Friedewalde. Alfred Borgmann diskutiert gerne, auch kontrovers. „Das war schon immer so“, sagt der 69-Jährige, der bei der Kommunalwahl am 13. September 2020 nicht mehr für den Petershäger Stadtrat kandidiert, wohl aber erneut für den Kreistag Minden-Lübbecke. Dabei stellt sich der CDU-Politiker dem Votum der Bürgerinnen und Bürger in einem neuen Wahlbezirk mit der Nummer 20. So ist es auch zu erklären, dass ihn sowohl die CDU Petershagen als auch der CDU-Ortsverband Holzhausen II nominiert.
Alfred Borgmann ist Ur-Friedewalder und hat eine bewegende politische Geschichte hinter sich. Zunächst sitzt er für die Grünen von 1984 bis 1993 im Petershäger Stadtrat, ehe er 1994 die Partei wechselt und in die CDU eintritt. Im selben Jahr schafft er für die Christdemokraten den Sprung in der Kreistag Minden-Lübbecke, dem er seitdem angehört. Nach dem politischen Rückzug von Heinrich Wehking im Jahr 1998 gehört Alfred Borgmann auch wieder dem Stadtrat von Petershagen an. Für die Kommunalwahlen 2020 macht der Jung-68er nun den Weg frei für Jessica König. „Man muss jungen Leuten, die Verantwortung übernehmen möchten, dann auch die Chance geben und zur Seite treten“, begründet Alfred Borgmann seine Zurückhaltung.
„Man ist ja nicht alleine auf dieser Welt“
Auf Kreisebene habe sich eine ähnliche Lösung noch nicht ergeben. „Deshalb trete ich gerne noch einmal ehrenamtlich für die nächsten fünf Jahre an“, sagt Alfred Borgmann. „Ich habe das immer gerne gemacht, auch wenn es immer mal wieder Entscheidungen gibt, mit denen man selbst nicht gut umgehen kann. Aber, das ist nunmal so. Man ist ja nicht alleine auf der Welt.“ Ein Beispiel ist die momentane Diskussion um die Mindener Kampa-Halle. „Da hätte ich mir ein anderes Verhalten gewünscht. Wir haben wesentlich mehr Angebote in der Kampa-Halle gehabt als die Handballspiele von GWD Minden. Diverse Großveranstaltungen fallen jetzt weg, und auch der Schulsport hat die Kampa-Halle genutzt. Da hätte ich mir schon gewünscht, dass wir mit ein bisschen mehr Vernunft eine andere Lösung als die Schließung gefunden hätten. Mit einer ordentlichen Sanierung hätten wir alle Belange im Kreisgebiet abgedeckt und in Ruhe überlegen können, was wir noch brauchen. Eine Multihalle ist eine tolle Sache, keine Frage. Aber wir müssen sie auch finanziert bekommen. Man kann eben nicht alles, was man sich wünscht, auch umsetzen“. Bis zum Jahresende erwartet Alfred Borgmann eine Entscheidung. „Wir haben fünf Jahre über dieses Thema diskutiert.“ Der Ausbau des Glasfasernetzes, Kinder- und Jugendarbeit, Radwegeprogramm und Kreisstraßen sowie Müllentsorgung seien zudem weitere, momentan vorherrschende Themen.
„Die Entscheidung habe ich nie bereut“
Es mache ihm einfach Spaß, „über Dinge, die zu entscheiden sind, mit anderen zu diskutieren und Lösungen zu finden“. So beschreibt Alfred Borgmann seine Motivation, sich überhaupt politisch zu engagieren. Der gelernte Schriftsetzer (JCC Bruns) studiert in den 1970er Jahren Grafik und Design an der Fachhochschule Bielefeld. Die Idee, sich als Hausmann gleichzeitig um die beiden Söhne Guntram und Wolfram zu kümmern und sein Studium (damals natürlich ohne Internet) erfolgreich zu Ende zu bringen, lässt sich nicht verwirklichen. Er bricht das Studium ab und organisert Haushalt, Kinder und Garten, während seine Ehefrau Uschi als Erzieherin arbeitet und das Geld verdient. „Aus Naturschutzgründen“ engagiert sich Alfred Borgmann in 1980er Jahren politisch bei den Grünen, hadert aber insbesondere nach der Wiedervereinigung 1989 mit einigen politischen Ausrichtungen und Turbulenzen in der Partei und findet sein Glück 1994 bei der CDU. Alfred Borgmann: „Ich konnte mich ja auch dort für den Naturschutz einsetzen. Die Entscheidung habe ich nie bereut.“ Für die Christdemokraten ist Alfred Borgmann, der sich als „medien-affin“ bezeichnet, im Kreis Minden-Lübbecke zunächst für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Er findet, auch dank der Unterstsützung des ehemaligen Landrates Wilhelm Krömer, eine Anstellung bei der CDU-Geschäftsstelle, die er von 2006 bis zu seinem Ruhestand zehn Jahre später als Kreisgeschäftsführer leitet. „Das war eine spannende Aufgabe, die mir auch Spaß gemacht hat“, sagt er rückblickend. Und seine politische Reise soll am 13. September 2020 noch fünf Jahre länger dauern.
Kommunalwahlen 2020
- Am Wahlsonntag, 13. September 2020, gibt es vier Wahlzettel, zwei für den Kreis Minden-Lübbecke (Landrat und Kreistag) und zwei für die Stadt Petershagen (Bürgermeister und Stadtrat). Die Legislaturperiode beträgt für alle Ämter fünf Jahre.
- Neue Wahlbezirke: Aufgrund eines Urteils des Verfassungsgerichtshofes Nordrhein Westfalen vom 20. Dezember 2019 gibt es sowohl in der Stadt Petershagen als auch im Kreis Minden-Lübbecke neue Wahlbezirke, die in ihrer Größe (Anzahl der Einwohner und Wahlberechtigten) nicht mehr als 15 Prozent vom rechnerischen Mittelwert (Zahl der Einwohner/Wahlberechtigte geteilt durch die Anzahl der Wahlbezirke) abweichen dürfen.
- Im Kreis Minden-Lübbecke gibt es 30 Wahlbezirke, in der Stadt Petershagen 15 Wahlbezirke.
- Im Kreis gehört Friedewalde zum Wahlbezirk 20 (u.a. mit Eldagsen, Südfelde, Holzhausen II, Nordhemmern, Hartum, Südhemmern u.v.a.)
- In der Stadt Petershagen gehört Friedewalde im Wesentlichen zum Wahlbezirk 15, mit Ausnahme der Brandheide. Die gehört mit den Ortschaften Maaslingen, Meßlingen und Südfelde zum Wahlbezirk 14.
- Der Kreistag Minden-Lübbecke hat 60 Mitglieder und setzt sich zusammen aus den 30 Direktkandidaten und 30 Listenplätzen. Der Stadtrat Petershagen hat 30 Mitglieder und setzt sich zusammen aus den 15 Direktkandidaten und 15 Listenplätzen.
- Landrat und der Bürgermeister wählen die Bürgerinnen und Bürger direkt. Die Kandidaten für Landrat sind Anna Katharina Bölling (CDU), Ingo Ellerkamp (SPD), Siegfried Gutsche (Bündnis 90 / Die Grünen), Thomas Röckemann (AfD). Die Kandidaten für den Petershäger Bürgermeister sind Dirk Breves (CDU), Jens Wölke (SPD) und Lydia Behnke (AfD).
- Den Ortsbürgermeister stellt in der Regel die Partei, die im Dorf die meisten Stimmen bekommt.