Grabstätten Neuer Friedhof

Polengräber

An den Rand gedrängt: Die Grabstätten zweier unbekannter polnischer Zwangsarbeiter. Foto: Jürgen Krüger

Am Rand vom Neuen Friedhof befinden sich die beiden Gräber. Die beiden Polen sind beide kurz vor Kriegsende 1945 verstorben. Leider lässt sich über die beiden Verstorbenen nichts mehr herausfinden. Früher haben sich die Zwangsarbeiter bei Franken (Friedewalder Str. 45) im Nebenhaus gesammelt und wurden dann zu den landwirtschaftlichen Anwesen gebraucht, um dort bei der Feldarbeit mitzuhelfen. Es wurde damals jede helfende Hand gebraucht, da die meisten Männer im Krieg oder verwundet waren. Nicht alle Zwangsarbeiter haben das überlebt, einige wurden krank.

Vielleicht handelt sich bei den beiden Polen um Zwangsarbeiter die an einer Krankheit gestorben sind? Aber das sind alles nur Vermutungen. Es war damals eine schwierige Zeit für die Menschen nach dem Krieg. Viele Menschen waren traumatisiert und haben nie wieder über diese Ereignisse gesprochen.

Ploschitzer

Die Grabstätte von Karolina Reindl, Vertriebene aus Ploschitz, und ihrem Ehemann Karl Reindl, der aus Ostdeutschland stammt. Foto: Jürgen Krüger

Ploschitz (Blauschütz) ist ein Dorf rund 50 Kilometer südlich von Belgrad (Serbien), direkt an der Donau gelegen. Mitte des 17. Jahrunderts (ab 1764) siedeln sich dort nach den Türkenkriegen auf Geheiß der österreichischen Kaiserin Maria Theresia Deutsche an. Man nennt sie “Donauschwaben”, weil sie Ploschitz mit drei Schiffen von Süddeutschland aus auf der Donau erreichen. Rund 200 Jahre leben hier Serben und Deutsche friedlich nebeneinander.

Am 6. April 1941 greift die deutsche Wehrmacht im sogenannten Balkanfeldzug des 2. Weltkrieges das Königreich Jugoslawien an und unterwirft es der nationalsozialistischen Herrschaft Adolf Hitlers. Hiltler zieht Deutsche zur Wehrmacht ein. Auch in Ploschitz. Aus einst friedlichen Nachbarn werden Feinde. Nach Ende des von Adolf Hitler begonnenen und verlorenen 2. Weltkrieges regieren ab 1944/45 in Jugoslawien die russische Armee sowie Titos Partisanen (kommunistische Befreiungsarmee), die die Deutschen aus Ploschitz vertreiben, entrechten, zur Zwangsarbeit verpflichten oder ermorden.

Alle arbeitsfähigen Deutschen werden entweder nach Russland verbracht oder ins Lager Rudolfsgnad (rund 70 Kilometer nord-östlich von Belgrad) deportiert. Von 1946 bis in die 1950er Jahre hinein werden sie dann nach und nach entlassen. Joseph Brausam, genannt “Joschka Vetter” war der erste Ploschitzer, der sich als Landarbeiter nach Friedewalde durchschlägt und dort bleibt. Er wohnte mit seiner Frau im ersten Haus links, wenn man von Stemmer nach Friedewalde fährt (bei Fossy), und arbeitete auf dem Hof Bredemeier Nummer 15 (Kneisen), heute Niedringhaus Agrar.

Da die Adresse des “Joschka Vetter” vielen Ploschitzern bekannt war, kommen bis 1956 rund 60 Vertriebene aus Ploschitz nach Friedewalde. Die meisten ziehen später nach Minden oder nach anderswo in Deutschland, ein Teil wandert nach Amerika aus, ein paar wenige bleiben in Friedewalde. Hier die Multimediareportage über Andreas Novak, der in der Nacht der Vertreibung 1945 zwölf Jahre alt war, und im Frühjahr 2018 im Alter von 85 Jahren mit Angehörigen nach Ploschitz zurückkehrte.

Grabstätte Speichert / Nowakowitsch: Juliane Nowakowitsch wurde aus Ploschitz vertrieben, nach Rußland verbracht, lebte und arbeitete später in Friedewalde auf dem Hof Lohmeier (Lavelsloher Straße). Foto: Jürgen Krüger

Das Grab von Joseph Brausam befindet sich auf dem Alten Friedhof.

Karolina Reindl wurde aus Ploschitz vertrieben und nach Russland deportiert. Gemeinsam mit Leni Schwefelbauer kam sie nach Friedewalde und heiratete den Grundschulhausmeister Karl Reindl (siehe Foto oben).

Grabstätte Speichert / Nowakowitsch: Susanne Speichert ist die Mutter von Teresia Rathke, geborene Speichert, die noch in Friedewalde lebt. Zelestin Speichert ist der Sohn von Susanne Speichert und der Bruder von Teresia Rathke. Sie alle waren acht Jahre lang im Lager Rudolfsgnad und zogen 1953 zunächst ins Kalletal. Teresia Rathke zog wenig zu ihrer Tante Juliane Nowakowitsch, der Schwester von Susanne Speichert, die von Rußland nach Friedewalde kam und beim Hof Lohmeier (Lavelsloher Straße) lebte und arbeitete.

Grabstätte Jakob und Barbara Nowak: Im Dorf bekannt ist vor allem Sohn Wilhelm, der viele Jahre lang mit dem Fahrrad als Zeitungsbote im Dorf unterwegs war. Er befindet sich heute im Ruhestand und lebt in einem gemeinsamen Haushalt mit der Familie seiner Schwester Helga Porth im elterlichen Haus in Friedewalde.

Grabstätte Familie Westermann: Hier liegt Leni Westermann, in Ploschitz geborene Schwefelbauer, begraben. Foto: Jürgen Krüger

Grabstätte Familie Westermann: Magdalene Westermann, die alle nur “Leni” nannten, wurde in Ploschitz als Leni Schwefelbauer geboren. Sie wurde von Ploschitz aus nach Russland deportiert, kam gemeinsam mit ihrer Cousine Karolina Reindl nach Friedewalde und heiratete Walter Westermann (Brandheide). Zur Familie gehören Sohn Walter Westermann (lebt in Rinteln) und Tochter Renate Brünn, die in Friedewalde lebt. Leni Westermann ist die Oma von Rawinder Meier. Sie starb im Jahr 1982 im Alter von 58 Jahren nach schwerer Krankheit.

Familie Frost

Bleibt noch bis 2026 erhalten: Die Grabstätte der Familie Frost. Foto: Jürgen Krüger

Gerhard Frost gründete nach Ende des 2. Weltkrieges in Friedewalde eine Firma. Vertrieben aus Selchohammer in Pommern (heute Kuznia Zelichowska in Polen) kam seine Familie (Mutter Frieda, Vater Waldemar, Ehefrau Käthe) zunächst auf der Hofststätte von Landwirt Christian Kruse unter. Zugewiesen wurde ihnen dann gegenüber die Schmiede Kleine, denn Gerhard Frost war, wie sein Vater auch, Schmiedemeister. Anfang der 1950er Jahre erreichtete er dann auf dem ehemaligen Ackerland von Christian Kruse die Produktionshallen von Frost Maschinenbau. Gerhard Frost starb im Jahr 1989 im Alter von 75 Jahren, seine Frau Käthe folgte ihm 1997. Die Eltern von Gerhard Frost starben 1966 (Mutter Frieda) und 1968 (Vater Waldemar). Das Unternehmen führten zunächst die beiden Söhne Peter und Jochen weiter, später Peter alleine. Heute ist Frost ein Dienstleister für den Maschinenbau mit 65 Mitarbeitern. Ein geringer Teil der Produktionshallen ist an JENZ.

Schulleiter Wilfried Bröer

Auf dem “Neuen Friedhof” findet sich das Grab von Wilfried Bröer (geboren 1929). Er war ab 1967 Rektor an der neuen Grundschule in Friedewalde (heute Kocks Diek) und leitete die Schule bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1994. Er starb 2022 im Alter von 92 Jahren.

Eine Gruft auf dem Friedhof Friedewalde

Quelle: Friedewalder Heimatblätter, Nr. 12, November 2005

Auf dem neuen Friedhof gibt es die Grabstätte Mohrhoff. Dort sind Angehörige der Familie Mohrhoff vom „Berliner Hof“ beerdigt. Der Hof liegt in der Kleiriehe und war später im Eigentum der Familie Schülke und jetzt der Familie Spönemann-Mummert.

Der Name „Berliner Hof“ war in Friedewalde und darüber hinaus im Mindener Land bekannt, weil sein Besitzer Heinrich Mohrhoff, Architekt und Baumeister, in Berlin wohnte. Seine Firma entwickelte sich in Berlin rasant, so dass er über genügend Geld verfügte. Der Motorsport begeistete ihn, dass er auch Autorennsport betrieb. Seine Motorsportbegeisterung führte ihn auch zu einem Autorennen nach Wiesbaden. Am 30. Mai 1935 verunglückte Heinrich Mohrhoff dabei schwer und verstarb am 31.05.1935. Am 2. Juni wurde er von Wiesbaden nach Friedewalde überführt. Am 4. Juni 1935 wurde er mit großem Gefolge in Friedewalde zu Grabe getragen. Er wurde in einer Gruft beigesetzt, der ersten und einzigen, die in Friedewalde auf dem neuen Friedhof existiert.

Autohaus Meier

Der Grundstein der heutigen Autohaus Meier GmbH & Co. KG, wurde durch die Eröffnung einer Schmiede 1887 von Wilhelm Meier in Petershagen-Friedewalde gelegt. Die Schmiede befand sich auf dem Platz der jetzigen Audi Halle. Dort wurden anfangs Pferde beschlagen, Landmaschinen und Fahrräder repariert.

Wilhelm Meier mit seiner Familie

Sohn Hermann lernte das Schmiedehandwerk bei seinem Vater und bestand 1928 mit Auszeichnung seine Ausbildung. Er erweiterte das Geschäft um den Handel mit Eisenwaren, einer Schlosserei und einer Fahrschule. Der Betrieb wuchs weiter, ein Einzelhandelsgeschäft für Haushaltswaren, Elektrogeräte, Spielzeug uvm. kamen dazu. Erstmals wurden auch Kraftfahrzeuge und Motorroller verkauft.

Hermann und Marie Meier führten die Geschäfte mehrere Jahrzehnte. Die Jüngste ihrer drei Töchter, Marianne unterstützte sie seit 1947 dabei. Zehn Jahre später stieg ihr Ehemann Bernhard Brehmer mit in das Unternehmen ein.

Nach dem Tod von Bernhard Brehmer im Jahre 1977 übernahm Marianne Brehmer, gemeinsam mit ihrer Tochter Annette die Geschäftsleitung.

Im Jahre 2022 übergab Anette Berane (4. Generation) die Geschäftsführung an ihre Tochter Hanni Marie Berane-Borm und Schwiegersohn Marcel Borm, mittlerweile 5. Generation.

Die Autohaus Meier GmbH & Co.KG wurde 2017 130 Jahre alt und ist Servicepartner für VW PKW, VW Nutzfahrzeuge, Audi, und Skoda.