Text von Jürgen Sturma
Die Burg in Friedewalde wird im 14. Jahrhundert zum ersten Mal erwähnt. Man muss aber davon ausgehen, dass die Burg wesentlich älter ist, denn sie sicherte den Zugang zum Mindener Wald, der seit dem Ende des 10. Jahrhunderts dem Mindener Bischof gehörte. Die Burg war gemeinschaftliches Eigentum des Bischofs von Minden und der Stadt. Es gab Zugbrücken, Graben, Tore, massive Gebäude und eine Wassermühle. Zur Burg gehörten die Einkünfte aus den Abgaben der Bauern und auch eigene Ländereien. Da sich der Bischof von Minden als Landesherr und der Rat der Stadt Minden selten einer Meinung waren, kam es häufigen Konflikten, die sich auch in der Geschichte der Burg abbildeten. Besonders im 15. Jahrhundert häufen sich die Nachrichten über Auseinandersetzungen und Vergleiche, da sich die Stadt zum protestantischen Glauben gegen den Bischof bekannt hatte. Sowohl von der Stadt, als auch vom Bischof wurde die jeweilige Hafte der Burg an verdiente Männer als Lehen ausgegeben, was den Frieden auf der Burg nicht befördert hat. Der bischöfliche Anteil geht 1526 an den Drosten des Fürstentums Minden, Rudolf von Holle. Er beschließt sich räumlich von der Burg abzusetzen und baut ein befestigtes Haus etwas weiter westlich an der Ösper, das ihm aber die Mindener kurzerhand zerstören, weil es ihnen zu dicht an ihrer eigenen Burg liegt. Dem Sohn Georg von Holle gelingt dann der Bau eines großartigen befestigten Schlosses etwa 150 m von der Burg entfernt, die seit dem die Alteburg genannt wurde.
Ende des 17. Jahrhunderts verkauft die Stadt Minden die Alteburg mit allen Gebäuden, Ländereien und Einkünften an die Familie von Becquer. 1697 ist Moritz von Becquer Besitzer. Zu dieser Zeit müssen die Wohngebäude auf der Alteburg noch einen sehr repräsentativen Charakter gehabt haben, wenn auch die Befestigungen schon verfallen waren. 1748 gehörten zum Gut Alteburg 245 preuß. Morgen Länderei, 82 Morgen Zehntländerei, die Hude (Viehweide) auf der Großen Heide, eine Schäferei, das niedere Jagdrecht, das Recht Torf zu stechen und das Bau- und Brennholz aus dem Mindener Wald zu holen. Die Familie von Becquer pflegte gute nachbarschaftliche Kontakte zu den benachbarten adeligen Gütern und Familien.
Zum Ende des 18. Jahrhunderts übernimmt die Familie von Bessel, Verwandte der von Becquers, die Alteburg. Die Gebäude werden nicht mehr zu Wohnzwecken genutzt und 1793 wird auf dem Burgareal ein neues Verwaltergebäude gebaut. Die Friedewalder brauchten ein neues Pfarrhaus. 1818 verkauft die Familie von Bessel das Burggelände mit dem Haus an die Kirchengemeinde für 1150 Taler. Das Gut Alteburg mit seinen Rechten und Pflichten und den Einnahmen aus Friedewalde hat aber mindestens bis 1881 bestanden. Ende des 19. Jahrhundert lässt Pastor Münter den Burggraben zuschütten. Als 1912 die Alteburg für den Neubau des Pfarrhauses weichen muss, ist ein interessantes Kapitel der Friedewalde Geschichte zu Ende.