Er hat es wieder getan

Deutscher Meister: Der Friedewalder Michael Reiner hat seinen Titel in Essen verteidigt. Foto: Jürgen Krüger

Essen/Friedewalde. Tennis ist seine Leidenschaft. Und als sich Michael Reiner im Jahr 2022 den Titel des Deutschen Meisters bei den Senioren M75 holte, war das als Qualifikant durchaus eine kleine Sensation. Und auch der 75-jährige Friedewalder sprach seinerzeit von “Einmaligkeit”. Doch jetzt hat er es wieder getan. In diesem Jahr trat Michael Reiner als Titelverteidiger an, war als Vierter der Deutschen Rangliste bei den 54. Nationalen Tennis-Hallenmeisterschaften von Deutschland für Seniorinnen und Senioren in Essen an Position zwei gesetzt – und wurde erneut Deutscher Meister.

“Ich war unheimlich gut drauf”

Dabei spielten im Vergleich zum Vorjahr viele 1948 Geborene mit. Das ist ein Jahrgang jünger als Michael Reiner, der 1947 geboren ist, und im September 76 Jahre alt wird. Dieses eine Jahr Unterschied kann sich durchaus bemerkbar machen. Michael Reiner, der viele Jahre für den TV Stemmer spielte und momentan für den Bückeburger TV aufschlägt, hatte schon im vergangenen Jahr angemerkt, dass die Titelverteidigung schwer werde. “Aber ich war unheimlich gut drauf, körperlich und mental. Ich war von Spiel zu Spiel motivierter, und das ist ganz wichtig für die kleinen Unterschiede, die es manchmal im Sport gibt”, erklärt der Rechtshänder die Grundlage seines erneuten Erfolges. Beim Hallenturnier in Essen erzielt er teilweise klare Siege.

Als gesetzter Spieler hat er in einem 64er Teilnehmerfeld in der ersten Runde ein Freilos. In der zweiten Runde lässt er Horst-Dieter Fischer (Jahrgang 1945) vom Ratinger Tennisclub keine Chance (6:1, 6:0). Doch die nächsten Gegner sind allesamt 1948 geboren. Im Achtelfinale hat es Michael Reiner mit dem Marienburger Franz Remy zu tun. Beim 6:4 und 6:2 muss er sich schon etwas mehr strecken. Im Viertelfinale trifft er dann auf Kurt Krämer vom TC Bamberg. Auch hier lässt Michael Reiner mit 6:2 und 6:0 nichts anbrennen. Damit erreicht er sein Minimalziel. “Ich wollte ins Halbfinale”, sagt er.

Der Gegner ist genervt

Doch ab dem Halbfinale muss Michael Reiner die Rolle tauschen. Jetzt ist er nicht mehr Favorit, sondern seine Gegner sind es. Zunächst Wilfried Siwitza vom TV Gahmen, aktuell auf Rang zwölf der Deutschen Rangliste. Gegen Linkshänder Siwitza hatte Michael Reiner bisher zweimal verloren. Der Friedewalder setzt voll auf seine läuferischen Qualitäten und ist damit erfolgreich. “Irgendwann hatte ich Oberwasser, aber das 6:3 und 6:3 hört sich glatter an als es war. Es war ein enges, spannendes Match”, beschreibt er den Einzug ins Endspiel.

Michael Reiner bezeichnet sich selbst als einen “variablen Spieler”, der sich auf seinen Gegner einstellt und seine Spielweise entsprechend anpasst. “Das ist ein Vorteil, dessen ich mir auch bewusst bin”, sagt er. Seine läuferischen Fähigkeiten sind dabei von enormer Bedeutung. Diese Eigenschaften werden dann auch im Endspiel zum Zünglein an der Waage. Sein Gegenüber Karl-Heinz Jakob, mit dem TC Wolfsberg Pforzheim immerhin Deutscher Mannschaftsmeister, wird mit zunehmender Spielzeit unruhiger. “Er war richtig genervt”, sagt Michael Reiner, der im Angesicht des Erfolges aber nicht übermütig wird (“Ein Anfängerfehler”), sondern das Match konzentriert mit 6:3 und 6:1 zu Ende bringt. “Ich habe mir nur gedacht: Das Eisen wird weich – schmiede weiter, schmiede weiter.” So bringt er seinen zweiten Deutschen Meistertitel unter Dach und Fach.

Vorbereitung: Radfahren als Naturschutzwächter

Michael Reiner ist im schleswig holsteinischen Itzehoe in eine Tennisfamilie hinein geboren. Seit 33 Jahren lebt er mit Ehefrau Gerlinde und Sohn Hendrik in Friedewalde am Kiefernwerg. Bis zu seinem Rentenbeginn hat er als Lehrer für Sozialwissenschaften und Physik an der Gesamtschule in Spenge unterrichtet. Beim TV Stemmer spielte Michael Reiner von Mitte der 1990er Jahre bis 2012 in verschiedenen Seniorenmannschaften und stieg bis in die Westfalenliga auf. Über den TV Espelkamp wechselte er zum TC Brackwede und spielte dort in der Regionalliga M65 und M70, das ist die höchste deutsche Spielklasse bei den Senioren. Vor sechs Jahren schloss er sich dem Bückeburger TV an.

Eine spezielle Vorbereitung auf die Deutschen Hallenmeisterschaften braucht der mit Idealgewicht ausgestattete 1,73 Meter große und 63 Kilogramm schwere Tennisspieler nicht. Für den Bückeburger TV spielt er die Winterrunde in der Regionalliga (M70), der höchsten deutschen Spielklasse in dieser Altersklasse. Als Naturschutzwächter des Kreises Minden-Lübbecke fährt er jeden Morgen nach dem Frühstück eine Stunde mit dem Fahrrad in und um Friedewalde herum, um nach dem Rechten zu schauen. Im Sommer schlägt er dann wieder für den Bückeburger TV in der zweithöchsten deutschen Spielklasse, der Nordliga, auf. Und im kommenden Jahr wird er wieder versuchen, seinen Titel in der Halle zu verteidigen.

3 thoughts on “Er hat es wieder getan

  1. Dein Erfolg ist mit zeitlicher Verzögerung bis in die Hauptstadt vorgedrungen.
    Hiermit wird dir der ideelle Lorbeerkranz um dein edles Haupt gewunden.
    Hochachtung, Bewunderung und konstante Gesundheit für die Titelverteidigung.
    Dorothee + Lutz

  2. ich habe es doch gewusst und an dich geglaubt!
    Herzlichen Glückwunsch!

  3. Einen herzlichen Glückwunsch in die Nachbarschaft.
    Liebe Grüße
    Uschi Borgmann

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