Petershagen-Friedewalde. Quo vadis Friedewalde? Oder anders gefragt: Wo steht Friedewalde in 10 oder 20 Jahren?
„Weniger, älter und bunter. Mit diesen drei Worten lässt sich der demographische Wandel in Petershagen kurz und treffend umschreiben.“ Mindener Kurier 24.10.2014
Hinzu kommt die angespannte Haushaltssituation in der Stadt Petershagen (siehe Petershäger Anzeiger 12/2014: Stadt Petershagen vor dem finanziellen Aus!). Laut Kämmerer Dirk Breves muss alles auf den Prüfstand, um ein Haushaltssicherungskonzept noch abzuwenden.
Viele Menschen legen Wert auf eine gute ärztliche Versorgung, Einkaufsmöglichkeiten oder ein gutes Bildungsangebot am Wohnort. Wird dies nicht geboten, haben gerade ländliche Regionen mit dem Wegzug von Bewohnern zu kämpfen. Dies wirkt sich in hohem Maße auf die Immobilienpreise aus. Gehen in der Folge auch Angebote wie z.B. Bäckerei und die letzte Einkaufsmöglichkeit sowie Kindergarten und Schule verloren, setzt sich eine Negativspirale in Gang.
Wird auch Friedewalde immer mehr an Attraktivität verlieren, so dass bald niemand mehr nach Friedewalde ziehen möchte? Viel wichtiger ist die Frage: Wollen wir einer solchen Entwicklung tatenlos zusehen oder aktiv werden? Denn wir können dem etwas entgegensetzen: nämlich Dorfentwicklung durch bürgerschaftliches Engagement. Mit Engagement ist vieles möglich. Die Entwicklung in Friedewalde sollte deshalb aktiv von uns Bürgern selbst in die Hand genommen werden. Warum warten und auf was? Auf Zufälle oder auf die Politik?
Als Beispiel will ich hier das Dorf Otersen nennen:
„In den sogenannten strukturschwachen Regionen auf dem Land setzt sich häufig eine Abwärtsspirale in Gang. Menschen ziehen weg, Geschäfte schließen, ehemals betriebsame Dörfchen veröden. Und deswegen ziehen noch mehr Menschen weg. Das niedersächsische Dorf Otersen im Landkreis Verden stemmt sich gegen diese Entwicklung. Dort haben die Bewohner einen Dorfladen gegründet, in den sie selbst Arbeit und Zeit investiert haben – und sogar eigenes Geld. Und das Modell funktioniert.
Inzwischen hat der Ort geschafft, was noch in den 1980er-Jahren unmöglich schien: Er wächst wieder. Mittlerweile sind es 510 statt 400 Einwohner. Initiator Günter Lühning: „Die Hauptgründe waren eigentlich, dass es hier noch einen Kindergarten gibt, für junge Familien – und dass man hier den Dorfladen hat.“ http://www.ndr.de/info/sendungen/reportagen/otersen103.html
Unser Ausgangspunkt ist gut. Friedewalde ist nach der Anzahl der Einwohner die drittgrößte Ortschaft (1.714 EW) in der Stadt Petershagen – nach Petershagen (4.045 EW) und Lahde (3.526 EW). Des weiteren hat Friedewalde eine erstaunlich umfassende Wirtschaftsstruktur. Dennoch werden auch wir vor die genannten Herausforderungen gestellt werden. Und es wird einen Wettlauf geben zwischen den Ortschaften. Welche Ortschaft schafft es, den Herausforderungen etwas entgegenzusetzen? Wenn wir Friedewalder bürgerschaftliches Engagement zeigen, kann das entscheidend sein.
Die Standortsicherung und -qualität unserer Grundschule ist von enormer Bedeutung – für alle Friedewalder. Stirbt die Schule, stirbt auch das Dorf. Das ist keine hohle Floskel sondern ein Grundsatz, der durch Erfahrungen anderer Gemeinden bestätigt wird. Es gäbe dann für eine Familie mit kleinen Kindern einen wichtigen Grund weniger, nach Friedewalde zu ziehen. Und wenn die Familien fehlen, hat auch der Pastor keine Konfirmanden mehr, der Feuerwehr fehlt der Nachwuchs und der Sportverein findet nicht mehr statt. Dörfer, die funktionieren, haben Kindergärten und Schulen.
Ein Vorteil unserer kleinen Grundschule ist, dass sie eine stärkere Einbindung und Identifikation der Schüler mit der „Heimatregion“ ermöglicht. Die Kinder nehmen an regionalen Veranstaltungen teil und eine Kooperation mit ortsansässigen Vereinen und Institutionen ist gang und gäbe. Die Kinder werden so für ein aktives Leben im ländlichen Raum interessiert.
Dorfentwicklung lebt von den Ideen der Beteiligten. Dorfbewohner sind hierbei naturgemäß Experten in eigener Sache. Und Dorfentwicklung kann und soll auch Spaß machen.
Liebe Friedewalder, wohin soll es gehen? Soll unser Dorf ein attraktiver Lebensstandort sein oder nur Schlafdorf? Ich denke, wir haben es ein Stück weit selbst in der Hand.
Ein wichtiger Schritt ist die Informationsveranstaltung zur Dorfentwicklung am Donnerstag, 27. November 2014, 19:30 Uhr, im Gemeindehaus Friedewalde. Das Schwerpunktthema wird sein: Dorfladen. Von der Bereitschaft der Bürger hängt es ab, ob ein Gründungsprozess für einen Dorfladen eingeleitet werden kann.