Friedewalde. Etwas verloren steht er schon da in seiner alten Jacke und dem verbeulten Hut, der Mann den sie in seiner Heimat Rumänien nur „Tatăl Ursul” – Vater Bär nennen. Wortkarg ist er zudem. Wäre da nicht seine Nichte Dr. Aliana Leonescu(42), wäre ein Gespräch wahrscheinlich von vorneherein zum scheitern verurteilt. „Mein Onkel hat nie geheiratet” erzählt Dr. Leonescu, „Keine Frau wollte seine Liebe zu den Bären teilen”.
Die Liebe zu den Tieren steckt in den Genen
Dr. Aliana Leunescu selbst, ist promovierte Tiermedizienerin, und hat vor mehr als 20 Jahren, mit einer Sondererlaubnis, an der Tierärztlichen Hochschule in Hannover studiert. „Damals habe ich ganz in der Nähe in Stadthagen gewohnt” erinnert sich Dr. Leonescu. Später dann noch ein Studium an der biologischen Fakultät der Universität in Sofia. Und nun kümmert sie sich im Auftrag der rumänischen Tierschutzorganisation „Urșii pentru Europă” um die Bären .
EU fördert mit 26 Mio. € die Umsiedelung von Bären
Ein Förderprogramm der Europäischen Union macht es möglich. Für die Auswilderung und Umsiedlung ehemals in Gefangenschaft gehaltener Rumänischer Bären, stellt die EU insgesammt 26 Mio.€ zur Verfügung. Ein Teil davon fließt in den nächsten sieben Jahren in unsere Region. Geld das die Stadt Petershagen, angesichts der knappen Haushaltslage, gut gebrauchen kann.
Gute voraussetzungen für die Umsiedlung
Der inoffizielle rumänische Leiter des Programms, Ciprian Dumitrescu, ist auf jeden Fall mit der Umgebung zufrieden. „Die Lage ist gut mit dem Wald und den offenen Flächen“ übersetzt seine Nichte. Auch das in dem FFH (Flora und Fauna Habitat) Gebiet gleich nebenan, nun keine Windräder mehr gebaut werden dürfen, sowie das die Deponie Polsche Heide eingezäunt ist, findet er ganz praktisch. „So können die Bären sich bei der Suche nach Nahrung nicht verletzen“.
Kaum Vorfälle mit Bären bei anderen Projekten
Auf die Frage, ob von den Bären keine Gefahr ausgeht, taut er ein wenig auf und antwortet: „Seit über 40 Jahren kümmere ich mich nun schon um die Bären, ein ähnliches Programm läuft schon seit 8 Jahren in den Karpaten. Dort hat es in der ganzen Zeit nur sieben Vorfälle mit Bären gegeben. Davon waren auch nur 2 gefährlich für die Bären.“ Tatsächlich sind die rumänischen Bären auch eher Leichtgewichte und bringen nur etwa 70-100 Kilo auf die Waage. Zunächst wird nur eine junge Braunbärin mit ihrem Jungen bei uns einziehen. 1 Monat später dann, folgt eine weitere Bärin sowie ein junges männliches Tier.
Wenig Einschränkungen für die Menschen
Auch wenn nach Ansicht Dumitrescu´s keine Gefahr besteht, Einschränkungen wird es dennoch geben. Denn während der ersten 14 Monate des Projektes, wird für die L770, sowie für die Lavelsloher Straße in Richtung Lavelsloh und die kleineren Straßen im Umkreis von wenigen Kilometern, eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Km/h geben. „Das der Wolf schon da ist, das ist gut“ freut sich Dumitrescu noch zum Abschied mit einem Lächeln.