Kreis Minden-Lübbecke/Friedewalde. Der landwirtschaftliche Kreisverband Minden-Lübbecke ruft in einem Schreiben seine Landwirte auf, bei den Vertragshändlern des Volkswagenkonzerns vorstellig zu werden und “Ihrem Ärger und Ihren Ängsten” Luft zu machen. “Getreu dem Motto: Andere Hersteller bauen auch schöne Fahrzeuge!” Hintergrund sei die Nachricht von Volkwagen gewesen, intern nachhaltiger zu werden und vorerst eine Betriebskantine des Automobilherstellers am Standort Wolfsburg auf fleischlose Produkte umzustellen. “Das hat im Berufsstand für ordentlich Unruhe gesorgt”, heißt es weiter in dem Schreiben, das von Kreislandwirt Rainer Meyer, seinen beiden Stellvertretern Joachim Schmedt und Stefan Schmidt sowie Kreisgeschäftsführer Holger Topp unterzeichnet ist.
Keine Currywurst mehr bei VW in Wolfsburg
In einer der Betriebskantinen von VW in Wolfsburg soll die “in aller Munde bekannte und unter Mitarbeitern beliebte” VW-Currywurst (nach Angaben des Kreisverbandes rund sieben Millionen Currywürste im Jahr 2019 aus der hauseigenen VW-Fleischerei) vom Speiseplan verschwinden. Die Bauern im Kreis Minden-Lübbecke sehen offenbar zusätzliche Probleme beim Absatz von Schweinefleisch und befürchten “enorme existenzbedrohliche Zustände auf unseren heimischen Betrieben. Das Vorgehen des Automobilherstellers könnte als Leuchtturm für andere Konzerne dienen und ist in keinster Weise zu akzeptieren”, so der Minden-Lübbecker Kreisverband.
“Das Schreiben ist Mist”
Dieser Aufruf könnte für Friedewalde bedeuten, dass sich die ortsansässigen Landwirte nun auf den Weg machten, um Annette Berane, Geschäftsführerin vom Autohaus Meier, den Kopf zu waschen, weil der VW-Konzern in Wolfsburg keine Currywurst mehr verkauft. Dazu wird es aber mit größter Wahrscheinlichkeit nicht kommen, denn der Vorsitzende des landwirtschaftlichen Ortsverbandes, Karl-Christian Ebenau, ist über dieses Schreiben einigermaßen entsetzt, genauso wie Ortslandwirt Christian Kruse. “Das Schreiben ist Mist. Es trifft doch die Falschen, denn die Vertragshändler werden doch von VW auch nur gegängelt. Was soll das denn bringen? Dass Annette Berane in Wolfsburg anruft und sich darüber beschwert, dass bei ihr zwei Landwirte vor der Tür stehen und sich über die Konzernzentrale beschweren?”, fragt Karl-Christian Ebenau rethorisch. Und Christian Kruse bezeichnet die Aktion, trotz der schwierigen Lage vieler landwirtschaftlicher Betriebe, als “hilflos”. “Das bringt doch nichts”, sagt er und fährt fort: “Ich denke, dass der Verbraucher mit seinen Kaufentscheidungen deutlich mehr Einfluss hat als die Betriebskantine von Volkswagen, geschweige denn Autohaus Meier.”