Von Beruf Feuerwehrmann: Der Friedewalder Felix Lohmeier, der hier an einem Tisch in seinem Haus in Niedernwöhren sitzt. Foto: Jürgen Krüger

Niedernwöhren/Friedewalde. Viele Kinder, die meisten davon wahrscheinlich Jungen, möchten später einmal Feuerwehrmann sein. Doch die wenigsten werden es. Das ist bei Felix Lohmeier anders. Der 31-Jährige hat sein Hobby zum Beruf gemacht: Er arbeitet bei der Berufsfeuerwehr in Hannover. Angefangen hat er bei der Löschgruppe Friedewalde und geht seitdem konsequent seinen Weg. Der ist bisweilen hart, denn Stellen bei den Berufsfeuerwehren sind rar und heiß begehrt, die Aufnahmeprüfung unfassbar schwer. Der Friedewalder, der heute mit seine Freundin Katharina in Niedernwöhren lebt, hat alle Hürden genommen. Am Ziel angekommen schwärmt er: „Für mich der schönste Beruf der Welt.“

Das erste Mal: Keiner da!

Felix Lohmeier weiß noch, als er im Alter von 17 Jahren das erste Mal zum Dienstabend (immer donnerstags) der Freiwilligen Feuerwehr Friedewalde geht. Nur ist an diesem Abend niemand da. „Ausgerechnet an dem Tag war Weihnachtsfeier“, sagt er rückblickend. Nur einer ist da: Friedhelm Kruse, Urgestein der Löschgruppe Friedewalde und selbst von 1972 bis 1994 Löschgruppenführer. „Er hat mir gesagt, ich soll auf jeden Fall nächste Woche wiederkommen“, so Felix Lohmeier. Das macht er auch und legt damit den Grundstein für seinen späteren Beruf. „Auch ich wollte als Kind Feuerwehrmann werden. Ein Bekannter meiner Eltern war bei der Berufsfeuerwehr in Minden, so dass erste Berührungspunkte schon früh entstanden sind“, sagt Felix Lohmeier.

„Man muss es ausprobieren“

Seinerzeit ist Stefan Brandt Friedewalder Löschgruppenführer, der ihn seinen Kameraden vorstellt. Nach ein paar Probediensten (zum Beispiel in Fahrzeug- und Gerätekunde oder Persönliche Schutzausrüstung) tritt er dann der Löschgruppe bei und besucht regelmäßig die Dienstabende. „Feuerwehren sind schon verschworene Gemeinschaften, wo die Kameradschaft viel zählt. Wenn man aber selber offen auf die Leute zugeht, dann wirst du auch offen empfangen. So war das in Friedewalde“, erklärt Felix Lohmeier und möchte gerade Kindern und Jugendlichen Mut machen. „Man muss es ausprobieren.“ Der Grundausbildung folgen in Modulweise weitere Lehrgänge bis zur vollen Einsatzfähigkeit. In seinem Fall bis zum Unterbrandmeister.

Bufdi bei Feuerwehr in Porta Westfalica

Felix Lohmeier ist in Friedewalde aufgewachsen. Seine Eltern haben ein Haus an der Straße „Zum Rhien“ gebaut. Den Kindergarten besucht er noch vor Ort, als Grundschule wählen seine Eltern aber die Domschule Minden. Von dort aus geht es zum Ratsgymnasium. Denn Vater Kurt Kluge und Mutter Ute Lohmeier arbeiten damals beide in Vollzeit, und in Minden wohnen seine Großeltern. „Das war für die Betreuung sehr praktisch, weil es damals noch keinen Ganztag gab“, erklärt er.“ Nach dem Abitur im Jahr 2013 absolviert Felix Lohmeier ein Bundesfreiwilligenjahr im Rettungsdienst bei der Feuerwehr Porta Westfalica. Und dort festigt sich der Wunsch, sein Hobby zum Beruf zu machen.

Eine Voraussetzung, um überhaupt als Bewerber für den Beruf des Feuerwehrmanns zugelassen zu werden, ist ein beruflicher Abschluss. „Eine bestimmte Schulausbildung allein reicht nicht“, sagt Felix Lohmeier. Da auch ein abgeschlossenes, technisches Studium zählt, entscheidet er sich für ein vierjähriges Studium zum Bauingenieur in Hannover, das er im Jahr 2018 mit dem Bachelor abschließt und ihn für eine Laufbahn im gehobenen Dienst qualifiziert. „Ich habe dann deutschlandweit nach Planstellen bei den Berufsfeuerwehren gesucht. Das war gar nicht so einfach, weil es nicht viele Stellen gibt. Man startet ja eine Beamtenlaufbahn“, erklärt er. In Deutschland gibt es gut 100 Berufsfeuerwehren, die in der Regel nur für Großstädte vorgeschrieben sind, wie Hamburg, Köln, Berlin, München oder Hannover.

300 Bewerber für zehn Planstellen

Es klappt dann in Köln: Sportprüfung und praktischer Test, Assessment-Center, psychologisches Gutachten. Beim Sporttest gibt es einen Katalog der Sporthochschule Köln mit 35 Übungen, von denen einige ausgewählt und bei der Prüfung abgerufen werden. Das sei von Stadt zu Stadt unterschiedlich. „Man kann sich ganz gut auf den Sporttest vorbereiten“, sagt Felix Lohmeier, der rund ein Jahr für die Vorbereitung braucht: Laufen, Schwimmen, Tauchen, Kraftübungen, Koordination, Zirkeltraining. In Köln muss er zum Beispiel einen 75 Kiloframm schweren Dummy in einer bestimmten Zeit über eine bestimmte Strecke ziehen. „Die Übungen an sich sind machbar. Es ist die Summe der Übungen, die man an einem Vormittag nacheinander absolvieren muss, die die größere Hürde darstellen“, erklärt er. Pro Übung gibt es in der Regel nur einen Versuch. Wer das nicht schafft, ist raus. Die anderen sind in der nächsten Runde: Assessment-Center, pschologisches Gutachten. „Wenn man die Sachen bestanden hat, kommt erst das eigentliche Vorstellungsgespräch“, sagt Felix Lohmeier. Seinerzeit in Köln gibt es zehn Planstellen für rund 300 Bewerber. Eine davon bekommt der damals 25-jährige Felix Lohmeier. Seine zweijährige Ausbildung in Köln beginnt im Juli 2019.

Kulturschock: Vom Dorf in die Karneval-Hochburg Köln

Einen kleinen Kulturschock habe er ja schon erlebt, als er von Friedewalde nach Hannover zum Studium zog. Das Leben in der Karneval-Hochburg Köln sei aber noch einmal etwas völlig anderes. „Bei uns kann man sich auch eine Stunde anschweigen und hat ein Gespräch geführt. Das geht im Rheinland überhaupt nicht. Eine ganz andere Welt“, beschreibt er. Die Berufsfeuerwehr Köln hat ihren Standort im Stadtteil Weidenpesch, nahe der Galopprennbahn. Felix Lohmeier kommt zunächst in Airbnb-Buden unter, lebt kurzeitig sogar im Hotel und bezieht irgendwann eine kleine Wohnung. Zwei Jahre dauert die Ausbildung für den gehobenen Dienst, wobei die Grundausbildung körperlich sehr anspruchsvoll ist. „Da ist man abends fertig“, wie Felix Lohmeier zugibt, aber auch sagt: „Das macht auch richtig Spaß, weil wir in einer Gruppe sind, in der jeder das gleiche Ziel hat und wir uns gegenseitig unterstützen.“ Sich auszupowern, habe aber auch seinen Reiz. „Das ist sicherlich eine Typfrage: Den ganzen Tag im Büro zu sitzen, wäre nichts für mich“, sagt der 1,79 Meter große und 75 Kilogramm schwere Feuerwehr-Profi.

Hilft beim Stadtfeuerwehrtreffen mit: Ein gut gelaunter Felix Lohmeier. Foto: Jürgen Krüger

Felix Lohmeier spekuliert früh mit Hannover, doch dort muss erst einmal eine Planstelle frei sein. Nach zwei weiteren Jahren bei einer Feuerwache in Köln ist es soweit, und seit Januar 2023 arbeitet Felix Lohmeier nun bei der Berufsfeuerwehr Hannover, die ihren Sitz im Stadtteil Roderbruch hat. Mittlerweile ist er Brandoberinspektor, die nächste Stufe wäre Brandamtmann. Er arbeitet in 24-Stunden-Diensten mit jeweils acht Stunden Arbeitszeit, acht Stunden Bereitschaftszeit und acht Stunden Ruhebereitschaft. Er ist Wachabteilungsleiter einer rund 30 Mann starken Truppe. Nur 90 Sekunden Zeit (Richtwert) bleibt den Feuerwehrmännern zwischen Alarm und Ausrücken. Wie alle Feuerwehrmänner hat auch Felix Lohmeier einen LKW-Führerschein.

„Den ersten Toten vergisst man nicht“

Die Einsätze bei der Berufsfeuerwehr unterscheiden sich teilweise enorm von denen einer Freiwilligen Feuerwehr, wie die Löschgruppe Friedewalde. Gibt es dort im Jahr vielleicht 20 Einsätze pro Jahr, so seien es in Hannover ungefähr fünf Einsätze pro Schicht. Wobei sich insbesondere die Art unterscheide. Felix Lohmeier spricht bei Einsätzen der Freiwilligen Feuerwehr Friedewalde von „echten Einsätzen, wo wir meistens die Ersteintreffenden sind“. Der klassische Großstadteinsatz sei zum Beispiel das Auslösen von Brandmeldeanlagen oder Türöffnungen bei medizinischen Notlagen. Was war sein bislang prägenster Einsatz? So genau könne er das gar nicht sagen. Nur so viel: „In Friedewalde hatten wir relativ viele Verkehrsunfälle, die alle für sich genommen irgendwie tragisch sind. Und den ersten Toten vergisst man nicht.“ Feuerwehrleute bauten in den Jahren ein persönliches Schutzschild auf, um schlimme Ereignisse nicht mit nach Hause zu nehmen. „Sonst ist man in dem Beruf falsch“, sagt er.

Als Helfer beim Stadtfeuerwehrtreffen

Hin und wieder schaut Felix Lohmeier, der übrigens hervorragend Gitarre spielt, bei den Dienstabenden der Löschgruppe Friedewalde vorbei, aber aufgrund der unregelemäßigen Dienstzeiten bei der Berufsfeuerwehr eben nicht regelmäßig. „Leider viel zu selten. Ich wäre gerne häufiger da“, sagt er. Auf jeden Fall werde er mit dabei sein, wenn das Jubiläum des 100-jährigen Bestehens der Löschgruppe Friedewalde gefeiert wird und das Stadtfeuerwehrtreffen am Wochenende 24./25. Mai 2025 auf dem Sportplatz an der Grundschule stattfindet. Dafür habe er Urlaub eingereicht und werde sich als Helfer zur Verfügung stellen. „Da, wo ich gebraucht werde.“

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