Petershagen. Eine schnelle Internetverbindung ist vielen Bürgern wichtig, für Unternehmen ist eine flotte Datenleitung sogar ein Standortfaktor. Die Deutsche Telekom treibt derzeit nach eigenen Angaben „in verschiedenen Regionen den Breitbandausbau aktiv voran“. Dadurch könnten die Nutzer mit Übertragungsgeschwindigkeiten zwischen 50 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) und 100 Mbit/s im Internet surfen. Für Petershagen gilt das nicht. Der Ausbau sei für das Unternehmen nicht wirtschaftlich. So argumentiert jedenfalls die Deutsche Telekom, wie Oberamtsrätin Doris Lihra, Leiterin der Bauverwaltung bei der Stadt Petershagen, mitteilt. Hilfe könnte jetzt von der Bundesregierung kommen, die laut ihrer „Digitalen Agenda“ im Jahr 2018 flächendeckend in Deutschland das schnelle Internet fordert.
Gefälle zwischen Stadt und Land
Bei der Breitbandversorgung gibt es in Deutschland ein erhebliches Gefälle. Nach Angaben von Infrastrukturminister Alexandert Dobrindt (CSU) seien 80 Prozent der Stadteinwohner mit Breitband versorgt, aber nur 20 Prozent auf dem Land. Im Kreis Minden-Lübbecke sind fast die Hälfte (43,7 Prozent) der Haushalte technisch gar nicht in der Lage, über Breitbandtechnik zu verfügen. Während Minden (84 Prozent) und Bad Oeynhausen (77 Prozent) Ende 2013 einen Ausbau erfahren haben, schaut Petershagen mit seinen 29 Ortschaften in die Röhre. Da hilft es auch nicht weiter, dass man sich mit den Stemwedern und den Hüllhorstern das Leid teilt.
LTE hilft nur begrenzt weiter
Eine Alternative wäre die Mobilunktechnik LTE, dessen Abdeckung nach Angaben von Doris Lihra in der Stadt Petershagen bei rund 90 Prozent liegen soll. „Allerdings hängt die Übertragungsgeschwindigkeit im Mobilfunknetz auch davon ab, wie viele Nutzer gleichzeitig über einen LTE-Funkmast ins Netz gehen“, sagt die 57-Jährige. Einmal abgesehen davon, dass die Empfangsbereitschaft in Büro- oder Wohnräumen nicht die allerbeste ist.
„Letzte Meile“ das Nadelöhr
Von einem breitbandigen Internetzugang reden Experten, wenn die Übertragungsraten größer als 2 Mbit/s sind. Das technische Problem liegt in der sogenannten „letzten Meile“. Die Verkabelung von der Verteilerstation bis zu den Häusern besteht meistens aus zweiadrigen Kupferleitungen, die die Datenübertragungsraten begrenzen. Abhilfe könnten Glasfaserkabel schaffen, doch die Installation sei sehr teuer, wie die Telekomunikationsunternehmen verkünden. Eine Flächenkommune wie Petershagen wird aus Kostengründen deshalb vom Breitbandausbau ausgeschlossen. Das möchte die Bundesregierung nun ändern. Rund 20 Milliarden Euro, so Schätzungen, würde die volle Abdeckung Deutschlands mit schnellem Internet kosten. Finanziert werden soll die gigantische Investition unter anderem mit der Versteigerung von Funkfrequenzen. Ob sich das große Ziel allerdings in den kommenden zwei Jahren realisieren lässt, und ob dann alle Petershäger flott im Internet unterwegs sein werden, steht in den Sternen. „Ich würde mich jedenfalls über den Breitbandausbau freuen“, sagt Doris Lihra und spricht damit wohl auch den meisten Friedewaldern aus der Seele.