Volkstrauertag 2020 – ein Gedenktag?

Heute ist Volkstrauertag.

Vor fünfundsiebzig Jahren endete der II. Weltkrieg.

Heute knüpfen wir viele Fragen daran. Wie haben die Menschen die Zeit um das Kriegsende empfunden? War es eine Niederlage oder doch eher eine Befreiung? Und wie sah der Alltag in diesen dunklen Stunden aus?

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. geht dieser Frage nach und erinnert alljährlich an die Kriege der Welt und deren Folgen.

Am 17. November 2019 begann Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier seine Rede zum Totengedenken anlässlich der zentralen Gedenkveranstaltung mit den Worten:

„Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.

Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren.“

2020 ist vieles anders. Gedenkveranstaltungen, wie wir sie auch aus Friedewalde kennen, finden nicht statt. Kränze werden in aller Stille niedergelegt. Menschen, die die Greultaten an Andersgläubigen, anderen Nationalitäten oder an Behinderten leugnen haben sich in die Reihen der Corona-Leugner und Querdenker eingereiht.

Und trotzdem fällt fünfundsiebzig Jahre nach Kriegsende auf, dass es nicht nur dem Volksbund, nicht nur den Kirchen und den Friedensinitiativen wichtig ist, an die Toten zu denken.

Auch in Friedewalde sieht man Menschen, die Gestecke niederlegen, innehalten im stummen Gedenken. Was ist die Motivation dahinter? Denn diese Menschen haben die Toten in aller Regel nicht mehr persönlich gekannt.

Das Todesjahr ist bekannt, es steht ja auf den Gedenkkreuzen. Aber oft wissen sie nicht einmal, wo sie gefallen sind. Oder man wusste gerade noch, dass der Tod in der Schlacht am Dnepr eintrat, einem Fluß, der durch drei Länder verläuft von Kiew bis zum Schwarzen Meer.

Und trotzdem halten sie die Erinnerung wach. Weil die Toten in jungen Jahren in den Krieg musste und ihr Leben für uns geopfert haben. Vielleicht, weil sie zusammen mit der Schwester, Kriegerwitwe des ersten Weltkrieges ein Haus gebaut haben, in dem die Familie heute noch lebt.

Diejenigen, die man die Vätergeneration nennt, die, selbst noch halbe Kinder in den Krieg mussten, schwer verwundet das Kriegsende erlebten, oder in langjähriger Gefangenschaft, die haben über die näheren Umstände in der Familie kaum gesprochen.

Das auch heute noch an diese Menschen gedacht wird, wird uns Mahnung sein und darum werden wir auch in Zukunft Gedenkveranstaltung am Volkstrauertag durchführen, wenn die Corona-Krise eines Tages vorbei ist.