Altes Spritzenhaus

Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Friedewalde

Quellen:
Buch Friedewalde, 675 Jahre in Gesichte und Geschichten
Festschriften der Feuerwehr zum 60. und 75. Jubiläum
Erzählungen von Anneliese Trölenberg

Wie alles begann…

Seit 1900 gab es von Staats wegen eine Pflichtfeuerwehr, der alle Männer von 18 bis 60 Jahren angehörten. Nur das funktionierte selten. Besser waren da, die sich bildenden „Freiwilligen Feuerwehren“. Sie waren geordnet und organisiert. Eine solche Wehr wurde 1925 bei einer Versammlung im Gasthaus Wischmeier in Friedewalde gegründet. Bis zu der nächsten Versammlung im Juni des Jahres, die in der Gastwirtschaft Deutsches Haus abgehalten wurde, hatten 25 Kameraden ihre Beitrittserklärung abgegeben. Den Vorsitz führte der Lehrer Otto Traue Nr. 3, der die Wehr ein Jahr lang bis 1926 führte.  

Neben der neu gegründeten Freiwilligen Feuerwehr, bestand noch ein Pflichtfeuerwehr. Von dieser wurde eine aus dem vorherigen Jahrhundert stammende Handdruckspritze übernommen. Es gab damals noch keine Hydranten, deshalb mussten die Bauern in Jauchetonnen das Wasser zur Brandstelle fahren. Damals musste das Wasser noch mit vorhandenen Ledereimern eingefüllt werden. Früher war es üblich, dass man einen Ledereimer für die Feuerwehr spendete, wenn man das zweite Mal heiratete.  

Alte Friedewalder Handdruckspritze im Einsatz

Das im Jahre 1910 gebaute Spritzenhaus auf dem Schulhof übernahm die Wehr als Unterkunft für ihre Spritze und die Geräte.  In diesem Spritzenhaus stand in einem Bereich auch der Leichenwagen. Damals war es üblich das es für jeden Ortsteil von Friedewalde Leute gab die den Leichenwagen kostenlos gefahren haben. Für die Galgenheide waren es beispielsweise „Boarn“ (Trölenberg). Die hatten extra schwarze Rappen. In Wegholm waren es „Diers“ (Bredemeier) und in der Kleiriehe „Bräms“ (Rathert) und der Hof von Walter Heinrich Vinke gehörte auch mit dazu.  

Früher fand, wenn jemand verstorben war die Aussegnung und Trauerfeier auf dem Hof statt. Die Leichenwagenfahrer mussten dann mit ihren Pferden zum Spritzenhaus und dort den Leichenwagen abholen. Anfangs bekamen die Pferde noch schwarze Schabracken umgehangen, wo nur die Augen und Ohren herausschauten. Aber dadurch wurden die Pferde sehr nervös, so dass man später davon absah.  

Mit den Leichenwagen wurde dann zum Hof des Leichnams gefahren und dort wurde dann der Sarg aufgeladen und im Schritttempo zum Friedhof gefahren. Vor dem Leichenwagen war damals der Posaunenchor und führte den Trauerzug an. Man sagte die Pferde spürten genau wenn sich ein Sarg auf dem Wagen befand, ab da wurden sie ruhiger. Die Trauergemeinschaft folgte dem Pferdegespann zu Fuß bis zum Friedhof. Nach der Beerdigung wurde der Leichenwagen dann wieder zurück ins Spritzenhaus gebracht. 

Hier eine Übersicht der Friedewalder Löschgruppenführer der vergangenen Jahrzehnte:

Im Juni 1926 wurde als erster Brandmeister der Wehr Wilhelm Niedringhaus Nr. 19 gewählt, der die Führung bis zum Jahre 1932 inne hatte. Im Jahre 1926 hatte die Wehr 63 Mitglieder zu verzeichnen. In den ersten Jahren ihres Bestehens war die Finanzlage der Wehr bestimmt nicht als gut zu bezeichnen. Die Kosten zur Beschaffung von Wehr und Ausrüstung musste die Wehr selbst tragen. Aus eigenen Mitteln wurde auch das Holz zum Bau eines Steigerturms beschafft, der an dem Platz errichtet wurde, wo heute das neue Gerätehaus steht. Auch wurde ein Gerätewagen angeschafft, der damals von der Firma JENZ gebaut wurde. Der Beitrag der Mitglieder war zu dieser Zeit auf 2 Reichsmark pro Jahr festgelegt worden.  

Im März 1928 wurde während einer Versammlung die Einteilung der Feuerwehr in einzelne Abteilungen vorgenommen. Die Steigerabteilung, Spritzenabteilung, Wasserabteilung, Bespannungsabteilung, Ordensabteilung, Sonderarbeiten und Gerätewart. Laut Versammlungsbeschluss vom 30. April 1928 erfolgte der Beitritt zum Amtsverband Petershagen.

Nach 1933 traten Änderungen im Feuerlöschwesen ein. Die Wehren des Amtverbandes wurden in Lösch- und Halblöschzüge eingeteilt. Die Wehr Friedewalde wurde der Löschzug 5 im Amtsverband Petershagen. Die bestehende Kapelle Musikverein Friedewalde, in der noch einige Mitglieder der Feuerwehr spielten, wurde nach einigen Verhandlungen mit der Kapelle ab 1. April 1930 von der Feuerwehr übernommen. Wiederum auf einer Versammlung am 29. Juni 1933 wurde ein Spielmannszug ins Leben gerufen, zu dem sich 14 Kameraden meldeten. Das Geld für die Instrumente in Höhe von 200 Reichsmark wurde vom Vorstand der Feuerwehr beschafft. 

Heinrich Wehking Nr. 15 übernahm von 1932-1936 die Wehr als Brandmeister. Am 11. Mai 1932 war es dann endlich soweit: Die Wehr konnte nun über eine Saug- und Druckspritze verfügen. Diese wurde von Mitgliedern der Wehr in Minden abgeholt. Auf dem Wege von Minden nach Friedewalde wurde die Gruppe in Stemmer unter freundlicher Mitwirkung der Feuerwehrkapelle Stemmer mit Musik ein Stück des Weges begleitet. Als erste große Veranstaltung wurde der Wehr die Ausrichtung des Amtsverbandsfestes am 27. und 28. Mai 1933 übertragen.  Die alte Handdruckspritze wurde im Jahre 1934 der Freiwilligen Feuerwehr Südfelde überlassen, als deren Gründung von Meßlingen erfolgt war.

 Nun folgte wieder ein Führungswechsel: Wilhelm Mohrhoff Nr. 29 übernahm 1936 als Brandmeister die Wehr, die er 20 Jahre lang führte. Im Jahre 1938 schaffte die Wehr Friedewalde eine neue TS 8 (Tragkraftspritze mit 800-1/min Förderleistung) an. 



Leider sagen die Unterlagen wenig über die Tätigkeit der Feuerwehr im 2. Weltkrieg aus. Nachdem viele Kameraden eingezogen wurden, hat die Freiwillige Feuerwehr mit der  Pflichtfeuerwehr zusammen die Tätigkeit weiter ausgeübt. Ende 1945 konnte die Wehr über ihr erstes motorisiertes Fahrzeug verfügen. Es war ein Wehrmachtswagen der Marke Steyer mit Allradantrieb aus dem 2. Weltkrieg. Dieser wurde später auf der alten Feuerwache in Minden umgerüstet und mit Blaulicht und Martinshorn versehen. 

Erstes motorisiertes Feuerwehr-Fahrzeug

Aus den Annalen geht hervor, dass 1946 20 Feuerwehrmänner dienstbereit waren. Eine Zeitlang später wurde auf dem vorhandenen alten Gerätehaus ein Schlauchturm errichtet. In dieser Zeit einen Schlauchturm zu besitzen, war damals schon etwas Besonderes. 

Eine weitere Besonderheit war, dass dort auch Übeltäter kurzfristig inhaftiert wurden. Vermutlich musste der ein oder andere Friedewalder dort gelegentlich zum Ausnüchtern hin. Da das Spritzenhaus neben der alten Dorfschule (heutige Heimatstube) stand, ergab sich der Umstand, dass Eltern die Drohung aussprechen konnten: “ Passiert das noch einmal kommst du ins Spritzenhaus!“ 

Altes Spitzenhaus mit Schlauchturm

1949 wurde eine Sirene angeschafft, die man beim Sattler Drees Nr. 20 installierte. Bis dahin mussten Hornbläser, die in Gruppen eingestellt waren, mit Fahrrädern die Alarmierung vornehmen. 

Am 14. Mai 1950 wurde das 25 jährige Jubiläum in Verbindung mit dem Amtsverbandsfest mit Ehrungen der Kameraden und einer Einsatz- und Schulübung gefeiert. 

Von 1956 – 1958 wurde die Führung der Wehr Wilhelm Seele Nr. 9 übertragen. Nach dessen Ableben hat Heinrich Franke Nr. 34 die Leitung der Löschgruppe Friedewalde übernommen, die er bis Ende 1967 inne hatte.  

Nach dreieinhalb Jahrzehnten hatte die Löschgruppe am 25. und 26. Juni 1960 ihren großen Tag: die Standartenweihe verbunden mit der 35 Jahrfeier der Löschgruppe. Die Weihe der Standarte erfolgte in einem feierlichen Akt durch Kreisbrandmeister Neidiger. Die Geldmittel zur Anschaffung der Standarte wurden hauptsächlich durch Spenden aufgebracht. 10 Kameraden erhielten die Ehrenurkunde aus der Hand des Bürgermeisters Röthemeier. 

Standarte der Freiwilligen Feuerwehr Friedewalde von 1960

Einige Monate später am 17. November 1960 folgte dann die Verbesserung der technischen Ausrüstung mit einer neuen TS 8 und einem VW Bulli als Gerätewagen. Anfang des Jahres 1961 wurde der Löschgruppe ein gebrauchter VW Bulli als Mannschaftswagen übergeben. 

Das 40 jährige Jubiläum wurde am 11. September 1965 im Saal Deutsches Haus gefeiert. Nach erfolgter Kranzniederlegung auf dem alten Friedhof, wurde die Ehrung der 25 erschienenen Gründer der Wehr durch Amtsbrandmeister Giese vorgenommen. 

Von Anfang 1968 bis Ende 1972 übernahm Wilhelm Witte Nr. 154 die Führung der Löschgruppe. Im Oktober 1971 wurde unter Vorsitz von Bürgermeister Röthemeier vom Rat der Gemeinde der Bau eines neuen Gerätehauses beschlossen. Mit dem Neubau wurde dann im Juli 1972 begonnen. Dank der vielen Eigenleistungen der Kameraden konnte man das Gebäude ziemlich schnell fertig stellen.

Am 1.12.1972 übernahm Friedhelm Kruse Nr. 67 die Löschgruppe Friedewalde. Höhepunkt des Jahres 1973 war der 15. Oktober. An diesem Tage wurde das neue Gerätehaus seiner Bestimmung übergeben. Der offizielle Einzug ins neue Gerätehaus fand am 19. Oktober mit einem kleinen Festakt unter Mitwirkung der Feuerwehrkapelle Wietersheim statt. Am 30. Oktober 1973 wurde die Löschgruppe mit einem gebrauchten Tanklöschfahrzeug TLF 16 ausgerüstet, welches wir von der Löschgruppe Petershagen erhielten. Dieses 19 Jahre alte Fahrzeug war noch 7 Jahre bei uns im Einsatz. 1975 war wieder ein Jubiläumsjahr. Am 28. und 29. Juni 1975 feierte die Löschgruppe Friedewalde ihr 50 jähriges Bestehen in Verbindung mit dem 3. Stadtfeuerwehrtreffen der neu gegründeten Stadt Petershagen. 

Da ab 1. Januar 1980 in der Ortschaft Friedewalde neue Straßenbezeichnungen mit neuen Hausnummern eingeführt wurden, wird unser Gerätehaus unter der neuen Bezeichnung Kleiriehe Nr. 18 geführt. 

Am 4.11.1980 wurde in Lahde der Löschgruppe Friedewalde ein neues Tanklöschfahrzeug TLF8 übergeben. Damit verfügt die Wehr über ein modernes und individuell einsetzbares Löschgerät. Es folgte am 20. Dezember 1980 die Übergabe eines VW Bullis als Mannschaftstransporter der durch freiwillige Spenden und von der Stadt Petershagen finanziert werden konnte. 

Im Juni 1994 übernahm Friederich Hoppmann die Führung der Löschgruppe Friedewalde, er trat die Nachfolge von  Friedhelm Kruse an, der 22 Jahre dieses Amt inne hatte. 

Der 9. September 1995 war ein historisches Datum für die Friedewalder Wehr mit der 70 Jahrfeier und Wilhelm  Schweitzer als letzten noch lebenden Mitbegründer, wurde die Friedewalder Jugendfeuerwehr gegründet und Stefan Brandt als Jugendwart eingesetzt.


Gründungsteam 1995 – Jugendfeuerwehr Friedewalde – Meßlingen

Jugendwarte der Jugendfeuerwehr Friedewalde -Meßlingen seit Gründung : 

195 – 2002 Stefan Brandt 
2002 – 2011 Michael Thielking
2011 – 2017 Stephan Heuer 
2017 – 2023 Jaqueline Jacob 
2023 – heute Jonathan Andres 

Jugendfeuerwehrtruppe 2025

Mitte der 90iger Jahre wurde in der Löschgruppe über einen Gerätehausanbau nachgedacht und geplant; im September 1997 wurde dies dann Realität. Mit Zuteilung der finanziellen Mitteln und der Bau-genehmigung konnte der Anbau beginnen. 

4800 Arbeitsstunden wurden von den Kameradinnen und Kameraden in ihrer Freizeit geleistet. Der Schulungsraum wurde vergrößert und neue sanitäre Anlagen wurden geschaffen. Das Gerätehaus wurde verklinkert und es wurden neue Tore eingebaut.

Am 23.10.1998 wurde mit einem Festakt im Gerätehaus die Einweihung des Anbaus gefeiert. Die Festredner mit Bürgermeister Thiele und Stadtbrandmeister Dietrich Mensing an der Spitze fanden lobende Worte für die geleistete Arbeit der Friedewalder Wehr.

Die Erweiterung des Gerätehauses in der Bauphase
Südseite nach Nachfertigstellung vom Anbau
Vorderseite vom Gerätehaus
Maurer im Arbeitseinsatz beim Maaß nehmen

Im Jahr 2000 fand die 75 Jahr-Feier der Löschgruppe Friedewalde statt. 2003 wurde der Gerätehausvor- platz gepflastert und 2004 wurden der Löschgruppe Schere & Spreizer für technische Hilfsleistungen Verkehrsunfällen von der Bürgermeisterin Marianne Schmitz-Neuland übergeben.

Im Jahr 2000 feierte die Löschgruppe Friedewalde ihr 75jähriges Bestehen

Von 2005 bis 2017 übernahm Stefan Brandt die Leitung der Löschgruppe Friedewalde. 

Die Löschgruppe Friedwalde hat als Besonderheit seit 2006 ein HLF 20 im Fuhrpark und damit einen von insgesamt 4 Rüstsätzen für Verkehrsunfälle im Stadtgebiet. Aufgrund des Rettungssatzes und des HLF20 erstreckt sich der Ausrückbereich in den Ortschaften Friedewalde, Südfelde, Meßlingen, Maaslingen und teilweise darüber hinaus. In besonderen Fällen wird die Freiwillige Feuerwehr Friedewalde auch in angrenzende Kommunen (Stemmer, Hille) alarmiert.

Am 16.07.2017 wurde die Kinderfeuerwehr in Friedwalde gegründet. Das Einzugsgebiet ist Friedewalde und Umgebung. Die Kinder sollen spielerisch an die Feuerwehr Aktivitäten herangeführt werden. Die Feuerwehrzwerge treffen sich jeden 2. Sonntag von 11 Uhr bis 12.30 Uhr am Gerätehaus in Friedewalde.
Anders als andere Freizeitaktivitäten ist es sogar kostenlos. 

Kinderfeuerwehrwartinnen seit Gründung: 
 
2017 – 2023 Lea Zimmermann 
2023 – heute Tamara Christiani 

Kinderfeuerwehrwartin Tamara Christiani mit den Feuerwehrzwergen

Seit 2017 ist Stephan Heuer Löschgruppenführer der Freiwilligen Feuerwehr Friedewalde. In der Feuerwehr hat sich in den letzten Jahrzehnten einiges getan. Einst lag der Schwerpunkt der Arbeit vornehmlich auf dem Löschen von Bränden, aber heutzutage besteht das Einsatzspektrum neben der Feuerbekämpfung oftmals aus technischen Hilfsleistungen wie zum Beispiel Rettungseinsätzen bei Verkehrsunfällen. 

Pro Jahr rückt die Löschgruppe zu ca. 20 bis 25 Einsätzen aus.  Die ca. 27 aktiven Mitglieder treffen sich jeden Donnerstag um 20 Uhr am Gerätehaus.  

Löschgruppe Friedewalde – Freiwillige Feuerwehr der Stadt Petershagen

Löschgruppe Friedewalde – Freiwillige Feuerwehr der Stadt Petershagen

Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Freiwilligen Feuerwehr Friedewalde findet dieses Jahr das Stadtfeuerwehrtreffen in Friedewalde statt. Gemeinsam mit dem Sportverein Freya Friedewalde, der sein 105jähriges Jubiläum feiert, wird eine Festwoche veranstaltet.

In den 100 Jahren ihres Bestehens hat sich unsere Feuerwehr zu einer Institution entwickelt, die mit ihren vielfältigen Aufgaben aus unserem Dorfleben gar nicht mehr wegzudenken ist.