Zum Tod von Friedrich Borgmann

Ein Optimist: Der Friedewalder Friedrich Borgmann, der am 6. März 2023 im Alter von 79 Jahren gestorben ist. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Friedrich Borgmann war ein Mensch, der für etwas stand. Er war nicht mit allem einverstanden, aber grundsätzlich wollte er stets positiv etwas bewegen. Sich beschweren, sich beklagen oder gar anklagen gehörte nicht zu seinem Wesen. Ein Optimist, freundlich, charmant und kommunikativ. Seine hervorragenden Kontakte zur Minden-Lübbecker Handballszene nutzte Friedrich Borgmann auch für seinen Verein, den TuS Freya Friedewalde, den er von 1975 bis 1984 als 1. Vorsitzender führte. Es ist wahrscheinlich, dass der 1943 geborene Friedrich Borgmann seine positiven Eigenschaften auch dem Sport zu verdanken hat, denn er ist der erfolgreichste Friedewalder Handballspieler aller Zeiten. Sportlicher Erfolg ist ohne Selbstvertrauen und Optimismus nicht möglich. Im März 2023 ist Friedrich Borgmann im Alter von 79 Jahren gestorben.

Schnell auf Linksaußen: Friedrich Borgmann (mit Ball), hier bei einem Feldhandballspiel im Trikot von Grün-Weiß Dankersen. Foto: Siegfried Nolte

Deutscher Meister und Europapokalsieger im Feldhandball

Der gelernte Schneider wechselte als 21-Jähriger (im Jahr 1964) von Friedewalde zu Grün-Weiß Dankersen. Der Verein holte in den Jahren 1962 bis 1979 insgesamt 19 Titel oder Vizetitel. GWD ist unter anderem dreimaliger Deutscher Meister im Feldhandball (1967, 1970, 1971), zweimal Deutscher Meister im Hallenhandball (1971, 1977) und dreimaliger IHF-Europapokalsieger im Feldhandball (1968, 1969, 1970). Linksaußen Friedrich Borgmann spielte bis 1969 in Dankersen. Er holte im September 1967 mit GWD den ersten deutschen Meistertitel im Feldhandball (19:16 gegen Großwallstadt vor 22.000 Zuschauern in Offenbach, zwei Tore von Friedrich Borgmann) und gewann am 2. Juni 1968 in Linz den Europapokal. Zur der erfolgreichen Dankerser Mannschaft gehörten damals Spieler wie Helmut Meisolle, Herbert Lübking, Friedrich Spannuth, Manfred Horstkötter, Erwin Heuer oder Otto Weng. Als Anerkennung spendierte der damalige Melitta-Chef Horst Benz der Mannschaft eine Reise zu den Olympischen Spielen nach Mexiko. Dort wurden Friedrich Borgmann und seine Mannschaftskollegen am Freitag, 18. Oktober 1968, Zeitzeuge des Fabel-Weltrekordes von Bob Beamon, der im Weitsprung mit 8,90 Meter in eine neue Dimension vorstieß. Er verbesserte die alte Bestmarke um 55 Zentimeter. “Wir saßen nur zwanzig Meter davon entfernt”, hat Friedrich Borgmann einmal erzählt.

So sehen Sieger aus: Die Mannschaft von Grün-Weiß Dankersen nach ihrem ersten Deutschen Meistertitel 1967. Friedrich Borgmann steht auf dem Balkon am Kaiserhof in Barkhausen und ist zu sehen über den beiden Buchstaben “en” im Wort “Minden”. Foto: Siegfried Nolte

Er holte Herbert Lübking und Arnhold Kresse als Trainer nach Friedewalde

Friedrich Borgmann holte die Nationalspieler Herbert Lübking, der seinerzeit als bester Feldhandballer der Welt galt, und Arnhold Kresse (Bruder der Friedewalderin Anneliese Westermann, die den Frauenhandball in der Region nach dem Krieg gemeinsam mit Grete Riechmann aufgebaut hat), als Trainer zum TuS Freya Friedewalde. Unter Herbert Lübking stiegen die Friedewalder 1967 in die Feldhandball-Bezirksliga auf. Bis 1966 trug der TuS Freya seine Heimspiele auf dem Sportplatz an der Sandkuhle (heute Möllers Kamp) aus, ab 1967 auf dem neu angelegten Sportplatz an der Grundschule. Friedrich Borgmann kehrte 1969 zu seinem Stammverein zurück und stieg 1972 in die Feldhandball-Verbandslig auf. Mitspieler damals waren zum Beispiel Robert Zwiener, Klaus-Dieter Behrmann, Wolfgang Ott, Günter Duda, Dieter Schulze oder Harald Wagner.

Bye, bye: Hier besteigt die Dankerser Handballmannschaft am Samstag, 12. Oktober 1968, auf dem Flughafen in Frankfurt den Flieger, der sie zunächst nach Paris und dann über New York nach Mexiko City zu den Olympischen Spielen bringen wird. Friedrich Borgmann ist der Vierte von links. Foto: Siegfried Nolte

Brückenbauer für die Gründung der HSG Stemmer /Friedewalde

Gemeinsam mit dem damaligen Vorsitzenden Wilfried Möhring bereitete Friedrich Borgmann zunächst die Gründung der Jugendspielgemeinschaft der beiden benachbarten Sportvereine TuS Freya Friedewalde und TV Stemmer vor (1989), die später zur Gründung der kompletten Handballspielgemeinschaft (HSG) Stemmer/Friedewalde (1994) führte (heute HSV Minden-Nord). Friedrich Borgmanns Anteil als Brückenbauer ist dabei unübersehbar. Im Jahr 2003 zog er sich aus der aktiven Vorstandsarbeit zurück, wirkte aber bis zuletzt als Vereinsrepräsentant. “Friedrich hat mir jedes Jahr zum Geburtstag eine Flasche Rotwein gebracht”, sagte zum Beispiel der 83-jährige Helmut Seifert bei der Trauerfeier am Freitag, 10. März 2023, in Friedewalde. Unter den Trauergästen waren auch die alten Weggefährten aus vergangenen Handballtagen: Herbert Lübking, Friedrich Spannuth oder auch der ehemalige Bundestrainer Horst “Hotti” Bredemeier (GWD). Ein schönes Beispiel, wie der Handballsport Freundschaften hervorbringt, die ein ganzes Leben lang halten.

Bewegende Trauerfeier mit Familie und den alten Kameraden

Die Friedhofskapelle in Friedewalde war voll besetzt. Pfarrer Thomas Salberg hielt eine bewegende, in Teilen sogar amüsante Trauerrede. Dann nämlich, als er sagte, dass Friedrich Borgmann seinerzeit wohl nicht nur Interesse an den handballerischen Fähigkeiten seiner späteren Ehefrau Christa gehabt habe. Das Ehepaar durfte die Goldene Hochzeit feiern, für die Diamantene hat es nicht mehr gereicht. Friedrich Borgmann hat Schneider gelernt, bekam deshalb auch den Spitznamen “Schnieder”. Seine Eltern Fritz und Minna betrieben in Friedewalde neben der Schneiderei auch eine Gaststätte Borgmann oder “Schnieders Fritz”. Friedrich Borgmanns Ehefrau Christa führte die Gaststätte, die seinerzeit zum dörflichen Mittelpunkt gehörte, mit – bis zum Verkauf 1990 an Evi und Wilhelm Schweitzer. Heute gehört das Anwesen Natalia und Eugen Frank.

Friedrich Borgmann erlernte schon früh einen zweiten Beruf, den des Bürokaufmanns. Er arbeitete viele Jahre bei der Rodenberg AG (Haustüren) in Holtrup in der Buchhaltung. Seinen Ruhestand gestaltete der Vater zweier Söhne (Stefan und Björn) aktiv. Beim Friedewalder Autohaus Meier arbeitete er bis zuletzt stundenweise als Kurierfahrer. Und mit seinen vier Enkeltöchtern verreiste der Großvater gerne, am liebsten nach Grömitz.

Mit Friedrich Borgmann verliert der TuS Freya Friedewalde seine wohl prägendste Persönlichkeit. Seine Familie trauert um den liebevollen Ehemann, Vater und Großvater. Und unser Dorf muss künftig ohne seinen optimistischen Bürger auskommen, der immer für etwas stand und stets positiv etwas bewegen wollte. Das Urnengrab von Friedrich Borgmann befindet sich auf der Grabstätte der Familie Borgmann auf dem alten Friedhof.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Film von der Rückkehr als Deutscher Feldhandballmeister 1967.
YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Film von der Rückkehr als Europapokalsieger 1968.