Auf Nummer sicher: Arzt Volker Wittig impft hier Christel Koch. Es ist durchaus eine historische Szene am Freitag, 15. Januar 2021 um 10.47 Uhr. Fotos: Jürgen Krüger

Friedewalde. Mit ihren 74 Jahren weiß Christel Koch genau, was sie will. Eine Besprechung mit den Angehörigen sei nicht notwendig gewesen, sagt sie. “Ich möchte mit Corona nichts zu tun haben, deshalb lasse ich mich heute auch impfen. Da gehe ich auf Nummer sicher”, so die Bewohnerin des Alten- und Pflegeheims Kruse. Sie ist die erste, wahrscheinlich in der gesamten Stadt Petershagen, die gegen Covid-19 geimpft ist. An diesem Freitag, 15.Januar 2021, sind noch weitere 113 Personen in der Pflegeeinrichtung dran: alle Bewohner und 85 Prozent der Mitarbeiter, worauf Margitta Kruse, Geschäftsführerin des Alten- und Pflegeheims Kruse, sichtlich stolz ist.

Sie sieht genau hin: Medizinstudentin Hannah Wittig beobachtet, wie ihr Vater Volker eine Impfspritze aufzieht.

Tochter Hannah impft den Vater

Allgemeinmediziner Volker Wittig führt die Impfung, die den ganzen Tag dauern wird, durch. Der 61-Jährige hat seine Tochter Hannah mitgebracht. Die 21-jährige Medizinstudentin wird später ihren Vater impfen. “Die Impfung ist die Grundlage dafür, die Pandemie in den Griff zu bekommen”, sagt Volker Wittig. Die Argumente von Impfgegenern kann er nicht nachvollziehen. “Es gibt nur ganz wenige medizinische Gründe, eine Impfung nicht durchzuführen. Was Impfgegner ins Feld führen ist Kokolores”, sagt der Arzt.

In kleinen Fäschchen: Der Imfpstoff von BioNTech/Pfizer, hier im Kühlschrank des Alten- und Pflegeheims Kruse.

Volker Wittig lobt die Organisation

Der Imfpstoff von BioNTech/Pfizer war am Morgen aus Düsseldorf angeliefert worden. Per Express mit einem Sprinter, in den eine Kühlung verbaut ist. Bei Ankunft und Lagerung im Kühlschrank bleiben zwei Tage Zeit, um den Wirkstoff zu verimpfen. Zur Vorbereitung der Injektionsspritzen helfen neben Arzt-Tochter Hannah noch Margitta Kruse, die unter anderem ausgebildete Pflegefachkraft ist, und ihre Tochter Tabea mit. Die 26-jährige Gesundheits- und Krankenpflegerin (Bachelor of Science) hat die Impfaktion organisiert und fängt sich ein Lob von Volker Wittig ein. “Besser kann man das nicht vorbereiten”, sagt er. Eine Impfdosis enthält 0,3 Milliliter Impfstoff. Tabea Kruse hat einen exakten Plan ausgearbeitet, in welcher Reihenfolge die Impfung durchgeführt wird.

Teamarbeit: Margitta Kruse (von links), Hannah Wittig, Volker Wittig und Tabea Kruse bei der Vorbesprechung.

Bislang nur ein Corona-Fall

Dass das Alten- und Pflegeheim Kruse die erste Einrichtung in der Stadt Petershagen ist, die die Corona-Impfung durchführt, hat auch damit zu tun, dass es dort keine Corona-Fälle gibt. “Wir hatten in der gesamten bisherigen Pandemie-Zeit einen einzigen Corona-Fall und sind glücklich, dass wir eine Ausbreitung verhindert haben”, sagt Einrichtungsleiter Simon Kruse, Sohn von Margitta Kruse und Bruder von Tabea. Der 31-Jährige hebt die Disziplin und das Verständnis von Bewohnern und deren Angehörigen hervor. “Auch die Mitarbeiter haben dazu beigetragen, dass es zu keiner Ausbreitung bei uns im Haus gekommen ist. Wir sind stolz auf unser Personal”, lobt Simon Kruse. Das strenge Hygienekonzept habe sich bewährt. So würden zum Beispiel zweimal pro Woche Schnellests bei allen Bewohnern und dem Personal durchgeführt. Auch die Besucher müssten sich einem Schnelltest unterziehen und 15 Minuten auf das Ergebnis warten, bevor sie die Einrichtung betreten dürften. Die Heimleitung habe Kerneinlasszeiten von 9 Uhr bis um 11 Uhr und von 15 Uhr bis um 17 Uhr definiert und eine Terminvergabe eingerichtet.

Konzentriert: Hannah Wittig zieht Kochsalzlösung in die Spritze.

Noch sieben Tage Disziplin

Wenn die erste Impfung erledigt ist, brauchen Bewohner, Personal und Angehörige weitere Disziplin. “Erst nach etwa sieben Tagen gilt man als minimal geschützt”, erklärt Tabea Kruse. Diese Zeit wird Christel Koch auch noch überstehen. Genauso wie die zweite Imfpung in drei bis vier Wochen. Sieben Tage nach der zweiten Impfung ist von einer Immunisierung auszugehen. Die gebürtige Stadthagenerin, die in Wegholm und Südhemmern gewohnt hat, lebt seit gut drei Jahren im Alten- und Pflegeheim Kruse und fühlt sich hier geborgen. “Ein hervorragendes Heim”, lobt sie. Dennoch freue sie sich natürlich, wenn sie Besuch von Tochter Claudia sowie den Enkelkindern Verena (24) und Marlon (21) bekommt – wenn alles gut geht, auch gerne wieder mit einer festen Umarmung.

3 Gedanken zu „Kleiner Piks, großer Nutzen“
  1. Drei Daumen hoch mit Sternchen. Super Leistung aller Beteiligten. Friedewalde hat mal wieder die Nase vorn. Es lohnt sich, hier zu leben.

  2. Na endlich mal ne gute Nachricht in schlechten Zeiten. Ich gebe Volker Wittig recht. Die Impfgegner kann ich auch nicht verstehen. Auf meine Impfung freu ich mich schon sehr. Endlich ein Schutz vor dieser heimtückischen Krankheit.

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