Recherche ergibt, dass es nicht so einfach ist, am New-York-City-Marathon, wie die weltweit größte Laufveranstaltung offiziell heißt, teilzunehmen. Für Amateursportler bleibt im Grunde nur die Buchung über einen internationalen Reiseveranstalter, der sogenannte „Marathon-Pakete“ vertreibt. Claudia Heiden und Karolin Busch entscheiden sich für Interair-Sportreisen und buchen im November 2022, inklusive Hotel „Romers Hells Kitchen„, Bootstour auf dem Hudson-River und geführter Busrundfahrt durch den „Big Apple“. Flug ab Hamburg über London nach New York und Transfer zum Hotel buchen sie extra. Hinflug ist Mittwoch, 1. November 2023, Rückflug am Montag, 6. November 2023. Den Marathon laufen sie am Sonntag, 5. November 2023.

Kurz nach dem Start: Claudia Heiden (links) und Karolin Busch auf der Verrazzano-Narrows Bridge in Staten Island. Foto: Karolin Busch

Begleitet von Polizisten mit Maschinenpistolen

Bereits die Anreise zum Start in Staten Island, mit der Fähre frühmorgens um 7.15 Uhr von der Südspitze Manhattans aus, vorbei an der Freiheitsstatue, ist ein Highlight. Doch nicht nur das. „Wir sind von Booten der Küstenwache begleitet worden, darauf Polizisten mit Maschinenpistolen“, sagt Claudia Heiden. Am Pier in Staten Island angekommen, bringen Busse die Sportler zum Startzentrum in einer Kaserne. Bei aller theoretischen Vorbereitung lässt sich nur erahnen, welch ein organisatorischer Aufwand hinter diese Veranstaltung steht. „Das ist gigantisch“, schwärmt Claudia Heiden. In diesem Jahr 2023 bringen 51.402 Läuferinnen und Läufer den New-York-Marathon zu Ende (Finisher), darunter Karolin Busch (Altersklasse W42) in 4:31,57 Stunden auf Platz 25.361 und Claudia Heiden (Altersklasse W48) in 4:35,23 Stunden auf Platz 26.508.

Beim Start fließen erste Tränen

Es gibt drei farblich sortierte Startgruppen, wobei die erste den Top-Läufern gehört. Claudia Heiden und Karolin Busch sind der zweiten Startgruppe (10.20 Uhr) zugeordnet. Auf die Strecke geht es mit großem Brimborium mit amerikanischer Nationalhymne und dem Song „New York, New York“ von Frank Sinatra. Und die erste Hürde steht sogleich bevor: die Verrazano-Narrows Bridge – eine zwei Kilometer lange, zweistöckige Hängebrücke, die die New Yorker Stadtteile Staten Island und Brooklyn über die Meerenge „The Narrows“ miteinander verbindet. „Der Start über die Brücke war emotional, da habe ich geweint“, gibt Claudia Heiden zu. Doch danach muss sie sich auf den sportlichen Teil konzentrieren, denn der New-York-Marathon ist anspruchsvoll. Die Strecke durch die fünf Stadtteile Staten Island, Brooklyn, Queens, The Bronx und Manhattan ist hügelig. Insbesondere die Anstiege der fünf zu überquerenden Brücken sind nicht zu unterschätzen. „Für Bestzeiten ist der New-York-Marathon jedenfalls nicht geeignet“, scherzt Claudia Heiden. Die Laufstrecke gibt es als Video auf Youtube zu sehen.

Mehr als zwei Millionen Zuschauer

Doch das hatte sie auch nicht vor. „Für mich war das ein bisschen wie ein Sightseeing-Lauf“, sagt Claudia Heiden. Auf der anderen Seite ist sie sportlich ehrgeizig. Die ersten 30 Kilometer läuft sie Seite an Seite mit Karolin Busch, dann bleibt sie hinter ihrer Freundin zurück. Unterwegs saugt sie Eindrücke auf, die sie nie wieder vergessen wird. Mehr als zwei Millionen Zuschauer säumen die Strecke. Es spielen Bands und Musikkapellen. Eurosport überträgt live, und fängt auch die laufende Friedewalderin kurz ein. Ab Kilometer 26 folgt eine sechs Kilometer lange Gerade auf der First Avenue in Richtung Norden durch Manhattan in den Stadtteil The Bronx. „Du kannst nur geradeaus gucken und siehst alles voller Leute, Läufer und Zuschauer, alles ist voll. Das kann ich gar nicht beschreiben“, sagt sie. „Laufen konnte man aber gut, jeder hatte seinen Tanzbereich.“

Keine Cola im Land von Coca-Cola und Weihnachtsmann

Nach der Kehrtwende in der Bronx geht es zurück, Richtung Süden. Ein läuferischer Tiefpunkt, denn jetzt muss sie die ganze Strecke wieder zurück. Aber, es geht durch den Central-Park. „Da kamen uns die Zuschauer immer näher, weil es dort keine Absperrungen gab. Das war teilweise abenteuerlich“, beschreibt sie die Situation. Die sieben letzten Kilometer bis ins Ziel redet sie sich gedanklich in Meilen schön. „Das sind dann nur vier, das hört sich einfacher an.“ Im Ziel im Central-Park angekommen ist Claudia Heiden glücklich und enttäuscht zugleich. Glücklich, weil sie den New-York-Marathon in einer ordentlichen Zeit geschafft hat. Enttäuscht, weil sie sich eine Cola gewünscht hätte. Doch auch im Ziel gibt es, wie unterwegs, nur Wasser und Gatorade. Ein isotonisches Getränk, das Claudia Heiden nicht ausstehen kann. „Eine einfache, ordinäre Coca Cola – die hat mir wirklich gefehlt. Das kenne ich von den Marathonläufen hierzulande anders, da gibt es ab Kilometer 30 meistens auch Cola“, sagt Claudia Heiden, die zur Vorbereitung im Juni 2023 in Stockholm und im Oktober 2023 in Köln einen Marathon gelaufen ist.

Im Ziel angekommen: Claudia Heiden im Central-Park.

Das Startgeld beträgt 560 Euro

Jetzt sind Karolin Busch und Claudia Heiden zurück, im Gepäck wunderschöne Erlebnisse und Erfahrungen, die ihnen niemanden mehr nimmt. So sehr sie auch von der Reise fasziniert ist, so gerne ist Claudia Heiden aber auch wieder in Friedewalde. Den New-York-Marathon werde sie nicht noch einmal laufen, allein schon aus finanziellen Gründen. Das Startgeld beträgt 560 Euro, zuzüglich Reisekosten. „So etwas macht man ja auch nicht jedes Jahr, sondern vielleicht nur einmal im Leben“, sagt Claudia Heiden, die von sich aber sagen kann: „Ich habe es getan.“ London könnte sie sich vorstellen, denn mit Berlin und New York hat sie bereits zwei Sterne der sogenannten „World-Marathon-Majors“ gesammelt. Dahinter verbergen sich die sechs größten Marathonläufe der Welt: Boston, New York, Chicago, Tokio, London und Berlin.

Da ist das Ding: Die Medaille, fotografiert von Claudia Heiden am New Yorker Times Square.

Alles beginnt mit einem Anfängerkurs

Claudia Heiden macht 2003 beim zweiten Anfängerkurs des TuS Freya Friedewalde unter der Leitung von Uwe Bergner und Lisa Niedringhaus mit und ist fasziniert. 2009 läuft sie ihren ersten Marathon (Porta), der in New York war ihr fünfzehnter. Sie ist lizenzierte Laufinstruktorin, leitet den Lauftreff des TuS Freya Friedewalde und organisiert den Friedewalder Mühlenlauf.

Ein Gedanke zu „Ein Erlebnis, das sie nie wieder vergisst“
  1. Cool, Glückwunsch und ein wirklich toller Bericht… hätte fast meine Laufschuhe aus dem Regal geholt

    Begeisterung setzt Kräfte frei. Richtig gut

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