ver.di-Regionsvorstand zu Gast beim landwirtschaftlichen Lohnunternehmen

Eine Delegation des Regionsvorstand der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) war zu Gast bei dem Lohnunternehmen Kruse in Friedewalde. Ziel des Besuches war es, sich über Nahrungsmittel- und Energieproduktion in der heimischen Landwirtschaft zu informieren. Welche ökonomischen und ökologischen Herausforderungen gibt es an die Betriebe und welchen Stellenwert daran haben landwirtschaftliche Lohnunternehmen, so einige der Fragen.

Das Unternehmen LU-Kruse besteht in der jetzigen Form seit 1995. Seit damals wurden Arbeiten erstmals gewerblich ausgeführt. Kurze Zeit später wurde der erste Mitarbeiter eingestellt, der heute noch im Betrieb arbeitet. Heute sind mehr als zwanzig Mitarbeiter*innen ganzjährig beschäftigt, davon allein drei Bürokräfte, die im Rahmen der Komplettbewirtschaftung auch alle sogenannten „Cross Compliance“ relevanten Maßnahmen inklusive der Dokumentation übernehmen. Darunter versteht man die Verknüpfung der Einhaltung von EU-Vorschriften mit der, den Landwirten gewährten Unterstützung.

Besonders stolz ist die Unternehmensführung darauf, dass im Juli 2023 der erster Auszubildende seine Abschlussprüfung zur Fachkraft Agrarservice bestanden hat und weiterhin im Unternehmen bleiben wird. Insgesamt, so Betriebsleiter Henning Kruse wird im Unternehmen hoher Stellenwert auf die Qualifikation der Mitarbeiter*innen gelegt. Neben Landmaschinenmechanikern werden mehrere Meister und ausgebildete Fachkräfte beschäftigt. Deren Aufgabe besteht neben dem Bedienen und Führen landwirtschaftliche Maschinen und deren Pflegen und Wartung auch in dem Lagern und Konservieren von pflanzlichen Produkte. Außerdem beraten sie Kunden und vermarkten landwirtschaftliche Dienstleistungen.

Mit einem beeindruckenden Maschinenpark werden alle Arbeiten von der Bodenbearbeitung, der Aussaat, Pflanzenschutz und Düngung, Mähdrusch, verschiedene Arbeiten der Maisernte, von Zuckerrüben und Sonderfrüchten sowie auf dem Grünland angeboten. Mittlerweile gehört auch der gewerbliche Güterverkehr im Rahmen des Güterkraftverkehrsgesetz zum Angebot. Auf Wunsch wird eine Komplettbewirtschaftung angeboten, damit die landwirtschaftlichen Kunden den notwendigen Freiraum für betriebliche Schwerpunkte, zum Beispiel in der Viehhaltung haben.

Die ver.di-aner erfuhren, dass dabei eine schonende Bodenbearbeitung und die Reduktion des chemischen Pflanzenschutzes eine immer größere Rolle spielt. So erfolgt beispielsweise die Gülleausbringung direkt nach der Getreideernte als Stoppelsturz mit selbstfahrenden Geräten. Das ermöglicht hohe Flächenleistungen bei maximaler Stickstoffausnutzung durch die direkte Einarbeitung der Gülle. Statt rein chemischem Pflanzenschutz kommt ebenfalls vermehrt ein Hackgeräte mit optischen Systemen im Mais und Zuckerrübenanbau zum Einsatz.

Ausführlich wurde ein Fendt 942 Vario-Schlepper mit einem Güllefass der Firma Krude-Fahrzeugbau mit 30 Meter Gestänge und Bomech-Schleppschuh Technik vorgestellt. Die betriebsübliche GPS-Steuerung mit hoher Präzision durch die sogenannte RTK (Real-Time Kinematic)-Echtzeitkinematik ermöglicht eine Abweichung von wenigen Zentimetern auf den Flächen. Alle Daten werden schon während der Arbeit direkt in Tablets erfasst, wodurch alle notwendigen Daten unmittelbar zur Verfügung stehen.

Henning Kruse konnte mit seinem Fachwissen den Gewerkschafter ausführlich Rede und Antwort stehen, so dass sie einen Eindruck von moderner Landwirtschaft mit nach Hause nehmen konnten.

Ein gutes Beispiel für Naturschutz

Jahr für Jahr sterben Rehkitze durch das Mähen von Wiesen in der Landwirtschaft

Für die Maschinenführer ist es fast unmöglich, die Jungtiere zu erkennen. Denn sie springen beim Herannahen eines Traktors nicht auf und fliehen, sondern verstecken sich noch tiefer im Gras. Selbst wenn die Maschine nur wenige Meter an dem Versteck vorbeifährt.

Die Medien berichten dann immer wieder über die Möglichkeit der Rettung aus der Luft mit Drohnen und Wärmebildkameras.

Aber brauchbare Drohnen sind in der Regel recht teuer. Einfache Modelle beginnen ab 3.000 €. Zweckmäßige Geräte kosten leicht das Zehnfache. Darüber hinaus braucht es Übung, einen Dohnen-Führerschein und auch ein behördliches Kennzeichen.

Glücklicherweise wird in Friedewalde ein anderer Weg beschritten. Hier gibt es eine funktionierende Zusammenarbeit zwischen dem landwirtschaftlicher Lohnbetrieb Kruse GmbH und der Jägerschaft.

Eine kleinere Fläche sollte neu als sogenannte Buntbrache bestellt werden. Dazu musste der überjährige Bewuchs zunächst zerkleinert werden. Ein rechtzeitiger Anruf bei den Jägern und vor dem Beginn der Arbeiten wurde mit menschlichem und tierischem Einsatz die Fläche abgesucht. Mit Erfolg. Zwei Rehkitze konnten gefunden werden und mit der nötigen Vorsicht von der zu bearbeitenden Fläche entfernt werden.

Ein gutes Beispiel für die funktionierende Zusammenarbeit. Ein Lohnunternehmen, dass den Mähtod der Jungtiere verhindern möchte und Jäger, die sich insbesondere auch als Heger und Naturschützer verstehen. Beiden sei an dieser Stelle ausdrücklich Dank ausgesprochen.