Hohe soziale Kompetenz

Löhne-Mennighüffen. Regina Kruse-Mohrhoff, Anke Borgmann und Alexandra Mohrhoff waren an der Grundschule Mennighüffen-West und haben sich darüber informiert, wie jahrgangsübergreifender Unterricht praktisch abläuft. Hier ist ihr Bericht.

• An der Grundschule Mennighüffen-West gibt es fünf Klassen mit insgesamt 110 Schülerinnen und Schülern, davon sind zwei Klassen jahrgangsgemischt Klasse 1/2 und drei Klassen jahrgangsgemischt 3/4.

• An der Schule gibt es nur eine Klingel zum Pausenende. Morgens „öffnet“ die Grundschule um 7.45 Uhr und dann gibt es 30 Minuten „Gleitzeit“ in der die Kinder schon an bestimmten Freiarbeitsmaterialien in verschiedenen Räumen arbeiten können. Am Ende dieser Zeit tragen die Kinder aus Kl.3/4 selbständig in eine gelbe Mappe ein was sie gearbeitet haben und „bewerten“ sich mit bis zu drei Sternen (Selbsteinschätzung). Die Klassenlehrerin kann so regelmäßig kontrollieren woran die Kinder gearbeitet haben und gegebenenfalls lenken.

• Wir haben insgesamt an vier Unterrichtsstunden in den Klassen 3/4 hospitiert und waren überrascht, dass man keinen Unterschied zwischen den „Drittis“ und „Vierties“ bemerkt. Im Unterricht wurde sehr deutlich wie gut die Kinder in den verschiedenen Methoden vorbereitet waren. So erarbeiteten sie sich in der Deutschstunde in Kleingruppen einen Lesetext nach dem „Fünf-Schritt-Leseverfahren“. Nach Aussage der Klassenlehrerin ist ein regelmäßiges Methodentraining für die Arbeit im Jahrgangsübergreifenden Unterricht ein sehr wichtiger Baustein, der als Grundlage bereits in den Klassen 1/2 angelegt werden muss. An der Grundschule Mennighüffen finden regelmäßig (ein- bis zweimal pro Halbjahr) so genannte „Trainingsspiralen“ mit den Kindern statt.

• Auf unsere Frage nach den weiterführenden Schulen äußerten sich die Kollegen durchweg positiv, weil die Kinder schon mit einer guten Methodenkompetenz (und natürlich auch Lerninhalten) ausgestattet sind. Das Gymnasium würde dies lobend erwähnen und regelmäßig an Hospitationen in der Grundschule teilnehmen.

• In einer zweiten Stunde erteilte die Lehramtsanwärterin das Fach Sachunterricht, in dem sich die Kinder wiederum in Kleingruppen an Präsentationen zum Themenblock „Detmold“ (Ziel ihrer Klassenfahrt) arbeiteten. Auch hier wurde in den Gruppen eine Selbstreflexion der Kinder erwartet, die am Ende der Stunde in einem Abschlusskreis ausgewertet wurde. Die Kinder hatten sich zu Beginn ganz klare Ziele gesetzt und reflektierten (sehr ehrlich) ihre Ergebnisse in Form von Smilies.

• In der dritten Stunde durften wir eine Stunde Mathe in einer anderen Klasse3/4 sehen. In dieser Klasse unterrichtete eine Vertretungslehrerin, die bereits zehn Jahre Jahrgangsbezogen unterrichtet hatte. In einem Gespräch mit der Kollegin machte sie ganz deutlich, dass sie von dem System des Jahrgangsübergreifenden Unterrichts sehr überzeugt sei, es aber gerade zu Beginn Mehrarbeit für die Kolleginnen und Kollegen bedeutet. Da es aber an der Schule schon zehn Jahre Erfahrung gibt sei der Einstieg für sie nicht so schwer gewesen.

• Insgesamt herrscht an der Grundschule Mennighüffen -West eine sehr angenehme Atmosphäre durch das eingeschränkte Klingeln und den „Offenen Anfang“. Das motivierte und offene Kollegium arbeitet sehr individuell und kindorientiert, aber es gibt keine „Materialschlacht“. Das bedeutet dass die Klassen gemütlich und übersichtlich eingerichtet sind, es aber auch nur eine kleine Ecke mit Freiarbeitsmaterialien gibt, die die Kinder insbesondere im Offenen Anfang, aber auch bei „Leerlauf“ im Unterricht ganz selbstverständlich annehmen.

• Besonders ist die flexible Nutzung der angrenzenden Räume (Computerraum, Kopierraum und Flur) und für Kinder, die es besonders ruhig haben möchten gibt es in jedem Klassenraum Kopfhörer (Micky Mäuse) die sie sich nehmen können.

Fazit: Man muss das Rad nicht neu erfinden und man kann sich auch langsam auf den Weg mit den Kindern machen, indem man diese kleinschrittig aufbaut, zum Beispiel mit Methodentraining. Die Vorteile liegen ganz klar in der hohen sozialen Kompetenz, die man in den Klassen sofort spürte…jeder hilft ganz selbstverständlich und es gibt keine Meckerei bei äußerer Differenzierung. Wer Zeit hat sollte sich diese Schule anschauen und die positive Atmosphäre auf sich wirken lassen.