nach Texten von Jürgen Sturma und Thomas Salberg
Die Kirche hat wenigstens schon im 16. Jahrhundert bestanden. 1574 heißt es, dass der Pfarrer von Friedewalde bisher in Minden gewohnt habe und nun in Friedewalde eine Wohnung für ihn gebaut werden soll. Die Kirche in Friedewalde war eine Filialkirche von St. Marien in Minden. Außer Friedewalde gehörten auch Stemmer und Teile von Südfelde zum Kirchspiel. Christoph von Kannenberg auf Haus Himmelreich hat im Jahr 1667 die Friedewalder Kirche für 200 Reichstaler von der Mutterkirche St. Marien in Minden losgekauft. Damit ging das Patronatsrecht an die Besitzer des Hauses Himmelreich über.
Über das tatsächliche Alter der Kirchengemeinde in Friedewalde lässt sich nichts Bestimmtes sagen. Bauhistorische Untersuchungen haben beim Abbruch der alten Kapelle im Jahr 1853 nicht stattgefunden. Vermutlich ist die Entstehung der Kirche in Zusammenhang mit der mittelalterlichen Burg Friedewalde zu sehen, die in unmittelbarer Nachbarschaft lag. Die alte Kapelle hatte massive Umfassungsmauern und einen hölzernen Turm mit 2 Glocken. Der Raum unter den Emporen war sehr niedrig. In der kleinen Kapelle hatten etwa 500 Menschen Platz. Die Gemeinde brauchte zur Mitte des 19. Jahrhunderts einen Neubau. Die Verhandlungen treffen auf zahlreiche Hindernisse, besonders finanzieller Natur. König Friedrich Wilhelm IV. ist mit den bisherigen Plänen nicht einverstanden und beauftragt den Geheimen Oberbaurat Friedrich August Stüler einen neuen Plan zu unterbreiten.

Da aber der König von Preußen Patronatsherr der Kirche ist, fließen als Gnadengeschenk 6711 Taler in den Neubau zu dem am 19. Juli 1854 der Grundstein gelegt wurde. Die Gemeinde bringt den Restbetrag von 4389 Talern auf. Nach etwa 2 Jahren Bauzeit wird die neue Kirche am 25. September 1856 eingeweiht.
Bei dem Kirchenbau handelt es sich um eine dreischiffige Basilika. Die niedrigeren Seitenschiffe sind mit Arkaden im gotischen Stil zum Mittelschiff geöffnet. Während der dreiseitig geschlossene Chor ein Kreuzrippengewölbe hat, wurde das Mittelschiff mit einer Holzbalkendecke ausgestattet. 1928 wurde der hölzerne Dachreiter durch einen massiven Turm ersetzt, in dem sich Uhr und Glocken befinden, darunter auch eine 1666 gegossene Glocke.

Zu seinen bekanntesten Bauten gehören das Neue Museum in Berlin, die Akademie der Wissenschaften in Budapest oder das Nationalmuseum in Stockholm. Über 400 Kirchenentwürfe wurden in seinem Büro gefertigt – meist für Kirchen in Berlin-Brandenburg. So darf Friedewalde sich rühmen, dass seine Kirche von einem der berühmtesten Architekten seiner Zeit entworfen wurde.

Die heutige Kirche hatte zuerst einen Holzturm, bekam aber nach dem 1. Weltkrieg den heutigen gemauerten Turm mit drei Glocken. Fast sechshundert Gottesdienstbesucher finden in ihr Platz.

In dem Turm befand sich die Glocke der Vorgängerkirche aus dem Jahr 1666.
Am 2. Oktober 1949 erhielt die Kirche zwei neue Glocken. Für die Glocken war bereits einige Monate Geld gesammelt worden und es kam eine schöne Summe (6600 DM) zusammen. Die beiden Glocken wurden in der Glockengießerei zu Gescher bei Coesfeld hergestellt und mit dem Lastwagen der Reichsbahn in Friedewalde von der Post angeliefert. Danach wurden sie auf einen Gummiwagen umgeladen und in die Kirche gebracht.
Die große Glocke hat den Namen „St. Michael“ bekommen, was auf der vorderen Seite geschrieben steht. Auf der anderen Seite der Glocke steht „Friedewalde Minden Westfalen 1949 gestiftet von Christian Niemann, genannt Bönke“. Die große Glocke wiegt etwa 12 Zentner und ist auf den Ton g+4/8 gestimmt. Die kleinere Glocke wiegt 6,5 Zentner und ist auf den Ton b+4/8 gestimmt.
Am 27. November 1949 wurden die Glocken am 1. Advent geweiht und gläutet. Die zweite Glocke die vorher auf dem Kirchturm hing, hatte auch einen schönen Klang, aber sie war nicht das Eigentum von Friedewalde. Es stellte sich heraus, dass diese Glocke nach Holzhausen I an der Porta gehörte, wohin sie 1949 wieder zurückgebracht wurde.
Damit hat die kleine Glocke die schon im Jahre 1666 nach Friedewalde kam und 2,5 Zentner wiegt, zwei neue Glocken dazu bekommen. Die Stimmen der Glocken vereinten sich und läuten seitdem sonntags zum Gottesdienst.
Die kleine Glocke von 1666 (Inschrift Friedewalde) ist der Gemeinde immer erhalten geblieben. Die andere Glocke von 1742 wurde im zweiten Weltkrieg eingeschmolzen. Für diese dem Vaterland geopferte Glocke wurden die beiden neuen Glocken beschafft.
Vermutlich um 1880 wurden die Wände der ursprünglich innen weiß gestrichenen Kirche farbig bemalt.

Zum dreihundertjährigen Gemeindejubiläum wurde die Kirche 1967 renoviert und präsentiert sich seitdem im Zustand, wie wir ihn heute kennen. Die Wände sind wieder weiß wie im ursprünglichen Zustand.
Die Kanzel wurde niedriger, und das Altarbild von 1935 wurde ersetzt durch ein vom Mindener Künstler Hans Möhlmann geschaffenes Kreuz. Das 1967 entstandene Werk zeigt Christus am Kreuz als den, der die Gemeinde segnet.


Neben der Kirche besitzt die Kirche als weiteres Gottesdienstgebäude den Krummenhof in Stemmer, der 1812 erbaut wurde und 1991 bis 1992 renoviert wurde. Er wird für Gottesdienste, Trauungen und Taufen genauso wie für Trauerfeiern genutzt.
Chronologie der Pfarrer unserer Kirchengemeinde
1590 -1597 Georg oder Jürgen Haseloh
1598 – 1638 Johann Rohde
Johhann Döpking
Johannes Albinus (Weiß)
1639 – 1683/84 Johann Friedrich Hofmann
1685 – 1690 Johannes Titius
1690 – 1729 Johann Georg Meier
1729 – 1777 Georg Arnold Dalmer
1777 – 1794 Johann Gottlieb Fischer
1795 – 1803 Heinrich Ernst Rauschenbusch
1803 – 1807 Ludwig Arnold Gottfried Seippel
1807 – 1816 Ernst Wex
1817 – 1820 Franz Stoy
1820 – 1825 Franz Delius
1825 – 1827 Karl Heinrich Schnücke
1827 – 1842 Theodor von Coelln

Bevor Pfarrer Edgar Hartmann 1946 die Pfarrstelle übernahm gab es noch 2 Vertretungspfarrer


Seit Pfarrer Edgar Hartmann ging alles wieder seinen geregelten Lauf und es folgte ihm Joachim Hartmann auf die Pfarrstelle.





Heute hat die Kirchengemeinde etwa 1600 Gemeindeglieder, die auf einer Fläche von rund 28 Quadratkilometern leben. Sie reicht in ihrer größten Ausdehnung vom Stemmer Weingarten bis zum Forsthaus im Mindener Wald.
Sandstein-Friese aus der Burg „Haus Himmelreich“
Die an der Kirche befindlichen Sandsteinfreise befanden sich ursprünglich in der Wasserburg Haus Himmelreich. (Hyperlink zu Haus Himmelreich)
- Bild Vertreibung aus dem Paradies
- Bild Kain erschlägt Abel
- Bild Verlorener Sohn Teil 1
- Bild Verlorener Sohn Teil 2
Um 1880 wurde die Wasserburg abgerissen. Was noch verwertbar war, wurde hauptsächlich für den Straßenbau verwendet. Einige wenige Stücke blieben erhalten. Die Sandsteinreliefs wurden zunächst auf einem örtlichen Bauernhof verwahrt. Seit den 1931 sind sie außen an der Friedewalder Kirche angebracht. Dargestellt ist links die Vertreibung aus dem Paradies, der Brudermord Kains an Abel und auf der rechten Seite das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Der Künstler ist unbekannt. Im Zusammenhang mit dem Untergang des Hauses Himmelreiches könnte man das Werk noch einmal neu deuten: Dem Verlust des Himmelreiches (Vertreibung aus dem Paradies) wird die Geschichte Jesu entgegengestellt, wie Menschen wie der verlorene Sohn durch Umkehr zu Gott das Himmelreich wiedergewinnen können.