Erhalt kleiner Dorfschulen wichtig

Offener Brief von Helma Owczarski zur Diskussion um  die Verbundpartnerschaft der Eldagser Grundschule mit der Friedewalder Grundschule

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Freunde, sehr geehrte Beteiligte,
da ich am 06.04.2014 in einem offenen Brief an Eltern, den Bürgermeister und an alle Ratsmitglieder  meine Position zu kleinen Dorfschulen im Grundschulbereich bekundet habe, den Entschluss der Aufhebung des ursprünglichen Konzeptes unterstützt habe, und den Anstoß zu  einer Kooperation mit der Eldagser Grundschule gegeben habe, muss ich  mich an dieser Stelle nochmal äußern.

Da mir in der politischen Arbeit ein aufrichtiger, ehrlicher aber auch sachlicher Umgang mit dem Bürger  und Themen-/ gesellschaftlichen Entwicklungen wichtig ist,  bin ich entsetzt über den derzeitigen Verlauf.Hier scheint es nicht mehr um die sachliche Auseinandersetzung mit einem Thema  des Zukunftskonzeptes von Dorfschulen zu gehen, sondern um persönliche  Empfindlichkeiten.Schade, denn das wiederum wird  gravierende  Konsequenzen haben, die vielleicht einigen nicht bewusst sind.

Bei dem folgenden“ Brainstorming“ handelt es sich selbstverständlich um meine Meinung, die ich auf Grund einer  langjährigen Erfahrung als Mutter / Pädagogin / und Ratsvertreterin meines Wahlkreises vor der Verwaltung / äußere……

Pädagogisch gesehen ist der Erhalt kleiner (Dorf)-Grundschulen wichtig, weil Kinder in dem Alter den behüteten Rahmen brauchen,  um ihre Persönlichkeit zu entwickeln, bevor sie in die Sekundarstufe in ein größeres Umfeld/ System wechseln, das für  die Differenzierung  nötig ist.           Immer größere Anforderungen an die  erzieherischen Lerninhalte,  stärkerer Auffälligkeiten im Konzentrationsbereich und  letztendlich die bevorstehende Inklusion sprechen für ein Konzept zum Erhalt der  kleinen Schulen.

Die Inklusion ist (europäisches )Gesetz … und wir werden umsetzen müssen, was andere Länder (u.a. Skandinavien)  schon lange getan haben. Und so fremd ist das auch hier nicht,  denn die Laborschule in Bielefeld arbeitet schon jahrelang – erfolgreich- einfach anders!

Das allerdings verlangt Flexibilität  und Umdenken von u.a.  Eltern und Lehrkräften. Ein kleiner Weg in diese Richtung ist der jahrgangsübergreifende Unterricht. Wer nicht bereit ist diesen zu gehen, wird an der Inklusion scheitern.

Nebenbei seien noch die weiten Wege, die Kosten des Bustransfers und das Zerbrechen dörflicher Gemeinschaften ins Blickfeld zu rücken. Junge  Familien ziehen dorthin,  wo sich Schulen in unmittelbarer Nähe befinden.  Ist das nicht mehr gegeben bekommen wir „überalterte Regionen“ mit aussterbender Tendenz. Dabei ist gerade das naturnahe dörfliche Leben für die Entwicklung unserer Kinder /Enkelkinder so wichtig.

Aus diesen Gründen bitte ich alle Beteiligten nochmals sachlich ihre Entscheidung  zum Wohle aller Kinder und der ortsnahen Entwicklung zu überdenken.
Zum Abschluss  möchte ich noch ein wenig politisch werden.Nachdem die Zahlen der demografischen Entwicklung auf dem Tisch lagen, gab es ein Konzept von der Verwaltung zur Schulentwicklung…. „drei Schulen (rechts/ links/nördl. Mitte ) –  und Schluss“.   Die Eltern der Kinder in Wasserstraße haben sich leider nicht schnell genug zu Wort gemeldet, mit dem Ergebnis und dem Beschluss des Rates zur Schließung der Schule. Die Kinder haben jetzt einen Weg bis zu 15 km und die Dorfgemeinschaft, vor allem die Familien und Vereine bangen um den Erhalt der  Turnhalle / der dörflichen Kulturgemeinschaft.

Friedewalde hatte zu diesem Zeitpunkt die Initiative „kurz&gut . Ohne dessen  Arbeit die Friedewalder Schule nicht mehr bestehen würde. Denn die Fristen zur Anmeldung von Schülerzahlen und rechtlich abgeklärten  Konzepten sind längst abgelaufen.

Nur der unermüdlichen Initiative betroffener Eltern und Bürger ist es zu verdanken, dass die Stadt von „ihrem Konzept“  abgegangen ist, die  Ideen und Vorschläge der Bürger ernst genommen hat und trotz der Vorgaben der Bezirksregierung  und etlichen Gegenstimmen im Rat, einen demokratischen Prozess mit Bürgerbeteiligung zugelassen hat.

Ich bin erst  eine Legislaturperiode (4 Jahre) im Rat, aber meines Wissens nach, hat es das in diesem Umfang noch nicht gegeben und wird es bei einem Scheitern sicherlich nicht wieder geben!
Ich denke, es wird in Zukunft Vorgaben von der Verwaltung geben, man wird Fristen einhalten, Konzepte umsetzen, ohne umfangreiche Bürgerbeteiligung.
Kreative Lösungsansätze bleiben unberücksichtigt, kleine Dorfschulen  die langfristig ihre Schülerzahlen nicht sichern können, werden geschlossen. Viele Eltern werden ihre Kinder auf dem Weg zur Arbeit (in den meisten Fällen in Minden) zur Schule bringen. Die Schließung der Friedewalder Schule, wird nicht automatisch eine Sicherung der Eldagser Schule bedeuten (ganz im Gegenteil). Die Schülerzahlen werden  in der Region Petershagen weiter sinken und die Zahlen der Familien, die sich in unserem Bereich niederlassen auch.
Aber das kann ja ganz bequem sein, und vor allen Dingen ruhig!

Mit freundlichen Grüßen
Helma Owczarski
(Mutter, Oma, Lehrerin und Ratsfrau für Petershagen und Eldagsen)
Feuerschicht 7
32469 Petershagen