Rodungskreis Minden-Lübbecke

Offener Brief von Hille und Alfred Dotschkal

Dieses ist ein offener Brief an Herrn Lutz Freiberg, Leiter von Dezernat 4 – Bauen und Umwelt des Kreises Minden-Lübbecke Wir bitten das Mindener Tageblatt, in Bezug auf den Artikel “Gesund und abgeholzt?” vom 27.2.2019 zu Aussagen von Frau Aden diesen Brief als Leserbrief abzudrucken und zusätzlich auch online zu stellen. Vielen Dank im Voraus.

zusätzlicher Verteiler: Mindener Tageblatt, Lokalredaktion Willi Traue, Landschaftswächter des Kreises Minden-Lübbecke (in Papierform) Alfred Borgmann Wolfgang Riesner Thomas Salberg, Pfarrer im Kirchenkreis Stemmer-Friedewalde

Sehr geehrter Herr Freiberg, mit Interesse haben wir die Stellungnahme von Frau Aden, Leiterin des Bau- und Planungsamtes, im Artikel des Mindener Tageblattes vom 27. Febr. 2019 “Gesund und abgeholzt?” zur Kenntnis genommen. Besonders überrascht hat uns die Aussage, das am Kreisradweg nicht mehr als 150-200 Bäume abgeholzt wurden, die allesamt krank und morsch waren oder falsch gestanden haben (Frage: Standen die Bäume falsch, weil sie am Kreisradweg standen und nicht mehr der Verkehrssicherheit genüge getan haben, z.B., wenn jemand mit superhoher Geschwindigkeit mit dem Fahrrad über den Radweg brettert?)

Weshalb auch das Gebüsch, das nicht nur ein Sicht-, Wind- und Sonnenschutz für die zahlreichen Läufer und Radler auf dem Kreisradweg darstellt, radikal bis auf den kahlen Boden gerodet wurde, erschließt sich uns nicht. Hier muss man besonders an die zahlreichen Kleinlebewesen, wie beispielsweise Vögel, Bienen, Schmetterlinge, Hasen, denken, die hier ihren Unterschlupf fanden. Zudem wurden Weidenkätzchen, die ja bekanntlich das erste wichtige “Bienen-Brot” sind, total gerodet. War da nicht etwas mit “unter Naturschutz stehen”?

Meine Frau und ich haben uns gestern aufs Rad gesetzt und die (neueren) Baumstümpfe auf dem Kreisradweg gezählt – nach dem Prinzip, wo heute ein Baumstumpf ist, stand vor Kurzem noch ein Baum. Wir haben in Friedewalde-Wegholm bei Firma Jenz begonnen und sind bis Todtenhausen gefahren, wo der Kreisradweg unterhalb der Brücke der B61 (Bremer Straße) in die Weserauen mündet. Auf dieser Strecke haben wir 962 Baumstümpfe !!!!! gezählt. (Busch- und Strauchstumpen wurden natürlich nicht mitgerechnet) Die Bäume sind in diesem und im letzten Jahr gerodet worden.

Natürlich kann man, wenn man auf dem Rad unterwegs ist und nach links und rechts schaut, auch den einen oder anderen Baumstumpf übersehen oder doppelt zählen. Als Beispiel haben wir ein Foto einer Baumformation beigefügt: diese Formation haben wir gesamt nur als einen Baustumpf gezählt! Für die Berechnung der geforderten Neuanpflanzungen sind wir bereit, von NUR 850 Baumrodungen auszugehen – obwohl wir eher der Meinung sind, einige Baumstümpfe bei der Zählung übersehen zu haben.

In Bezug auf die Forderungen vom Landschaftswächter, Herrn Willi Traue (der übrigens nicht in diese Rodungsarbeiten mit einbezogen wurde) und von meiner Person, dass für jeden gefällten Baum 5 Neuanpflanzungen (Willi Traue) und ich mindestens eine 1-zu-1-Anpflanzung am Kreisradweg fordere, schlage ich den Kompromiss 1:3 vor: für jeden gefällten Baum drei Neuanpflanzungen!
Wir freuen uns auf mehr als 2500 Neuanpflanzungen am Kreisradweg!

Sehr geehrter Herr Freiberg, es ist uns bewusst, dass u.a. aus Sicherheitsgründen Baumschnittarbeiten, Rückschnitte von Sträuchern und Büschen und – in Einzelfällen – auch Bäume komplett abgesägt werden müssen. Pflegearbeiten machen wir in unserem Verantwortungsbereich auch. Uns ist auch bewusst, dass die Pflegearbeiten auf kommunaler Ebene etwas anders aussehen, als im privaten Bereich. Aber müssen es diese – nicht nachvollziehbaren – Kahlschnitte bis zum Grund von Sträuchern und Büschen sein? Sind diese 962 Baumrodungen am Kreisradweg WIRKLICH erforderlich gewesen?

Sehr geehrter Herr Freiberg, wir laden Sie ein zu einer Radtour oder Fußbegehung des Kreisradweges von Friedewalde bis Todtenhausen. Vielleicht beteiligen sich an dieser Begehung auch Lokalreporter des Mindener Tageblattes als “Neutrale Instanz”. Dann können wir die Differenz zwischen 150-200 und 962 gefällten Bäumen gemeinsam ausräumen und die Kahlschläge bei den Büschen und Sträuchern begutachten. Sie bekommen – als Bonbon – zusätzlich die Gelegenheit, ein Stück des Radweges von etwa 1 km Länge in seiner Ursprünglichkeit zu genießen. In diesem Abschnitt sind zwar Bäume zur Rodung schon gekennzeichnet, aber man hat die Rodung noch nicht durchgeführt – ich vermute aus Zeitgründen. Natürlich ist der Genuss im Mai noch schöner, wenn Büsche und Bäume in sattem Grün stehen.

Wir haben von den Rodungsarbeiten diverse Fotos gemacht, die ich gerne komplett auf einer CD und/oder – mit einigen ausgewählten Fotos aus Gründen der Dateigröße (16,5 MB) – als PDF Datei, z.B. als Download über Internet oder alternativ als Ausdruck auf dem Postweg zur eigenen Begutachtung zur Verfügung stellen kann.

Diese radikalen Rodungen des Unterholzes und die massiven Baumfällarbeiten am Kreisradweg erschließen sich uns nicht. Alle reden vom Klimawandel und Schüler und Studenten demonstrieren für den Erhalt ihrer Zukunft. Wie will man den jungen Leuten diesen Irrsinn, den wir als ältere Generation verzapfen, überhaupt erklären?

In Erwartung einer positiven Antwort zu einer gemeinsamen Aussprache in einem größeren Kreis – auch mit Teilnahme des MTs – und Diskussion über die weitere Vorgehensweise bei zukünftigen “Naturpflegearbeiten und Sicherung der Verkehrssicherheit” im Kreisgebiet und den notwendigen Neuanpflanzungen (z.B. am Kreisradweg) verbleiben wir

mit freundlichen Grüßen

Hille und Alfred Dotschkal

Schlüts Kamp 14 32469 Petershagen Tel.: 05704 1511